Guten Morgen!
Ich habe 2 Töchter von 12 und 8 Jahren. Die große Tochter findet überall sofort Freunde, ist beliebt, alles gut.
Die kleine Tochter tut sich schwer, sehr schwer. Im Spielkreis mit 2 Jahren fiel sie durch Impulsivität auf, Körperlichkeit, ihr Nervig-sein im Bezug auf Kinder, die sensible Erzieherin empfahl uns damals schon Reiten als Mittel der Selbstwahrnehmung. Im Kindergarten war sie wild und laut, die Erzieherin hatte den Eindruck, die spüre sich selbst nicht so gut und wäre deshalb polterig - laut mit anderen, nerve andere bis zum Gehtnichtmehr, würde Grenzen und "genug jetzt" der anderen Kinder überhaupt nicht wahren.
Zeitweise lief es immer gut, daher sind wir es nie angegangen mit Fachleuten, haben es bei den U auch nie angesprochen.
Jetzt ist sie in der 3. Klasse und eckt immer wieder an. Sie ist nicht sehr beliebt, findet zwar in der Schule Spielfreunde, privat haben aber selten Kinder Lust, immer ruft sie an, bekommt Abfuhren. Verabredungen, Übernachtungen, zusammen kichern sind ihr Ein und Alles, sie wünscht sich so sehr nur 1 guten Freund oder Kinder, die hier mal anrufen. Sie leidet sehr darunter! Wir reden seit Jahren mit ihr, nicht so aufzudrehen, zu gucken, dass auch andere mal bestimmen, was gespielt wird, wir gehen auf sie ein, spiegeln ihr Verhalten, bestärken sie in ihrem ICH (du bist toll so!!) - nichts hilft. Erst dachten wir, es ist eine schwierige Klasse mit zickigen Mädchen. Es ist aber im Sportverein, Musikschule immer dasselbe, es liegt nicht an den vielen anderen. Sie findet schnell jemanden, aber 1-2 x verabredet und das andere Kind will nicht mehr. Sie vereinsamt, hat nicht wirklich Freunde. Es tut uns so weh und wir wissen keinen Rat mehr. Es könnte am sich-selbst-spüren liegen.
Wir haben immer gehofft, die Reaktionen der anderen würden sie zum Nachdenken anregen, war aber nie so. Sie beginnt zu spüren, dass da ein Problem ist. Sie selbst behauptet, viele Freundinnen zu haben, aber zum Geburtstag ein paar zusammenzukriegen war schon schwer.
Sie ist ein so tolles, wirklich herzliches, sehr tieffühlendes Kind, hilfsbereit in allen Lagen. Wir lieben sie so sehr.
Ich habe etwas über soziale Wahrnehmungsstörung gelesen und das passte. Sie ist (nebenbei erwähnt) gut in der Schule, neigt zum Chaos im Ranzen / ihrem Zimmer, kann sich aber doch gut konzentrieren. AD(H) S trifft es nicht.
Wir überlegen zum Kinderarzt zu gehen und um ein Gespräch/eine Überweisung zu bitten, damit mal jemand guckt. Wir haben Angst, als Heli-Eltern rüberzukommen, was wir nicht sind.
Wir waren beim Osteopathen und bei unserer Heilpraktikerin.
Würde sie selbst nicht leiden, kein Problem. Sie betreibt Vereinssport (bewegt sich viel) und macht Musik. Tolle Gruppe wie vielleicht Pfadfinder, Reiten oder Yoga zur Selbstwahrnehmung? Wir sind ratlos, merken aber, dass etwas passieren muss.
Traurige Grüße
Sich selbst spüren lernen - bitte um Hilfe
Hallo,
ich würde schnellst möglich mit Fachpersonal zusammen arbeiten. Abklärung der Augen, Ohren und der Wahrnehmung. Also, Termine beim KIA, Augenarzt, Phoniater und der Ergotherapie.
Ansonsten die Sportarten überlegen und wechseln. Gerne empfohlen wird Judo, kein Allheilmittel aber unterstützend hilfreich. Beim Reiten würde ich voltegieren empfehlen.
LG Reina
Augen und Ohren waren in Ordnung bei der U. Judo macht sie bereits seit 1,5 Jahren.
Ich weiß nicht, um was wir beim Kinderarzt bitten sollen. Ergo- Verordnung? Kinderpsychiatrische Praxis (gibt hier eine sehr gute u.a. für Teilleistungsstörungen, AD(H)S, aber auch soziale Schwierigkeiten)?
