Evtl ADS? Wahrnehmung gestört? Kind 8 J.

Hallo,

ich schreibe hier für eine Freundin. Ihre Tochter ist auch 8 Jahre alt. Die Kleine war schon als Kind etwas anders. Sehr anhänglich, nur im
Tuch usw. als sie in den Kiga kam, brauchte sie zwei Monate für die Eingewöhnung. Zuhause ist sie fröhlich, witzig und liebt Tiere. Sie hat viele Freundinnen. Was auffällt ist, dass sie außerhalb, grade bei Erwachsenen, Lehrern usw sehr emotionslos reagiert. Zeigt keine Freude, Trauer oder Wut außerhalb dem Elternhaus, oder bei Erwachsenen. Es ist ganz schwer zu erklären. Oft wirkt sie abwesend, fragt auch bei einfachen Fragestellungen oft nochmal nach. Ohren sind ok. Es wirkt aber, als verstehe sie nicht richtig.

Die Noten sind allerdings ganz gut. Die Klassenlehrerin nimmt sie, wie sie ist. Es wird sich aber Sorgen gemacht, da andere Lehrer meinen, dass dieses emotionslose und oft abwesende Verhalten auffällig ist.

Sollte man das untersuchen lassen? An wen wendet man sich am besten?

LG

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Stört es sie selbst? Entwickelt sie Probleme dadurch? Merkt man ihr an, dass es sie stört?

Untersuchen lassen würde ich Auffälligkeiten dann, wenn
- eine ernstzunehmende Krankheit dahinterstecken könnte (Gefahr der Verschlimmerung besteht)
- das Kind selbst Probleme damit hat
- das Gefühl Außenseiter zu sein entwickelt

- man mit einfachen Mitteln, den Alltag vereinfachen könnte


Das von dir geschilderte kann zu ADS passen und kann so komplett gar nicht dazu passen ;-)

Außerhalb emotionlos kenne ich bsp. auch von einer Bekannten, die als Kind missbraucht wurde. Nur als Beispiel. Hintergrund ist die Angst vor Bestrafung bei Gefühlen.
Bei einer anderen ist es nicht so extrem, da hat es sich gelegt. Ursache war, dass sie mal blöd angesprochen wurde, in einem "ausgerechnet dann" Moment, wo es ihr einfach nah gegangen ist. Ein Stell dich nicht so an, das eben genau in dem Moment im Hirn eintraf, wo es was anderes auslöste.

ADSler kenne ich ähnlich.
Da ist es dann eher eine Form der Reizumgebung.
Bei mir (mit H) ist es so, dass ich mit viel Trubel viel stärker anstrengen muss und deswegen emotionslos wirke.
In anderen Momenten kann ich mich kaum anpassen oder reagiere auf viele Reize mit der Ausschüttung von zusätzlichen Reizen. (was andere dann wiederum wahnsinnig macht, während sie der Geräuschpegel drum herum so gar nicht stört).


Erste Anlaufstelle wäre der Kinderarzt. Zur Weiterüberweisung.

Bei meinem Kind kam jemand aus dem Kindergarten auf mich zu mit bitte um Abklärung. KEINE Verdachtsdiagnose, sondern Schilderung der damaligen Situation.
Kinderarzt machte die nötigen Tests bzw. veranlasste sie bei Kollegen. Im Grunde war mein Kind durch die Reizbelastung überfordert und konnte es in einem längeren Entwicklungsschub nicht ausgleichen. Dennoch war es gut, nachzusehen (um nichts zu ÜBERsehen), aber auch keinen großen Wind darum zu machen.

Ergebnisse hat mir der Kinderarzt gar nicht alle gesagt. Einfach weil die Teilergebnisse für das Ergebnis nicht wichtig waren. Dass es getestet wurde, war wichtig. Dass ich die Details weiß, war nicht nötig, sondern hätte u.U. belastet. Fand ich gut.

