Waldorf Schule / Prinzip

Hallo,

wer kann mir denn mal was zum Thema Waldorf Schule erzählen? Google hab ich schon befragt, aber würde gern mal aus Erfahrungen die Pros und Kontras hören.
Mir sagte heute jemand dass für meine Tochter eine Waldorf Schule bestimmt gut wäre. Hab mich bisher nie damit beschäftigt. Aber ich habe tatsächlich Sorge, dass sie in einer "normalen " Schule untergeht.

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Hallo,

als erstes solltest Du Dich mit Steiners Lehre befassen. Wenn Du Dich damit nicht identifizieren kannst, würde ich eine Waldorfschule ausschließen.
Das war jedenfalls bei mir der Punkt, mit dem das Thema abgehakt war. Für mich geht das schon in Richtung Sekte.

Erfahrungen habe ich folglich keine. Ich habe mich aber mal mit einer Mutter unterhalten, deren Tochter auf eine Waldorf-Schule ging, und da meinte die Schule über das Privatleben der Schüler bestimmen zu können. Fernsehen war verboten, und nur bestimmte Bücher waren erlaubt. Die Mutter fand das vollkommen in Ordnung. Ich finde es übergriffig.

LG

Heike

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Hallo,

ich persönlich habe keine Erfahrungen, kenne aber 2 Waldorfschülerinnen. Und beide stellen auch Pro und Contra dar.
Eine der beiden fand es toll, hat Abitur gemacht, letztendlich Schauspiel studiert und ist am Theater sehr erfolgreich. Die andere besuchte die Walldorfschule bis zur 6. Klasse und fasste danach nie wieder Fuß an einer normalen Schule. Dementsprechend schlecht war ihr Abschluss. Sie kam erst über Umwege und harte Arbeit zu einem ordentlichen Schulabschluss. Sie beschreibt die Walldorfschule wie eine Art Sekte. Man muss das Konzept wirklich lieben und auch Zuhause leben. Ihre Eltern standen nicht zu 100% dahinter. Die erste Zeit wäre es noch toll gewesen, dann hätte es immer mehr Probleme gegeben.

Das sind jetzt 2 grundverschiedene Beispiele trotz der gleichen Schulform. Ich denke, es kommt auch sehr auf die Schule an. Die würde ich, an eurer Stelle, genau unter die Lupe nehmen. Ebenso müsst ihr euch wirklich sicher sein, dass ihr hinter diesem Konzept steht.

LG
Michaela

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In unserem Dorf gibt es eine Regelgrundschule und eine Waldorfschule und ich habe einige Cousins und Cousinen, die die Waldorfschule von Klasse 1 bis Abitur durchlaufen haben.

Was nicht stimmt ist, das es unabdingbar ist, das auch zuhause die Lehre der reinen Anthroposophie gelebt werden muss. Tatsächlich sind es stinknormale Familien mit Fernseher, Playstation, etc. die ihre Kinder auf eine Waldorfschule schicken.

Ebenso ist es falsch, das aus Waldorfschülern per se lebensfremde Namenstänzer werden.
Meine Waldorfcousins/ -cousinen sind mittlerweile Anwälte, Personalchefs, Marketingspezialisten und ziemlich erfolgreich (und immer noch in der Lage, ihren Namen zu tanzen ;)).

Was aber definitiv stimmt ist, das die Schule zum Kind passen muss. Ich kenne Schüler, die an der Regelgrundschule regelrecht krank geworden sind und auf der Waldorfschule aufgeblühten, genauso wie den umgekehrten Fall.

Du schreibst, Du hast Angst, das Deine Tochter an der Regelgrundschule untergeht: Das kann ihr auch an der Waldorfschule passieren. Die Klassen sind dort bis zu 38 Schülern gross.

Schau Dir die in Frage kommenden Schulen an. Versuche in Kontakt mit Eltern und Schülern zu kommen. Genausowenig wie Grundschule gleich Grundschule ist, ist Waldorfschule gleich Waldorfschule.

