4.Klasse - Zeit und Leistungsdruck bei Tests, Arbeiten - schlechte Noten trotz Wissen

Hallo,

wir machen uns Sorgen um unsere fast 10 Jahre alte Tochter. Sie geht in die 4. Klasse einer Thüringer Grundschule.
Mit Fleiß und und unserem "Elternauge" hatte Sie im Endzeugnis der 3. Klasse alles zwei. Dafür habe ich als Mutti aber viel mit geholfen - z. b. bei Vorträge vorbereiten, abfragen usw.
Jetzt ist unser Sohn in die 1. Klasse gekommen und die Zeit der Betreuung verschiebt sich. Bisher ist das aber noch kein Problem.

Was wir feststellen ist, dass unser Kind z. b. in Heimat und Sachkunde viel weiß, dieses Wissen aber in Arbeiten nicht abrufen kann. Gerade an Fragen wie "Begründet, warum .... oder bewertet die Aussage oder schreibe deine Meinung" scheitert sie regelmäßig. Und so wird statt einer 2 oft eine 4 mitgebracht. Dass ist für sie und uns sehr frustrierend, da eine 4 für viel Lernen keine Motivation ist! Die Schule hat ein strenges Bewertungssystem: erst ab 98 % gibt es eine 1. 67 % sind noch eine 4.
Die Klassenlehrerin meint, sie steht zu sehr unter Druck und das wird schon - sie ist nicht dumm. Aber dass hören wir immer.

Bei Mathe hat es mit üben vor Klassenarbeiten meist für eine 2 gereicht. In Deutsch haben wir von 1 bis 4 alles. Diktate und Sachtexte waren meist schlecht.

Wir wollen jetzt psychologische Hilfe suchen, um zu erfahren, ob eine Lernstörung o.ä. dahinter steckt. Oder eventuell doch zusätzlich noch eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, was bisher von der Schule ausgeschlossen wurde. In dem Zuge wird wohl auch ein Intelligenztest gemacht. Vor dem Ergebnis habe ich heute schon Angst - wohl wissend, dass es für die Diagnose gebraucht wird.

Wer von euch hat mit seinen Kids Ähnliches durch oder erkennt sich wieder und möchte sich mit uns austauschen?
Wir wollen ihr helfen, sie aber auch nicht überfordern. Und haben erkannt, dass wir irgendwie auf der Stelle treten!
Ab der 5.Klasse werden wir sie wahrscheinlich an eine Regel- oder Gesamtschule schicken - so der Plan:-)

Freue mich auf viele Tipps und Erfahrungsberichte von euch und euren Mäusen. Bin irgendwie total deprimiert.

VG, Antje mit Familie

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<<<<<<<Mit Fleiß und und unserem "Elternauge" hatte Sie im Endzeugnis der 3. Klasse alles zwei. Dafür habe ich als Mutti aber viel mit geholfen - z. b. bei Vorträge vorbereiten, abfragen usw.<<<<<<<<<

<<<<<<<Die Klassenlehrerin meint, sie steht zu sehr unter Druck und das wird schon - sie ist nicht dumm. Aber dass hören wir immer.<<<<<<<<

Kann es sein, dass ihr als Eltern zu viel erwartet? Wenn ihr der Auslöser für den Druck seid, dann nehmt euch einfach mal ein wenig zurück und lasst die Tochter machen.

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Ich verstehe ja, dass ihr eure Tochter unterstützen wollt, aber für was braucht ihr psychologische Hilfe?
Für mich liest sich dein Text als wäre eure Tochter eine völlig normales Mädchen, mit Stärken und Schwächen. Ich glaube nicht, dass sie irgendeine "Störung" hat, die für ihre Noten verantwortlich ist.

In der 4.Klasse ändern sich die Aufgabenstellungen. Plötzlich wird nicht nur auswendig gelerntes Wissen abgefragt sondern eben auch Transferaufgaben, Aufgaben, die abstrakteres Denken verlangen. Und das ist für viele Kinder nicht mehr so ganz einfach, sie müssen erst lernen damit umzugehen. Auch können die Eltern an dieser Stelle eben nicht mehr so viel helfen wie früher. Und wenn gute Noten vorher eben vorallem mit viel Elternunterstützung zustande kamen, kann es gut sein, dass die Noten jetzt etwas abfallen.

Ich persönlich glaube, das man mit zuviel geteste mehr schadet als nutzt. Die Kinder sind eben nicht alle gleich, man braucht nicht für jede Abweichung der Norm eine Diagnose.

Vermutlich hat die Lehrerin recht, nehmt den Druck raus. So wie du schreibst, übt ihr wahrscheinlich unbewusst mehr Druck aus als ihr eigentlich wollt. Macht die Noten nicht zu sehr zum Thema. Sie muss ja nicht immer nur 2er schreiben. Natürlich ist es hart, wenn trotz vielen Lernens eine schlechte Note kommt, aber auch da muss man lernen, dranzubleiben und weiterzumachen, selbst wenn die Belohnung erstmal ausbleibt. Das ist auch für die weiterführende Schule ganz wichtig.

