Tochter (6) mit zwanghaften Wutausbrüchen - verzweifelt!

Ich habe hier schon einmal von meiner Tochter geschrieben. Sie ist 6 und gerade in die Schule gekommen. Seit einigen Monaten haben wir immer mal wieder in Phasen auftretend mit extremen Launen von ihr zu kämpfen. Sie bricht dann wegen den kleinsten Dingen in extreme Wut aus, und wir finden einfach keinen Weg daraus.

Gerade ist es wieder extrem. Ich versuche ihr wirklich mit der größten Geduld zu begegnen, aber ich stoße immer mehr an meine Grenzen. Erschwert wird das ganze nun dadurch, dass wir nun morgens zu einer bestimmten Zeit das Haus verlassen müssen, weil sie in die Schule muss. Die Zeit, ihr da irgendeine bestimmte Extra-Behandlung zukommen zu lassen, ist einfach begrenzt. Dabei stehen wir schon extra früh auf, niemand muss sich bei uns morgens hetzten. Aber die Ausbrüche häufen sich immer mehr. Es fängt beim Anziehen an, die Socken sitzen nicht, dann sitzt die Hose nicht, dann stört das Unterhemd in der Hose, dann sitzt der Zopf nicht in der Mitte. Gestern ist sie derartig ausgerastet, dass sie beim Frühstück ihren (Kunststoff-)Löffel zerbissen hat. Was mich am meisten erschreckt hat, ist dass sie sich an diesen Ausbruch anscheinend gar nicht richtig erinnern kann. Irgendwie muss sie wie weggetreten gewesen sein, denn sie hat mich nachmittags gefragt, ob sie tatsächlich eine Banane gegessen hat anstatt Cornflakes...

Mir fällt immer mehr auf, dass sie so zwanghaft wirkt. Wenn sie sich an den Frühstückstisch setzt, rückt sie erst umständlich den Stuhl zurecht, dann den Untersetzer, den Teller, bis alles genau stimmt. Der Zopf muss genau richtig sitzen, die Kletterschlüsse an den Schuhen so eng wie möglich. Und wenn da was nicht klappt, geht es los...

Mir macht das ganze langsam Angst. Einen Termin zur Erziehungsberatung versuche ich zu bekommen, Wartezeit 6-8 Wochen. Kinderarzt ist 4 Wochen im Urlaub.

Den Übergang in die Schule hat sie, so denke ich eigentlich, wirklich gut geschafft. Sie hat gut Anschluss gefunden und einige Mädels, mit denen sie in der Pause und nach der Schule spielt. Das Lernen an sich scheint auch wirklich kein Problem zu sein. Und ansonsten habe ich selbst das Gefühl, dass gerade alles eigentlich sehr gut läuft bei uns. Ihr Bruder ist zufrieden im neuen Kiga, in meinem Job läufts gut und bei ihr in der Schule eben auch. Ich sehe wirklich keine Probleme im Moment - und gerade jetzt wird es so extrem!!!

Kennt jemand von Euch sowas, oder hat Ideen???

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Was sagt sie denn, wenn du sie in einer ruhigen Minute drauf ansprichst?

Und ich finde, dass für so ein kleines Seelchen "in die Schule kommen" plus "Mama geht jetzt wieder arbeiten" plus - seid ihr umgezogen? Weil der kleine Bruder in einen neuen Kindergarten geht? Aber die zwei Dinge können schon ziemlich viel durcheinander schütteln bei so einem Kind.

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Klar ist Schule ein Brocken, aber es läuft wirklich gut! Wenn ich sie abhole ist sie total zufrieden und fröhlich!
Ich gehe übrigens schon lange wieder arbeiten, da hat sich also nichts geändert. Und mein Sohne hat den Kindergarten gewechselt, weil ich keine Lust mehr hatte auf Elternini.

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Sie kann mir dazu eigentlich überhaupt nichts sagen. Sie weiß nicht, warum sie so ausrastet und kann mir auch nicht beschreiben, wie sie sich fühlt, wenn das passiert. Ich komme da einfach nicht weiter.

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Nur mal so als Idee: belies Dich mal über Hochsensibilität. Es gibt Literatur über hochsensible Kinder (HSK). Das ändert erstmal nix an ihrem Verhalten, aber vielleicht bringt Dich das weiter...

