Förderschule Ja oder Nein

Hallo, ich wende mich an euch wegen meinem Kind.

Es ist sechs Jahre alt und von Anfang an auffällig. Kann Körperkontakt nicht gut ertragen und meidet ihn wo es geht. Will er allerdings mal jemand umarmen, und dieser jemand möchte das aber in dem Moment nicht erwidern, dann fängt er an zu brüllen weil ihm das nicht passt. Hält schwer Augenkontakt.
War immer reizüberflutet, schrie viel, das hält sich auch bis heute, dass es brüllt wütend/zornig wenn etwas nicht gelingt. War schon immer perfektionistisch.
Es kann nicht abschalten und sich auf eine Sache konzentrieren sondern nimmt alles um sich herum wahr. Ist zwar kontaktfreudig, aber die Bindung zu anderen klappt nicht recht. Es versteht die anderen nicht immer, auch wenn sie gute Absichten haben. Und reagiert gereizt. Ist selber allgemein schnell gereizt und brüllt andere an, macht deren Sachen kaputt, oder geht auch schon mal handgreiflich gegen andere vor, auch gegen Erwachsene, die eingreifen wollen in der Situation.
Er wird ausgeschlossen von der Gruppe durch sein Verhalten, aber auch von der Erzieherin. Wir haben lange darüber hinweg gesehen und gedacht, das schafft er schon noch bis zur Schule. Aber letztens Endes ging es nicht mehr und wir haben nun unser Kind rausgenommen aus dem Kindergarten.
Er besucht weiterhin zwei mal im Monat eine Kinderveranstaltung und durch Familie kommt er auch noch mit Gleichaltrigen in Kontakt. Zu Hause gibt es noch ein kleineres Geschwisterkind.
Zu Hause können wir die Situationen besser regeln, aber das ist eine kleine Gruppe und nicht zu vergleichen mit einer Kindergarten Situation.
Mit 4 wurde mal auf drängen der Kinderärztin eine IQ Testung durchgeführt. Gesamt Ergebnis überdurchschnittlich intelligent ( 123). Sie meinte sein Verhalten könnte auch damit zusammen hängen weil er nicht ausgelastet sei.
An diesem Ergebnis will ich mich gar nicht aufhängen, das habe ich nie in den Vordergrund gerückt, aber die Schule sieht es ein wenig als Problem an, weil die meisten Schüler eher einen niedrigeren IQ als normal haben.

Und da ist auch schon unser Problem. Angemeldet bei unser Kind eigentlich auf einer Privatschule. Die nicht so große Klassen hat, und vom Konzept her wirklich toll war. Wir haben sie auch von Anfang an ins Boot geholt und sie haben sich machen wir geben uns zu helfen. Haben aber irgendwann gesagt, ohne Einzelfallhilfe würden Sie ihn nicht mehr aufnehmen. Also ging dieser Antrag auf Begutachtung mit dem Förderschwerpunkt sozial emotional raus.
Diese Privatschule bietet einmal im Monat Begegnungsnachmittage an, dort ist er auch auffällig. Lässt sich nicht gut lenken, und in der Turnhalle, da war es eskaliert. Er ging mit der Hand auf ein Kind los, und die Lehrerin musste einschreiten. Gegen sie soll er dann auch die Hand gehoben haben, weil er sich nicht auf die Bank setzen wollte, um runter zu fahren.
Wir sind seit Oktober 2018 im SPZ. Da gab es bis jetzt eine sehr langwierige Diagnostik. Mit dem Ergebnis emotionale Störung des Kindes Alters, Impulsivität und Affektlabilität. Geringe Frustrationstoleranz. Die Ärztin im SPZ Hat uns zu verstehen gegeben, dass erst in der Schule etwas gemacht wird wenn es auffällig ist, wenn er ADHS zum Beispiel hätte. An eine Form von Autismus denkt sie nicht, da würde sie einen Besen fressen wenn er das hätte, so ihre Worte. Ich wurde gefragt ob er vor und zurück wippt oder immer wieder das selbe Geräusch von sich gibt, wenn nein, dann hat er keinen Autismus. Und sie sagte, Kinder, wie unseres, landet früher oder später sowieso auf der Erziehungsschule.

