Keine Lust auf Lesen

Hallo,

angesichts der Frage weiter unten von einer Mutter, die einen 8jährigen hat, der Bücher VERSCHLINGT, frage ich mal, was ihr so macht, wenn eure Kinder (Jungs) so gar keine Lust aufs Bücher lesen haben....

Mein Sohn ist zwar erst 7,5 Jahre alt und in der zweiten Klasse, aber lesen interessiert ihn so gar nicht. Sein neuer Klassenlehrer ist zwar hoch motiviert und animiert die Kinder fast minütlich, sich für Bücher und das Lesen zu begeistern, er drängt die Kinder geradezu , Antolin zu machen und gibt übers Wochenende immer ein Buch zu lesen auf - aber mein Sohn sagt nur "zwingen kann der mich nicht".
Und das, obwohl wir hier ALLES voll mit Büchern haben, ich und mein Mann haben sicher an die 1000 Bücher wenn nicht mehr und im Kinderzimmer stapeln sich geschätzte 300 Kinderbücher....vorlesen findet er ja auch ganz klasse, wir lesen aktuell Harry Potter Teil 2, aber selber lesen...er sieht da so gar keinen Reiz! Ich hab in dem Alter schon begeistert alles verschlungen, was ich kriegen konnte und ich sehe bei meiner Tochter (erst 5), dass das mal so ähnlich wie bei mir wird....
Aber wie motiviere ich meinen Sohn? Oder wird ihm das Lesen durch das ganze Motivations-Gehabe des Lehrers und mein Drängen ("hast du schon was gelesen? Du weißt, lesen ist wichtig!") total verleidet?

Mein Sohn ist ansonsten gut in der Schule und kann auch ganz gut lesen. Er ist selber übrigens ein sehr guter Geschichten-Erzähler...aber lesen....
K.

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Es fällt sicher schwer, aber ich würde versuchen, mich zusammenzureißen und kein großes Thema daraus zu machen.

Wenn man von allen Seiten zu etwas gedrängt und genötigt wird, wozu man keine Lust hat, schaltet man doch erst recht auf stur und blockt ab... kennst Du das nicht von Dir selber?

Meine Tochter hat in den Weihnachtsferien der zweiten Klasse zum ersten Mal freiwillig und von sich aus gelesen. Bis heute (10 Jahre, 5. Klasse) sind es immer nur Phasen von maximal ein paar Wochen, in denen sie freiwillig und gern liest - meist eher im Winter, spätnachmittags/abends, wenn sie nicht so lange draußen bleiben darf.

Hauptsache ist doch, er KANN gut lesen.

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Lass ihn doch immer wieder, wenn du ihm etwas vorliest, ein kleine Stück selbst laut vorlesen. Ihr lest dann abwechselnd, er eine Seite, du dann vielleicht 2 Seiten...

Oft sind die Erstlesebücher nicht spannend genug für 2. Klassler, spannende Bücher aber dann wiederum viel zu anstrengend beim Lesen. Wenn ihr euch beim Vorlesen abwechselt, liest er eben auch das, was ihn interessiert, kommt im Buch vorwärts und versteht auch immer, um was es gerade geht. Das ist nämlich auch oft ein Problem. Die Kinder verstehen oft nicht so genau, was sie gerade lesen, weil sie noch zu sehr mit dem Lesen selbst beschäftigt sind und gerade längere Texte noch nicht voll erfasseen können.
Und so macht Lesen dann natürlich keinen Spaß.

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Hallo,

bei uns war es ähnlich. Ich selber lese sehr viel und gerne. Meine Tochter hat es geliebt, vorgelesen zu bekommen, sie konnte ganz gut lesen, hat aber freiwillig höchstens mal zwei Seiten gelesen. Antolin hat sie gar nicht gereizt, sie hat nicht mal reingeguckt. Dann hat sie auf einmal jetzt in den Sommerferien angefangen Bücher zu lesen - ganz von alleine. Sie ist jetzt in die 4. Klasse gekommen.