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Das mit der Wut nicht, aber dieses fast schon zwanghafte Ausführen von Handlungen. Mein Grosser hat das, wenn er innerlich unter Dampf steht. Dann kann er minutenlang Decken gerade zupfen, Lichtschalter 50mal hintereinander betätigen, jede Tür in einem exakten Öffnungswinkel zu justieren.

Und auch wenn alles prima scheint: Deine Tochter ist gerade in die Schule gekommen, neue Anforderungen, neue Herausforderungen - das kann schon Dampf machen und zuviel Dampf braucht ein Ventil.

Grüsse
BiDi

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Huhu,

die Klamottenprobleme und das die Schuhe eng sitzen müssen und man ansonsten ne Krise bekommt, kenne ich von meinem Sohn hier täglich.
Er hat Asperger.

Dagegen spräche bei deiner Tochter allerdings das sie in der Schule schnell Freunde gefunden hat. Damit tut sich mein Sohn unheimlich schwer.

LG
Salo

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Du brauchst dringend einen Termin in einem SPZ. Ich würde auch auf Asperger testen lassen. Wird es ausgeschlossen, dann hast du wenigstens nichts übersehen. Wie ist ihr Verhalten in der Schule, wenn etwas nicht nach Plan läuft?

Keinesfalls solltes du dann mit ihr motzen oder sie unter Druck setzen. Wenn diese Zustände Meltdowns sind, dann erreichst du das Gegenteil, weil sie nicht mehr aus der Situation kommt.

Gruß

Manavgat

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Laut ihrer eigenen Aussage kommen diese Wutausbrüche in der Schule nicht vor. Wie ich geschrieben habe kommt sie wirklich jeden Tag fröhlich und gelöst aus der Schule. Die Katastrophen passieren zu Hause.

Ich habe gerade mal den Wiki-Artikel zu Asperger gelesen. Nur einzelne der dort genannten Kriterien treffen auf meine Tochter zu. Gerade seit sie in die Schule geht blüht sie im Umfeld ihrer Klassenkamerdinnen sichtlich auf. Sie hat dort und auch zum Beispiel in unserem Urlaub innerhalb von Minuten Kontakt zu Gleichaltrigen aufgebaut. Auch in den anderen im Artikel aufgeführten Bereichen Eingegrenzte Interessen, Rede- und Sprachbesonderheiten, Nonverbale Kommunikationsprobleme und Motorische Unbeholfenheit kann ich keines der Merkmale bei meiner Tochter erkennen. Es sind lediglich die dort so bezeichneten "Repetitive Routinen", die uns so zu schaffen machen.

Natürlich versuche ich in alle Richtungen zu denken, aber für mich als Laien scheint Asperger wenig wahrscheinlich.

Interessanterweise habe ich heute morgen mit der Mutter einer ihrer Klassenkameradinnen gesprochen, die von ihrer Tochter ähnliches berichtet hat. Alles muss genau und perfekt sitzen, sonst gibt es ein Drama.

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Kaum ein Asperger hat alle Merkmale. Deine Tochter hat 2 die du schilderst: Wutausbrüche bei Abweichungen vom Plan und den Sortier/Ordnungsfimmel. Mädchen sind daher oft unterdiagnostiziert. Auch eine Ausschlussdiagnose ist eine Diagnose.

Gruß

Manavgat

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Ehrlich gesagt bin ich gerade ein bisschen genervt von diesem Forum. Ich freue mich über jede Antwort und jeden gut gemeinten Rat. Aber was ich nicht mag, ist wenn man hier abgestempelt wird, weil die Frage und andere Texte nicht richtig gelesen werden. Ich schreibe hier permament, dass mir klar ist, dass Wikipedia hier nicht zur letztendlichen Klärung beitragen wird, dass ich weiß, dass ich kein Experte bin, aber vorhabe diese zu konsultieren - aber das wird einfach überlesen und ich schließe dann angeblich anhand von Wikipedia leichtfertig Diagnosen aus. Das finde ich einfach arm.