Bei späteren Auffälligkeiten in der Schule wurde darauf zurückgegriffen, geprüft, ob das Ergebnis noch stimmte oder ob es etwas anderes war, ob im damaligen Ergebnis eine unaaufällige Richtung schon da war....
mit Lehrer-Eltern-Gespräch und Strategien von damals hat es dann auch mit der Schule geklappt.

Jedoch wurde nicht ziellos umhergeschossen mit Diagnosen, sondern der Kinderarzt ging behutsam vor.
D.h. er hat Ahnung in einigen Bereichen und tauscht sich mit Fachkollegen aus:
- er überlegte
- kennt das Kind ja schon länger
- sprach mit Kollegen
- veranlasste wohin wir gehen sollten, sprach mit den Kollegen die Tests ab.

Ich wurde informiert welche Tests er machen lassen möchte. Mit Beruhigung warum (Ausschluss dass...), antwortete auf Fragen! und war auch immer die zentrale Ansprechperson im Verlauf.

Vieles weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, da die Tests keine Spritzen oder ähnliches beinhalteten, sondern vertretbar waren. Ergebnis erfuhr ich hinterher.

Keine Verdachtsdiagnosen und wischiwaschi Infos. Sondern wirklich:
- wir testen
- weil
- Ausschluss (ernst zunehmender Krankheiten)
- Symptome liegen vor, deswegen Test x
- gemacht wird

Zum Schluss das Ergebnis.


Hätte ich bei jedem Zwischentest erfahren, was es hätte sein können, um beim nächsten zu erfahren, dass es doch nicht sein kann, währe ich kirre geworden. Ging einer Freundin mit Kin so.


Wo kann man hingehen....?
Gute Frage

Kinderarzt, sofern er kompetent ist in dem Bereich
in welchem Bereich?

Einige verschreiben sofort ADS Medikation, andere leugnen, dass es das gibt. Beides!!! nicht geeignet.

Andere Stellen sind wie die Mitarbeiter, sehr verschieden. Hängt von den Menschen ab, die dort arbeiten.


Spontan würde ich sagen:

- Kinderarzt (bisherige Entwicklung ansprechen und NACH seiner Reaktion entscheiden)

- sich in Reha-Kids-Foren umhören. Das Forum selbst kenne ich nicht, habe nur schon oft davon gehört.
Dort Tipps suchen, welche Anlaufstellen es in eurer Umgebung gibt! Qualitativ gute, nicht einfach nur - gibt sie, bringt aber nur Verschlimmerung

- bei den Stellen nachfragen, wie die Vorgehensweise ist. 1. Termin, was läuft ab.
(bei meiner ADHS Testung wurde mir bei Terminvergabe schon gesagt, was auf mich zukommt und dass der erste Termin wirklich nur das Vorgespräch ist und dass genau dieses besonders wichtig ist und warum)

- nicht verunsichern lassen.

- Kosten/Nutzen beachten.
So lange das Kind noch (NOCH?) keine Probleme hat, würde ich vorsichtiger damit umgehen. Kann durchaus wichtig sein, nachsehen zu lassen, aber eben umsichtiger.
Tipps annehmen, manchmal einfach auch noch im Hinterkopf behalten und beobachten...

Je höher der Leidensdruck ist, desto schneller würde ich handeln.

- Fragen stellen

- Fragebögen auch von anderen Personen ausfüllen lassen. Damit eben nicht nur in eine Schiene gedacht wird).


zu einer guten ADS/ADHS Testung sollte soweit ich weiß auch ein Neurologe hinzugezogen werden. Zumindest habe ich das bei einigen Kindern schon erlebt. EEG wurde mitgetestet. Bei einem Kind war es nämlich tatsächlich kein ADS sondern was im EEG und wurde dann richtig weiterbehandelt.


Ist schwierig.

Noten sind übrigens keine wirkliche Aussage. Ich kenne ADSler auf der Sonderschule mit Hochbegabung und welche mit Abitur und Studium.
Der Unterschied war, dass die einen "intuitive Hilfe" bekommen haben (keine normalen Erziehungstipps, sondenr einfach individuell passende) und die anderen eben nicht oder mit biegen und Brechen durch die Erziehung geboxt wurden.


