Hallo,
meine Tochter kommt jetzt in die 2. Klasse. In unserer Schule gibt es keine Hausaufgaben, die Kinder können aber freiwillig irgendwelche Hefte bearbeiten. Meine Tochter hat dann nur noch das Deutschheft gemacht und hat sich absolut gegen andere Übungen gesperrt, schließlich haben sie ja (Lehrerin wiederholt es auch gern) keine Hausaufgaben auf.
Es gab dann zwei "Mathetests", wo unter Zeitdruck Aufgaben zu lösen waren. Beim ersten Test hatte sie vielleicht 95 % richtig, wir waren also erleichtert und haben uns nicht weiter um Mathe gekümmert. Beim 2. Test kurz vor den Sommerferien hatte sie alles richtig, dafür aber 20 % ungelöste Aufgaben.
Andere Eltern hätten vielleicht gesagt, dass das doch ein schönes Ergebnis ist. Ich hatte da aber einen Artikel gelesen, das Rechenschwächen oft erst in der 3. Klasse auffallen, wenn Zählen nicht mehr ausreicht.
Also habe ich mal hinterfragt, wie sie genau auf das Ergebnis kommt. Sie hat überhaupt nicht verstanden, wie man z.B. 13 - 8 ausrechnen kann. Sie zählt einfach zurück. Dass man im Umkehrschluss auch von 8 bis 13 zählen könnte, darauf ist sie auch nicht gekommen. Also zählen schon mal problematisch. Ganz zu schweigen von rechnen! Ich kann mich erinnern, dass es im Matheheft (das folglich auch ganz selten mal bei uns zu Hause lag) Aufgaben zum Zerlegen gab. Das muss total an ihr vorbeigegangen sein.
Deshalb braucht sie auch so lange. Das richtige Ergebnis hat mich verleitet, an ihre Fortschritte in Mathematik zu glauben... nun ja.
Der Lehrerin wird es egal sein, aber ich fände es schon gut, wenn sie die Grundlagen versteht. Da ich keine Pädagogin bin, fehlt mir die Herangehensweise. Sollte ich es selbst versuchen? Hat jemand einen Tipp für mich?
Grüße
Zählt noch statt zu rechnen (2. Klasse)
Hallo,
ich frage mich, wie ein Kind in die 2. Klasse kommt, ohne das euch solche Differenzen schon eher bekannt waren und die Lehrerin euch darauf nicht explizit aufmerksam gemacht hat.
Obs tatsächlich eine Rechenschwäche ist, kann man schwer sagen. Es kann auch schlichtweg sein, dass Mathe nicht ihr starkes Fach ist und sie die Grundlagen nun ein wenig verpasst hat.
Wenn die Kinder keine Hausaufgaben bekommen ,fällt es natürlich noch später auf, wenn irgendwo Schwierigkeiten sind. Wenn dann noch das Material in der Schule bleibt, ist das Chaos perfekt.
Ganz charakteristisch für Dyskalkulie ist z.b., dass die Kinder nicht sagen können, welche Zahl größer oder kleiner ist.. oder das sie in dem Alter noch keine Geldmengen auseinanderhalten können. Das sie Umkehraufgaben nicht verstehen.. z.b. 5-3 = 2.. ausrechnen, aber nicht auf 5-2 = 3 kommen und einiges mehr. Im 1. Schuljahr wird auch viel geübt, dass Kinder bestimmte Mengen auf einen Blick erkennen können, was Dyskalkulie - Kinder auch nicht können, ohne zu zählen.
Ich würde mit ihr mal grundlegend die Zahlenzerlegung bis 10 üben, werden in vielen Büchern auch Zahlentürme/Rechentürme genannt. Und ganz explizit das Rechnen bis 10 erstmal üben und wenn sie da fit ist, fängst du an bis 20 zu üben erstmal ohne Zehnerübergang.. d.h. z.b. 11+5.. wenn sie das drauf hat, rechnest du mit Zehnerübergang, wie z.b. 8+6 usw.. Und ob sie das will oder nicht, wäre mir ehrlich egal. Die Grundlagen müssen sitzen!
lg
Hallo,
vielen lieben Dank für deine Antwort und die guten Tipps! Ja, ich weiß auch nicht, wie das unbemerkt bleiben konnte und habe wirklich ein schlechtes Gewissen deswegen. Sie schreibt und liest sehr gut, das stand irgendwie im Vordergrund. Und dann gab es ja diesen ersten Mathetest mit 95 % richtigen Antworten. Da bin ich leider nicht auf die Idee gekommen, dass es grundsätzliche Probleme geben könnte.
