Ich kenne mein Kind nicht mehr ....

Hallo ihr lieben,
Normalerweise bin ich im Moment eher im Schwangerschaftsforum unterwegs, aber ich bin im Moment so verzweifelt und weiß einfach nicht weiter.

Mein Sohn wird im Januar 7 und geht seid diesem Jahr zur Schule. Ich weiß, dass dies erstmal eine schwierige Zeit ist und er seine Rolle neu finden muss, aber seid 2-3 Wochen bin ich wirklich mit meinem pädagogischen Latein am Ende :-(

Er *war* immer ein freundliches, offenes, tolerantes und hilfsbereites Kind, doch seid ein paar Wochen erkenne ich ihn nicht wieder.
Er gibt zu Hause ständig Widerworte bei egal um was es geht.
Beispiel: nach dem Abendessen werden die Zähne geputzt. Ich sage, geh ins Bad und putze deine Zähne, danach können wir noch etwas lesen.
Er sagt nein. Geht in sein Zimmer.
Ich hinterher weil es schon relativ spät ist und wir streiten wieder.
Ganz egal wie ich oder mein Mann es anstellen. Sag ich ja sagt er Nein. Sag ich Nein sagt er ja.

Deshalb haben wir hier seid ein paar Wochen dicke Luft.
Ich habe es mit reden versucht, dann mit Konsequenzen aber es scheint ihm egal zu sein. Es wird immer schlimmer.
Grade rief seine Lehrerin an. In der Schule wäre es ganz genauso. Er hört nicht, macht seine Aufgaben nicht, verhält sich ihr gegenüber sehr respektlos und stört den Unterricht.
So kenne ich ihn überhaupt nicht.
Mein Sohn ist mir gerade total fremd 😢.

Ich dachte erst, es könnte vielleicht an der Schwangerschaft liegen.
Ich bin zur Zeit in der 12. Woche und er freut sich riesig großer Bruder zu werden.
Ich bin seid Anfang der Schwangerschaft im BV und zu Hause. Ich habe mehr Zeit mit ihm die ich auch "eigentlich" sehr genieße.
Aber seid ein paar Wochen geht es wirklich überhaupt nicht mehr.

Habt ihr eine Idee für mich? Einen Tipp?
Mir fällt langsam keine Konsequenz mehr ein und reden hilft überhaupt nicht. Das mache ich seid 2 Wochen :'(

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Was sagt er denn selbst dazu? Das wäre interessant zu wissen.
Ich meine, mit 7 ist man ja eigentlich alt genug, seine Sichtweise darzulegen und sich entsprechend zu erklären. Er ist ja kein Kleinkind mehr, dem man nur Anweisungen geben kann.
Vielleicht steckt auch etwas ganz bestimmtes hinter seinem Verhalten, was er bisher nicht gesagt hat. Wird er vielleicht von einem anderen Schüler gemoppt? Kommt er mit dem Unterrichtsstoff zurecht? Sind seine Augen/Ohren OK? Ist er überfordert? Schläft er genug?
Ich würde ja anhand Deiner Beschreibung eher auf so etwas tippen wie Über/Unterforderung.
Aber falls nicht: würde ich mich mit ihn zusammen hinsetzen und GEMEINSAM ein paar regeln aufstellen. Überlege Dir, was Dir besonders wichtig ist und was er auf jeden Fall beachten muß, z.B: 2x am Tag Zähne putzen, Unterricht nicht stören, respektvoller Umgang mit anderen Personen.
Dafür kann er sich dann vielleicht auch etwas von Dir wünschen oder äußern, auf welche Regel, die bisher galt, Du vielleicht verzichten könntest.

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Danke für deine Antwort.
Ich versuche jeden Tag mit ihm darüber zu sprechen. Auf ein warum oder kann ich dir irgendwie helfen kommt nur ein weiß ich nicht.
Ich habe versucht gemeinsam mit ihm Regeln zu erarbeiten. Auch das War keine Idee die funktioniert hat.
Wenn ich ihn von der Schule abhole ist er immer sichtlich geknickt. Empfängt mich mit einem traurigen Gesicht und den Worten, ich weiß schon was los ist.
Es ist ihm offenbar bewusst aber in diesem Moment in dem es passiert wahrscheinlich egal.
An Überforderung habe ich auch schon gedacht. Zu hause kommt er mit den Aufgaben ganz gut mit. In der Schule weiß ich es nicht. Am Elternsprechtag vor ein paar Wochen war alles in Ordnung.
Seine Lehrerin kann sich sein Verhalten auch nicht erklären. Ich habe sie letzte Woche angerufen als ich merkte das ich mit Reden nicht mehr so weit komme.
Seid dem sind wir regelmäßig im Austausch.
Zu wenig Schlaf kann kaum sein.
Wir leben sehr reiz arm. Und mein Sohn schaut unter der Woche kein Fernsehen um abends besser abschalten zu können. Wir haben abends immer die selben Rituale und spätestens um viertel vor 7 liegt er im Bett. Um 7 wird dann das Licht ausgemacht und im Normalfall schläft er direkt ein.
Morgens ist er müde, kommt aber relativ gut raus.
Noch eher ins Bett zu bringen wäre wahrscheinlich einfach viel zu früh.
Er brauchte schon immer viel Schlaf aber den bekommt er auch. Manchmal legt er sich am Wochenende auch mittags von selber nochmal eine Stunde hin.

