Grundschule mit hohem Anteil an nicht-deutschsprachigen Kindern? Wie funktioniert das in der Praxis?

Hallöchen,

Bis zur Einschulung von unserem sohn dauert es noch ein weilchen, trotzdem hätte ich eine frage, rein aus Interesse.

Unsere sprengelschule hat wohl einen relativ hohen anteil an kindern mit migrationshintergrund, davon auch viele kinder, die zum schuleintritt der deutschen Sprache nur wenig oder gar nicht mächtig sind. Wie läuft dort der Unterricht ab?
Wird das niveau gesenkt und langsam gemacht, damit jeder mitkommt, oder wird da eher durchgezogen und jeder schaut wo er bleibt? Beides natürlich nicht optimal 😐
Ist das für die deutschsprachigen kinder eher ein benefit, an einer interkulturellen schule zu sein, oder doch ein nachteil, weil vielleicht eher auf die nicht-muttersprachler eingegangen wird?
Würde gerne erfahrungen von anderen eltern lesen 😊

Und bevor das zum thema wird: das soll KEINE diskussion über flüchtlinge pro/contra werden. Es ist mir völlig gleich, ob die kinder an der Schule schwarz, weiß oder lila-weiß gescheckt sind! Mir geht es rein um den praktischen schulalltag, an einer schule wie unserer.

Danke für eure beiträge!

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Bei uns gibts oder gabs spezielle Klassen für Flüchtlingskinder.
Andere Kinder, die unzureichend Deutsch können, gibt es eigentlich nicht, da bei uns bereits im Kindergarten speziell gefördert wird, wenn dies nötig ist.

Die deutschsprachigen Kinder werden ganz normal nach Lehrplan unterrichtet. In den normalen Klassen wird dann auch keinerlei Rücksicht genommen.

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Hi,
ich kenne es auch nur so, das der Unterricht durchgezogen wird, egal wie die Kids stehen....das Aufzufangen, wenn Kinder zu langsam lernen, ist Aufgabe der Eltern.
Mit den Kids üben, Hausaufgaben kontrollieren, etc.

Das ist wie mit dem Führerschein...du bekommst in der Fahrschule das Grundgerüst, um fahren zu können aber um sicher zu fahren muss man lange danach Praxiserfahrung sammeln.

Leider nehmen sich viele Eltern aus der Verantwortung und meinen, das macht alles die Schule ...stimmt leider nicht.
lg
lisa

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Hallo !

Mein Cousin war an einer Schule,wo er mit noch einem Jungen das einzige deutschsprachige Kind in der Klasse war. Nach einem Jahr wurde er von der Schule genommen (das andere deutschsprachige Kind auch ) und in einer anderen Grundschule neu eingeschult. Man hat den Eltern nahe gelegt, dass er die erste Klasse
nochmal machen sollte, da fast keinerlei Stoff der 1.Klasse an der anderen Schule unterrichtet wurde.

Er hat keine Freunde an der alten Schule gehabt, da aufgrund der Sprachbariere und auch die unterschiedlichen Freizeitgestaltungen eine komplette Ausgrenzung stattgefunden hat.

Die Schule ist dafuer bekannt, dass 90% der Schueler die Grundschule nicht schaffen und ueber die Haelfte der Kinder nach der 4.Klasse auf die Hauptschule wechseln.

So kann es leider auch gehen....

Euch viel Glueck

Liebe Gruesse
Miratom

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Hi,

ich kann nur aus meiner GS Zeit von vor 35 Jahren berichten, da an den Schulen meiner Kinder der Migrationshintergrund einzelner Schüler nicht auffällt (sprechen perfekt deutsch). Wir wohnen ländlich.
Ich bin in der Großstadt aufgewachsen und der Anteil schlecht deutsch sprechender Kinder in meiner Klasse lag bei 50 % . Ich war da eine reine 1er Schülerin und erlebte den Absturz auf dem Gym. Da fielen meine Lücken z.b. in deutscher Grammatik erst auf. Noch in der 7. Klasse sagte ich Wie- und Tuwörter, statt Verb und Adjektiv. Echt peinlich.
Kann natürlich auch an anderen Dingen gelegen haben, aber im Gegensatz zu meinen Mitschülern, die alle aus anderen GS kamen, war mein Niveau erschreckend niedrig.
Wie das heutzutage gehändelt wird, weiß ich wie gesagt nicht.

lg

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Frag am besten Eltern, deren Kinder an der dortigen Schule sind.

