Zweigesichtige "Freundin"

Meine Tochter ist seit der dritten Klasse mit drei Mädchen befreundet. Gleiche Klasse, gleiche Sportaktivitäten, gemeinsame Fahrdienste der Eltern und ein offenes Haus für die jeweils anderen, mit Mittagessen und Übernachtungen. Zwei der vier haben gelegentlich auf Zickenalearm gemacht, aber im Grunde haben zumindest drei der Mütter die vier für ein perfektes Kleeblatt gehalten. Ein Mädchen versucht seit längerem meine Tochter massiv herauszudrängen. Sie sorgt dafür, dass es Kinobesuche, Übernachtungsparties etc. nur zu dritt gibt, was meine Tochter an sich noch gut aushalten würde, würde sie nicht ständig in Anwesenheit meiner Tochter darüber erzählen, was sie planen, wie wahnsinnig sie sich drauf freut und wie super es war.
Jetzt hat sich das Kleeblatt auf zwei weiterführende Schulen verteilt und das zickige Mädchen ist mit meiner Tochter in einer Klasse. Meine Tochter hat gleich von Anfang an die Fühler nach neuen Freundinnen ausgestreckt, und auch nette neue Kontakte geknüpft. Sie fühlt sich wohl in der neuen Klasse, gerade auch nachdem sie nicht mehr das Gefühl hatte, sich auf ihr Grundschulfreundinnen verlassen zu können.
Nach wie vor haben die vier zusammen Training, und nach wie vor wird von den anderen über das nächste Dreier-Event geschwärmt. Aber in der Schule hängt sich das problematische Mädchen voll an meine Tochter, weil sie dort allein ist, um nachmittags beim gemeinsamen Sporttraining wieder gegen meine Tochter zu mobben.
Ich habe mit meiner Tochter schon darüber gesprochen, dass sie offensichtlich keine Freundin (mehr) ist, sondern einfach eine Klassenkameradin, und dass sie einen gesunden Abstand wahren soll. Es fällt meiner Tochter, die sehr sozial ist, jedoch schwer sich in der Schule gegen die Annäherung des Mädchens zu wehren, weil sie selber nicht unfreundlich und zickig sein will. Sie fühlt sich ausgenutzt als Brücke zur neuen Klasse, und natürlich kommt sie nicht gut damit klar, dass sie nachmittags wieder ausgeschlossen wird.
Freue mich über hilfreiche Gedanken, wie man mit dieser Situation umgehen könnte. Ich will den Konflikt nicht aufbauschen, gleichzeitig will ich aber auch diese sehr unschöne Situation auflösen.
Danke für eueren konstruktiven Input,
Dora

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Hallo,

Ich habe selber kein Schulkind, aber eine 8-jährige Nichte die auch nur als Notlagen herhalten durfte. Sie war für das nachbarsmädchen nur gut, wenn deren Cousine keine Zeit hatte oder wenn die beiden im Sommer in den Pool von meiner Familie wollten.

Meine Schwägerin ist irgendwann der Kragen und sie hat beiden Gartenverbot erteilt.

Normalerweise sollten Kinder Unstimmigkeiten untereinander klären damit das Sozialverhalten geschult werden kann. Doch sollte es zu sehr ausarten und das eigene Kind massiv darunter leiden, finde ich es legitim, dass sich die Eltern einmischen.

Hast du mal das Gespräch mit der anderen Mutter gesucht und gefragt ob sie nicht mitkriegt dass deine Tochter ausgeschlossen wird? Wirken die anderen beiden Mädchen aktiv mit um deine Tochter auszuschließen? Was sagen deren Mütter über diese Freundschaft?
Gibt es Gründe warum gegen deine Tochter so geschossen wird? Eifersucht oder Rangordnung?
Manipuliert sie nur die alte Freundschaft oder versucht sie auch bei den neuen Freundschaften dazwischen zufunken?