Das mit dem Mobbing könnte natürlich sein.
Aber auf meine Frage gibt es nur ein Nein.
Ich lasse ihn jetzt erstmal ankommen, koche uns gleich einen Tee und versuche dann nochmal in Ruhe mit ihm zu sprechen.

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Ich würd die Konsequenzen mal für eine Weile vergessen und ihm ganz viel Liebe anbieten.

Wenn ein Kind sich überall schlecht benimmt und das vorher nicht getan hat, dann kann man davon ausgehen, dass es sich gerade sehr unwohl fühlt in seiner Hand. Was auch immer die Ursache ist, Konsequenzen werden sie nicht beseitigen.

Insofern würde ich ein Gespräch mit ihm führen, damit anfangen, dass ich ihn sehr lieb habe und dass ich mich wundere, was mit ihm los ist, weil so ist er ja eigentlich gar nicht. Ob es etwas gibt, das ihn verunsichert. Wie läufts in der Schule? Wie stellt er sich das Leben mit Baby vor? Wie gehts mit Freunden? Was ist im Verein? Wo gehts ihm gut, wo nicht so? Was kann man für ihn verbessern?

Auch wenn Du seit zwei Wochen redest: Das Reden ist das A und O. Wobei ich mit reden auch und vor allem das aktive Zuhören meine! Zuhören ist viel wichtiger als selbst reden!

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Mein Sohn ist auch sieben, in der zweiten Klasse und er hat auch ab und an seine Phasen. Meist geht das ein paar Wochen und danach ist es wieder gut.
Ich denken man könnte in diesen Wochen ein Schild an der Stirn anbringen: Gehirn im Umbau.
Sie lernen so viel zu Anfang in der Schule, sie verändern sich so, das kann ein Kind ab und zu überfordern.
Vielleicht weiß er selbst gerade nicht so recht, was ihm quer kommt.
Ich mag den Spruch: drück mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe, dann brauche ich es wirklich.
Möglicherweise ist er schon bald wieder der Alte.

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Ich war in einer ähnlichen Situation und habe mich zwei/drei Mal mit einer Familientherapeutin unterhalten. Das hat mit - uns- gutgetan. ich selber war dan in Verhaltensmuster reingerutscht, die für ein völlig absurdes Verhalten von meinem Sohn sorgten. Vielleicht ist etwas so die Art auch bei euch.

Die andere Sache, ist die schulische, vielleicht hat er ja echte Probleme mit dem Stoff oder der Umgebung und das macht ihm einfach Stress.

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Kannst du deine Verhaltensweise einmal erläutern? Bei uns läuft es nämlich ähnlich wie bei der TE...

Vio.

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Von außen betrachtet war/ist alles okay und normal. Es ist mehr so das Zusammenspiel aller Familienmitglieder, wer wie auf wen reagiert. Das hat die gute Familientherapeutin ganz haarklein auseinandergenommen und ganz lieb hinterfragt, wieso warum weshalb und dann erklärt: Wenn Mama so etwas sagt, dann kann Kind ja nur so reagieren.

War echt gut und sowohl lehrreich, als auch hilfreich.

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Ersteinmal: Meine Beiden wurden nach der Einshculung auch sehr selbstbewußt. und wollten mehr ihren eigen Willen durchsetzen.

Ich denke, bei deinem Sohn ist es ähnlich, ich würde ihm etwas mehr Freiheiten lassen. Das Problem mit dem Zähneputzen ist für mich selbstgemacht; da liegt bei euch derzeit viel zu viel Beachtung drauf. Warum muß er denn SOFORT nach dem Essen putzen, lass ihm da ein wenig Entscheidungsfreiheit: Mach mit ihm aus, bis zum Schlafengehen müssen die geputzt sein, da hat er viel mehr Platz für die eigene Entscheidung.

Ich hoffe, du verstehst was ich meine. Hier durften und dürfen meine Kinder (inzwischen 16 + 20) selber entscheiden, wann sie die Aufgaben erfüllen. Anfangs hieß es, innerhalb der nächsten halben Stunde oder bis 15 Uhr bitte erledigen und kurz vor der Zeit nochmal erinnern, das klappte eigentlich immer gut.

Diese Zeitspanne habe ich dann immer mehr erweitert bis es im Teenager - Alter dann nur noch hieß: "Mach das bitte heute (also bis abends) bitte noch." So haben wir manche Stresssituation wie Hausaufgaben machen, Müll rausbringen, Zähneputzen, Zimmer aufräumen entzerrt bzw. die kam gar nicht auf,

ICh würde mich mit Sohnemann zusammensetzen ihm klar machen,dass man so nicht miteinder umgeht. ER möchte ja auch,dass du und der Papa auf ihn hören, wenn er ein Anliegen hat.
Ihm aber klar machen, dass wenn er jetzt selber z.B. den Zeitpunkt für's Zähneputzen festlegt, es aber auch wie abgemacht, erledigt werden muß. Falls nicht, müßte du eben wie bei nem kleinen Kind wieder bestimmen wann er das macht.

