Hallo zusammen,
ich weiß einfach nicht mehr was wir tun sollen. Es geht um meinen Sohn, 9 Jahre. Er war von Anfang an sprach auffällig und entwicklungsverzögert. Nach 1 Jahr in einer Sprachheilschule, wurde er als Inklusionskind auf eine Regelschule eingeschult. Nach dem sein Förderschwerpunkt auf Lernen festgelegt wurde, klappt es auch ganz gut. Er wird halt nicht wie die anderen Kinder bewertet. Er kommt mit seinen Klassenkameraden gut klar, es gibt ab und an Schwierigkeiten, aber im großen und ganzen klappt es. Trotzdem ist er teilweise so verträumt, konzentriert sich nicht und kommt mit dem Stoff nicht klar. Dazu kommen seine Ausraster, aber nur zuhause. Mein Mann ist vor 3 Jahren an Krebs erkrankt, das belastet uns alle, da diese Krankheit nicht heilbar ist. Der ganze Stress ist für meinen Mann auch nicht gut. Mein Sohn flippt teilweise aus wenn es nicht so läuft wie er es will, zerreißt seine Poster an den Wänden und weint hinterher bitterlich weil es ihm so leid tut Er sagt selber (mit 9 Jahren!!) er kann nicht mehr und er weiß nicht was in seinem Kopf los ist. Wir haben eine Diagnostik bei einer Kinderpsychologin gemacht, die ADS festgestellt hat. Sie rät uns Medikamente (Ritalin) zu geben. Ich war immer total dagegen, vor allem wegen der noch unbekannten Langzeitfolgen. Wie gesagt mein Mann hat Krebs, ich weiß nicht was er unseren Kinder weitervererbt hat und ob diese Medikamenten so was noch begünstigen Andererseits sehe ich wie mein Sohn jetzt leidet und denke wir sollten es wenigstens ausprobieren. Ich frage mich aus ihm später werde soll wenn es weiterhin so in der Schule läuft wie jetzt. Wir haben noch einen kleinen Sohn, der auch darunter leidet dass sich fast immer alles um den Großen dreht. Könnt ihr mit eure Erfahrungen mit Ritalin mitteilen? Ich weiß es wurde hier wahrscheinlich schon 1000mal diskutiert, aber ich bin einfach so unsicher was wir machen sollen.
Ritalin ja/nein? Ich kann nicht mehr
Bist du vielleicht bei Facebook? Ich habe dort die Erfahrung gemacht, dass man sich zu bestimmten Themen besser austauschen kann, weil man einfach mehr Leute erreicht.
Ich persönlich kenne Ritalin von meinem Cousin. Die Eltern haben sich auch erst geweigert. Irgendwann wollte er es aber selbst, weil er mit sich nicht mehr klar kam. Es ging ihm damit tatsächlich besser. Nach zwei Jahren hat er sie nach und nach reduziert und irgendwann abgesetzt. Irgendwann hat er sie dann wieder genommen, als er merkte, dass es wieder schlimmer wird. Heute ist er 18 und kann das sehr gut einschätzen.
Wenn dein Sohn dich also quasi wirklich um Hilfe bittet, würde ich es versuchen.
Ritalin enthält den Wirkstoff Methylphenidat und der wird seit 50 Jahren verschrieben.
Die Langzeitwirkung ist bekannt und erforscht. Wenn dein Kind vor der Einstellung durchgecheckt wird und bei euch trotz anderer Maßnahmen Leidensdruck besteht, gehört es zu einer sinnvollen Therapie dazu.
Ich würde euch dazu raten.
Hallo liebe milelo 2004!
Vorweg, ich bin auch Mutter einer betroffenen Tochter (8 Jahre) und auch ich habe wie du Rat in diesem Forum gesucht, da mir die Diagnose der Ärztin zu schnell war.
Ich dachte, meine Tochter wird was angedichtet, was sie eigentlich gar nicht hat, nur damit was gefunden ist und wir beruhigt nach Hause gehen können.
Tatsächlich hat sich nach mehreren Test der Verdacht bestätigt und meine Tochter wird nun kommende Woche medikamentös eingestellt.
