Hallo,
wir werden unseren Sohn nächstes Jahr an einer Waldorfschule einschulen lassen und stehen voll hinter unserer lang gereiften und gut überlegten Entscheidung.
Keiner in unserer Familie und im Freundeskreis ist allerdings bisher diesen Weg gegangen. Die Entscheidung wird zwar akzeptiert, aber die meisten können es nicht nachvollziehen. Jetzt würde ich mich über Austausch freuen. Gerne auch als PN. Besonders interessiert mich, wie ihr den Entscheidungsprozess empfunden habt, ob es euch leicht fiel, was am Ende das ausschlaggebende Argument war, wie die Reaktionen im Umwelt waren und wie ihr damit umgegangen seid.
Vielleicht gibt es ja hier jemanden, der berichten möchte! Ich würde mich freuen!
Viele Grüße!
Waldorfschule - Austausch gesucht
Hi,
ich selbst habe damit keine Erfahrung, aber ich kenne Eltern, deren Kinder auf eine Waldorfschule gingen bzw. hatte junge Erwachsene als Azubis / Praktikanten, die eine Waldorfschule besucht haben. Und ein Klassenkamerad unseres Sohnes ging 3 Jahre der Grundschulzeit auf eine Montessori-Schule.
Ich kann mit dem Konzept nichts anfangen, für unseren Sohn wäre es ebenfalls nichts gewesen, aber wie bei jeder anderen Schulform steht und fällt es mit der jeweiligen Schule und es muss zum Kind passen.
Die mittlerweile erwachsenen Kinder eine Bekannten waren ausschließlich auf Waldorfschulen. Und das nicht nur in Deutschland sondern auch im englischsprachigen Raum. Alle 4 haben (trotz teilweise vorhandener LRS) Abitur gemacht und erfolgreich studiert (teilw. eben auch im Ausland). Gleiches gilt für die Kinder meines früheren Chefs. Hier war ich überrascht, dass seine Kinder eine alternative Schule besuchten, denn er wirkte so konservativ. Auch hier war Abitur kein Problem. Ich denke, dass auch beide mittlerweile studieren.
Ich kenne aber auch negative Erfahrungen von Schülern selbst oder mit ehemaligen Waldorfschülern. Ob das allerdings mit der Schule oder mit dem persönlichen Charakter / der Familie zu tun hat, weiß ich nicht. Einer meiner Azubis hat auf eigenen Wunsch und nach langen Diskussionen mit den Eltern nach der 5 Klasse von einer Waldorfschule auf eine Regelschule gewechselt. Ihm viel der Wechsel schwer, weil einfach Stoff fehlte, der nicht bearbeitet wurde. Bei ihm war es so, dass eben niemand geschaut hat, was genau er sich selbst an Themen zum bearbeiten nimmt. Und er hat nur gemacht, was ihn interessiert hat. Trotzdem hat es nach einer harten 6. Klasse und viel Nachhilfe zu einem guten Fachabitur gereicht.
Mein persönliches, absolutes Negativbild hat ein Praktikant hinterlassen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es bei ihm auch ein grundsätzlich "charakterliches" Problem war. Dieser Praktikant war auch 18/19 als er nach dem Abitur zu uns kam. Er wollte 6 Monate Praktikum machen (Veranstaltungsbranche und von Mediengestalter am Schreibtisch bis Veranstaltungstechniker vor Ort bei Sportveranstaltungen) wäre alles dabei gewesen. Ich glaube, er hat eine Woche durchgehalten. Den Beginn machte eine Mischung aus Büroarbeit am Standort und Mithilfe bei Veranstaltungen im nahen Umkreis. Natürlich gehörte da auch körperliche Arbeit dazu (z.B. Lautsprecher mit Hubwagen von A nach B bringen, kleine Fernseher aufstellen, etc.). Er weigerte sich bei allem, was nach etwas "echter" Arbeit aussah, diese zu machen mit dem Hinweis "ich habe auf der Waldorfschule gelernt, nur das zu tun, was mir Spaß macht und mir gefällt und das hier möchte ich nicht".
Vermutlich war die Waldorf-Schule für einen solchen Menschen die falsche Wahl oder es fehlte die "Lenkung" durch Schule und Familie, um die Möglichkeiten, die eine Waldorfschule bietet, richtig umzusetzen.