Grüsse
BiDi

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Ich bin Lehrerin und in meinem Studium haben wir verschiedene Formen von reformschulen kennengelernt. Wie schon von den anderen erwähnt muss dir das Konzept gefallen.
Ich persönlich habe ein Problem damit, dass Steiners Thesen sozusagen in Stein gemeißelt sind und keine Kritik zugelassen wird. Aber so wie jede Regelschule anders ist, ist auch jede waldorfschule unterschiedlich. Es gibt ganz tolle und ziemlich grottige.
Mir persönlich gefiel das Montessori Konzept immer besser, aber das ist Geschmacksache.

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Das kommt auf die Schule selbst darauf an.
Ich kenne Erwachsene, die über die Waldorfschule Abitur gemacht haben.
Aber auch Erwachsene, die sich nach der Schule ... nun, wie umschreibe ich es vorsichtig ... seltsam verhalten haben.

Wobei das auch bei anderen Schulen unterschiedlich ablaufen kann.

Es kommt ein bisschen darauf an, welches Konzept die Schule hat (egal welche Schulform oder Art)
und noch sehr viel mehr, wie das Konzept umgesetzt wird (oder auch nicht).


Mir wurde auch oft gesagt, ich wäre auf einer Waldorfschule gut aufgehoben gewesen.
Von echter Empathie bis hin zu Verachtung (du taugst ja sowieso nichts) war vieles dabei.
Meist von Menschen, die sich oberflächlich damit befasst haben.

(1) Die Waldorfschule, auf der eine Freundin (mit Abitur) war, wäre in der Tat super für mich gewesen. Nur eben ganz woanders.
(2) Die Waldorfschule, die es gab, wo wir damals wohnten, hat meine Mutter abgelehnt. Also meine Mutter hat es durchaus in Betracht gezogen. Kindergarten wurde nach dem "besten Konzept ever" ausgewählt (nur dass der Kindergarten sich dann so gar nicht daran hielt :-p). Die Waldorfpädogik fand sie interessant. Das was die Schule in der Nähe daraus machte jedoch sehr abschreckend. Vor allem der sehr stark geforderte Lebensstil dazu.
(3) Wo wir jetzt wohnen, das Konzept würde so gar nicht zu meinem Kind passen. Manche sind begeistert, deren Kinder dort hingehen. Aber zum einen Leben sie auch den dort geforderten Stil (das war bei Schule 1 nicht notwendig, bei Schule 2 noch extremer). Aber auch ihre Kinder passen gut zum Konzept und das Konzept gut zu den Kindern.
Schwerpunkt ist eher das Prinzip, dass auch Kinder mir Lernschwächen Chancen haben. Ans Ziel kommen im eigenen Tempo, aber mit Ziel.
(4) bei anderen, die auf einer anderen Waldorfschule waren, ging es nicht um Stärken oder Schwächen. Ziele sind nicht so wichtig. Sozialverhalten, sich helfen ist die Priorität. Lernen und Schule nicht. Wobei das sich helfen wohl solche Ausmaße hatte, dass es für Außenstehende nach Gruppenzwang klang. Wenn einer Angst hat, muss er dazu überredet werdet, sich selbst für die Gruppe überwinden. Wenn dieser eine nicht alles mitmacht, macht es die gesamte Gruppe auch nicht. Da wäre ich ausgeliefert gewesen.


Bei Grundschulen und weiterführenden Schulen sind die Ausmaße hier auch soooo unterschiedlich.
Einziger Unterschied: fast jeder hat eine ungefähre Vorstellung, was sein könnte. Richtlinien, die doch irgendwie an allen sind. Wenn auch die Unterschiede größer sind,
Vergleiche sind von Gemeinde zu Gemeinde möglich, einfach weil es mehr Auswahl gibt.

Bei Waldorf müsste man schon für eine Schule ein Stück fahren, zur nächsten noch mal einiges mehr. Somit geht es schwierig zu vergleichen, also auch, ob/wie ein Konzept umgesetzt wird.


Das sinnvollste ist, sich selbst die Schule anzusehen. Die, die von Weg, Zeit, Interesse her in Frage kommt. Reden! Mit den Lehrern, mit den Schülern, mit Eltern.
Fragen stellen! - sich selbst auch!