Solange es nicht in exzessives Mobbing ausartet, würde ich erstmal versuchen deiner Tochter den Umgang "auszureden" um sich selber zu schützen? Ich kann aber nicht beurteilen in die Welt es sinnvoll ist sich Aktiv einzumischen. Das ist wirklich ein schwieriges Thema und man will ja auch kein Porzellan unnötig zerschlagen.

Ich hoffe ihr könnt das Problem lösen, damit es deiner Tochter bald damit besser geht.

LG
Willothewisp

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Danke für deine Antwort. Eine andere Mutter (deren Tochter im Moment die erklärte ABFF des schwierigen Mädchens ist) sieht die Situation ebenso wie ich, und findet es echt übel. Ihre Tochter ist nett und nicht zickig, unsere beiden spielen auch gern zusammen. Diese Freundin versucht manchmal die unguten Situationen auszugleichen, aber natürlich ist sie ein Kind und es ist nicht ihre Aufgabe ständig gegenzusteuern. Und es erfordert schon einigen Mut Stellung gegen eine dominante Wortführerin zu beziehen.

Mit der Mutter des schwierigen Mädchens bin ich nie so recht warm geworden, andere Kultur, persönlich sehr zurückhaltend, beruflich stark eingespannt kriegt sie glaube ich solche Dinge gar nicht mit. Wir kennen uns zu wenig und haben keinen richtigen Draht zueinander.

Tatsächlich war das besagte Mädchen erst besonders eng mit unserer Tochter, ist dann zu nächsten Freundin weitergewandert, und schließlich zur dritten. Mit dem "problematischen" Mädchen lässt sich lt. meiner Tochter sehr gut spielen, sie ist offensichtlich eine einfallsreiche Spielgefährtin. Aber sie ist halt das Gegenteil einer zuverlässigen Freundin.
Meine Tochter ist sozial kompetent und einfühlsam, kommt mit allen gut zurecht (war deshalb auch Klassensprecherin), ist aber kein Wortführer in ihrer Klasse gewesen. Eher ein Vermittler.

Im Augenblick versucht das Mädchen nicht bei den neuen Freundschaften dazwischen zu funken, meine Tochter sagt sie steht nur rum und beobachtet (das macht mir ein wenig Sorgen, scannt sie die Stärken und Schwächen ihrer Mitschüler?) bzw. steht neben meiner Tochter, wenn die versucht jemanden näher kennen zu lernen. Lieber wäre mir beide hätte neue Kontakte in der Klasse und könnten unabhängig voneinander neue Freunde finden.

Ich hoffe auch sehr, dass wir das Problem lösen können. Und das geht wohl nur durch innere Unabhängigkeit von den alten Freundinnen.
Danke und liebe Grüße!

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>>...das macht mir ein wenig Sorgen, scannt sie die Stärken und Schwächen ihrer Mitschüler?<<

Ja, das macht eine 3. Klässlerin sicher ;-)

Solche Situationen wird es immer wieder geben, ihr ganzes Leben lang. Solche Konstellationen sind ja nicht ungewöhnlich und gab es sicherlich in deiner Schulzeit auch, oder?

Andere kann man nicht ändern. Sich selber aber schon. Anstatt also zu viel Augenmerk auf das "problematische Mädchen" zu legen, leg doch den Fokus auf deine Tochter.

Was hilft ihr, um besser mit der Situation zurecht zu kommen? Warum kann sie sich emotional nicht von dem "problematischen Mädchen" lösen? Welche Hilfestellungen erwartet sie von dir?

Ist die Situation für deine Tochter sehr belastend (oft sind gewissen Situationen nämlich weniger für die Kinder als für die Eltern belastend), dann würde vielleicht eine Aussprache zwischen den Mädchen mit einem Mediator helfen?

