Startschwierigkeiten 5.Klasse, Angst & Weinen

Unsere Tochter (10) ist seit Dienstag vorletzter Woche nun auf der Realschule und hat enorme Probleme, sich einzugewöhnen.

Kurz ein paar Infos zum besseren Verständnis:
- sie ging zuvor 4Jahre in die Grundschule in unserem Ort, 2km entfernt und mit all den Kindern, die sie seit dem Kindergarten kennt.
-die neue Realschule ist 8 km von zu Hause entfernt, sie fährt nun täglich mit dem Bus (Haltestelle 100m vor unserer Haustür)
- mit ihr in die neue Klasse sind insgesamt 3 Mädchen aus ihrer alten Klasse und 3Mädchen aus der Paralellklasse gekommen. Mit dabei auch eine ihrer besten Freundinnen.

So, nachdem die ersten Tage gut liefen, und wir uns schon über den tollen Schulstart freuten, fing es am 5. Tag an. ..
Eine Lehrerin rief an und erzählte mir, das meine Tochter immer wieder im Unterricht etwas weint. Ich sprach daraufhin mit meiner Tochter. Sie rückte nach und nach mit ihren Ängsten raus:
Alles ist neu, viele fremde Kinder und Lehrer, usw...

Naja, wir sprachen ihr Mut zu und sagten, das diese Ängste normal sind und besser werden, wenn sie sich eingewöhnt hat... leider wird es täglich schlimmer, sie weint jetzt schon am Abend zuvor und am Morgen müssen wir sie zum Bus begleiten, weil sie sich so sträubt. Sie steigert sich so extrem rein, heult Rotz und Wasser.... die ganze Situtation macht uns als Familie natürlich arg zu schaffen... wir reden, reden und reden , aber irgendwie wirds nicht besser....
Sie sagt, sie vermisst uns so schrecklich dort in der Schule und der Tag dauert sooo lang (Unterricht geht bis 13 Uhr) danach ist sie gleich daheim. Ich weiß mir keinen Rat mehr momentan... Fakt ist nur: sie muss jeden Tag in die Schule! Da würden wir keinesfalls nachgeben.
War es bei irgendjemand hier ähnlich? Hat jemand einen Tipp?

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die besten Freundinnen sind auch da. Hat sie sich mit dieser mittags verabredet? Macht das öfter.... - Der Tag ist nicht ja gar nicht länger als vorher.

Für mich hört sich es nach etwas an, das im Busch ist, das sie NICHT sagt. Mag so mit Abstand der falsche Dampfer sein, - aber das klingt vorgeschoben...

vielleicht wurde sie nach ein paar Tagen irgendwann von einem Jungen gehänselt oder es ist was anderes vorgefallen oder so?
Ich würde versuchen rauszufinden, was WIRKLICH los ist....

Okay: meinen Kindern fällt es nach 6 Monaten Coronafrei auch schwer, mit der Lautstärke und dem Gewusel klar zu kommen... sie sind total platt (die kleine kam auch in die 5te). Das ist natürlich auch eine Umstellung. -- aber trotzdem.
"vermissen + Tag so lang" klingt vorgeschoben....

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Ich vermute auch, das es ein vorgeschobener Grund ist.

Jungs gibt's auf dieser Schule nicht, ist eine reine Mädchenschule.
Ich hab sie auch schon öfter gefragt, ob sie jemand ärgert. Sie sagte nur, ein Mädchen schaut immer "komisch" und hat sie mal angesprochen, ob sie Asthma hätte....(weil meine Tochter angeblich etwas laut unter der Maske geatmet hat) Nein, sie hat kein Asthma, nur muss die Maske die ganze Zeit, auch im Unterricht getragen werden, was schonmal anstrengend sein kann... Wäre alles kein Problem, wenn sie sich nicht immer alles so zu Herzen nehmen würde....

Ich schlage ihr vor, sich öfter mal nachmittags mit ihrer Freundin zu verabreden, macht sie eh schon ab und zu, nur leider haut das oft zeitlich nicht ganz hin, da diese Freundin öfter bis nachmittags in der Betreuung ist oder sämtliche Hobby Termine hat.

Wenn Sie mittags heimkommt, ist sie übrigens meist immer gut gelaunt, als ob nix wäre....meist kommt dann aber schon wenig später der erste Heulanfall und es geht von vorne los...