Ziel sollte sein, dem Kind das Leben so selbständig wie möglich zu gestalten.

In meinem Fall hilft mir dazu eine Brille. Zweck der Untersuchung: mir eine passende Brille zu gestalten, damit ich besser sehen kann. Diagnose als Hilfsmittel für die Gestaltung im Leben.

Dieser Punkt sollte auch bei den Anlaufstellen beachtet werden.

Wer will warum welche Untersuchung? Welchen Zweck soll die Diagnose haben?
Um dann entscheidend fragen zu können: welche Tipps gibt es um mit diesem Hilfsmittel Diagnose weiterarbeiten zu können / das Leben individuell passender gestalten zu können :-D :-)
(das wird leider oft vergessen und ist eigentlich wichtig) #winke


Mein Tipp andere Foren durchstöbern.
OHNE Verdachtsdiagnosen, sondern eher zur Suche von Eltern, die ähnliches kennen, Tipps für Adressen haben (oder wo man besser nicht hingehen sollte) usw.

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Hallo,

du bringst aber mehrere Sachen durcheinander. Emotionslosigkeit ist von einer Tilmahmslosigkeit, so wie man sie bei ADS kennt, doch komplett unterwchiedlich. Bei einer Emotionslosigkeit interessiert mich - wie ist es anderen Kindern gegenüber ?
Wenn ein Kind auch da so wäre, s hau ich mir an, wie sind denn die Eltern. Ist das Kind nur extrem zurückhaltend, wie es vielleicht die Eltern sind, selbst Kultur kann eine Rolle spielen.

Bezogen auf ein Verhalten, interessiert mich die Meinung des Lehrers. Was denkt er ?

Nicht zuletzt dann die Meinung des Kindes ? Ist es glücklich, möchte es etwas an seiner Situation verändern ?

Wenn du ,,untersuchen lassen willst“, kann man sich eine Einschätzung eines Schulsozialarbeiters holen. Das ist dann doch keine Unterwuchung im klassischen Sinne sber dennoch schaut ein Unbeteiligter darauf.

Sonst ein S hulpsychologe oder ein Kinder- und yjugendpsychiater aber den nur, wenn dazu angeraten wird.

#winke

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Hallo,

am auffälligsten bei unserem Sohn (fast 9), der ADS hat, finde ich eigentlich, dass er sich von allem ablenken lässt, wenn ihn etwas nicht wirklich interessiert. Da reicht eine Fliege an der Wand, und er beamt sich in ferne Welten. #schwitz

Diese ganzen Alltagstätigkeiten, wie Zähne putzen, Duschen etc. sind mit ihm anstrengend, weil sie immer noch nicht funktionieren, wenn nicht ein Erwachsener daneben steht und ihm sagt, dass er nicht die ganze Zeit den gleichen Zahn putzen soll und dass er unter der Dusche die Haare und den Körper waschen und nicht die ganze Zeit spielen soll usw.

Erwachsene ignorieren kann unser Sohn auch ganz prima. Jemand versucht Small Talk mit ihm zu betreiben, und er guckt wortlos in die Luft.
Ob er daran denkt, Tschüs zu sagen, ist auch eher Glückssache.
Das wirkt dann immer, als hätte er keinerlei Manieren. #aerger

"Zeigt keine Freude, Trauer oder Wut außerhalb dem Elternhaus, oder bei Erwachsenen."

Das macht unser Sohn schon, aber das Mädchen scheint ja sehr schüchtern und unsicher zu sein.

Sehr schüchterne Menschen stehen sich häufig selbst im Weg. (Ich weiß, wovon ich rede...) Ich denke, allein deswegen wäre es auf jeden Fall sinnvoll, bei dem Mädchen etwas zu unternehmen, egal, ob ADS dahinter steckt oder nicht.

"Die Noten sind allerdings ganz gut. Die Klassenlehrerin nimmt sie, wie sie ist."