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Irgendwie finde ich, ihr macht eher zuviel als zuwenig, Deine Tochter fühlt sich offensichtlich unter Druck und hat ja bislang ihre Noten mit Unterstützung erreicht.

Nicht falsch verstehen, natürlich kümmert man sich, wenn ein Kind etwas nicht versteht, gibt Anregungen, fragt ab ... aber mehr würde ich von mir aus in der Grundschule nicht tun.

Wie auch in einem anderen Posting geschrieben, werden von Klasse zu Klasse mehr Transferleistungen verlangt, und das gelingt eben nicht allen Kindern gleichermaßen.

Was kann Deine Tochter denn gut? Wenn die Lehrerin bestimmte Schwächen ausmacht, an denen Deine Tochter arbeiten will, unterstützt sie, aber nehmt generell einen Gang raus.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Testung und fachliche Hilfe, aber ihr wollt zuviel auf einmal bzw. nehmt eine "Störung" an, obwohl eure Tochter vielleicht ganz normal ist und auch so akzeptiert werden möchte.

LG
Anja

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Hallo Anja,

vielen Dank für die lieben Worte!
Hast bestimmt in einigen Punkten den Finger in der Wunde;-)

Werde mit meinem Mann versuchen etwas gelassener zu sein.

VG von Antje

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Die Noten sind aber dazu da, damit man differenzieren kann. Du hast wahrscheinlich dein Kind hochgepuscht und jetzt stößt es an grenzen. Angst haben vor einem IQ test, damit schwarz auf weiss steht, dass dein Kind kein Genie ist und du dich mit Förderungen auf den Kopf stellen kannst ?

Dein beitrag tut mir gut, weil ich mich da wieder erkenne. Mein momentanes Thema, das mir sehr zu schaffen macht - akzeptiere einen Menschen, so wie er ist und nicht, wie du ihn haben willst .

#winke

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DANKE! WERDE MICH IN GELASSENHEIT ÜBEN ;-)

VG, ANTJE

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hi,

mein mittlerer ist auch in der 4. und hier weht auch grad ein heftiger wind. ende november sind die empfehlungsgespräche und bis dahin sollen die kinder noch ordentlich durchgeprüft werden, was die weiterführende schule angeht.
dem mittleren macht das recht wenig aus, aber mein großer (jetzt 6. klasse gym) hatte damals mächtige probleme mit dem selbstgemachten druck. wir als eltern haben bewusst keinen druck gemacht und viel gelernt habe ich nie mit ihm--nur lernwörter üben für diktate, das war´s.

lg

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Meine Tochter ist auch in der 4. und ehrlich gesagt soll die Leistung des Kindes abgefragt werden und nicht die Leistung der Eltern.

Das Kind beim Lernen zu unterstützen oder bei Fragen während den Hausaufgaben - ja - das ist normal und ich denke, das macht jeder. Aber ganz ehrlich: Vorträge vorbereiten, das geht zu weit!

Dem Kind Mut zusprechen ist wichtig, Hilfestellung durch Lernspiele z. B. das ist auch förderlich. Aber nicht überfordern

Unsere Lehrerin hat zum Glück dieses Jahr gefordert, dass die Kinder ihr Referat in der Schule vorbereiten. Und das von A bis Z. Sie möchte die Leistung der Kinder und nicht der Eltern wissen.

Wenn Du schreibst, in der 5. möchten wir sie auf eine Regel oder Gesamtschule schicken. Wo ist sie bisher?

LG
A

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Hallo Antje,

mal eine Frage unter uns. Wurdest Du als Erwachsene schon einmal nach dem Zeugnis bzw. Deinen Noten in der 4. Klasse gefragt? Sicherlich lautet die Antwort Nein!

Damit kannst Du Dich selber mal fragen, welche Relevanz die Noten Deiner Tochter in der 4. Klasse wirklich haben.

Aus deinem Text liest man heraus, dass der Misserfolg Deiner Tochter quasi der Misserfolg der Eltern ist. So soll es aber nicht sein.

Deine Tochter muss überhaupt keine Lernschwäche haben und kann trotzdem leistungsschwach sein. Es gibt auch genug Kinder, die erst später besser mit dem Druck und dem Lernen zurechtkommen. Außerdem kann man in Deutschland jeden Schulabschluss nachholen.

Es macht keinen Sinn, dass Kind durch die Schule zu peitschen.