Ich denke, ein Gespräch ohne sie muss erstmal sein .
Danke!
Hallo,
was bei den U Untersuchungen herauskommt ist wurscht, die können auch Blinde und Gehörlose bestehen.
Augenarzt mit Sehschule und Phoniater sind die richtigen Ansprechpartner und ein Ergotherapeut, einzig hierfür benötigst du eine Verordnung vom KIA oder HA.
LG
Ich empfehle ein SPZ aufzusuchen und alles abzuklopfen: Intelligenz, Wahrnehmung, Asperger Autismus (Mädchen sind unterdiagnostiziert) und was denen sonst noch einfällt.
Mit weiteren Maßnahmen (Yoga etc.), die an sich nicht schaden, wirst Du nichts erreichen.
Alles Gute
Manavgat
Huhu,
bitte leiere schnellstmöglich alles an - solche Diagnosen dauern immer ewig.
Leider - ich weiß es aus eigener Erfahrung.
Vieles was du schreibst erkenne ich bei meinem Sohn wieder.
Wir sind zum Psychologen mit ihm gegangen als er in der 3. Klasse war, weil es sich da auch zuspitzte bei ihm.
Er hat AHDS und außerdem das Asperger Syndrom.
Er bekommt (unter anderem) Ergotherapie.
Die Therapheutin meint auch, er hat eine Wahrnehmungsstörung und spürt sich selbst nicht richtig. Dadurch hibbelt er rum und zuppelt an Sachen herum ect.
SIe meinte bei ihm es helfe (unter anderem) enge Kleidung, eine schwere Bettdecke.
Kuschelige Materialien liebt er. Das gibt seiner Haut mehr Reize.
Selbst bei 30° trug er jetzt im Sommer immer ein Unterhemd drunter, weil dies eng anliegt und er schlabberige T-Shirts nicht erträgt.
Er hat auch Probleme, Freundschaften zu schließen und die Reaktionen anderer richtig zu deuten.
Ich wünsche euch gute Besserung der Lage, denn ich weiß wie sehr da auch die ganze Familie drunter leidet, insbesondere du als Mutter.
LG
Salo
Bevor ich nicht die anderen Antworten gelesen hatte, mit dem Hinweis Asperger-Autismus in die Überlegungen miteinzubeziehen, hätte ich die Füsse still gehalten und nichts gesagt. Aus Vorsicht, damit mir niemand den Vorwurf von Ferndiagnosen macht oder behauptet ich rieche überall Asperger...
Nun wurde der Verdacht ja bereits geäussert, und wie schon erwähnt, gerade Mädchen sind äusserst schwer zu diagnostizieren.
Deshalb mein Rat: lass dich direkt an ein Autismuskompetenz Zentrum überweisen, denn ein solches ist durchaus in der Lage auch andere Diagnosen zu stellen, die Umkehrung, dass andere Psychologen odere Psychiater ohne spezifische Fachkenntnisse Autismus (und dann noch bei einem Mädchen) diagnostizieren könnten trifft leider nicht zu.
Noch was: "Nutzt es nichts so schadet es nicht" gilt im Abklärungs- und Therapiebereich definitiv nicht, denn falsche, unnötige Therapien richten Schaden an, das Kind wird auf seine (vermeintlichen) Dfizite reduziert, ein Teufelskreis setzt ein.
Deshalb dafür sorgen direkt und ausschliesslich an den passenden Ort zu gelangen, selbst wenn das bedeutet längeren Anfahrtsweg oder längere Wartezeiten in Kauf zu nehmen.
Leider hast du oft Recht. Besonders niedergelassene Psychologen bleiben manchmal im Bereich ihrer eigenen Angebote und diagnostizieren Störungen, die einer multimodalen Behandlung bedürfen einfach nicht um den Kunden zu halten.
Das stimmt aber nur noch eingeschränkt, wenn es um normale niedergelassene Kinderpsychiater geht und noch weniger, wenn es um Frühförderzentren und spezialisierte Ambulanzen an kinderpsychiatrischen Kliniken geht.
Asperger wäre mir bei dieser Schilderung ehrlich gesagt nicht in den Sinn gekommen - aber wenn das abgeklärt werden soll käme neben einem Autismuskompetenzzentrum auch eine Autismus-Ambulanz an einer Klinik in Frage.
Eine auch nur halbwegs verantwortungsvolle Diagnose oder Therapie reduziert aber kein Kind auf seine Defizite. Wenn das passiert stimmt noch sehr viel mehr nicht.