Gesamtschule oder Gymnasium?

Hallo ihr Lieben.

Bald stehen die Schulanmeldungen für die weiterführende Schule an und wir sind etwas überfragt, ich habe Bauchweh beim Gefühl meine Tochter auf eine Gesamtschule zu schicken aber auch Bauchweh wenn sie auf das Gymnasium gehen würde.

Ich war beim Infoabend der Gesamtschule und habe mir das dortige Konzept angehört, die Schule existiert erst seit drei Jahren, also gibt's leider auch nicht viele Erfahrungswerte.

Es ist eine sehr große Schule, Einzugsgebiet drum herum eher sozial schwach. Positiv aufgefallen ist mir, dass die Schule viel auf Teamarbeit setzt, die Schüler müssen regelmäßig Präsentationen halten, insgesamt viel pädagogischer Wischi Waschi, Motto lautet : fördern und fordern..

Bedenklich finde ich aber die Tatsache, dass die Klassen zu keinem Zeitpunkt gesplittet wird - Einzugsgebiet wie bereits eher sozial schwach und die zwei einzigen Hauptschulen wurden geschlossen. Wie kann der Unterricht so gestaltet werden, dass auch Kinder mit Gym-Potenzial gefordert werden - ohne, dass sie sich das gewisse Extra in Kleingruppen selbst erarbeiten müssen?
Wenn so viele "Hauptschüler" dort anwesend sind, muss doch auch der Unterricht so angepasst werden?

Die Kinder dürfen aus drei Klassenarbeitem eine wählen, leicht-mittel-schwer. Es wurde eine Klausur an dem Infoabend gezeigt und ich muss sagen, dass ich sehr irritiert gewesen bin. Die leichte Klausur war ein Lückentext (6.Klasse) und sorry wenn ich es jetzt Plump sage "Idiotensicher", die schwierige Arbeit war auch auf einem sehr einfachen Niveau, das macht meine Tochter gerade in der 4. Klasse.

Versteht mich nicht falsch, ich finde es absolut richtig, dass Kinder individuell gefördert werden und durch Gesamtschulen eine gewisse Klassengesellschaft abgeschafft werden soll - ABER es schleicht sich das Gefühl ein, dass die einzelnen Anschlüsse dadurch nicht wertiger werden. Wie könnte meine Tochter dort auf das Zentralabi vorbeitet werden? Diese Vorbereitung fängt ja nicht erst in der Oberstufe an.

Jedoch ist das hiesige Gymnasium noch sehr auf sturen Frontalunterricht fokussiert und ich habe Angst, dass meine Tochter dem Druck nicht standhalten könnte.

Meine Tochter möchte die Gesamtschule besuchen, ihr gefiel der Tag der offenen Tür total gut- mit Schule hatte das natürlich nichts zu tun :D

Ich denke, dass es wichtig ist, ihrem Wunsch nachzukommen. Aber dennoch frage ich mich echt, wie die so ein Konzept umsetzen wollen?

Ach zu den Noten meiner Tochter.. Eine drei in Musik, eine eins in Kunst und der Rest ist zwei. Hat sich dafür nicht abgerackert, ob sie die Bereitschaft fürs richtige Pauken hat, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht 🙈

Vielleicht sehe ich das alles viel zu kritisch, hier ist das Modell der Gesamtschule aber noch sehr neu und niemand weiß so recht, wie sich das entwickelt.

Ich würde mich über eure Erfahrungen und Einschätzungen freuen 🙂

1

Hallo,

wir haben uns gegen eine Gesamtschule entschieden, weil das Konzept meinen Kindern nicht zugesagt hätte (oder uns?). Meine Kinder sind faul, tun nur das Notwendigste. Am Gymnasium tun sie also so viel, um dort gut mitzukommen. Ich würde aber befürchten, dass sie an der Gesamtschule sich dann einfach an den schwächeren Schülern orientieren würden und immer nur die einfachsten Aufgaben lösen.
Für ehrgeizige Schüler, die freiwillig arbeiten, sich kompliziertere Themen in den "Freistunden" erarbeiten und gute Leistungen bringen wollen, ist das sicher ein gutes Konzept.

LG

2

Hallo,

wir haben uns bei unserer Tochter bewusst gegen die Gesamtschule entschieden.