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die Arme ..... ich hoffe, ihr findet raus, was wirklich los ist.
Bis dahin versuche es so angenehm wie möglich zu machen und greife wieder auf Kindergartendinge zurück. -- Die Gurke in Herzform schneiden. - -ein Mini-Herzchen im Mäppchen.
Das Lieblingsvesper (meine freuen sich wie schneekönige, wenn es doch mal ausnahmsweise Nutella gibt -- dann gibt es das halt einmal öfter....) ... Ein glitzerstift....

versuche erst einmal die drum-rum-Umstände für sie mit guter Laune zu verpacken. Und nerve nicht allzu oft mit Nachfragen... -- erst einmal Fokus auf lauter postive Dinge und nur vorsichtige Rückfragne, wenn es passt.

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War zu Hause etwas, das ein "bei euch sein wollen" begünstigen würde?
Haben sich im Freundeskreis kürzlich Eltern getrennt?

Wie ist es so in der Schule? Wie geht die Klassenlehrerin damit um? Immerhin hat sie euch angeschrieben, also scheint es ja schon auffallend zu sein. Hat sie einen Rat gegeben oder Fragen gestellt? Könnt ihr mit ihr zusammen arbeiten?

Gibt es eine Schulsozialarbeiterin, die ihr fragen könntet. Welche Tipps hat sie? Wann kann man abwarten, ab wann sollte man handeln? Wie kann man handeln?

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Hallo,

nein, ich wüsste nichts dergleichen....

Sie war schon immer eher schüchtern veranlagt, brauchte bei Veränderungen immer schon länger, als ihre Altersgenossen.

Ich habe meiner Tochter einen kleinen "Sorgenfresser" gekauft, den hat sie immer mit.
Die Lehrerin meinte auch, das sie Heimweh und Eingewöhnungsschwierigkeiten hat.
Es gibt Schulsozialarbeiter an der Schule, falls es die nächsten Tage nicht besser wird, werden wir uns dort mal in Verbindung setzen.

Ich möchte auf keinen Fall, das sich diese Angst verfestigt.

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Wie war es zu Beginn der ersten Klasse? Hatte sie da ähnliche Probleme? Heimweh und so? Manches ist ja auch Typsache.

"Es gibt Schulsozialarbeiter an der Schule, falls es die nächsten Tage nicht besser wird, werden wir uns dort mal in Verbindung setzen.

Ich möchte auf keinen Fall, das sich diese Angst verfestigt. "

Das finde ich einen guten Weg. Nichts übersehen, ohne sofort das volle Programm auffahren. Erst mal Kontakt und Ideen sammeln. Vielleicht sind da ja schon Tipps dabei, die super helfen :-)
Einfach erst mal Rat suchen :-)

Alles Gute eurer Tochter.

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Meine Tochter hatte dasselbe in der 1. Klasse.
Der Grund war, dass sie während der Betreuung (in der keine ihrer Freundinnen ging) von manchen schickaniert wurde.
Da sie eher der ängstliche Typ ist.

Hier wurde mit den Kindern geredet. (Betreuerin und Rektorin) und es hatte sich gebessert.

Mittlerweile muss sie nur noch 1x die Woche in die Betreuung und ihre Freundinnen gehen auch.

Könnte es sein, dass es 1 oder 2 Kinder in ihrer Klasse gibt, die sie täglich hänseln oder auslachen oder eben fiese Bemerkungen während des Unterrichts über sie machen?
Gerade sensible Kinder reagieren auf sowas schnell mit Weinen.

Lg mcbess

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Laut Aussage meiner Tochter wird sie nicht geärgert oder gehänselt.

Es sind nur ziemlich viele neue und fremde Kinder in ihrer Klasse. Die Klassengemeinschaft muss sich erst entwickeln. Sie vermisst einfach die alte, gewohnte Gemeinschaft der Grundschule.
Diese bestand seit dem Kindergarten, d. H. die meisten Kinder kannten sich seit über 7 Jahren!! Was für Kinder in dem Alter eine ziemlich lange Zeit ist.
Dann kam natürlich auch noch dazu, das sie sich zum Schluss des Schuljahres wegen Corona plötzlich selten sahen und nur noch am letzten Schultag zusammen kurz "Abschluss" gefeiert wurde. Dies wird ihr nun wahrscheinlich auch erst alles nochmal richtig bewusst...

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Hallo,

Manche Kinder sind sehr sensibel und es fehlte bei vielen ein richtiger Übergang zwischen den Schulen. Also die Verabschiedung vom Kapitel Grundschule und der Einstieg in den neuen Lebensabschnitt.

Unsere Tochter war auch unsicher, sie ist Mitte August in die weiterführende Schule gekommen, hatte kein Kind aus der Grundschulklasse in ihrer neuen Klasse und alle mussten auch während des Unterrichts Masken tragen. Da kommt man sich schon verloren vor.