Also sind wir in uns gegangen und haben überlegt. Denn einen Einzelfallhelfer, selbst wenn wir diesen Antrag durchbekommen, wird er wahrscheinlich nicht ab Schuleintritt bekommen. Dementsprechend fällt die Privatschule aus. Wenn doch, dann muss auch die Chemie stimmen. Und er lässt sich nicht auf viele Menschen ein.
Die anderen umliegenden Grundschulen sind aber nicht zu empfehlen bei uns. Erst recht nicht für auffällige Kinder. Die Größe der Klassen ist auch immer ein Problem.

Also haben wir mit der zuständigen Förderschule, die auch einen Teil des oben genannten Antrages erhalten haben, noch einmal Kontakt gesucht und besprochen, ob es nicht besser wäre, dass er gleich dort hin kommt. Sie sind von all unseren Unterlagen selbst überzeugt, dass das der richtige Weg wäre. Machen sich aber Gedanken wegen der Intelligenz, ob sie ihm da helfen können und er nicht vor Langeweile noch mehr Blödsinn macht.
Die Schulleiterin war wirklich sehr nett. Wir haben uns gut aufgehoben gefühlt. Als wir gegangen sind gab es eine Stelle, an der scheinbar Jacken aufgehangen werden, die lagen aber alle auf dem Boden. Ach du Schande, unser Kind ist in vielen Dingen ordentlich. Nun mache ich mir viele Gedanken ob das der richtige Weg ist. Ob er dort nicht noch mehr Dinge lernt, die sozial emotional nicht förderlich sind. Und dementsprechend für unsere Gesellschaft nicht passen.

Ich weiß das war jetzt alles ziemlich lang und ich hoffe es hat jemand durchgehalten dies zu lesen. Aber vielleicht hat jemand Erfahrung damit. Vielleicht kann ich mich mit jemandem austauschen. Wir wollen nur das Beste für unser Kind und gehen dementsprechend jeden Weg der notwendig ist. Und trotzdem fühlt es sich einfach schlecht an. Die eine sowie auch die andere Option.
Kommen die Kinder jemals von dieser Schule rechtunter und können sich normal eingliedern, in eine normale Regelschule?
Gedanken über Gedanken.

Habt Dank fürs Lesen und euren Rat,
Liebe Grüße
Bullymama

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Hallo,

ich würde das Kind bei einem Autismus Zentrum vorstellen.
Dass das irgendwelche SPZ-Leute ausschließen, heißt gar nichts.
Autismus ist eine so komplexe Störung, dass das öfter von SPZs nicht erkannt wird.

Der Sohn einer Freundin hatte schon diverse falsche Diagnosen bis ein echter Experte ihn nach Jahren als "Autist aus dem Lehrbuch" erkannte.
Der rastet übrigens auch immer wieder aus. Für andere aus nichtigen Gründen.

Leider passt bei Kindern, die sehr intelligent sind, aber so schwierig im Umgang sind, keine Schule. Wie Du schon sagst, sind sie auf Förderschulen unterfordert.
Der Sohn der Freundin ist sogar hochbegabt. Er war aber durch seine Ausraster jahrelang unbeschulbar, und ist jetzt stundenweise mit Schulbetreuer an einem Gymnasium.

Man kann übrigens auch Autist sein und AD(H)S haben. Solche Kombinationen sind immer besonders schwer zu erkennen.

LG

Heike

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Schüler, die nur nach den Förderschwerpunkt ESE haben, werden nach den Richtlinien der Grundschule unterrichtet. Das ist selbst so
, wenn es in der Klasse auch Schüler mit dem zusätzlichen Förderschwerpunkt Lernen in der Klasse gibt. Förderschule müssen individuelle unterrichten, sich aber auch an die Richtlinien halten. Obwohl ich an einer Verbundschule arbeite, haben wir einen großen Anteil Schüler die wie in der Grundschule unterrichtet werden.

In meinem letzten Durchgang hatte ich sogar ein hochbegabtes Kind, dass ich prima fördern konnte, trotz schwacher Lernenschüler.