Das kann sooooo unterschiedlich sein.

Beispiele. Bei uns gibt es mehrere Kindergärten (inzwischen haben die sich x mal verändert und läuft alles anders). Als mein Kind in den Kindergarten ging, gab es folgendes:

1. Kindergarten: hoher Anteil an nicht deutschsprachigen Kindern.
Erzieherinnen nahmen sich Zeit und Geduld und sprachen viel mit den Kindern. Vorlesen, Spiele. Lernen, wie man sich selbst helfen kann und anderen.
Erzieherinnen zeigten den Kindern, wie sie sich selbst anziehen können. Große halfen den Kleinen.... rausgehen: täglich.

Konzept: wir helfen uns gegenseitig. Begrüßung gehört dazu. Repekt miteinander.

Räume: eher alt, eher dunkel. Aber gemütlich. Wurde von vielen gemieden, weil nicht modern genug.


2. Kindergarten: sehr hell, neu, belebt.
Wer sich den Weg leisten konnte, wollte dorthin. Sieht sooo toll aus.

Raus gehen: zu anstrengend. Zu viele Kinder, die angezogen werden müssen.

Sprache: wieso die können doch alle deutsch.
Mit Kindern reden? Wieso, die sind sich doch selbst genug.
Verlässlichkeiten? Wieso, die Abholungszeiten sind doch festgelegt und die Kinder beschäftigen sich auch so selbst genug.


Ergebnis in der Grundschule:

die Kinder aus dem ersten Kindergarten konnten überwiegend besser sprechen. Egal ob andere Muttersprache, logopädische Probleme oder anderes. Sie konnten sich selbst anziehen und wussten auch, dass es Zeiten zum toben spielen gibt und Zeiten, wo man auch mal ruhig sitzt.

Die Kinder aus dem zweiten Kindergarten fingen dann erst mit logopädischer Behandlung an (sofern die Eltern nicht schon vorher in Eigenregie was angeleiert hatten). Anziehen konnten sich die, die es von zu Hause gelernt haben.

Keine Frage zu Hause ist Lernen auch wichtig und es geht viel! Allerdings war im Kindergarten der Unterschied größer zwischen denen, die alles zu Hause lernten und denen, die zu Hause nicht viel lernten. Egal ob Sprache, Motorik, Kommunikation, Regeln, sich anziehen usw.

Mein Kindergarten damals hatte auf dem Papier ein spitzenkonzept. In der Umsetzung war es nur eine Aufbewahrungsstation.


Ähnlich groß sind die Unterschiede in den jeweiligen Schulen!

Von super gut bis furchtbar.
- welche Grundprobleme gibt es
- wie werden Probleme gelöst (ignoriert, verschwiegen, bestraft) oder mit Menschlichkeit bearbeitet.

Wie wird Unterricht (fachlich) umgesetzt
aber auch wie wird menschlich respektvoll (oder eben auch destruktiv nicht) mit einander umgegangen.


Da hilft wohl nur die Schule vor Ort anzuehen. Mit Eltern zu reden usw.

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Mein Sohn ist damals in eine katholische Grundschule gegangen. Super Schule, meine Tochter wird später auch dort hin gehen.
Direkt daneben eine Gemeinschaftsgrundschule mit sehr hohem Ausländeranteil. Die Lehrer dort sind regelmäßig fertig mit den Nerven. Man hört nur Geschrei aus den Klassenräumen. Die beiden Schulen teilen sich den Schulhof und es gab regelmäßig Prügeleien (wobei ich jetzt nicht beurteilen kann, von wem es jedes Mal ausging). Die Eltern und Lehrer sind sich alle eigentlich einig, dass sie diese Rivalität zwischen den Schulen beenden wollen, aber bei den Kindern scheint es nicht anzukommen. Mein Sohn nannte sie nur "die Gegner". Das hat er auf dem Schulhof aufgeschnappt. Selbst hatte er aber nie Probleme.