Auch wie du hatte ich natürlich als Mutter Bedenken, meiner Tochter in so frühem Alter Medikamente geben zu müssen, die evtl. gar nicht sein müssten. Ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen und Langzeitfolgen, die man im Netz so liest. Da wird es einem schon ganz anders! Deswegen mein Tipp, hol dir lieber fachkundigen Rat ein!
Ich glaube nicht, dass Eltern es sich leicht machen ihrem Kind Medikamente zu verabreichen. Das sollte und ist meistens die letzte Entscheidung, wenn der Leidensdruck zu groß wird. In dem Fall ist auch für deinen Sohn so und er hat sich ja dementsprechend darüber geäußert. (In dem Fall hat er den Nagel auf den Kopf getroffen!) Sehr traurig für den kleinen Mann, aber so weißt du wenigstens Bescheid, dass auch sein Leidensdruck ziemlich groß sein muss und er sich dessen auch voll bewusst zu sein scheint! Hinzu kommt noch ein anderes Kind, für das oft die Kraft fehlt, (Das kenne ich, denn ich habe noch einen Sohn im gleichen Alter.) und in deinem Fall auch noch für deinen kranken Mann, und an Dich mag ich gar nicht erst denken!
Metylphenidat ist ein Arzneimittel, was es schon länger auf dem Markt gibt und es ist sicherlich weitestgehend gut erforscht, was Langzeitfolgen (Nebenwirkungen) angeht. Aber wenn du dir unsicher bist, dann suche doch einfach das Gespräch mit deinem Kinderarzt oder wende dich an das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) in eurer Gegend. Dort hat man uns auch sehr geholfen und ich fühle mich dort sehr gut betreut und beraten in unserem Anliegen.
Es wäre auf jeden Fall ein Versuch wert, wenn man es euch schon ans Herz legt. Ich habe von anderen die Bestätigung bekommen, dass es einiges leichter macht, für das betroffene Kind, aber auch für die geschlauchten Eltern. Hingegen aller Annahmen, stellt man sein Kind mit Ritalin ja nicht ruhig, es ist kein Psychopharmaka! Es wirkt eher wie ein Filter, damit nicht jeder Reiz ungefiltert auf deinen Sohn einprasselt.
Aber auch hier wieder mein Rat, wenn du dir unschlüssig ein solltest, dann helfen dir Informationsmaterial von den richtigen Stellen und das Gespräch mit dem Kinderarzt deines Vertrauens sicherlich weiter.
Das ist das, was ich dir raten kann. Und ich kann mich den Antworten meiner Vorschreiber nur anschließen!
Leider kann ich dir noch nicht sagen, was und wie es sich verändern wird, aber ich hoffe auch für mein Kind, für unser Familienleben und für mich, dass es um einiges besser werden wird?
Alles Gute für euch!
LG
Ich danke Euch allen von Herzen für Eure Antworten! Ich habe jetzt nochmal einen Gesprächstermin bei unserer Kinderärztin vereinbart bevor wir nochmal zur Kinderpsychologin gehen. Ich weiß das die Kinderärztin auch für die Medikamente plädiert, weil sie ihn auch schon kennt seit er auf der Welt ist und genau weiß wie er "tickt". Außerdem wird sie direkt ein EKG machen, dass ich dann mit zur Psychologin nehmen kann. Ich denke wir werden den Weg gehen. Ich will mir später keine Vorwürfe machen nicht alles versucht zu haben und vor allem möchte dass mein Kind endlich wieder glücklich ist und sein Leben genießen kann.
Ich danke Euch!
Ich nehme an, dass du die Kinder- und Jugendpsychiaterin meinst.
Psychologen bieten Verhaltenstherapie oder unterstützen bei emotionalen Problemen, Psychiater sind die Ärzte, die die Therapien koordinieren und die Medikamenteneinstellung vornehmen.
Mensch, wenn bei ihm und bei Euch der Leidensdruck so groß ist, dann probier es doch endlich aus! Mein Sohn hat eine schwere LRS und ein ADHS. Erst bekam er nur Therapien wegen der LRS. Nachdem das nur schwer vorwärts ging und er sehr unruhig auch in den Ferien war, probierten wir Medikinet aus: Ab der ersten Tablette hatte ich ein anderes Kind!! Mit der ersten Tablette fing mein Sohn an zu lesen!!! Er konnte mit den anderen Kindern zusammen sitzen und warten, bis er bei einer Aufführung dran war.