Bei uns wird gerade eine Waldorfschule neu gebaut. Einen Kindergarten gibt es dort schon länger. Und es sieht einfach toll aus, was sie so bauen. Das ganze Schulgebäude wirkt unheimlich freundlich, hell und motivierend. Ich denke, dass die Kinder dort gerne hingehen werden. Auch bin ich überzeugt davon, dass es vielen Kindern gut tut, selbstständig lernen zu können, im Austausch mit älteren Schülern. Zumindest wird es an er Waldorfschule hier gemischte Klassen von 1-4 geben. Ich denke, mit guten Lehrern profitieren gerade Kinder mit kreativer / musischer Veranlagung oder einzelnen Stärken (z.B. kleine Mathegenies oder Sprachgenies ) von diesem Konzept.
Magst du mal erläutern, warum ihr euch für eine Waldorfschule entschieden habt und wie diese arbeitet? Ich finde das äußerst spannend, denn meine Erfahrungen mit Regelschulen sind nicht nur gut...
LG
Kim
Abgesehen von dem freien Konzept der Waldorfschulen muss man auch die Lehre von Herrn Steiner gut finden, die dahinter steht.
Das ist z.B. bei Montessori-Schulen anders.
Mit Herrn Steiners Lehre hört bei mir nämlich das Interesse an Waldorfschulen auf, weil das für mich schon etwas von einer Sekte hat.
Bei Regelschulen steht und fällt das meiste mit dem guten oder schlechten Klassenlehrer.
LG
Heike
Ich frage mich immer, wie Eltern, die sich für Waldorfschulen entscheiden, damit umgehen, dass Steiners Lehre klar und deutlich rassistisch geprägt ist.
Das geht eindeutig aus seinen Schriften hervor und ist nicht wegzudiskutieren. Und das Menschenbild wird sich auch auf die Lehre auswirken.
Ich arbeite an einer Regelschule.
Dort treffe ich immer wieder mal Kinder, denen es dort nicht gut geht. So manche Eltern haben sich dann für Waldorf entschieden. Alle Kinder, die ich kenne und von denen man dann doch mal etwas hört, geht es dort besser.....
Aber das könnte natürlich auch daran liegen, dass sie dort Gleichgesinnte gefunden haben, die es an der Regelschule dann doch nicht gab.
Wir haben alle Kinder nach Jahren runter genommen,für uns ist es eine Sekte.
Beschäftige Dich mit der Weltanschauung und mit den Aussagen Steiners und entscheide danach.
Weg von der Überzeugung vom Karma im Menschenleben bis dahin,daß sie zum wahren Lebensernst wird.
Wenn wir wirklich überzeugt sind von Karma,dann dürfen wir,wenn uns jemand eine Ohrfeige gibt,nicht sagen „ mir ist es unsympathisch,daß du mir die Ohrfeige gibst!“ sondern man müßte sagen „ wer hat mir eigentlich die Ohrfeige gegeben?“
Ich selber!
Denn ich habe in meinem früheren(!) Leben irgendeinmal etwas getan,was die Veranlassung gewesen ist,daß der andere mir die Ohrfeige gibt und ich habe nicht die geringste Ursache ihm zu sagen,er tue mir unrecht....
Steiner
Also mich interessiert es wirklich: Wie geht ihr mit dem offenen Rassismus in Steiners Lehre um? Inwiefern spielt das bei Eurer Entscheidung eine Rolle? Wie verargumentiert ihr das?
Ich hatte schon mehrere Azubis von Waldorfschulen betreuen dürfen.
Das wesentlichste Problem was ich immer hatte: Absolut mangelnde Medienkompetenz und Computerkenntnisse. Im Gegensatz zu Regelschülern waren die Waldorfschüler hier of sehr rudimentär unterwegs.
Ich habe mich mal intensiv mit Waldorfschulen auseinander gesetzt, weil ich Gründe angeben können möchte, weshalb meine Kinder nicht auf solch eine Schule gehen werden.
Was mich am meisten stört an Waldorfschulen:
1. Jede Schule ist absolut anders, sogar, wenn sie in der gleichen Stadt liegen. Zudem kann auch jeder Lehrer in ein und der selben Schule anders sein. Von super offen bis zu absolut rassistisch und diskriminierend. Es kann alles dabei sein, man braucht riesiges Glück, damit das Kind eine gute Waldorfschule erwischt. Ein Schulwechsel kann auch extrem schwierig sein, sogar zwischen Waldorfschulen.
