Benotung in der Grundschule

Die Frage richtet sich ev. eher an die GS-Lehrer hier bzw. an erfahrenere Eltern.

Was wird bei euch zur Benotung heran gezogen? Immer wieder lese ich, das Kind hat eine schlechte Note auf die und die Probe bekommen, auf das und das Diktat, auf ein Referat.

Sowas kenne ich von meinem Sohn überhaupt nicht. Die Lehrerin macht sich Notizen zu allem und jedem, kann, auf Nachfrage zu jeder Hausübung Stellung nehmen, zu jedem der täglichen Diktate. Sie weiß, wo jedes Kind steht, wie es momentan so drauf ist, reagiert in kürzester Zeit auf Leistungsabfälle oder -anstiege.

Aber dass es geheissen hat, es hat die Note X auf den Aufsatz Y gegeben, nein, absolut nicht. Glaub, die Kinder kennen das Konzept von Noten noch nicht mal wirklich (hatten in der 1. und 2. Kl. verbale Beurteilung).

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Hallo,

in welcher Schulform ist denn dein Kind? Es gibt ja alternative Schulformen, die ohne Noten auskommen. In welcher Klasse ist dein Kind? Normalerweise wird an Regelschulen ja spätestens in der dritten Klasse ziffernbenotet.
Was benotet wird? Probearbeiten, Lernzielkontrollen, Referate, manchmal auch die Heftführung. Auf alle Fälle die Mitarbeit.

LG
delfinchen

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Mein Kind besucht die absolut normale Regelschule unserer Gemeinde. Ziffernbenotung ist zwar (leider, lt. Klassenforum) beschlossen, wäre aber heuer, in der 3. Kl. noch nicht obligatorisch. Bei "uns" wird tatsächlich nicht viel Aufhebens um die Ziffernnoten gemacht, wie mir scheint. Weder wird den Kindern gesagt, "was" sie auf ein Referat oder eine Buchvorstellung bekommen, noch glaub ich, dass die Lehrerin alle Leistungen in Ziffern einträgt. Vielmehr schreibt sie zu jeder Leistung, ob positiv oder negativ ein paar Sätze in ihr Schülerbuch.

Ev. tut sie sich auch ein bisschen mehr Arbeit an. ;-)

3

Nun, es ist ja auch nicht so, dass die Lehrer, die Noten geben, nur die Note notieren. Eben auch. Aber zusätzlich wird auch aufgeschrieben, was Schüler A besonders gut kann und wo er noch Probleme hat. Das wird dem Schüler oft sogar unter die Arbeit geschrieben.

Demnach würde ich sagen, ist der Arbeitsaufwand mit Noten auch nicht weniger als wenn man darauf verzichtet.

Gut, ihr bekommt die Noten nicht zu sehen/ hören, dennoch weiß die Lehrerin selbst ganz genau, welche Note der Schüler hätte.

Ich denke auch, wenn der Lehrer unter die Arbeit schreibt: "Die Wortart Verben hast du sicher erkannt, leider kannst du sie aber nicht konjugieren und die Vergangenheitsformen fallen die auch schwer" - dann weiß man doch auch, dass das nicht besser als eine 3 ist.

Ich weiß nicht, aus welchem BL ihr kommt. Aber wenn die Noten für den Übertritt entscheiden, dann finde ich es schon recht spät, die Kinder (und die Eltern) erst in der 4. Klasse an die Ziffernbenotung zu gewöhnen.

Ob Noten nun sinnvoll sind oder nicht, das ist eine andere Frage - die jedoch hinfällig ist, wenn die Noten über die Schulform entscheiden (wie das in einigen BL der Fall ist).

LG
delfinchen

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5

Hallo,

Ich bin weder erfahrene Mutter noch Lehrerin . Ich verstehe, was du meinst.

Unsere Lehrerin hat es uns wie folgt erklärt:

In der ersten Klasse gibt es generell keine Benotung. In der zweiten Klasse gibt es eine Wahlfreiheit zu entscheiden, ob man eben solche Art, die du erlebst, will oder eben einfache Benotung ohne Kommentar.

Wir Eltern haben darüber dann abgestimmt und so haben die Kinder auch in der zweiten Klasse dann keine Noten, dafür kriegen wir eine sehr detaillierte Leistungsbeschreibung. Jetzt ist es zumindest so, dass meine Tochter eine nur sehr leise Ahnung hat, dass auf sie dann druck zukommt, nämlich dann, wenn man diese blöden Ziffer einführt.

Du hast aber in der Gesellschaft genug irren, denen so eine Benotung wichtiger ist als das, was du und ich gemeinsam erleben. Es wurde mir gesagt, dass dies auf einer staatlichen Schule in unserem Bundesland nicht möglich ist. D.h. Ab der dritten Klasse gibt es Noten selbst, wenn es sogar die Rektorin nicht gut findet.

Ich genieße es. Wir Eltern bekommen schon mit, dass die ersten Tests geschrieben wurden, an den Kindern geht der Druck vollständig vorbei.