Vor und nach der Medikamentengabe wurde ein IQ-Test gemacht und der 2. fiel deutlich besser aus, da er mit Medikinet sein Potential viel besser ausschöpfen konnte.
Letzte Woche hat er sein Abitur gemacht. Auch in der Oberstufe brauchte er noch die Medis, hatte es mal 6 Monate ohne versucht und war mit den Noten stark abgesackt. Er selber war froh, in der Schule diese Möglichkeit zu haben.
Die einzigen Nebenwirkungen, die wir bemerkten, war, dass er tagsüber keinen Hunger hatte und abends dann sehr viel aß. Vom Gewicht her war er immer eher schlank, jetzt normal bis muskulös. Und abends, wenn die Wirkung nachließ, drehte er besonders auf. An den Wochenenden und in den Ferien nahm er nichts ein, war dann manchmal recht wild. In den Ferien legte sich das aber nach ein paar Tagen.
Es gibt auch andere Medikamente, bei denen man nicht weiß, was sie dauerhaft mit den Kindern machen. Aber sie deshalb nicht nehmen? Mein anderer Sohn hat extrem schwere Allergien. Seit 8 Jahren bekommt er Anti-IgE-Antikörper gespritzt. Man weiß noch nicht, was das dauerhaft bewirkt, ob dadurch das Krebsrisiko erhöht ist...Aber wenn er die Spritzen nicht bekommt, liegt er schwer krank im Bett, kann fast nichts essen und nicht zur Schule gehen. Also bekommt er selbstverständlich diese Spritzen, um jetzt ein halbwegs normales Leben zu führen. Weiß ich, ob er in ein paar Jahren überhaupt noch lebt? (Ohne Spritzen hat er ein extrem hohes Anaphylaxie-Risiko)
Hallo!
Es stimmt nicht, dass es keine Langzeiterfahrungen mit Ritalin geben würde - das gibt es schon einige Jahrzehnte und viele, die es als Kinder bekommen haben, gehen jetzt schon aufs Rentenalter zu. Und die Langzeiterfahrungen sind meistens positiv:
Den Kindern wird geholfen, in der Schule wesentlich besser klar zu kommen. Sie können einen besseren Schulabschluss machen, statt irgendwann einfach nur wegen Erreichen der Altesgrenzen ohne Schulabschluss abzugehen, oder mit Hängen und Würgen einen halbwegs vernünftigen Hauptschulabschluss zu machen. Je nachdem, ob es im Erwachsenenleben besser geworden ist, können sie dann ohne Medikamente weiter leben, oder sie nutzen auch als Erwachsene noch Medikamente, um besser arbeiten zu können.
Es macht deinem Kind sicher keinen Spaß, wenn er dem Unterricht einfach nicht folgen kann. Meiner Nichte ging es wesentlich besser damit - und die ist jetzt auch schon erwachsen und froh, dass ihr die Medikamente einen Schulabschluss und eine Ausbildung ermöglicht haben.
Was spricht gegen ausprobieren???
Die Kinder, die ich in der Schule erlebe, sind mit SICH !!!! und der Welt viel zufriedener wenn sie Ritalin bekommen.
Die körperliche Gesundheit? Weiß ich nicht.
Aber der armen Kinderseele tut es -in dem meisten Fällen- einfach nur gut.
1. es gibt verschiedene Medikamente
2. wichtig ist ein guter Arzt mit guter Aufklärung
3. ich nehme es selbst. Ich kam zwar über 30 Jahre auch ohne Medikamente klar. IRGENDWIE. Aber mit Medikament ist es, als würde ich endlich eine Brille aufsetzen.
4. ist eine Begleittherapie wichtig!
Nur Medikament allein bringt nicht viel. Es macht zwar einiges einfacher, aber ist nicht DIE Lösung allein.
Nur Begleittherapie kann sinnvoll sein, aber das ist dann wie eine Brille ohne Gläser.
Wichtig ist eine gute ärztliche Begleitung.
D.h. nicht nur Rezpet verschreiben, sondern auch Kind beobachten, regelmäßige Kontrollbesuche
- muss die Dosierung neu abgestimmt werden
- braucht es ein anderes Medikament (bei mir nicht mehr so, da ich nicht mehr wachse, bei Kindern eher, da sie ja Entwicklungsschübe durchmachen)
- wie geht es DEM KIND dabei?
