Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Vor 1 1/2 Jahren starb die Mutter meines Ex-Mannes. Sie war schwer krank und verstarb innerhalb von 6 Monaten. Ich wohne mit meinen Kindern weit entfernt von ihrem Vater (seine Mutter lebte in seiner direkten Nachbarschaft) und genau zu diesem Zeitpunkt befanden sie sich in den Ferien bei ihrem Vater.
Mein kleiner Sohn war damals 7 Jahre alt und wollte seine Oma unbedingt noch einmal sehen. Sie verstarb daheim und somit waren die Jungs quasi dabei.
Wir haben, als die Jungs nach den Ferien wieder bei mir daheim waren, gelegentlich darüber gesprochen. Ich hatte nicht den Eindruck, als würde ihn etwas beschäftigen.
Das hat sich nun seit Samstag geändert. Er kam zum Kuscheln in mein Bett und wir kamen irgendwie auf die Oma zu sprechen und plötzlich fing er bitterlich an zu weinen. Wir weinten dann beide und sprachen noch einmal über diesen einen Tag.
Ich war erstaunt, wie viele Details er noch wusste. Er vertraute mir an, dass er das Bild seiner toten Oma nicht aus dem Kopf bekäme.
Ich redete und erklärte viel und bat ihn, auf jeden Fall immer zu mir zu kommen, wenn ihn etwas bedrücken würde.
Eigentlich weiß er das auch.
Gestern zündeten wir verschiedene Kerzen für die Verstorbenen unserer Familie und eine für die Menschen an, die unbekannterweise ihr Leben lassen mussten.
Und wieder weinte mein kleiner Sohn. Erzählte noch einmal vom Tod der Oma.
Heute Mittag kam er aus der Schule und zündete wieder eine Kerze für sie und den Opa an. Da er gestern sagte, er würde das jetzt immer machen wenn er an die Oma denkt zeigte es mir, dass es bei ihm heute schon wieder Thema war.
Wie kann ich ihm bloß helfen?
Mein Ex-Mann hielt meine Gedanken, eventuell eine Psychologin aufzusuchen, für überzogen.
Liebe Grüße
Sandra
9-jähriger leidet unter dem Tod der Oma
er war zu klein um zu begreifen was tod bedeutet jetzt versteht er es und muss daher trauen lass ihm zeit rede so viel möchte...ist trauerverarbeitung
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja, das kann sehr gut sein. Das würde einiges erklären.
Hallo liebe Sandra. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Erlebnis für ein Kind traumatisch ist. Ich selbst würde damit zu kämpfen haben, wenn ich meine Omi eines Tages tot sehen würde.
Schade finde ich es, dass ihr das ganze nicht gleich gemeinsam so ausführlich besprochen habt, wie dieses Wochenende.
Es ist aber ganz toll, dass das jetzt noch geschehen ist.
Ich würde auch noch nicht gleich zu einem Psychiater gehen. Vorerst würde ich weiter beobachten. Dass er jetzt immer eine Kerze anzündet finde ich super. Sieh das eher positiv. Das hilft ungemein beim Verarbeiten. Und dass er das jetzt nach eurem Gespräch vorerst öfter tut finde ich auch recht logisch. Wenn ich so ein aufwühlendes aber auch befreiendes Gespräch hatte, habe ich die letzten Tage auch noch oft daran gedacht. Ich würde ihn jetzt immer ganz beiläufig fragen, an was er genau gedacht hat, wenn er eine Kerze für seine Oma anzündet. Nicht im besorgtem Sinne, sondern mit der Erwartung, dass er an ein schönes Erlebnis mit ihr gedacht hat.
Also ich würde ihn positiv und freudig darauf ansprechen. Wenn er aber erzählt, dass er an ihre letzten Tage gedacht hat und nicht sonderlich glücklich auf dich wirkt, dann würde ich es definitiv weiter beobachten. Wenn du das Gefühl hast, dass er es nicht positiv verarbeitet kriegt, dann würde ich einen Psychiater aufsuchen. Aber geb ihm Zeit. Das schlummert ja schon lange in ihm.
Zudem kannst du doch bestimmt gut einschätzen, ob er fröhlich ist oder vermehrt traurig. Kinder verstecken ihre Gefühle doch meist nicht so wie Erwachsene.
So würde ich es handhaben. Ich kenne mich aber noch nicht mit Kindern in dem Alter aus (habe eine 5 Monate alte Tochter) und bin auch kein Experte in Sachen Psychologie.