Was ist einem selbst wichtig?
Welche Erwartungen hat man selbst an die Schule?
Was wünsche ich mir für mein Kind?
Wie viel "eingreifen" in die Familie ist ok?
Passt das Konzept (theoretisch) zu meinem Kind?
Wie gut wird das Konzept umgesetzt? (bei Waldorf sollte man sich schon vorher ein bisschen damit befasst haben vor der Besichtigung)
Welche Anforderungen habe ich an Schule, Kind, Umfeld, Fahrtweg, Freizeit/Freunde treffen?

Und das würde ich dann mit dem Konzept auf dem Papier (im Internet) vergleichen und mit der Schule direkt (ob es mit dem Konzept im Internet/Papier zusammenpasst)
und wenn ja, in welchen Punkten?
Entscheidende Punkte, die dafür sprechen - oder entscheidende Abweichungen in Punkten, die wichtig gewesen wären, so aber nicht passen.

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Meine Eltern haben mich für 1 Jahr auf eine Waldorfschule geschickt, quasi als Übergabgslösung, ehe ich wieder auf eine Regelschule ging.

Der Unterricht findet in Epochen statt. In dieser Zeit wird ein Fach durchgehend unterrichtet, andere Fächer am Nachmittag nur sehr kurz.

Leider war ich 4 Wochen Krank und Zack habe ich sie sämtliche Chemieepoche verpasst.
Nachlernen half da wenig, da mir Da der Lehrer fehlte, der mir alles genauer erklärte.

Ansonsten wurde viel Wert auf Kreativität gelegt. Das war für mich super, für einen jungen aus meiner Klasse absoluter Horror, der Theaterspielen gehasst hat.

"Namentanzen" im klassischen Sinne, gibt es nicht.
Das Fach nennt sich eurythmie und ist im Prinzip eine Art ausdruckstanz. Ja, man kann auch Buchstaben tanzen, aber das haben wir nie gemacht.
Die gesamte Klasse hat das Fach so ziemlich boykottiert und die arme Lehrerin hat es auf Verspannungen unserer Energie geschoben- sie hatte aber wirklich einfach einen absoluten Realitätsverlust. Wir waren einfach nur Teenys, die ziemlich gemein zu ihr waren.

Wir hatten eine Mischung aus normalen Lehrern, die Kritik zu ließen und sehr "fundamentalistischen" Idioten. Anders kann ich das nicht formulieren.
Rassismus gab es definitiv.
Ich erinnere mich noch an einer Diskussion in Geschichte, dass erst der Affe, dann der Indianer und Schlussendlich der arische Mensch sich entwickelte. Und das im Jahr 2008.
Ich - sehr links erzogen - ging dagegen an und es setzte ordentlich Strafen.

Kritik war allgemein nur dann gerne gesehen, wenn sie nicht wirklich kritisierte. Steiner durfte nicht in Zweifel gesetzt werden.
Im Alltag merkte man das übrigens nicht, aber es gab Situationen, wo andere und ich den Mund aufmachten und dadurch Probleme bekam.

Viele Eltern haben sich extrem mit dem Konzept identifiziert. Das empfand ich immer als merkwürdig.
Gerade wenn sie mich missionieren wollten.

Ich denke, dass es mit der Schule steht oder fällt... Ich konnte mit vielen Lehren nicht leben, empfand die Kreativität aber super. Der Unterricht war nicht nur im Raum, sondern wir gingen auch auf Bauernhöfe, lernen Schneidern, Mathematik wurde Alltagsnah erklärt, Fächer wurden Verbunden - so dass man sowohl Physik, als auch deutsch in einem hatte.

Ich würde mein Kind nicht auf so eine Schule schicken. Einige Konzepte könnte man aber gerne in die Regelschule übernehmen

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Kenne einige Kinder, die eine Waldorfschule besuchen. SEHR kreative Kinder. Unser Kind wäre da untergegangen. Das Schulgeld ist auch nicht zu unterschätzen.