Hinzu kommt, dass man so einen 6-Stunden Schultag nicht mehr gewohnt ist. Seit März gab es zumindest bei uns in NRW bis zu den Sommerferien keinen regelmäßigen Präsenzunterricht. Wir leben im Kreis Gütersloh. Gerade als die Schule regelmäßig im Juni anlaufen sollte, hatten wir im Kreisgebiet einen Soft Lockdown und alle waren wieder daheim.

Jetzt langsam haben wir uns an den Schulalltag gewöhnt, die Müdigkeit wird weniger, man gewöhnt sich an die 'langen' Tage und die festeren Strukturen. Da wird die Erschöpfung weniger und man fühlt sich nicht so ausgelaugt - das spiegelt sich natürlich auch bei der mentalen Stärke wider.

Unserer Tochter ist außerdem wichtig, dass sie immer Kontakt zu uns aufnehmen kann. Sie hat deshalb Handy dabei. In der Schule ist es lautlos im Rucksack und darf auch während der Pausen nicht genutzt werden. Es reicht aber schon das Gefühl, dass es im Notfall verfügbar ist. Vielleicht ist das auch etwas, was für euch in Frage kommt.

Ich würde an deiner Stelle Geduld haben, viel Verständnis zeigen und die Situation nicht dauernd besprechen. Deine Tochter kann gerade nichts anders machen, sie tut gerade schon genug. Gib ihr einfach Zeit, es wird bestimmt bald besser laufen.

Viele Grüße
lilavogel

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Vielen Dank! Das tut echt gut zu lesen...

Die Grundschule wurde im März ja wegen des Lock Downs ziemlich apruppt beendet. Richtiger, regelmäßiger Präsentsunterricht fand dann auch nicht mehr statt. Es war quasi von heute auf morgen Schluss, das spielt auch eine Rolle dabei, denk ich.

Zu unserer Situation:
Es ist schon etwas besser geworden. An manchen Tagen gibt's gar keine Tränen mehr, dann kommt wieder mal ein Moment, in dem es sie "überfällt" ich glaube, es dauert einfach noch seine Zeit.

Ein Handy hat meine Tochter übrigens auch dabei. Ausgeschaltet im Unterricht, aber im Notfall immer griffbereit....

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Hallo,

Ich möchte nur zu einer Sache einen Hinweis geben. Du schreibst, dass sie sich nachmittags nicht mit einer Freundin verabreden kann, weil diese u.a. in der Betreuung ist.

Das führt dazu, dass deine Tochter möglicherweise ausgeschlossen wird oder sich so fühlt, wenn sie nachmittags nicht dabei ist. Kommt darauf an, wieviele Kinder aus dem möglichen/gewünschten Freundeskreis in der Betreuung sind.

Bei uns gibt es nur Hort bis zur 4. Klasse, aber die Heimgehkinder (sind nur 2, wir sind hier im Osten) sind lange nicht so integriert. Während des Unterrichts kann man sich nicht austauschen und wenn dann alle quatschen/spielen/sich entspannen, ist dein Kind nicht dabei.

Wenn Sie nicht in die Betreuung will oder soll, dann kann man auch 2-3 × pro Woche eine Freundin mit nach Hause nehmen. Das war für mich sehr wichtig, für die Anfangszeit viel in Kauf zu nehmen (auch mal die Freundin heim fahren oder am WE einladen), damit meine Kinder gleich neue Freunde finden.

LG

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Mein sensibler Junge kam jetzt auch in die Fünfte, sogar ohne Freund. Ich kann mich so gut in euch reinfühlen. Man leidet einfach mit, mit dem Kind. Ich denke, wenn sie sagt, dass sie euch vermisst, glaube ich eher, dass sie ihre alte vertraute Umgebung vermisst. Die meisten Grundschulen sind ja doch klein und übersichtlich, der Pausenhof ist kindgerecht mit Spielgeräten ausgestattet. Bei uns war das ein richtiges Idyll. Mein Sohn hat mehrfach geäußert, dass er gerne weiter auf die Grundschule gehen würde, da gab es wirklich immer wieder Tränen des Abschieds letztes Schuljahr.
Hast du die Möglichkeit deine Tochter für den Anfang zu fahren? Das mache ich gerade noch, denn für meinen Sohn ist das gerade noch Stressfaktor pur. Dieses Quetschen im Bus und dann noch 45min stehen. Vielleicht wäre das eine kleine Brücke, die du deiner Tochter bauen könntest.
Ich verstehe die Kinder. Der Wechsel von Klasse 4 zu Klasse 5 ist schon krass. Es ist wie das Rausschubseb aus dem Nest. Das dauert, bis es sich nicht mehr alles so fremd anfühlt.

Liebe Grüße