#winke

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Hi,

nicht die Kinder machen sich den Druck sondern die Eltern;-), da ist es egal, ob es eine schriftliche Beurteilung oder Noten gibt.

Und ob es dann sinnvoll ist, die Kinder in der 5 Klasse mit den Noten reinrasseln zu lassen, wo sie vorher nur den Schmusekurs kannten, denn Beurteilungen müssen wohlwollend formuliert sein, wage ich arg zu bezweifeln.

Zu meiner Zeit gab es nämlich noch Beurteilungen wie.....störte ständig den Unterricht, die Schrift war unleserlich, kann durch seine schwache Leitung nicht dem Unterricht folgen, .....
Heute wird es so formuliert, das ja keiner einen Schock bekommt und jeder sich das so zurechtlegen kann wie er es möchte. Das positive wird hervorgehoben, das Schlechte wenig bis gar nicht erwähnt oder so umschrieben wird, das die Urbia Mütter jedesmal hier nachfragen, was diese Formulierung bedeutet.

LG
Lisa

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Hallo Lisa,

Da muss ich dir widersprechen. Wir wissen genau, wie die Beurteilung gemacht wird, weil sie uns vorher erklärt wurde. Es sind Tabellen mit ganz vielen Unterpunkten, die Millionen mehr beinhalten als eine einfache Note. Unsere Kinder wurden am Anfang begutachtet, damit man weiß, wo sie stehen. Die Lehrerin zeigte, wo unsere Tochter steht. Genauso erfahren wir es beim halbjährlichen Kind. Darüber hinaus besteht ein intensiver Austausch. Ich weiß bis auf 150 Prozent, wo mein Kind steht. Was gemacht wurde.

Ich brauche diese bekloppte Noten nicht. Sie sagen über das Kind überhaupt gar nichts aus. Noten bringen nur Stress ind Konkurrenz und es ist mir am Ende vollkommen egal, ob am Ende der Druck von mir oder von dem Kind ausgeht. Mein Kind ist höchst motiviert dabei und kann weitaus mehr als die erste Klasse nur annähernd verlangt.

ich bewundere die Lehrerin, weil es für sie ein irre Aufwand ist.

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6

Hallo,

ich habe keine Ahnung, wie es bei euch in Österreich mit dem Übertritt geregelt ist,

hier in Bayern ist es so, dass es ab dem 2. Halbjahr der 2. Klasse (auch) Ziffernnoten gibt, dazu während der ganzen Grundschulzeit bis einschließlich Übertrittszeugnis eine verbale Beurteilung.

Selbstverständlich kann die Klassenlehrerin von meinem Sohn auch jederzeit zum Leistungsstand und den einzelnen Proben Stellung nehmen und die Note begründen und sie reagiert auch in kürzester Zeit auf Leistungsabfälle oder -anstiege.

Ich glaube deshalb nicht, dass es für die Lehrerin weniger arbeitsaufwändig ist.

Bei Diktaten ist es bspw. ganz klar geregelt, bei 0-1 Fehler gibt es eine 1, 2-3 Fehler eine 2, usw.
Bei Aufsätzen wird nach verschiedenen Kriterien bewertet.

Ich sehe das mit dem Notensystem auch kritisch, allerdings bin ich der Meiunung, wenn das Schulsystem schon so funktioniert und wir uns damit abfinden müssen, dann ist es in der 4. Klasse zu spät, Ziffernnoten einzuführen, wenn auch noch (wie in Bayern) der Übertritt davon abhängt.

LG

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Bei uns gab es in den ersten zwei jahren keine Noten sondern sehr ausfürhliche Leistungsbeschreibung. z.B. Kann kann im Zahlenraum bis 20 sicher addieren. Ich finde das viel sinnvoller als Noten. ich wußte genau was mein Kind gut kann und wo es noch lernbedarf hat.

Bei uns war die Bewertung sehr streng, Es gab vier Seiten beschreibung.

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Hallo wohnst du auch im Land Brandenburg ?

Was du beschreibst, ist, was bei uns ist und ich finde einfach bewundernswert, wie tief man bei einem einzelnen Kind informoert ist ? Hattet ihr nach den ersten 6wochen auch die lernstandanalyse ? Bei uns hat alleine das auswertungsgespräcj 30 Minuten.

LG

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ab der 2. Klasse in Hessen

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nein, nicht unbedingt. Unser Sohn geht auf eine staatliche Grundschule in Wiesbaden und hier gibt es tatsächliche Noten erst im 2. Halbjahr 3. Klasse.
VG
B

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Hallo!

In Berlin gehen die Kinder sechs Jahre zur Grundschule. An unserer Schule ist es so,dass die Klassen 1 bis 3 gemeinsam unterrichtet werden, Noten gibt es keine. Trotzdem hat man eine ganz gute Ahnung davon, welche Note es wäre, wenn es denn eine gäbe.