Sie hatte ein Grundschulzeugnis mit Schnitt von 2,2 glaub ich. Eine 3 in Mathe und eine in Sport. Allerdings eine volle Gymnasialempfehlung.

Madame orientiert sich aber gerne an den Schwächsten in der Klasse und macht nur gerade das Allernötigste. XY hatte aber ne 5 in der Mathearbeit, da ist doch meine 4+ nicht so schlimm. Frau H. hat gesagt, wir müssen das nicht, wir können das machen, deshalb mach ich das nicht.

Die würde sich in der Gesamtschule niemals die schwere Mathearbeit nehmen, wenn sie auch die leichte machen kann.

Sie würde vermutlich nie auf das Abi hinarbeiten an der Gesamtschule, weil sie eben alle anderen Möglichkeiten auch direkt vor der Nase hat. Sie hat aber definitiv das Potential , mehr zu leisten und das zeigt sie uns gerade auf dem Gymnasium. Keine 3 mehr in Mathe, sondern ne 2. In Englisch eine glatte 1, der Rest 2.

Ist zwar alles wieder nach dem Minimslprinzip, aber solange die Noten dabei raus kommen..

Lg

3

Hallo,

das hört sich an wie unsere Schule hier, ist es aber nicht, denn die gibt es schon seit Beginn der Gemeinschaftsschulen. Das ganze Konzept hier gefällt mir auch sehr gut. Wir hatten ein Elterncafe und da haben uns Schüler der 8. und 9. Klassen ihre Schule erklärt und präsentiert und das sticht sehr heraus! Da werden sie sehr gut unterstützt und das hat Hand und Fuß für das zukünftige Berufsleben.
Ich sehe das ganze aber auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ich habe das Buch "No - auf Bildungsreise" gelesen. Da zerreist ein ehemaliger Gemeinschaftsschullehrer förmlich dieses System. Ganz so schlimm ist es denke ich nicht.
Für mich habe ich jetzt gedacht: Das Kind wird seinen Weg machen - egal wie. An erster Stelle steht für uns aber nicht Abi sondern mindestens ein guter Realschulabschluss.

Wichtig finde ich in deine Betrachtung auch mit einfließen zu lassen, was denn die Lehrerin sagt? Auch wenn die Empfehlung nicht bindend ist. Ich habe eine Freundin, deren Tochter super Noten hat und die trotzdem keine Gymnasialempfehlung bekommt, weil sie psychisch zu dem Druck dort nicht passt. Da muss man auch drüber nachdenken, was man dem Kind mit dieser Entscheidung antut?

Wir haben die Empfehlung Gymnasium. Die ganze Zeit hatten wir im Kopf, er wird an die etwas weitere entferne Realschule gehen mit Frontalunterricht, da ihm das gefühlt besser liegt als das System der Gemeinschaftsschule. Er möchte sich gerne in den Unterricht mit Ideen einbringen und weniger für sich selbst nur Dinge erarbeiten. Gesamt heißt es wohl, das sich das Niveau wohl etwas senkt, wenn alle unterschiedlichen Kinder in einer Klasse sind. Auf einzelne Kinder kann man das aber nicht umlegen. Manche lassen sich runter ziehen, andere blühen bei diesem System erst richtig auf. Mit der Empfehlung Gymnasium stehen wir jetzt erneut unter Entscheidungsdruck.

Viele Grüße
Melanie

4

Hallo,

ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen. Aus den gleichen Gründen haben wir uns gegen die Gesamtschule entschieden. Nur das es bei uns noch gute Realschulen gibt, für die unser Sohn eine eindeutige Empfehlung bekommen hat (Bundesland NRW). Seine GS Lehrerin war auch der Meinung er braucht ein bisschen Druck um seine Leistungen abzurufen. Die Gesamtschule sei da zu "larifari".

Er geht jetzt in die 6. Klasse mit biligualem Zweig (Englisch) und hatte noch nie so viel Spaß in der Schule. Sein Zeugnis jetzt ist super.

Ein Klassenkamerad aus der GS wurde zur Gesamtschule geschickt trotz Gymnasialempfehlung (hat keiner verstanden). Tja, die versuchen jetzt zum 7. Schuljahr ihn doch aufs Gym hochzuziehen. Das ist eigentlich in NRW kein Problem, da nach der 6. Klasse geschaut wird ob die Schulform passt. NUR die Gesamtschule möchte natürlich ungern Kinder abgeben, aus Angst um ihren Ruf. Mal sehen ob sie es hinbekommen.