Und jetzt zu Euren Test. Die IQ-Test sind so aussagekräftig wie der Wetterbericht. Es gibt Kinder, die haben schon alles als Ergebnis gehabt von unterbemittelt bis hochbegabt. Wir haben da ähnliche Erfahrungen gemacht. Das Ergebnis von 2 Psychologen fiel doch schon recht unterschiedlich aus.

Deine Bauchschmerzen hast Du auch nicht zu unrecht. Die Psychologen orientieren sich bei Ihren Ergebnissen auch stark an den Bewertungsbögen der Eltern und den Vorgesprächen.

Erzählst Du was von Problemen wird der IQ-Test wohl nicht ganz so postiv ausfallen.

Meinem Sohn wurde vorausgesagt, er würde keine normale Schule schaffen und mittlerweile wird er immer besser, hat auch 1en trotz LRS.

Soviel dazu.

Ihr macht Euch und Eure Tochter mit diesem Druck kaputt und auch ein Stück Kindheit geht verloren.

Ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass sie keinen Druck auf mich ausgeübt hat. Ich habe selbstständig und ohne Druck gelernt. Es gab auch schlechte Noten aber es gab keinen Kommentar dazu. Meine Noten wurden besser, weil ich einen eigenen Antrieb entwickelt habe.

4en zu haben ist kein Weltuntergang, schon gar nicht in der Grundschule und es ist auch kein Grund einen IQ-Test machen zu lassen.

Nebenbei bemerkt, die IQ-Test wurden mit den Ergebnissen ohne unser Einverständnis an die Schule übermittelt. Dort hieß es dann unser Sohn würde die Schule nicht schaffen, da war er auf der neuen Schule gerade mal 2 Wochen und hatte noch keinen Test geschrieben. Das ist ein Bad-Eintrag in der Schulakte, gegen den wir lange gekämpft haben. Wollt Ihr das? Das Ergebnis kann schließlich auch negative Effekte haben, dem Kind einen Stempel aufdrücken.

LG

Carola

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"Deine Bauchschmerzen hast Du auch nicht zu unrecht. Die Psychologen orientieren sich bei Ihren Ergebnissen auch stark an den Bewertungsbögen der Eltern und den Vorgesprächen.

Erzählst Du was von Problemen wird der IQ-Test wohl nicht ganz so postiv ausfallen."

Das halte ich für weit hergeholt und auch absolut nicht nachvollziehbar. Dass es theoretisch zu Unterschieden im Ergebnis bei zwei Tests kommen kann, ist richtig. Leistungsfähigkeit ist immer auch situationsgebunden und abhängig von dem Befinden und der Motivation. Aber da geht es dann (außer wenn das Kind sich verweigert) nicht von "unterbemittelt" bis "hochbegabt". Überhaupt ist bei mehreren Tests der mit dem höheren Ergebnis ausschlaggebend, weil man üblicherweise keine besseren Ergebnisse "einfach so" erreicht, sondern nur, weil man die Strukturen wirklich sieht.

Dass die Vorgeschichte irgendeinen Effekt auf das Ergebnis haben sollte ist auch absoluter Unfug, da IQ-Tests eindeutig ausgewertet werden können. Die Ergebnisse eines einzigen Tests lassen keinen Interpretationsspielraum. Ob der ermittelte IQ wirklich zutrifft, DAS kann man anzweifeln, aber es stimmt nicht, dass der Wert durch irgendwen aufgrund der Vorgeschichte "angepasst" werden kann.

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Ein seriöser IQ-Test ist nicht von irgendwelchen Vorgesprächen beeinflusst, stellt aber natürlich eine Momentaufnahme dar.

Mein Sohn wurde beim KJP getestet, die Ergebnisse haben wir nicht weitergegeben an die Schule, der Psychologe hätte dies nur mit unserer Einverständniserklärung getan. Dazu kam es aber gar nicht, weil die Schule auf einmal gar keinen Gesprächsbedarf mehr sah (nachdem es zunächst hieß, mein Sohn sei nicht "normal").

Wenn bei Euch die Testung (durch wen genau?) ohne Euer Wissen weitergegeben wurde, ist das nicht in Ordnung, aber das hat nichts mit dem Test an sich nichts zu tun.

Ansonsten freut es mich natürlich, dass es mit Deinem Sohn wider Voraussagen in der Schule gut läuft!

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Wir wollen jetzt psychologische Hilfe suchen, um zu erfahren, ob eine Lernstörung o.ä. dahinter steckt.

Ich kann da keine Störung erkennen. Wohl aber Eltern mit hohen Erwartungen.

Mein Rat: Termin mit der Schulspychologin (örtliches Schulamt) und ausschließen, dass irgendwas ist. Da wird man kompetent beraten, es kostet nichts und die kennen sich wirklich aus.

Hör- und Sehtest ist immer meine Standard-Empfehlung, bevor über irgendwelche "Störungen" diskutiert wird.

Gruß

Manavgat