Sie ist ein ruhiges Kind, melden fällt ihr schwer. Wenn sie dann mal von der Lehrerin dran genommen wurde, könnte die falsche/fehlende Antwort auch auf Schüchternheit geschoben worden sein. Und in den Tests war sie ja "recht o.k.". Ich glaube, dass die Lehrerin schlichtweg keine Zeit hat, sich zu jedem einzelnen Kind zu setzen und zu prüfen, ob leise gezählt wird oder ob hier echt gerechnet wird. Aber vielleicht denke ich das auch nur, um mich möglichst nicht über diese Person aufzuregen.... Wir haben schließlich noch drei Schuljahre mit ihr vor uns.
Meine Tochter weiß, dass wir die Sachen jetzt zusammen nachholen müssen. Leider ist sie schnell beleidigt oder heult sofort, wenn sie nicht weiterkommt. Das macht sie bei Fremden nicht, daher hatte ich überlegt, vielleicht ein Nachhilfeinstitut zu beauftragen. Aber woher weiß ich, ob die gut sind?
VG
Ich würds mal mit Belohnungen versuchen und kleinen Rechenheftchen. Rechenfuchs/Zahlenzauber o.ä. , denn immerhin kann sie nichts dafür, dass die Lehrerin anscheinend nicht auf solche großen Defizite achtet ...
Immer mal 1-2 Seiten durcharbeiten und anschließend geht ihr ein kleines Eis essen oder sie darf sich beim Einkaufen ne Kleinigkeit mitnehmen u.ä.
lg
Erstmal: Durchatmn!
Der Zehnerübergang ist DIE Königsdisziplin im ersten Schuljahr, auch wenn er uns Erwachsenen so einfach scheint. Und dann auch noch minus - hui, da ist zählen für einige Kandidaten viiiel bequemer! OBWOHL sie das Rechnen in 2 Schritten beherrschen, wenn sie die Zwischenschritte explizit notieren sollen.
as "Auffüllen" ist etwas, worauf kein Erstklässler von selbst kommen muss. Denn auch das ist viel abstrakter, als wir als geübte Rechner vermuten.
Überprüfe erstmal, ob deine Tochter die Zahlzerlegungen bis 10 beherrscht. Also fragen: "Was muss ich zur 8 dazutun, um 10 zu haben? Was muss ich zur 4 dazu tun?" usw.
Wenn sie tatsächlich noch zählend rechnet, sollte sie als erstes lernen, Finger zu "klappen". Also wenn sie 3 plus 4 rechnet, 3 AUF EINEN SCHLAG zeigen und dann vier auf einen Schlag dazuklappen. In zwei Portionen wäre auch okay (die restlichen 2 Finger der einen Hand, dann zwei Finger der anderen dazu).
Hauptsache: Nicht zählen!
Und falls ihr tatsächlich grundlegende Schwierigkeiten habt: Zur Übung empfehle ich wärmstens den "Budenberg". Ein olles dos-Programm, das von ALLEN Dyskalkulie-Instituten genutzt wird, die ich kenne. Und von uns auch, mit Erfolg.
http://www.spielundlern.de/product_info.php/products_id/39580
Falls dein Kind wirklich noch zählt, dann fange mir den ganz einfachen Übungen Klasse 1 zur simultanen Mengenerfassung an. Hier wird mit den kühnelschen Punktebildern gearbeitet, die Dyskalulie-Kindern sehr helfen.
Auch, wenn deine Tochter diese "zu leicht" findet, sollte sie sie machen. Die Basics müssen stimmen, dann könnt ihr aufbauen!
LG
Hallo!
KEINE Hausaufgaben, echt ? Das würde unsere Tochter auch sehr freuen, nur gut das es hier anders ist (fast schon zu viel, ist aber ein anderes Thema)
Unsere Tochter ist in Deutsch wie in Mathematik gleichermaßen gut ABER: der 10er Übergang hatte ihr auch Schwierigkeiten bereitet!!! Aber da wir hier ja genug Material und Hausaufgaben haben, konnte sie nach 2 Wochen gut auch über den Zehner hinaus rechnen-sie zerlegt die Zahlen Ich weiß noch wo ich so nach knapp 2 Wochen dachte ohje wie soll das klappen, tja und genau zu diesem Zeitpunkt schrieben sie den 4.!!! großen Mathetest (da gab es noch 5 kleine Tests) und was soll ich sagen genau da muss der Knoten geplatzt sein, denn sie hatte von 48 Aufgaben nur 1 falsch und das weil sie 5 Sterne nicht gemalt hatte
Ich denke ich würde nach den Ferien die Lehrerin darauf ansprechen, denn ihr sollte das ja aufgefallen sein! Und wenn deine Tochter lieber mit jemand anders lernt, dann frag doch Nr Tante/Onkel oder Cousine/Cousin ob sie mit eurer Tochter üben würden!? Unsere Tochter lernt mit dem Mathetiger
Lg, Mirja
Hallo,
bei meinem Sohn (kommt jetzt auch in die 2.Klasse) ist es ganz ähnlich. Sie hatten in der ersten Klasse auch keine Hausaufgaben, allerdings hat er öfters seine Arbeitshefte mit nach Hause gebracht, so dass ich vermutlich einen etwas besseren Überblick behalten konnte.
