Motzen

Guten Morgen,
Ich bin extrem genervt. Mein Sohn, 8 Jahre, ist nur noch am motzen. Ich kann es nicht mehr am Kopf haben.

Wenn es hoch kommt, schafft er es in der ersten halben Stunde nach der Schule ca. 5 Trotzanfälle zu bekommen.

Beispieltag gestern:
Er kommt nach Hause und fragt, ob sein Freund und Nachbarsjunge bei uns essen darf. Ich erkläre ihm, dass ich nicht genug essen für 3 Kinder da habe. Er meckert lautstark. Ob er wenigstens mit uns Hausaufgaben machen darf. Auch hier ein Nein, ich erkläre, dass mir das zu anstrengend ist mit 3 Kindern die Hausaufgaben zu machen. Sie brauchen noch relativ viel Unterstützung. Wir haben es letze Woche mal gemacht, das war ein mega Chaos. Da habe ich ihm schon erklärt, dass er das gerne mit seinem Freund machen kann, wenn sie das alleine machen. Er motzt weiter, wirft seine Jacke auf den Hof.

Die Kinder haben 2 „Aufgaben“ nach der Schule; brotbox eigenständig aus dem Tornister holen und nach dem Essen den Teller auf die Spüle stellen. An beides denkt er nicht. Ich erinnere ihn daran und er fängt wieder an zu motzen und zu meckern.

Das ist dann der Punkt wo ich rot sehe. Als Konsequenz gibt es dann nach den Hausaufgaben keine iPad Zeit. Das es da wieder Gemecker und Tränen gibt, ist ja klar.

Ich will ihm ja auch gar nicht seinen Frust verbieten, aber ich kann das so auch nicht ertragen. Ich bin ein recht feinfühliger Mensch, harmoniebedüftig. So macht mich das erst fertig.

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Versuch mal eine andere Perspektive.
Er möchte was, und Mutter motzt, dass es nicht geht. Er möchte noch was, Mutter motzt wieder, dass es nicht geht. Er vergisst was, Mutter motzt, dass er es vergessen hat.

Vielleicht ist er auch sensibel und verträgt das nicht gut ;-).

Nein, ich will gar nicht anzweifeln, dass du gute Gründe hast für das was du tust. Aber mit acht sieht man das vielleicht nicht so ein.

Die Brotbox und den Teller hätte ich, wenn die Stimmung eh schon so schlecht war, wahrscheinlich selbst rausgeholt/weggetragen. Das ist es eigentlich nicht wert.
Ändert das ipad-Verbot was? Wenn nicht, könntest du dir wenigstens die Baustelle sparen.

Das soll keine Kritik sein, bei uns geht es auch manchmal so zu und ich bin da auch nicht immer pädagogisch wertvoll und motze so viel wie die Kinder. Aber man muss nicht jeden Kampf ausfechten, das frustriert nur beide Seiten.

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Schön wärs, wenn ich die andere Perspektive hinbekäme. Ich erkläre ja auch jedes „nein“...

Bei der brotbox und den Teller war ich einfach sowieso schon angestachelt, das kam mir gerade recht, dass er das vergessen hat.

Ich frage mich halt: wie viel Gemotze muss ich als Mutter eigentlich aushalten?
Wo ist denn die Grenze? Bin ich zu seicht, dass ich es nicht ertrage oder müsste er sich nicht auch mal zusammenreißen?

Das Gemecker geht ja mit den Hausaufgaben weiter und endet abends mit dem ins Bett gehen müssen. Jedes „Nein“ bringt mir gemotzt. Ich sage natürlich nicht immer „nein“, sondern sage schon Dinge wie: du hattest schon Süßigkeiten, morgen gibt es wieder welche.

Ist das denn nur ne Phase?

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kannst du es denn vielleicht "freundlich und anders" ausdrücken - so, dass es für ihn nicht nach motzerei deinerseits klingt?

z.b. "seid so lieb und macht eure hausaufgaben bitte alleine, wie wärs, wenn ihr euch dann direkt danach zum sielen trefft und was toooootal cooles macht?"