Darf ich fragen, wieso deine Kinder den Tod ihrer Oma mit ansehen mussten? Das ist nicht böse gemeint. Nur Interesse halber. War es nicht abzusehen, dass sie stirbt während sie da sind? So etwas wünscht man sich ja nicht gerade als Ferienerlebnis für seine Kinder ...
Hallo Sarih,
wir haben damals schon direkt über diese Situation gesprochen. Ich war ja damals nicht dabei, auch nicht bei der Beerdigung. Als die Jungs dann wieder daheim waren, haben wir öfter darüber gesprochen. Hmmm, ein paar Tage immer wieder mal. Aber dann war es irgendwann gut und ich dachte, es sei wohl so in Ordnung.
Luis selbst wollte unbedingt die Oma noch einmal sehen. Sie waren zum Todeszeitpunkt in der Wohnung ihres Vaters, eine Straße weiter. Dieser rief dann die Jungs an um Ihnen zu sagen, dass die Oma gestorben ist und die Jungs sind rüber.
Ich habe mit meinem Ex-Mann gesprochen und ihm war nicht bewusst, dass es Luis so mitgenommen hat. Er sagt heute, er war damals froh in diesem Moment seine Kinder bei sich gehabt zu haben. 😔
Ich hatte vorher meinen Ex-Mann gefragt ob die Kinder diese Ferien nicht lieber bei mir bleiben sollen, aufgrund dieser traurigen Situation, aber er wollte sie gern bei sich haben. Dafür hatte ich auch Verständnis.
Liebe Grüße
Sandra
Hallo
naja dein kleiner Sohn war ja noch sehr jung, als seine Oma gestorben ist. Dass er sie nochmal sehen wollte kann ich gut verstehen. als meine Meima starb, waren alle Enkerl ( zwischen knapp 2J. & 13,5J.) die letzten Tage nochmal da um die Oma ein vielleicht letztes mal zu sehen.
Wie du ihm helfen kannst: Sei einfach da für ihn, laß ihn spüren oder noch besser sag ihm dass er immer zu dir kommen kann wenn er drüber reden oder weinen will, auch dann wenn er es ja eigentlich schon weiß.
Kinder trauern nicht wie Erwachsene sondern "in Wellen".
Erinnert euch gemeinsam an die Oma, wenn er es will. Oder spreht über den Tod der Oma, die Beerdigung. Auch wenn es für dich vielleicht schwer ist, dein kleiner Sohn braucht das in dem Momaent. Für ihn war es ja offensichtlich eine wichtige Person und der Verlust muss erst mal verarbeitet werden. Vielleicht hat er bisher seine Gefühle auch zurück gehalten oder wußte nicht so recht wie er sie ausdrücken sollte. Eventuell wird ihm jetzt auch erst der Tod der Oma so richtig klar, also dass sie wirklich nicht mehr wiederkommt.
Vielleicht habt ihr auch noch Erinnerungen an Oma (Foto oder ähnliches) das er für sich aufbewahren kann. Zum Psychologen würde ich jetzt aber noch nicht gehen. Lass ihm einfach Zeit.
Meine großen beiden waren zum Zeitpunkt als die Oma starb "schon" 12 &13 Jahre, aber es vergingen bestimmt 2-3 Jahre wo sie immer mal wieder sagten: Mama ich kann nicht einschlafen, dann denk ich immer an Oma und dann kommen mir die Tränen". Und die versuchten sie immer vor dem kleinen (damals knapp 2) immer verstecken.
Man würde den Kindern sowas gerne ersparen, aber leider nicht immer möglich.
Ihr schafft das schon. Alles Gute.
Kinderüberraschung
Vielen lieben Dank für deine Antwort.
Ja, ich denke auch ich werde ihn lassen und für ihn da sein. Er weiß, dass er immer zu mir kommen kann wenn ihn etwas bedrückt.
Es braucht halt alles seine Zeit.
Liebe Grüße
Sandra
Hallo, mir sind sofort Tränen in die Augen geschossen, als ich das las....meine Mutter ist im Januar 2016 tot aufgefunden worden. Bei uns war die Polizei vor dem Haus und mein Sohn - damals 9 hat das auch mitbekommen. Es war ein natürlicher Tod und trotz allem für alle schrecklich. Lange hat er seine Tränen zurückgehalten und war verschlossen. Nachdem jedoch diese Tränen kamen, konnten wir auch darüber sprechen. Ich hatte den Eindruck, er wollte nicht auch noch traurig sein, wo ich doch soviel weinte....und so hat er seinen Kummer versteckt....irgendwann kommt der Kummer raus - und das ist gut so. Man kann dann über das sprechen, was man vorher unterdrückt. Wir haben auch lange überlegt, einen Psychologen aufzusuchen und uns dann dagegen entschieden. Trauer ist ein normaler Prozeß so brutal das auch klingen mag. Man muss weinen, um Sachen verarbeiten zu können. Entschuldige, das ist natürlich nur die egoistische Sicht einer trauernden Tochter und einer Mutter die ebenfalls manchmal nicht weiß,ob sie richtig reagiert.