Einmal hat eine Lehrerin ein Kind vor die Tür geschickt, weil es permanent den Unterricht gestört hat. Das Kind blieb aber nicht vor der Tür, sondern ging nach Hause und kam mit der ganzen Familie wieder. Am Ende musste sogar die Polizei geholt werden.
Ein Freund von meinem Sohn wurde mal von zwei Jungen dieser Schule unschön bedrängt auf dem Weg nach Hause.

Eine Mutter sagte mir, dass letztes Jahr dort der Islamische Religionsunterricht eingeführt wurde und es einen Gebetsraum gibt.

Die deutschen Familien die ich kenne sagen alle sie würden ihr Kind niemals dort hin schicken. Die ausländischen Familien die ich kenne möchten ihr Kind gerne dort hin schicken, weil das Kind dort schon viele Cousins und Freunde hat.

So, das kann ich dir zu dem Thema sagen. :-)

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Hallo.. meine Tochter ist in der ersten klasse mit 20 Kindern gestartet und würde auch sagen das der Ausländeranteil 70/30 ist... dann kam die Flüchtlingswelle und schwupps waren die mit Zurücksetzungen und 5 Flüchtlingskinder schnell auf 26 Kinder.. Die Flüchtlingskinder bekamen ua Förderunterricht und auch Hilfen.. und was soll ich sagen... die Kinder lernen super schnell und kamen recht gut mit... die lesen sogar besser als manch reiner deutsche..

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Hallo,

bei uns in der Klasse sind 18 von 24 Kinder mit Migrationshintergrund. Wir haben bis jetzt 1 Monat GS hinter uns und bis jetzt ist nichts davon zu merken ob sie langsamer arbeiten oder anders, als in der GS-Zeit meiner Großen die einen deutlich geringeren Anteil hatten.

Gruß

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Hallo!
Meine Tochter ist nun in der zweiten Klasse. In ihrer Klasse sind einige Kinder mit Migrationshintergrund von denen aber die Mehrheit schon den Kindergarten im Ort besucht hat. Ihre sprachlichen Fähigkeiten stehen denen der andern kinder nicht nach. Ein Junge (Flüchtlingskind) hat eine integrationshelferin da er aufgrund der sprachlichen Defizite stark hinterher hängt. Ein Austausch mit den Eltern ist nur selten möglich, da gemeinsame Veranstaltungen der Klasse gemieden werden. Der Junge tritt wohl auch häufig agressiv auf oder erscheint spät oder gar nicht zum Unterricht. Das beeinträchtigt nun die Klasse nur wenig da es sich nur um ein einzelnes Kind handelt. Ich denke es steht und fällt auch mit der Einstellung der Eltern. Diese ist bei besagtem Kind aber wie beschrieben eher kontra Schule und Gemeinschaft. Die Familien der anderen Kinder mit Migrationshintergrund die gut deutsch sprechen nehmen allerdings auch nicht an den Klassenfesten usw. teil. Man könnte also ableiten, dass Desinteresse oder kulturelle Differenzen bestehen. Dazu kommen in unserer Klasse aber noch vier weitere Kinder die keinen Migrationshintergrund aber trotzdem Anpassungsschwierigkeiten und teilweise massive Schwierigkeiten mit dem Schulstoff haben. Es muss also nicht zwangsläufig an der Herkunft liegen ;-)
Letzten Endes ist man als Eltern aber auch selbst in der Pflicht. Soll heißen wenn ich merke es hakt bei der Tochter irgendwo übe ich mit ihr und bin auch in engem Austausch mit der Lehrerin. Ein Blick auf den Lehrplan schadet natürlich auch nix, dann kann man ja ganz gut einschätzen welcher Stoff im Schuljahr durchgenommen werden sollte oder ob die Klasse arg hinterher hängt.