Die Erstklässler bekommen eine zum Jahresende eine relativ kurze Beurteilung, wie die Leistungen bzw. die Fähigkeiten in dem Schuljahr so waren. Danach gibt es Indikatorenzeugnissen. Da werden ganz ganz viele Punkte bewertet,für jeden Punkt gibt es vier Ankreuzmögllichkeiten. Das sind keine Noten, trotzdem weiß man sehr genau, wo das Kind steht.

Ab der 4. Klasse gibt es dann reguläre Noten. Allerdings weiß man dann auch nur, wie die Tests und Arbeiten ausgefallen sind, was nichts darüber aussagt, wie sich das Kind im Unterricht verhält und mitarbeitet.

Ich finde das System gut. Druck kommt von den Eltern, nicht von der Schule. Die gucken dort aber sehr genau, ob und wo ein Kind Probleme hat und steuern dagegen. Keine Noten bedeutet für mich nicht "Kuschelkurs", weil Leistungen dennoch erbracht werden müssen. Mein großer Sohn ist in der 5. Klasse und jetzt laufen die Eltern warm wegen der weiterführenden Schule und den dazu nötigen Noten, was ich extrem unentspannt finde. Da wird sich plötzlich an den Zahlen fest gebissen, was ganz seltsame Ausmaße annimmt uns ich ganz froh bin, dass wenigstens in den ersten drei Jahren Ruhe war.

Ich konnte und kann gut sehen, wie meine Kinder in den Klassen 1 bis 3 waren und beim Großen kam auch kein "böses Erwachen". Der war in der vierten genauso motiviert und genauso leistungsstark wie vorher.

Gruß

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und jetzt laufen die Eltern warm wegen der weiterführenden Schule und den dazu nötigen Noten, was ich extrem unentspannt finde. Da wird sich plötzlich an den Zahlen fest gebissen, was ganz seltsame Ausmaße annimmt uns ich ganz froh bin, dass wenigstens in den ersten drei Jahren Ruhe war.

Ja und da frage ich mich, ob es nicht generell möglich wäre die Noten für die Grundschule abzuschaffen !?!?! Da ich im Land Brandenburg wohne, gehe ich davon aus, dass wir die gleiche Beurteilung haben, wie ihr nur mit dem Unterschied, dass man sich bei uns nur bis zur dritten klasse traute .

Kann ich denn sagen, dass die Noten dann nur als eine Art Sieb für die weiterführende Schule sind . Für micj als Idealist ist es erschreckend.:-[

#winke

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Hallo,

natürlich haben Noten neben einigen anderen Funktionen auch die zu selektieren.

Aber die "Note" sollte für Eltern ja nicht überraschend sein, da unter den Tests ja vermerkt sein sollte, was das Kind gut kann und wo es noch Probleme hat. Die Note fasst das eben nur in einer Ziffer zusammen und wird somit vergleichbarer (auch wenn es natürlich nichts darüber aussagt, WIE die Note erreicht wurde, was schade ist).

Dennoch: Spinnen wir mal das Szenario, dass es keine Noten, sondern nur Verbalbeurteilungen gibt, die dann die Selektions-Funktion übernehmen:
Dann kommen die Eltern eben nicht wegen "Ziffern" gerannt, sondern wegen Wörtchen wie "oft", "meist", "recht". Macht in Summe keinen Unterschied, denn, wie geschrieben, die Note ist die Kurzfassung, daneben steht aber ja (zumindest bei uns in der Grundschule), wie die Note zustande gekommen ist:

Beispiel:
Deutsch: 4
Daneben als Fließtext: "Du schreibst ideenreiche Aufsätze, aber es fällt dir noch schwer, deine Ideen sprachlich korrekt auszudrücken. Die Wortarten beherrschst du sicher, die Satzglieder jedoch hast du noch nicht verstanden. Das Schreiben geübter Wörter gelingt dir immer, bei neuen Wörter wendest du die Rechtschreibstrategien nicht zuverlässig genug an. Bekannte Texte liest du ausdrucksstark und betont vor, bei neuen Texten gelingt dir das sinnerfassende Vortragen noch nicht."

Ob die Eltern nun Rennen, weil sie die 4 nicht akzeptieren wollen oder, weil sie mit den Wörtern "gelingt dir nicht" nicht einverstanden sind, macht da keinen großen Unterschied.

Für mich gesprochen könnten wir die Noten (gerne) weglassen, allerdings muss dann erstmal damit begonnen werden,

a) die Übertrittsregelungen anzupassen und

b) dem Urteil der Lehrer erstmal zu vertrauen (auch wenn es schwarze Schafe gibt)
c) Eltern einen Kurs anzubieten, wie Zeugnistexte gelesen werden (noch dazu braucht man dann Eltern, die sich dazu die Mühe machen und die es auch verstehen wollen, oft ist gerade für sie die Note "eindeutiger" als der ganze Text, den man unter die Arbeit schreibt!)

LG
delfinchen

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