Hallo,
es geht um die Bewertung eines Bewerbungsanschreibens. Welche Version ist grammatikalisch richtig?
Es ist mein Wunsch und mein Ziel, nach Bestehen des Abiturs, ein Lehramtstudium zu beginnen.
oder
Es ist mein Wunsch und mein Ziel, nach Bestehen des Abiturs ein Lehramtstudium zu beginnen.
Es geht bei meiner Frage um die Kommasetzung. Falls sich jemand für Variante 2 entscheidet, kann es treffend begründet werden?
Mein Sohn hat Variante 2 geschrieben. Die Deutschlehrerin sagt, dass Variante 1 richtig ist. Er setzt Kommas nach Gehör. Ich bin auch der Meinung, dass Variante 2 richtig ist, kann aber auch nicht richtig erklären warum.
Könnt ihr helfen?
LG
Michaela
Deutschprofis gesucht... Was ist richtig?
Wenn ich mich recht erinnere handelt es sich in der Konstruktion um
Hauptsatz, Infinitiv ohne Erweiterung
Bei einem Infinitiv ohne Erweiterung kann ein Komma gesetzt werden, es kann aber auch weggelassen werden.
🙈 ist aber auch schon lange her, dass ich soetwas bestimmen musste.
Also wäre beides richtig?
Je mehr ich mir die Varianten anschaue, umso so kurioser kommt mir alles vor 🙈.
Ich würde schreiben:
Es ist mein Wunsch und mein Ziel nach Bestehen des Abiturs, ein Lehramtstudium zu beginnen.
Dann trennt das zweite Komma den erweiterten Infintiv von Restsatz.
“Nach“ ist keine Konjunktion, die einen Temporalsatz einleitet (Es müsste sonst heißen: Es ist mein Wunsch und Ziel, nachdem ich das Abitur gemacht habe, ein..) sondern nur Teil einer adverbialen Bestimmung der Zeit. Die werden nicht durch Kommas vom Hauptsatz getrennt.
Selbst das zweite Komma, also das vor “ein Lehramts-Studium zu beginnen ist laut neuer Rechtschreibung nur ein Kann-Komma (muss also nicht gesetzt werden).
Dein Sohn könnte den Satz also auch ganz ohne Komma verfassen oder er lässt das Komma vor dem erweiterten Infinitiv stehen der Lesefreundlichkeit halber.
Ganz einfach, beides ist richtig. Man muss diese zu + Infinitiv Konstellationen nicht mehr mit Komma abtrennen.
Das kann man zur besonderen Betonung machen. Muss man aber nicht. Das ist des Rätsels Lösung.
😂 vertrackte Satzbestimmung.
Kann das sein, dass jeder andere Regeln gelernt hat?
Definitiv, je nachdem, welches Alter wir haben 😂
Ich behaupte, 'nach Bestehen des Abiturs' ist ein Relativsatz und muss deshalb in Kommata (vorne und hinten).
Bin ich mir sicher? Nein!
Grüsse
BiDi
Relativsätze werden durch Relativpronomen (der, die, das) eingeleitet und erläutern ein Nomen. Sie sind quasi zu Nebensätzen gewordene Attribute.
Der große Mann --> der Mann, der groß ist
Das wäre auch meine Begründung gewesen. Den Teil des Satzes könnte man auch einfach weglassen und der Satz wäre immer noch richtig. Daher beide Kommas.
Hallo,
ich bin auch der Meinung, dass beides richtig ist.
Allerdings ist die Variante, die phoenix eingeworfen hat, meiner Meinung nach falsch.
LG
Warum?
Das Komma macht an der Stelle doch irgendwie gar keinen Sinn und sieht auch komisch aus. Ich gestehe, dass ich da mehr ein Bauchmensch bin und vielleicht auch gar nicht Recht habe. Es wirkt nur so gänzlich falsch für mein Auge.
Entweder schiebe ich "nach Bestehen des Abiturs" ein, dann brauche ich zwei Kommata oder ich mache nur nach "Es ist mein Wunsch und mein Ziel" ein Komma. Oder eben gar keins.
Warum würdest du denn ausgerechnet nur nach "nach Bestehen des Abiturs" ein Komma machen?
Hi,
ich halte "nach Bestehen des Abiturs" für einen uneingeleiteten Konditionalsatz. Deshalb muss auch danach ein Komma stehen. Der Infinitiv steht zwar dahinter auch noch, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich, löst aber eben kein zwingendes Komma aus.
Am besten fragt er die Lehrerin selbst. Diese Frage treibt wahrscheinlich die halbe Klasse um.
Liebe Grüße
die Landmaus
Adverbialsätze, also auch Konditionalsätze, erzwingen aber das Vorhandensein eines Verbs. Das ist eigentlich die grundlegendste Eselsbrücke bei der Kommasetzung: enthält der durch Komma abgetrennte Teil ein Verb? Falls Bein: kein Komma. Ausnahme: Appositionen.
Ich hab das jetzt einfach mal in die Rechtschreib- und Grammatikprüfung auf duden.de eingegeben.
Man kann schreiben:
- 2 Kommata:
Es ist mein Wunsch und mein Ziel, nach Bestehen des Abiturs, ein Lehramtsstudium zu beginnen.
- kein Komma
Es ist mein Wunsch und mein Ziel nach Bestehen des Abiturs ein Lehramtsstudium zu beginnen.
- 1 Komma
Es ist mein Wunsch und mein Ziel nach Bestehen des Abiturs, ein Lehramtsstudium zu beginnen.
-> Hier wäre die Aussage m. E., dass erst nach dem Abitur der Wunsch besteht, zu studieren.
Es ist mein Wunsch und mein Ziel, nach Bestehen des Abiturs ein Lehramtsstudium zu beginnen.
-> hier wäre die Aussage m. E., dass der Wunsch besteht, sobald das Abitur bestanden ist, zu studieren.
Wie schon geschrieben ist bei dem erweiterten Infinitiv ein Komma keine Pflicht mehr.
Ich würde intuitiv nur nach "Ziel" ein Komma setzen: So ist der Lesefluss erleichtert.
Den Adverbialsatz (oder was auch immer "nach dem Bestehen des Abiturs" grammatikalisch ist) "einzukomman" finde ich irgendwie seltsam