Ich hatte auch den Eindruck, dass er die grundlegenden Dinge in Sachen rechnen einfach noch nicht verstanden hatte. Seine Finger waren sein wichtigstes Recheninstrument ;)
Die Lehrerin fand dies nicht bedenklich, als es zu den Sommerferien aber immer noch nicht besser klappte und er dadurch extrem langsam (er ist eh nicht der Schnellste) gearbeitet hat, habe ich mir auf Empfehlung dieses Heft hier besorgt
http://www.thalia.de/shop/home/rubrikartikel/ID17427751.html?ProvID=11000522.
Wir haben jetzt in den Sommerferien (hier sind schon 4 Wochen rum) immer mal wieder drin gearbeitet. Addition klappt mittlerweile wunderbar, Subtraktion wird auch immer besser. Ich kann das Heft nur empfehlen :)
Es liest sich so, als ob du befürchtest, dass deine Tochter eine (noch nicht erkannte) Rechenschwäche hat.
Kann sie kleine Mengen, z.B. 5 Erbsen innerhalb von Sekunden benennen?
Kann sie mit einem Blick sagen an welcher Hand mehr Finger zu sehen sind, wenn du zwei Hände mit je 3 und 4 Fingern hochhältst? Also Mengenerfassung im kleinen.
Kann sie das ganz schnell (zählt also nicht) dann ist eine Rechenschwäche sehr unwahrscheinlich.
Hallo,
also beim Abschätzen von Mengen hat sie Probleme. Bei der Aufgabe mit den Erbsen würde sie zumindest "mit den Augen zählen". Wobei sie allerdings die Punkte auf dem Würfel schnell erkennt. Aber das ist vielleicht einfacher, weil sie das seit vielen Jahren immer wieder übt.
Ich werde die Sache mit den Fingern mal testen, wenn sie aus dem Urlaub mit der Oma zurück ist. Tendenziell überlegt sie aber eher immer sehr lange, bis sie eine Antwort gibt. Zeit zum Zählen wäre da immer gewesen.
VG
Dann rate ich dir sie mal einem Profi vorzustellen, bevor die Schule was sagt.
Einfach mal abtesten lassen.
Huhu,
am Ende der 1. Klasse finde ich das alles noch nicht bedenklich. Mal ganz ehrlich: ich selbst zähle bestimmte Dinge auch an den Fingern ab, z. B. wie viele Monate es von Juli bis Februar sind (und ich hatte Mathe-LK). Im Ziffernbereich ist das Zählen ja auch die einfachere Variante.
Wenn sie jetzt in der 2. Klasse bis 100 rechnen, wirst Du relativ schnell sehen, ob Deine Tochter echte Verständnisprobleme hat.
Wenn sie 20% der Aufgaben nicht gelöst hat, kann das alle möglichen Ursachen haben. Vielleicht war sie einfach etwas unkonzentriert oder vielleicht arbeitet sie generell etwas langsamer. 80%, die komplett richtig sind, sind in meinen Augen wirklich nicht schlecht.
Vereinbare einfach mit ihr, dass sie das Mathearbeitsheft jeden Freitag mit nach Hause bringt. Dann kannst Du sehen, ob sie die Aufgaben gelöst und den Rechenweg verstanden hat.
Mein Sohn ist in Mathe gut, hat aber schon immer Problem gehabt, den Rechenweg zu artikulieren bzw. zu begründen. Er weiss durchaus, wie es geht, kann es aber nicht in Worte fassen. Vielleicht ist das bei Deiner Tochter auch so.
LG
Hanna
Hallo,
vielleicht ist die Sache nicht so schlimm, wie ich vermutet hatte. Die Idee mit dem Matheheft übers Wochenende finde ich gut, da bleiben wir immer auf dem Stand und können Versäumtes gleich besprechen.
Und du hast recht, ich zähle manche Sachen auch. Und 43 - 17 ist z.B. auch keine Aufgabe, bei der mir gleich die Lösung einfällt (trotz zwei im Abi). Trotzdem scheint es ihr schwerer zu fallen als anderen Kindern, ich habe mich jetzt mal vorsichtig umgehört.
Inzwischen bin ich aber wieder besseren Mutes. Vielen Dank an dich und die anderen, die mir geantwortet haben!