Da hat das Mädchen Glück. Unser Sohn hat jetzt auch so eine Klassenlehrerin, aber mit seiner ersten klappte es gar nicht.

Bei unserem Sohn war es so, dass es in der Schule massive Probleme gab, aber wegen Unterforderung und daraus resultierendem rebellischen Verhalten und nicht wegen seiner Träumerei. Deswegen waren wir bei einem Kinderpsychologen/-psychiater, der nebenbei auch ADS festgestellt hat.

Bei uns lief das so, dass wir Bekannte mit einem ADHS-Kind gefragt haben, ob sie uns jemanden empfehlen können, weil es da auch eine Reihe von unfähigen Leuten gibt, und wenn die eine falsche Diagnose stellen, hat man u.U. nachher mehr Ärger als vorher.
Manche sind auch einfach unsensibel, und dann wollen die Kinder nicht mit ihnen zusammen arbeiten.

Unser Kinderpsychologe/-psychiater behandelt nur Kinder, wo die Eltern privat zahlen. Dafür bekommt man aber zügig einen Termin.

Ich glaube, wenn man jemanden mit Kassenzulassung nimmt, braucht man eine Überweisung vom Kinderarzt und hat bis zu einem halben Jahr Wartezeit.

Die Kinderärzte selbst sind bei der Beurteilung, ob ein Kind ADS oder so hat, meistens wenig hilfreich. Letztendlich sind das nur Allgemeinmediziner für Kinder.

Der Kinderpsychologe/-psychiater hat bezüglich der ADS-Problematik mit unserem Sohn dann ein paar Therapie-Stunden gemacht und uns Tips gegeben.
Medikamente nimmt unser Sohn nicht. Das würde ich auch nur erwägen, wenn es in der Schule sonst gar nicht läuft.

Bei unserem Sohn haben zwei seiner Hobbies einen positiven Effekt auf sein Verhalten.

Er spielt Horn. Da muss man erstens lernen, sich genau an die Noten zu halten und zweitens ist das Horn eine Diva. ;-) Wenn man da minimal falsch rein bläst, macht es grauslige Geräusche. Wutanfälle des Spielers helfen da nicht weiter, sondern nur, sich zusammen zu reißen und ganz konzentriert auf die richtige Blastechnik zu achten.
Wir haben anfangs immer gesagt, das Horn erzieht unseren Sohn. #rofl

Das zweite Hobby, was auf jeden Fall auch bei dem Mädchen gut wäre, so wie Du es beschreibst, ist Reiten.
Da muss man sich nämlich die ganze Zeit konzentrieren, weil die Pferde es merken, wenn man nicht aufpasst und dann auf irgendwelche Ideen kommen, die man als Reiter meistens nicht so gut findet. ;-)
Außerdem gibt der Umgang mit so großen Tieren, die tun, was das Kind möchte, Selbstbewusstsein.

LG

Heike

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Guten Morgen,

wenn die Eltern das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, ist die erste Anlaufstelle der Kinderarzt. Vielleicht auch ein Vorgespräch mit dem Lehrer, für eine intensivere Begründung. Bei einer evtl. ADHS Testung wird sowieso ein Fragebogen der Lehrer mit einbezogen.
Der Kinderarzt wird zunächst einige Untersuchungen vornehmen, um körperliche Ursachen auszuschließen und an ein Sozialpädiatrisches Zentrum oder Kinderpsychologen verweisen. Das SPZ ist insofern vielleicht besser, weil dort auch weitergehende Untersuchungen stattfinden können, wie EEG und EKG sowie Blutuntersuchung, zusätzlich zu den psychologischen Tests.
Unsere Kinderärztin überwies zunächst zu einem spezialisierten Ohrenarzt, um die auditive Wahrnehmung zu testen. Das könnte gerade in diesem Fall auch von Vorteil sein.

Eine medikamentöse Behandlung wird auch nur bei entsprechendem Leidensdruck angeraten. Wenn das Kind keine Probleme hat, schulisch, wie sozial, ist es auch nicht notwendig.

Alles Gute, betty