Mit diesem Vorgehen hab ich meinem Kind vermittelt: ich vertrau dir, hab ihm (Eigen)Verantwortung ihm Selbstbewußtsein gegeben und ihn halt nicht mehr wie ein Kleinkidn behandelt.

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Noch vergessen: Da er zuhause schon so viel zu "kämpfen" zu haben scheint, überträgt sich das Verhalten wahrscheinlich auch auf die Schule. Schule mit den ganzen Veränderungen ist eine große Umstellung für so ein kleines Menschenkind. Im Augenblick scheint er ja von allen Seiten nur Druck zu bekommen. da wäre es gut auch nen Ausgleich anzubieten. Jeder für sich solltet ihr Eltern auch was mit ihm machen,wo ihr alle NICHT in das selbe Muster verfallt, sondern einfach Spaß habt.

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Hallo,

ich kann dir nur sagen, dass wir seit der Einschulung (er ist jetzt 3. Klasse) auch immer wieder extreme Phasen durchmachen. Man merkt so richtig, dass die Kids immer erwachsener werden, oder es zumindest versuchen ;-)

Was uns in der ersten Klasse gsehr schnell und gut geholfen hat, war ihm mehr Eigenverantwortung zu geben. Zum Beispiel den Schulweg alleine bewältigen. Alleine kleinere Einkäufe machen. Im Haushalt Aufgaben übernehmen, wie Müll wegbringen, Zimmer alleine staubsaugen, Spülmaschine ausräumen. Ihn dabei immerwieder loben und ihm erklären, dass es toll ist, dass er langsam immer größer wird und immer mehr Aufgaben selber elredigen kann.
Für die Kids ist es eine schwierige Zeit, in der Schule müssen sie immer selbständiger werden und zu Hause werden sie oft noch so behandelt, als wären sie noch im Kindergarten.

Das ist natürlich nicht die Lösung für alle Probleme, es hat aber ein wenig zur Entspannung beigetragen, zumindest für eine Weile -).

Natürlich musst du gleichzeitig versuchen herauszufinden, ob es in der Schule Probleme gibt. Vielleicht hat er Problene mit anderen Klassenkameraden oder mit Lehrern, oder irgendetwas anderes stört ihn? Mein Sohn kann zwar den ganzen Tag quatschen ohne Ende, aber er erzählt unglaublich selten von seinem Schultag. Wenn ich das Gefühl habe, es läuft in der Schule nicht rund, dann lege ich mit ihm einen Bastelnachmittag ein. Wenn wir dann so zusammensitzen und basteln und alles sehr entspannt ist, fange ich an vorsichtig nachzufragen. Erstmal so Dinge wie, neben wem sitzt du zur Zeit in der Klasse, was hast du heute mit wem gespielt in der Pause. Was gab es im Hort zu essen, hat es geschmeckt? Meistens entstehen dann wirklich schöne Gespräche und er fängt dann von alleine zu erzählen, dann erfahre ich auch Dinge, die schon eine Weile her sind.

Du musst jetzt aufpassen, dass ihr in keinen Teufelskreis reinkommt, das kann sehr schnell passieren und dann ist es schwieriger da raus zu kommen. Ich weiß, dass es schwer ist ruhig zu bleiben, ich muss da auch immer wieder mit mir kämpfen, das Problem ist nur, dass nur ihr Eltern die Situation wieder in den Griff bekommen könnt, dein Kind wird es nicht können! Ihr müsst ihm helfen mit seiner Gefühlswelt klar zu kommen und ihr müsst Wege finden aus dieser Streitspirale raus zu kommen.

Ich drücke dir die Daumen, dass es bald besser wird!

NOch ein kleiner Tipp: Suche das Gespräch auch mit anderen ELtern aus der Klasse, da wirst du wahrscheinlich hören, dass nahezu alle sehr ähnliche Probleme haben mit ihren Kids. Diese Erfahrung habe ich zumindest gemacht. Es hilft sehr zu wissen, dass nicht nur das eigene Kind sich plötzlich so verändert, sondern dass normal zu sein scheint, dass die Kinder gerade so drauf sind! ;-)

#winke

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Mein Sohn ist auch in diesem Jahr eingeschult worden und verhält sich ähnlich wie dein Sohn. Ich merke, dass er kämpft und die Umstellung ihm zu schaffen macht. Ich bin besonders lieb zu ihm. Einfach deshalb, weil er sich sonst anders verhält. Das würde ich dir auch raten. Je mehr du Druck aufbaust, desto schlimmer wird es. Was ich auch zwischendurch mache ist, die Aufmerksamkeit ein bisschen von der Schule abzulenken, indem wir schöne Ausflüge machen. Einfach einen Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag.