Er sagt in der Schule immer "er kann es nicht"!

Hallo zusammen,

mein Sohn ist vor 2 Wochen in die 5. Klasse einer Realschule gekommen.

Nun komme ich gerade vom ersten Elternabend und als ich mich zum Schluss noch kurz mit der Lehrerin unterhalten habe, sagte sie mir, dass ihr aufgefallen sei, dass mein Sohn sehr schnell sagt "er kann es nicht" und sich dann auch nicht weiter damit beschäftigt und anscheinend auch den Unterricht stört. Sie meinte nun, dass sie sich Sorgen macht, was Arbeiten und Tests angehen.

Nun ist es so, dass er dasselbe immer schon in der Grundschule gesagt hatte, seine Arbeiten aber immer gut bis befriedigend ausgefallen sind (fast ohne lernen, da er mir oft gar nicht gesagt hatte, dass sie eine Arbeit schreiben oder ich es kurz vor knapp erfahren habe)!
Wir hatten auch die Realschulempfehlung von der Lehrerin bekommen.

Jetzt mach ich mir natürlich Sorgen. Er braucht viel Aufmerksamkeit und Lob und man muss ihn in seinem Selbstwertgefühl unheimlich stärken. Er kann es nämlich, traut es sich aber selbst nicht zu!

Was kann ich denn noch tun damit er endlich das Gefühl bekommt, es doch zu können und zu schaffen oder zumindest es zu versuchen und nicht gleich aufzugeben? ???

Bin gerade echt fertig und ratlos!!!
Ich hoffe sehr auf eure Tipps!!!

Liebe Grüße
Melanie

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Hallo Melanie,

wir haben mit unserem Sohn ein ähnlichs Thema.
Auch er behauptet ganz oft er kann etwas nicht und hält sich selbst für sehr schlecht.
Lob kommt nur bei ihm an wenn es wirklich übermäßig betont wird.

Er macht jetzt seit drei Wochen Karate und selbst nach der kurzen Zeit stelle ich fest, dass sein Selbstbewusstsein immer die nächsten zwei bis drei Tage nach dem Kurs viel größer ist als sonst. Dann flaut es wieder ab. Meine Hoffnung ist groß, dass sich durch diese Sportart sein Selbstbewusstsein dauerhaft stärkt.
Vielleicht ist das eine Idee.

Liebe Grüße
Sunny

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Bei meinem Sohn war das auch ein Problem, allerdings haben wir dieses Verhalten ziemlich gut in den Griff bekommen. Er ist jetzt in der 3. Klasse. Mich wundert etwas, dass das schon so lange so geht.

Loben ist gut, aber es muss authentisch sein.

"Ich kann das nicht", darf keine bequeme Ausrede sein, um Mitleid zu erhaschen und die Arbeit zu verweigern. Verweigert mein Sohn die Mitarbeit, muss er Zuhause nacharbeiten. Es muss nicht perfekt sein, es darf falsch sein, es muss nichtmal vollständig sein, aber verweigern ist nicht. Er soll Fragen stellen und um Hilfe bitten, wenn er keine Idee hat. Er kann alleine knobeln, Pausen machen, heulen, aber er muss sich mit der Aufgabe auseinandersetzen.

Wird die Aufgabe angegangen und ist ehrliches Bemühen erkennbar, wird gelobt.

Arbeitsverweigerung kommt nur noch selten selten vor. Er hat gelernt, dass er genug weiß, um die meisten Aufgaben zu lösen und dass es oft hilft, wenn jemand anders nochmal erklärt.

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Liebe Melanie,
ich finde Du machst es genau richtig und hörst auf seine "Signale"!
Kein Kind stellt sich von sich aus hin und behauptet "Ich kann das nicht" - das "Kind" sendet definitiv ein Signal.
Unserer ist zwar erst in der vierten Klasse - aber wir hatten (ich will ja nichts verschreien...) ein sehr ähnliches Problem. Noch dazu kommt bei Euch die Umstellung der Schule und Umgebung - und wahrscheinlich stellt er in diesem Alter vieles - wie auch sich selber in Frage.
Wir haben dann begonnen, ihn auf kleine, ja kleinste Erfolge hinzuweisen und ihn zu bestätigen, dass er dies oder das "kann" oder durchgehalten hat! Z.B. dass er konzentriert seine Hausaufgaben/ einen Teil seiner Hausaufgaben gamcht hat,oder wir er eine Situation geklärt hat oder ähnliches - das Erreichen kleinster Erfolge haben wir zum Anlaß genommen, ihn zu bestätigen in dem Sinne, dass er es doch kann! Wir haben ganz bewußt den Blick darauf gelenkt, was er "durchgehalten" hat (und weg von dem, wo ihm das "Durchhaltevermögen" fehlte) - damit er die Chance hat, ein positives Selbstbild von sich zu entwerfen. (z.B. hat er sein Leben lang - auch in der Schule behauptet, er kann nicht malen - und plötzlich malt er ein sehr detailliertes und farbenfrohes Bild und brabbelt vor sich hin: guck mal, wie schön ich malen kann...wir waren so stolz auf ihn, wie er diese Krise gemeistert hat und über sich hinaus gewachsen ist!)
Bei uns hat das super (auch schnell) geholfen - und wir konnte die Ebene des superdetaillierten Blickes zügig wieder verlassen.
Probier es aus, vielleicht hilft es ja!
Alles Liebe