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Hallo, hab Dank für deine Antwort. Ich dachte immer um an ein Autismus Zentrum zu kommen, muss man erst in ein SPZ die einen dann weiter überweisen bei Verdacht. Könnte sogar sein, dass diese Aussage von der Kinderärztin kam.
Ich habe ja die Aufgabe vom SPZ gehabt, mir noch einen KJP zu suchen, der ihn am besten wöchentlich betreuen kann. Sind eigentlich schon angemeldet und haben ein halbes Jahr Wartezeit.
Habe von der Förderschule eine andere Adresse bekommen, die sich mit Autismus und ADHS gut auskennen soll. Habe dort gleich eine Mail geschrieben und um einen Termin gebeten.
LG

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du beschreibst so dermassen große Auffälligkeiten, dass es Deinem Kind doch nur gut tun kann, wenn er im ganzen Schulalltag passend und mit geschultem pädagogischem Personal lernen und arbeiten kann?

Erfahrung hab ich keine oder nur aus der Ferne in der Vewandschaft. - aber ich bin der Meinung, dass sobald ein höherer Förderbedarf gegeben ist, dann kann dieser nicht mehr mit zwei mal mittags ne Stunde Ergo geleistet werden und man profitiert nur davon, eine spezielle Schule zu besuchen, die besondere Lehrkräfte für besondere Kinder bieten kann. Egal, wie die Schule heisst oder ob da Jacken auf dem Boden liegen.....

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Hab Dank für deine Antwort. Du hast sicher recht. Man macht sich halt Gedanken, ob das was man mühevoll erlernt hat mit ihm, alles verloren geht und es wieder schwieriger wird zu Hause, wo man doch so schon kaum mehr stressresistent ist.

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Boah...das SPZ beweist einmal mehr die nichtvorhandene Kompetenz im Bereich der seelischen Behinderungen.
Geh in die KJP und lass dein Kind dort testen!
Meine Söhne sind übrigens beide Autisten und wippen auch nicht vor und zurück. Sie machen auch nicht immer das gleiche Geräusch. Sie können tatsächlich wie normale Menschen reden. Gib der Frau einen Besen von mir ...
Ach ja, meine Söhne besuchen beide eine Regelschule...seit der 1. Klasse. Der Große hat den Förderbedarf Sprachheilförderung und der Kleine hat den Förderbedarf Geistige Entwicklung. Beide haben eine Schulbegleitung.

Wie wäre es, um Zeit für die Diagnostik zu gewinnen, wenn ihr ihn ein Jahr zurückstellen lasst?

Weißt du noch wie der IQ Test hieß? Wenn er in verschiedene Kernbereiche aufgeteilt war, könnte man an den Einzel-IQs schon einiges ablesen.

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Hallo,
Ich möchte meinem Kind ja keine Diagnose an dichten, aber man fühlt sich bei der Ärztin zumindest nicht gut aufgehoben. Und die Kinder und Jugendpsychotherapeuten, bei der wir im SPZ auch sind, die hat sich entschuldigt für die Art und Weise wie die Ärzte mit uns gesprochen hat und hat gesagt so soll es nicht sein, wir müssen die Eltern auffangen und ihnen nicht solche Sachen sagen.
Ja die Aufgabe, uns einen KJP zu suchen, der uns neben dem SPZ mit betreut. Wir sind eigentlich angemeldet bei einer, und nun habe ich von der Förderschule aber einen anderen Tipp bekommen. Die sind auf ADHS und Autismus Kinder spezialisiert. Nun hoffe ich dass wir dort einen Platz bekommen.
Wir haben in der Familie auch ein ADHS Kind, und zwei weitere mit Autismus, einmal frühkindlicher und einmal Asperger. Selbst da wippt keiner vor und zurück 😔

Ein Jahr zurückstellen lassen geht nicht mehr, er wird im August sieben.

Wegen dem Test, habe mal schnell geschaut, da steht
WPPSI III ( gemäß Altersnorm 4,6-4,8)

LG

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Beim drüberlesen dachte ich nach deiner Beschreibung als erstes an Autismus Spektrums Störung. Eher Richtung asperger oder hochfunktionaler, nicht frühkindlicher oder canner (Wippen, lautieren, etc). Ich habe immer wieder Kinder in Therapie die erst spät als autisten erkannt werden, da sie hakt nicht der klassischen vorstellung entsprechen. Ich kenne spz's eigentlich nur als hochkompetent, daher wundert es mich, das die das so schnell ausgeschlossen haben (gerade mit dieser eher seltsamen begründung). Stell dein kind doch bitte bei der kjp oder bei einem autismuszentrum vor, dass die das mal gezielt testen.