2. Die Idee mit den 7 jährigen Lebensabschnitten ... wie kann man Menschen so über einen Kamm scheren? Sie absolut unmündig machen und an manchen Waldorf-Kitas und -Schulen bei vielen Dingen für zu "dumm" erklären, einfach nur, weil sie ein bestimmtes Alter haben. Ich habe ein Kind an unserer Kita erlebt, das ein Jahr länger in der Kita bleiben musste, obwohl sie mit 6 schon absolut schulreif war. Die Eltern sind totale Waldorffans. Das Kind war absolut unterfordert und unglücklich ein ganes Jahr lang, es sollte aber unbedingt auf eine Waldorfschule und durfte nicht mit 6 eingeschult werden. Meine jüngste Tochter wird mit 5 eingeschult, sie ist einfach bereits soweit. Jedes Mensch ist eben anders, eine strickte Altersgrenze um sagen zu können, dass das Kind etwas kann oder eben nicht, lehne ich persönlich ab.
Zum Rassismus: Bei manchen Schulen kommt kein Rassismus auf, weil der Rassismus oder auch die Diskriminierung bereits bei der Anmeldung stattfand. Darüber sollte man Bescheid wissen. So ist der Rassismus später in der Schule nicht gegeben. Ich habe viele Berichte von abgelehnten Familien gesehen und gelesen, die aufgrund ihrer Herkunft oder auch ihrer ärmlicheren Lebensumstände von Waldorfschulen abgelehnt wurden. Es werden vielleicht wenige Kinder mit ausländischem Hintergrund mal aufgenommen, einfach um sagen zu können, dass die Schule nicht rassistisch ist. Betrachte mal die Schüler auf dem Schulhof, z.B. in der großen Pause: Gibt es viele offensichtlichen Kinder mit Migrationshintergrund oder extrem wenige bzw. gar keine? Bei letzterem wäre die Schule versteckt rassistisch.
Manche Kinder kommen mit dem Lernkonzept in der Waldorfschule nicht klar. Bei meinen Kindern weiß ich, dass sie klare Anweisungen brauchen und auch möchten. Meine Kinder würden sich in ihren eigenen Interessen verlieren und anderes vernachlässigen, was sie nicht interessiert, jedoch später wichtig wäre. Wir handhaben es so, dass die Interessen, die über die Schule hinaus gehen, wir Eltern abdecken. Heutzutage ja gut möglich dank Internet etc., falls wir mal nicht weiter wissen.
Für Manche Kinder kann eine Waldorfschule jedoch auch die Rettung sein, das gibt es auch. Diese Schulen sind eben komplett unterschiedlich statt eine absolute Einheit darzustellen. Ihr kennt euer Kind am besten und solltet euch mit der potentiellen Waldorfschule gut auseinander setzen. Wenn sie euch weiterhin zusagt, versucht es, für uns wäre es nichts.
Rassismus kann ja nicht nur in der Aufnahmepolitik bestehen. Ich hätte Bedenken, dass das Menschenbild Steiners, das eben nicht alle Menschen als gleichwertig ansieht, sich in der Lehre niederschlägt.
"das Menschenbild Steiners, das eben nicht alle Menschen als gleichwertig ansieht"
Das Menschenbild Steiners macht sehr sehr viel mehr aus als der Rassismus. Mich nerven diese Nachfragen ehrlich gesagt, ich habe dazu nichts zu sagen. An der Schule meiner Kinder gibt es keinen Rassismus. Wenn, dann wären meine Kinder davon auch direkt betroffen. Gibt's nicht.
Hallo,
meine älteste Tochter hat im 7. Schuljahr auf eine Waldorfschule gewechselt und wir bereuen den Schritt keineswegs.
Leider war es so das sie seit Ihrer Einschulung keinen Spaß am Schulleben hatte. Der Gang zur Schule war für sie immer eine Last und lästige Pflicht und das vom ersten Tag an.
Heute ist es zum Glück anders und sie geht gern zur Schule. Lernt freiwillig für Tests und hat Freude am Schulleben.
Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht da wir auf keine Erfahrungen im Freundes- und Bekanntenkreis zurückgreifen konnten.
Im Halbjahr wechselt auch Kind Nr. 2 auf eigenen Wunsch.
Mal sehen ob auch die Kleinste irgendwann diesen Weg gehen wird.
Hör einfach auf dein Herz. Schau Dir die Schule genau an, denn jede Waldorfschule ist anders.
LG Schnaddel mit 3 Mädels