LG
Tanja

5

Realschule hätten wir auch gerne genommen, die werden in unserem Umfeld aber leider alle geschlossen.

7

Ja, da haben wir echt Glück. Bei uns im Ort ist eine und in der nächsten Stadt noch 2 weitere. Alle mit 4 Klassen pro Jahrgang und voll. Alle haben einen sehr guten Ruf.
Die in unserem Ort bietet dann eben noch eine bilinguale Klasse an.

6

Hallo:)
Meine Kinder sind noch klein, aber ich habe diese Erfahrung persönlich hinter mir.
Gymi oder Realschule, meine Eltern wählten die Realschule und was soll ich sagen? Ich war die beste Schülerin der Klasse. Stets gelangweilt.
Nach der 10. wechselte ich dann zum Gymnasium, um Abi zu machen.
Es war sehr hart. Ich musste viel aufholen. Alleine schon 2 Jahre französisch ...
Kurz vor den Abiprüfungen ( ich war so 3er Kandidat) warf ich alles hin, ich könnte nicht mehr.
Bis heute werfe ich meinen Eltern vor, dass sie sich falsch entschieden haben.
Wenn man es gar nicht auf dem Gymnasium schaffen sollte kann man immer noch wechseln. Andersherum ist es sehr hart...

20

Danke für Deinen Bericht!

Ich bin Jahrgang 70 und kenne derartige Geschichten zuhauf. Damals dachten immer noch viele Eltern: "warum Gymnasium, gibt doch auch die nähergelegene Realschule".

Noch heute könnte ich alle Eltern, die ihr Kind auf die "einfachere" Realschule schicken, obwohl das Kind aufs Gymnasium könnte, fragen, ob sie noch alle Latten am Zaun haben. Dem Argument: "sie können ja auch später noch Abitur machen, jetzt sollen sie ihre Kindheit genießen, nicht so viele Hausaufgaben machen und mehr spielen" setze ich immer entgegen: "klar, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie später noch Abi machen, ist klein, der Weg unfassbar steinig - warum also nicht gleich?"

Ich würde meinen Eltern heute auch Vorwürfe machen, wenn sie mich auf die Realschule (was ich damals unbedingt wollte wegen meiner Freundinnen) geschickt hätten. Zum Glück haben sie nicht diskutiert, sondern mir nur kundgetan, wann meine erster Schultag auf dem Gym ist und wann mein Bus fährt :-)

LG, Cherish, die während ihrer Zeit auf dem Gymnasium mehr Zeit im Pferdestall als bei den Hausaufgaben verbracht hat.

8

Hallo,

hier (NRW) ist so, dass das Niveau auf den Gesamtschulen fast immer deutlich niedriger ist, als auf den Gymnasien, mit Ausnahme einer Gesamtschule, die Europaschule ist.

Aber das bei Euch scheint eine der gängigen Gesamtschulen zu sein. Dahin gehen nur wenige Kinder mit Gymnasial-Empfehlung, und davon wird hier Kindern mit Gymnasial-Empfehlung auch abgeraten.

Die Freundin unserer Tochter (5. Klasse) war in der Grundschule im Bereich 3 unterwegs, mit der einen oder anderen 4 und der einen oder anderen 2. Auf der Gesamtschule hatte sie jetzt lauter 2en auf dem Zeugnis und ist eine der besten in der Klasse, und das ist nicht so, weil sie sich in dem halben Jahr so massiv verbessert hätte.
Außerdem sind viele Kinder mit mangelhaftem Sozialverhalten in dieser Klasse. Damit ist die Freundin unserer Tochter gar nicht glücklich.

Ich sage mal so, unsere Tochter (Gymnasium) würde in dieser Klasse vor Unterforderung die Wände hoch gehen. Allerdings hatte sie in der Grundschule lauter Einsen (ohne Lernen), und ist bereit, zu pauken. Bisher muss sie das aber nur in ihren beiden Fremdsprachen.

Frontalunterricht muss nicht schlecht sein. Diese neumodischen Ansätze sind nicht unbedingt besser.