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Hallo,
hab Dank für deine Antwort. Wir haben in der Familie schon ADHS, und zwei weitere mit Autismus, einmal frühkindlicher und einmal Asperger. Da wippt aber auch keiner vor und zurück.
Ich bekam einmal die Aussage, dass man an ein Autismus Zentrum nur kommt, wenn das SPZ überweist. Wir haben aber jetzt eine KJP gefunden, die auf Autismus und ADHS spezialisiert ist. Ich habe schon angefragt wegen einem Termin und hoffe wir kommen dort rein.
LG

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"Ich wurde gefragt ob er vor und zurück wippt oder immer wieder das selbe Geräusch von sich gibt, wenn nein, dann hat er keinen Autismus. "

Bei solchem Unfug würde ich zunächst eine andere Fachstelle suchen!

Vielleicht hast du über das Forum von Reha Kids Glück und du bekommst Tipps/Adressen von kompetenten Ansprechpersonen.

Und dann mit fachlich kompetenter Beratung weitersehen.
Bzw. vielleicht gibt es dort auch Eltern mit Kindern mit ähnlichem Verhalten.

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Hallo, dank für deine Antwort, da schaue ich mich mal um.
Wir haben jetzt einen KJP gefunden, der auf ADHS und Autismus.
Und hoffe wir kommen dort rein.
LG

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So, wie du ihn beschreibst, denke ich, dass du trotz der Diagnose vom SPZ ei en Autismus vermutest. Du beschreibst ja nacheinander alle typischen Kathegorien für nen Autisten.
Die "Diagnose", die du vom SPZ bekommen hast, beschreibt nur Symptome, die zu einem typischen Syndrom zusammen gefasst werden können. Ich frage mich, wann diese Ärztin zum letzten mal in ein Buch geschaut hat! Ich kann gut nachempfinden, dass du dich dort nicht aufgehoben fühlst. Ich wünsche dir viel Glück bei der KJP! Wir brauchten mit unserem Sohn auch mehrere Anläufe, bis wir die richtige Diagnose und damit die richtige Hilfe bekamen, obwohl wir die richtigen Stellen Anliefen.

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Hallo, ich vermute nicht unbedingt Autismus. Ich habe ihn nur beschrieben wie er ist. Das blöde , zu Hause ist es so viel entspannter und man denkt manchmal es ist doch gar nichts. Und dann kommen doch wieder die Aussetzer, die für uns völlig nichtig sind. Zu Hause ist es eben viel einfacher zu händeln weil die kleine Gruppe nicht so viel Druck und Reize ausübt. Als wie im Kindergarten.

Darf ich fragen wie das bei euch in einer Förderschule mit Schwerpunkt sozial emotional lief ? Gern auch per PN wenn dir das lieber ist.

LG

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Hallo

Das lief bei uns mehr oder weniger gegen unseren Willen ab. Unser Sohn wurde im August eingeschult und im Dezember wurde der sonderpädagogische Förderbedarf festgestellt. Wir gaben zwar unser Einverständnis für die Begutachtung, aber es sprach niemand mit uns über diese Begutachtung. Es wurde dann festgelegt, dass er in die Förderschule muss, eine Schulbegleitung wurde abgelehnt, weil schon eine Autistin mit Begleitung in der Klasse saß. Wir versuchten mit KJP und einem 6monatigen Tagesklinikaufenthalt gegen zu wirken, aber er wurde systematisch entfernt. Ich habe damals alle Schulen in der Stadt abtelefoniert, stieß aber immer auf Ablehnung, so, dass die Förderschule unausweichlich für uns war.
Wie das bei uns ablief, war nicht beispielhaft und ist nicht lehrreich. Später erfuhren wir, dass unsere ehemalige Schule stadtbekannt für ihr Vorgehen ist.
Mein Sohn hat keinen Autismus, sondern "nur" ADS.

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