VG
Bei meiner Tochter ist uns schon seit der ersten Klasse aufgefallen, dass sie in Mathe Schwierigkeiten hat. Die rechnen ja bis 20 und irgendwie fehlten immer zehn Finger zum Weiterzählen. Auswendig lernen ging gut (3+3=6;4+3=7;…), aber mittenraus die 4+3 zu erfragen ging gar nicht. Totale Verweigerungshaltung.
Wir haben anhand von verschiedenen Mathesystemen geübt, Montessorimaterial benutzt etc. Die Lehrerin hat es auch von Anfang an bemerkt und immer wieder Zahlzerlegungen geübt und ähnliches. In der zweiten Klasse klaffte die Schere zwischen ihr und den anderen Klassenkameraden immer weiter auf, was den Mathekenntnisstand anging, so dass wir sie am Ende der zweiten Klasse auf Dyskalkulie testen ließen.
Vorher macht es noch keinen Sinn, weil die Diagnosevorgaben für Dyskalkulie eben lauten: zwei Jahre Rückstand auf Altersdurchschnitt (Vorher könnte auch einfach noch der Knoten platzen.. Darauf haben wir vergeblich gewartet...). Also kann man sagen, dass wir wirklich früh dran waren. Bei uns war es aber auch schon ein psychisches Problem, sie wollte einfach nicht mehr in die Schule, hatte jeden Morgen Bauchschmerzen (Du kannst ein krankes Kind doch nicht in die Schule schicken…..) etc.
Dyskalkulie kann nach Aussage der zuständigen Ärztin nur von einem Kinderpsychiater diagnostiziert werden, weil ausgeschlossen werden muss, dass das Kind insgesamt geistig behindert ist, also eben nur eine Matheschwäche hat.
Das haben wir durch und nun hat sie (letzte Woche ging bei uns die Schule wieder los) gestern ihre erste Therapiestunde gehabt. Glücklicherweise ist es bei uns möglich, dies im Unterricht zu machen, die Therapeutin kommt in die Schule, arbeitet ganz eng mit der Lehrerin zusammen, so dass sie nicht dem Matheunterricht der dritten Klasse folgen muss (und diesen eigentlich nur absitzt) und ihre eigenen Hausaufgaben bekommt. Für uns hat es sich psychisch schon gebessert, meine Eule geht wieder gern in die Schule und wir warten ab, wie es sich entwickelt.
Man denkt gar nicht, wie schwer es so eine Zweitklässlerin nimmt, dass sie nicht mithalten kann; ich habe auch so ne ruhige Zurückgezogene, die nur zu Hause aufmuckt…. Da war es aber richtig schlimm. Mittlerweile weiß sie aber, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wenn sie gut bei der Therapie mitmacht, das hat ihr ihre Therapeutin deutlich gemacht. (Bei ihr sind Logik und Raumverständnis nicht betroffen, das haben die Tests eindeutig ergeben, von daher hat sie – hoffentlich – nicht ganz so viel Arbeit vor sich….)
Was ich sehr schön fand, war das Bild, das mir die Therapeutin vor den Ferien erklärt hat:
Mathematik ist mit den vier Grundrechenaufgaben wie ein großer Berg. Den muss man hoch. Da führen ungefähr 300 Wege hoch. Als Mutter, die Mathe gut/instinktiv verstanden hat, geht man den Weg, den man kennt, ohne zu überlegen. Vielleicht schafft man es auch noch die beiden direkten Nachbarwege zu erklären, weil man sich das vorstellen kann. Eine Lehrerin kennt vielleicht acht bis zehn Wege, den Berg hoch. Wenn da nicht der richtige Weg dabei ist, ist das Kind abgehängt.
Die Therapeutin sagte, wir müssen nicht nur den richtigen Weg finden, es nutzt auch nichts, wenn man auf der Hälfte des Berges steht und ruft: Hier hoch! Sie muss ganz nach unten gehen, meine Eule einsammeln, um den Berg drum rum, um den richtigen Weg für DIESES Kind zu finden…
Ich habe mittlerweile ein ganz gutes Gefühl und hoffe, dass wir bald Erfolge auch in Mathehinsicht vermelden können. Für uns ist aber ein glückliches, fröhliches Kind auch schon Erfolg genug. Allein, dass wir sie ernst genommen haben und uns um eine Therapiemöglichkeit bemüht haben….
Ich wünsche Euch auch viel Erfolg!
LG
Punkt mit Matheeule
Hallo.
Danke für deinen interessanten Beitrag. Habe dieselbe Matheeule zuhause wie du, nur meine kommt im September erst in die 2. Klasse.
Dein Beitrag gibt mir Mut.
Gerne
Ich wünsche Euch aber, dass bei Euch in diesem Schuljahr der Knoten platzt, Matheverständnis hat eben auch ganz viel mit dem entwicklungsstand zu tun....
LG
Punkt