Hallo, du machst das genau richtig. Du nimmst Dir Zeit für seine Gedanken und Trauer. Nimmst ihn ernst und sprichst mit ihm darüber. Auch das mit der Kerze ist eine schöne Idee, der Trauer Ausdruck zu verleihen. Mach das einfach weiter so (für Gespräche offen sein, aber nicht selbst immer wieder auf das Thema lenken) und du wirst sehen, wie sich das weiter entwickelt. Dann kannst du immer noch überlegen, einen Psychologen zu Rate ziehen, wenn du in der Zukunft das Gefühl haben solltest, dass er Probleme hat, den Todesfall zu verarbeiten. Alles Liebe
Hallo!
Bei uns gibt es Lavia-Trauerbegleitung- vielleicht gibt es ähnliches bei euch? Dort gibt es zum Beispiel auch Kindertrauergruppen...
LG
Hallo,
erst einmal noch mein herzliches Beileid.
Dein Sohn trauert und weint und das ist genau richtig und gesund. Ich finde, man muss immer eine gesunde Mischung aus Trauerbewältigung (Rituale finden, um dem Verstorbenen zu gedenken, sich gegenseitig Geschichten erzählen, die Trauer malen, darüber reden etc.) und Normalität / Alltag finden.
Gib' ihm weiterhin den Raum zu trauern, aber findet dann auch wieder gemeinsam in den Alltag. Frag' ihm, was ihm hilft und probiert Dinge aus.
Dass er sich genau an diesen Tag erinnert zeigt auch, dass ihn dieses Erlebnis nicht traumatisiert hat (ansonsten würde er sich nicht detailliert erinnern). Verarbeiten muss er es trotzdem und das macht ihr ja genau richtig, wenn ihr offen darüber sprecht.
Und dass er weint ist doch völlig in Ordnung. Solange ihn die Trauer nicht in allen Lebensbereichen beeinträchtigt, ist das eine gesunde und richtige Art der Trauerbewältigung.
Falls Du eine Anlaufstelle brauchst: google mal lacrima (von den Johannitern). Die bieten Gruppen an, beraten aber auch telefonisch soweit ich weiß.
LG
Es gibt auch ein tolles Buch "wie Pippa wieder lachen lernte". Vielleicht findet ihr Momente, euch so mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Das Verhalten Deines Sohnes ist ganz normal. Kinder trauern anders als Erwachsene. Meine Tochter war damals 3, als der Opa starb, und 6, als die Uroma starb. Noch viele Jahre später wollte sie mit mir die Bilderbücher zu dem Thema ansehen, die ich besorgt hatte. Auch weinte sie immer wieder wegen Opa oder Uroma oder meinte, sie wäre ganz traurig , dass sie gestorben sind.
Wir haben nach Bedarf darüber gesprochen, liebevoll gestaltete Bilderbücher zu dem Thema angesehen, sie hat auf dem Friedhof bei den Gräbern geholfen...
Der Tod gehört zum Alltag dazu, auch zum Alltag Deines Kindes. Beschäftigt Euch mit dem Thema, lest Bücher darüber, auch Weinen ist erlaubt. Wozu einen Psychologen?
Auch heute noch sprechen meine Kinder öfter über den Tod eines Klassenkameraden vor 12 Jahren! Das ist ganz normal.
Keine Sorge dein Kind ist nicht traumatisiert und braucht auch keinen Psychologen. Der Tod gehört zum Leben dazu und auch Kinder sollten daran teilhaben. Je früher desto besser, so lernen sie, was der Tod bedeutet. Man darf traurig sein, man darf die Person natürlich vermissen, aber man muss auch lernen, dass der Tod zum Alltag dazu gehört. Sie war alt, sie ist friedlich gestorben. Anders wäre es, wenn es ein Unfall gewesen wäre. Sprecht darüber, lass ihn aufarbeiten, bewahrt die Erinnerungen.