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Ich kenne eine ähnliche Situation von meiner Tochter mit der Änderung dass sie immer wieder das 3. Rad am Wagen war und die beiden anderen Mädels nur zu ihr kamen, wenn die jeweils andere nicht konnte.
Mit viel Glück sind die 3 jetzt auf anderen Schulen bzw. in verschiedenen Klassen. Doch zuvor haben wir tränenreiche Monate durch, denn auch Sie ist sehr sozial und war natürlich traurig, wenn die beiden anderen nur miteinander spielen wollten bzw. übernachteten.
Ich war dann so konsequent, dass ich mittags mit meiner Tochter etwas Besonders Schönes machte, wenn ich wüsste, dass nur eines der Mädchen Zeit haben würde. Somit musste sie nicht als Notnagel herhalten.
Ich finde es wichtig, dass das Mädel es selbst merkt und Schlüsse daraus zieht. Dann gebe ich Hilfestellung, wie sie sich verhalten könnte und versuche sie zu bestärken, das auch zu tun.


Leider können Mädels untereinander sehr gehässig sein, bei meinem Sohn hatte ich das nie.

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Ja, da habe ich zu spät geschaltet, zum Zeitpunkt der Schulentscheidung fand ich es sogar noch gut, dass sie in eine Klasse kommen. Ich denke auch, außer sie zu bestärken in den neu entstehenden Freundschaften und manchmal auch was zu reflektieren kann ich nichts tun. ich merke nur, dass es mich selber aufregt, eigentlich sollte ich da abgeklärter sein.
Danke Dir!

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Du bist der Ansicht, dass die anderen Mädels Mobbing gegen deine Tochter betreiben, weil sie deine Tochter ausgrenzen und über bevorstehende Events schwärmen (wo deine Tochter nicht dabei ist).

Gleichzeitig willst du, dass deine Tochter diese eine Freundin ausgrenzt ("sie einen gesunden Abstand wahren soll").

Naja, klingt schon ein bisschen merkwürdig.

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#augen

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Wieso klingt das merkwürdig? Sie möchte das ihre Tochter nicht ausgenutzt wird. Verstehe ich total! Stell dir doch mal vor das es deine Tochter ist. In der Schule ist sie gut genug, aber dann wenn die Schule rum ist machen nur die anderen damals 4 besten Freunde, etwas zu dritt, ohne sie.

Würde es genauso handhaben.

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Hallo,

das gehört für mich zu den Dingen, die Kinder lernen müssen, ohne dass sich die Eltern hinein hängen.

Wer immer nett ist und nachgibt, ist nachher die Dumme.
Deine Tochter weiß, wie blöd die andere sich privat verhält, warum gibt sie sich dann in der Schule mit ihr ab, wo die andere niemanden hat?
Da reicht oberflächliche Freundlichkeit, ansonsten soll sie sie links liegen lassen.

Deine Tochter könnte auch selbst mal die Tatsachen auf den Tisch bringen und der anderen sagen, dass sie keine Lust hat, sich in der Schule um sie zu kümmern, nur um nachmittags ausgeschlossen zu werden.
Mal sehen, was die andere dazu sagt.

Ich würde mich da nicht einmischen.
Wenn Deine Tochter sich nicht traut, ihre Interessen zu vertreten, muss sie mit den Folgen leben. Sie ist doch mindestens 10 Jahre alt.
Wie und wann soll sie es denn lernen, wenn Du Dich immer einmischst?

LG

Heike

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Ich mische mich nicht ein. Ich habe nur mit meiner Tochter über den Unterschied zwischen Freundin und Klassenkameradin geredet. Sonst mische ich mich nicht ein, sondern ich höre nur zu. Sie kommt für die unerfreulichen Umstände recht gut damit klar, weil sie sich in der weiterführenden Schule (alle neu in der Fünften) neue Freunde sucht.

Die zwei sind die einzigen aus unserem Ort/ ihrer Grundschulklasse in der neu zusammengesetzten Klasse, logisch, dass sie in den ersten Wochen einander enger kennen als die anderen. Meine Tochter hält halt Ausschau nach andere Kindern, das andere Mädchen hält sich an sie.