- wie wirkt sich das Verhalten mit dem Medikament auf das Umfeld aus?
In eurem Fall wäre eine Begleittherapie doppelt gut und sinnvoll: Begleitung bei ADS aber auch bei den Symptomen/Folgen, die durch die Erkrankung des Vaters zustande kommen. Ängste, Sorgen etc.
Dass ihr da nicht automatisch (unbewusst) das eine auf das andere schiebt oder umgekehrt. Dass er darüber auch reden kann.
Zu den Langzeitfolgen:
ich kenne inzwischen einige unbehandelte Erwachsene ADSler. Depressionen, Suchterkrankungen, Selbstverletzung durch Frust (es wieder und wieder und wieder und wieder und wieder zu versuchen und es doch nicht zu schaffen) etc.
Ja, viele sind irgendwie damit durchgekommen, ich ja auch. Nur ist der Unterschied eben doch riesig. So als hätte ich viele Jahre keine Brille aufgehabt, hätte aber so funktionieren sollen, wie es erwartet wird.
Freunde hatten Glück. Sie haben sich in ihrem Berufsfeld etabliert, wo ADS (ohne Medikation) sogar von Vorteil ist. Das muss man aber auch erst mal können und Glück haben.
Wegen der Medikation mache ich mir schon auch Gedanken.
Andererseits, wenn ich unkonzentriert vor ein Auto laufe oder die erlebliche Herzproblematik sowieso ausbricht .... dann habe ich die Zeit bisdahin wenigstens genießen können.
Außerdem bin ich durch das Medikament sowieso in besserer Kontrolle. Herzproblematik ist erblich bekannt bei uns. Musste vorher auch getestet werden. Aber durch das Medikament muss dadurch eben häufiger nachgesehen werden. Während es ohne Medikament trotzdem kommen könnte, nur eben noch mehr abgetan werden würde (zu jung, zu "ist ja nur erblich", dann stressen Sie sich einfach nicht)
Das Wichtige und das kann ich nicht oft genug betonen:
ist ein Arzt, der aufklärt, der auf Fragen eingeht!
Der nicht sagt, hier das Medikament und alles wird gut
Wichtig ist ein Arzt, der deine Bedenken ernst nimmt. Der mit dir über die Wirkungen und Nebenwirkungen redet.
Der immer wieder nachprüft, wie sich Kind und Medikation entwickeln. Ob die Dosierung stimmt, ob es deinem Kind damit gut geht, wie sich dein Kind damit fühlt, wie es sich auf den Alltag auswirkt, ob es Erleichterung bringt, ob was verändert werden muss
der zusätzlich aufklärt, welche Hilfestellung es noch gibt!
- Begleittherapie (z.B. auf ADS/ADHS spezialisierte Ergo/Verhaltenstherapie)
- Elterntraining (ganz wichtig)
- wo kann man sich austauschen
in eurem Fall auch durch die Erkrankung deines Mannes
- Familienhilfe z.B. über das Jugendamt genehmigt
- Entlastung für den Alltag
- Mutter-Kind-Kur (Damit Mutter mal wieder Kraft tanken kann)
sonstiges
Ich nehme Medikamente sonst nur nach ärztlicher Absprache und habe mich auch mit diesem schwer getan. Weil es ein Medikament ist. Aber meine Erfahrung zeigt mir, dass es mir hilft. Deswegen nehme iches weiter. Dennoch kann ich Menschen verstehen, die sagen, sie kommen nicht damit klar oder es bringt ihnen nichts. Hier ist aber wiederum die ärztliche Aufklärung wichtig und dass individuell geschaut wird, welches Medikament das passende ist.
Viel Kraft bei der Entscheidung.
Viel Kraft deinem Sohn, dass er durchhält, dass es ihm besser gehen wird und er seinen Weg findet.
Hallo,
Du hast ja schon einige Antworten bekommen, die einem Medikationsversuch positiv gegenüberstehen.
Da geselle ich mich noch dazu.
Probiert es aus!
Dein Sohn leidet und ist permanent überfordert.
Im besten Fall kann er sich unter Methylphenidatgabe erholen, im schlechtesten Fall wirkt es einfach nicht. Dann kann es jederzeit abgesetzt werden. Du musst keine Entscheidung fürs Leben treffen.
lg