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Hallo,

Neben einer Vielzahl anderer Probleme meines Sohnes (starkes verweigerungsverhalten, Unsicherheit usw.) waren solche Wutausbrüche wie du sie beschreibst auch ganz lange Thema bei uns.
Mein Sohn hat aber tatsächlich viele autistische Züge und asperger ist wahrscheinlich bei ihm, jedoch noch nicht diagnostiziert.
Aber egal....
Er war bis diesen Sommer 3 Jahre lang in psychologischer Therapie. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen woher diese Anfälle rühren, wie wir ihn helfen und vorallem wie wir ihn besser verstehen können.

Sein Problem bestand hauptsächlich darin das er sehr perfektionistisch veranlagt ist. Er konnte nie verstehen oder nachvollziehen warum Dinge nicht alle 100% so ablaufen wie er es sich in seinen Kopf vorweg ausgemalt hat.
Da hat gereicht wenn morgens ungeplant der Papa statt ich ihn zur Schule gebracht hat und schon hatten wir hier einen riesigen Aufstand, lauter solche Situationen.

Er hat in der Therapie also gelernt ein anderes Ventil, für seine Unsicherheit durch die ungeplante Situation zu finden. Und wir mussten im Gegenzug lernen das er nicht aus Boshaftigkeit wütend wird, sondern er einfach verunsichert ist und wir ihn dahingehend unterstützen müssen, statt zu schimpfen.

Jetzt wo er älter ist, ist es viel besser und solche Situationen kommen eher selten vor. Wenn er wirklich wütend ist, geht er eine weile in sein Zimmer und mault eine weile vor sich hin.
Weitestgehend kann er seine Gefühle nun anders zum Ausdruck bringen als wild um sich zu brüllen und zu schlagen.
Achja... Bei ihm war es im übrigen auch so das er hinterher nichts mehr wusste, dass ist in manchen Situationen heute auch noch so, die sehr belastend für ihn sind.
Laut Psychologin ist dies einfach ein seelischer Schutz für ihn selbst, er macht dann dicht und dein Unterbewusstsein verdrängt die unangenehme Situation, damit sie ihn nicht weiter belastet.

Uns hat die Therapie gut geholfen, auch in vielen anderen Bereichen.
Wenn ihr also selbst nicht weiter kommt, würde ich auch nach einem Therapeuten Ausschau halten.
Grundsätzlich ist es ja wichtig selbst zu erkennen warum die Situationen so eskalieren und das Kind so reagiert. Meist ist das alles eine Kettenreaktion, weil man als Eltern auch bloß überfordert ist und falsch reagiert, wenn man einfach nicht weiter weiss.

LG

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Wenn sie wirklich zwanghaftes Verhalten entwickelt, wäre es sinnvoll einen Termin bei einem Kinderpsychologen zu machen. Diese Termine dauern noch länger als 6 Wochen.

Zwänge dienen soweit ich weiß dazu Ängste zu reduzieren und ein Sicherheitsgefühl herzustellen. Kriegt man es nicht "genau richtig hin", können vor allem Kinder verzweifeln und auch wütend werden.

Bitte bedenken.

Man muss abwägen, wie sehr das Kind dadurch eingeschränkt ist. Gerade unter Zeitdruck ist es schwer richtig zu reagieren. Machen lassen, kann das Problem verstärken. Es muss auf Dauer die Erfahrung gemacht werden, dass alles ok ist, auch wenn man seine Rituale nicht durchführt.

Mein Sohn hat gut handhabbare Zwänge, die als Komorbidität seines ADHS gesehen werden. Auch mein Mann hat leichte Zwänge, die derzeit nicht behandelt werden müssen. Bei beiden wird es unter Stress stärker.

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Gib ihr Zeit, lass die Zügel mal locker & hilf ihr wo du kannst. Ich tippe auf die Schule - auch wenn alles gut läuft, ist dieser neue Abschnitt eine Riesenumstellung - das kann schon mal ein halbes Jahr dauern, bis die Kleinen sich daran gewöhnt haben. Glaub mir, ich hab ein ähnliches Exemplar zu Hause. Das hat nichts mit Asperger o. Ä. zu tun, es geht eher in die Richtung "hochsensible Kinder". Fang keinen SPZ-Marathon o. Ä. an. Auch eine Erziehungsberatung wird hier nicht weiterhelfen. Wende dich lieber an einen Kinderpsychotherapeuten, wenn es im neuen Jahr nicht besser wird. Manchmal ist weniger mehr!

Vg, Andrea