Manchmal hilft auch einfach nur abwarten oder vielleicht auch akzeptieren, dass nicht jeder gerne liest. Wichtig fand ich immer zu wissen, meine Tochter KANN lesen und es nicht daran lag.

Ich würde ihn nicht versuchen zu drängen oder immer wieder darauf hinweisen. Ich könnte mir vorstellen, dass er dadurch nicht mehr Lust auf Lesen bekommt. Die Motivation zum Lesen muss ja sowieso von innen, also von ihm selber kommen. Wie war das so schön: Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht ;-).

LG Jokie

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Meiner Erfahrung nach ist der Versuch, ein Kind zu zwingen, das so ziemlich Dümmste, das man tun kann.

Wir haben vier Schulkinder. Zwei davon verschlingen jedes Buch, das sie in die Hände bekommen, vergessen darüber schon mal zu essen - oder noch besser - das Schlafen. Die beiden anderen sind das genaue Gegenteil. Gut, bei unserem Großen ändert sich das im Moment so ein bisschen, er hat das letzte halbe Jahr mehr gelesen, als in den vergangenen acht Jahren zusammen. Aber Frau Tochter (zweite Klasse) findet, dass das pure Zeitverschwendung ist und überhaupt ist ihr das zu blöd. Was sein muss, bitte, das liest sie, aber kein Wort mehr.

Menschen sind einfach unterschiedlich und nicht jeder hat dieselben Interessen. Natürlich ist lesen wichtig, aber es geht ja wohl hier um die Freizeitgestaltung. Da sollten Kinder selbst entscheiden dürfen, finde ich.
Ob es einen Unterschied macht, ob zu Hause gelesen wird oder nicht, na, ich bin mir da nicht sicher. Unsere Kinder sind ja nun alle im selben Haushalt aufgewachsen, bekommen (fast) alle noch vorgelesen, was auch immer so war, Bücher gehören zu unserem Alltag. Trotzdem können zwei nicht so wirklich viel damit anfangen. Macht ihnen keinen Spaß, ist so.

An deiner Stelle würde ich mich nicht verrückt machen. Wenn er - auch sinnentnehmend - lesen kann, ist doch alles gut. Mir hat es echt in der Seele weh getan, dass unser Großer nie lesen wollte, aber ich musste es irgendwann akzeptieren. Ich habe ihn gelassen und auch nur ein paar Jahre warten müssen, bis das Interesse jetzt mal so langsam von alleine kommt. #augen

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Huhu,

Versuch es mal mit Beast Quest. Das ist unanstrengend zu lesen wg großer Schrift und die Bücher haben eine dicht gepackte Handlung. Mein Sohn hat da teilweise mehrere an einem Tag gelesen.

Eine weitere Alternative ist ein ebookreader (kindle gibt es ab 49€). Darauf kann man die Schriftgröße und Zeilenabstand auch von Büchern wie Harry Potter so einstellen, dass Leseanfänger damit gut zurechtkommen. Auch dicke Bücher kann man problemlos in der Hand halten, und ein ebookreader hat sicher auch einen Coolnessfaktor.

LG

Hanna

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Hallo,

unsere Tochter (2. Klasse) hatte erst keine Lust zum Lesen, weil es ihr zu anstrengend war.
Wir haben trotzdem eine Viertelstunde täglich unter viel Gemurre mit ihr gelesen, und zwar Pixi-Bücher, weil ihr die Erstlesebücher schon zu viel waren. Irgendwann ist der Knoten geplatzt, und sie hat sich von alleine ein Erstlese-Buch geschnappt.

Aber die Erstlesebücher sind in der Regel leider ziemlich öde, während die anspruchsvolleren Bücher den Kindern noch zu schwierig sind.

Ich denke, die Kinder müssen beim Lesen lernen erstmal über den Punkt, wo es anstrengend und langweilig ist, hinaus kommen, um Spaß daran zu entwickeln. Aber andererseits denke ich, dass Kinder, die sich gerne vorlesen lassen, grundsätzlich Spaß an Geschichten haben, und auf Dauer auch gerne selbst lesen werden.