Ehrlich gesagt, wäre für uns nur diese Europa-Gesamtschule in Frage gekommen, wenn unsere Tochter notentechnisch schlechter gewesen wäre. Ansonsten hätten wir eine Realschule mit gutem Ruf genommen.
Ich finde auch die Klientel, die eine Schule besucht, nicht zu unterschätzen. Die haben teilweise ein Benehmen am Leib, das man seinen Kindern nicht zumuten möchte. Abgesehen davon, dass im Unterricht eine Lautstärke herrscht, bei der man sich kaum noch konzentrieren kann.

LG

Heike

21

Ich liebte Frontalunterricht, 13 Jahre lang und danach noch 5 Jahre Uni. Ein Traum. Und all die neumodischen Fürze sind gar nicht neu, die sind uralt, konnten sich - oh Wunder - leider nicht durchsetzen.

In diesem Zusammenhang las ich mal den Satz: "Ohnehin starke Schüler schaffen auch diesen Ansatz, allen anderen ist mit dem klassischen Ansatz (Frontalunterricht) besser gedient" (es ging um Jenaplan, auch uralt, auch wenn es neumodisch daherkommt).

Was Du zum Niveau schreibst, stimmt. Mein Sohn geht in eine IGS und hat auch einen Justin und einen James in der Klasse, die leider alle Klischees, die diese Namen mit sich bringen, erfüllen. Er hat aber auch Maximillian in der Klasse, Jona und Anna-Lena und es beruhigt mich zu sehen, dass er J&J ignoriert und mit M&J&A.-L. befreundet ist. Der Apfel fällt eben doch nicht weit vom Stamm - auch nicht in einer IGS-Klasse

LG, Cherish

9

Hi,

mein Großer ist in der 9. Klasse Gym und mein Mittlerer an der Gesamtschule.
Beides ist ähnlich wie bei Euch--Gym leistungsorientierter Frontalunterricht, Gesamtschule machen mehr eititei und unterrichten immer mit 2-3 Lehrern und Real-und Hauptschule wurden geschlossen.
Ich bin mit beiden Schulen unzufrieden! Die Gesamtschule ist eine einzige Katastrophe, die Lehrer haben ständig Zoff mit den Schülern, Stunden fallen haufenweise aus usw. Meinem Mittleren gefällt das Chaos, er amüsiert sich königlich #augen
Der Große fühlt sich an seiner Schule auch wohl und der Druck kommt (noch) nicht bei ihm an.
Aber Nr. 3 wird weder auf dieses Gym gehen, noch auf dieses Gesamtschule, das weiß ich aber.

lg

10

Hallo!

Bei dem Konzept wüsste ich jetzt schon welche Klausur meine Kinder mal mindestens bis zur 10. wählen würden ...
Allerdings sind die aktuell im G8-Gym und kommen mittelmäßig und sehr gut zurecht ohne viel tun. "Wenig tun" ist hier ohnehin das oberste Gebot.
Du musste leider selber einschätzen welche Lernumgebung und Motivation am Besten für Dein Kind ist - das kann keiner an Deiner Stelle tun. Und ich finde, dass die Schulform Entscheidung der Eltern ist und nicht der Kinder - über die konkrete Schule kann man sehr wohl diskutieren.

Ein gutes Pferd springt nur so hoch es muss - wäre ja blöd wenn es anders wäre!

Dennoch kann es sein, dass die 3 Klausuren keine ORIGINAL-Klausuren waren sondern nur zur Veranschaulichung ....

LG, I.

11

Hallo

Am Anfang sieht es so aus als wenn alle nur das gleiche machen.
Aber es splittet sich erstmal in den Klassenarbeiten und dann noch in Kurse.
Da bleiben die Klassen zwar zusammen aber die Kurse A und B machen sie getrennt.
Mein Sohn geht auf eine IGS und es ist super da.

Hausaufgaben werden in der Schule gemacht somit sind auch Fachleute da wenn er was nicht verstanden hat und erklären es nochmal.

Was sagen denn die Lehrer so als Empfehlung?

Bei uns waren wir uns einig IGS und es ist die richtige Schulform für mein Kind.

Der Druck ist auch nicht so groß und mit den Jahren sieht man viel besser wo es für das Kind lang geht. Durch das Zentralabitur ist es egal welche Schule ihr nehmt.

LG