Daher würde ich Deinen Sohn an Eurer Stelle schon zwingen, zehn Minuten oder eine Viertelstunde pro Tag laut zu lesen, damit er über diesen Punkt kommt.

Unsere Tochter liest jetzt Bücher der zweiten Lese-Stufe "offiziell" und vorgestern hat sie mir offenbart, dass sie das nächste Kapitel in den Drei !!! schon selbst gelesen hat. Interessant daran ist, dass sie immer noch sagt, sie könne das nicht alleine lesen, und ich soll weiter vorlesen und ausserdem fände sie die Drei !!! gar nicht wirklich spannend. Das muss man nicht verstehen... #kratz

Ich habe in dem Alter übrigens auch schon ganz andere Bücher verschlungen, aber manche Kinder brauchen anscheinend etwas mehr Zeit, um Spaß am Lesen zu entwickeln.

LG

Heike

7

Hallo,

im Prinzip ist es egal, WAS sie lesen, es sollte sie interessieren, dann lesen sie auch - meine Meinung.

Bei meinem Sohn waren es Fischerzeitschriften, Comics, Galileo Genial-Hefte und Greg's Tagebücher, die seine Leselust antrieben. Jetzt liest er sehr viel und gern.

Meine Tochter ist im gleichen Alter wie Dein Sohn und im Moment ködern wir sie noch mit Büchern, die sie uns vorlesen "darf" vor dem Zu-Bett-Gehen. Hier liegt ihr Augenmerk noch im länger Aufbleiben, das ist uns durchaus bewusst. ;-) Aber wir bleiben dran.

LG
Karin

8

Hallo,

wenn meine Mama mir Harry Potter vorlesen würde, würde ich auch die "dämlichen Erstlesegeschichten" nicht lesen wollen :-)

Harry Potter vorgelesen zu bekommen ist da doch viel schöner :-)

Ich habe das Vorlesen eingestellt als meine Tochter in die Schule kam. Die ersten Wochen haben wir noch zusammen gelesen, aber seitdem liest sie alleine.

Ich würde das Vorlesen langsam einstellen. Allerdings ist es wohl auch eine schwierige Situation dann für ihn. Er findet Harry Potter toll, diese Bücher würden ihn noch weit überfordern und die üblichen Erstlesegeschichten langweilen ihn wohl.

Ich kann meine Tochter immer zum Lesen motivieren wenn wir im Bücherladen oder in der Bücherei sind und sie sich selbst Bücher raussucht. Wir gehen allerdings wegen MIR dorthin und während ich mir ein Buch raussuche, schaut sie mehr aus Langeweile bei den Kinderbüchern und da findet sie immer ein Buch das auf den ersten Blick interessant ausschaut. Würde ich sagen, dass wir in die Bücherei wegen ihr gehen, hätte sie auch keine Lust :-)

LG janamausi

9

Hallo

Wir haben die gleiche Situation (nur eine fast 8-jährige Tochter). Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht.

Mein Mann und ich verlassen das Haus nicht, ohne den jeweils aktuellen Roman mitzunehmen ;-).

Wir lesen unserer Tochter schon seit Jahren dicke Schmöker vor.

Selber lesen ist nicht aber nicht ihre liebste Beschäftigung und die Ausdauer ist in der Regel gering. Ich glaube, diese Erstlesebücher langweilen sie fürchterlich. Ab und zu entwickelt sie etwas Antolin-Ehrgeiz (gerne mit den Bilderbüchern vom kleinen Bruder ;-)).
Aber wir lassen sie, denn sie liest eigentlich ganz ordentlich und die Lehrerin ist sehr zufrieden. Ich hoffe halt einfach, dass der Knoten irgendwann platzt und sie das "richtige" Lesen für sich entdeckt.

Liebe Grüsse
Paula