"großer, bitte nimm grad noch deinen teller und die brotbox mit rüber, dann kannst du dir auf dem rückweg gerne den Ipad schnappen und ein bisschen auf der couch gammeln"

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Du verwechselst Konsequenz mit Strafe. Das iPad-Verbot ist eine Strafe, keine Konsequenz, denn das iPad hat nichts mit den Handlungen deines Sohnes zu tun. Strafen sind ineffektiver als für das Kind nachvollziehbarere Konsequenzen aus dem eigenen Handeln. So ist es zumindest bei uns.
Dass du irgendwann genervt von deinem Sohn bist kann ich vollkommen nachvollziehen. Ich hätte es nur anders gehandhabt, jedoch kennen meine Kinder auch diese Vorgehensweise, daher haben sie schnell ein Einsehen, weil sie verstehen, dass die Konsequenzen für sie echt blöd sind.

Brotdose wird nicht aus dem Schulranzen geholt, meine Konsequenz: Die neue Brotdose kann ich morgens nicht einpacken, also bleibt sie Zuhause. Konsequenz für das Kind: Kein Pausenbrot in der Schule. Das klappt bei uns aber auch nur, weil mein Kind das Pausenbrot liebt, ich erfülle nämlich ihre Wünsche, solange sie machbar sind. Dass es ein gesundes Frühstück sein sollte hat sie auch durch Konsequenzen gelernt: 1. Sie ist fitter in der Schule, 2. Es gibt sonst nachmittags nichts süßes mehr.

Thema Süßigkeitenverbot: Wird nur ausgesprochen, wenn es für den Tag echt schon reicht, wir haben aber keine absolute Untergrenze an Süßigkeiten, also das Kind kommt nicht zu kurz, solange am Tag noch was anderes gegessen wird. Wenn es dennoch mal ein Süßigkeitenverbot gibt oder sich das Kind einfach daran bedient, ist die Konsequenz daraus, dass ich nichts süßes nachkaufe für ein paar Tage oder Wochen, bis der Schrank eben leer ist. Die Konsequenz sich nicht an die gemeinsam vereinbarte Abmachung zu halten ist somit deutlich sichtbar für das Kind.

Das mit den Freunden und den Hausaufgaben ist klar: Sie machen die Hausaufgaben entweder selbstständig, dann dürfen sie gerne kommen oder sie dürfen eben nicht kommen. Du hast deinem Kind deine Grenze gezeigt, wird diese nicht respektiert, erkläre ihm, wie er sich wohl in einer für ihn ähnlichen Situation fühlen würde. Wie wäre es z.B., wenn er bei Treffen mit deinen Freunden dabei sein muss und dabei still am Tisch sitzen bleiben muss, bestimmt auch nervig und v.a. unangenehm. So unangenehm wäre es für dich, mit seinen Freunden, wenn du bei den Hausaufgaben helfen müsstest. Gefühle können bei Kindern mehr Einsicht auslösen. Du hast es ja wenigstens schon einmal probiert und kannst belegen, wie es für dich war. Klar kann es sein, dass die Hausaufgaben dann nicht so gut sind, aber das ist deren Sache. Der Lehrer wird sie im schlimmsten Fall nochmal dran setzen. Die Wichtigkeit von Hausaufgaben und v.a. den Sinn sollten Kinder bereits mit Schulstart lernen. Dadurch, dass die Kinder noch so viel Unterstützung bei den Hausaufgaben brauchen ist die logische Konsequenz, dass sie nur kommen dürfen, wenn sie die Hausaufgaben selbstständig und ordentlich machen. Meine Tochter geht in die 2. Klasse. Sie soll die Hausaufgaben selbstständig machen, hat sie Fragen sind wir natürlich für sie da. Wenn sie fertig ist, sehen wir drüber und weisen Sie ggf. darauf hin, was falsch ist, ob sie es korrigiert bleibt ihre Sache. Ihre Lehrerin wird sie frpher oder später darauf hinweisen, das weiß sie, also korrigiert sie lieber gleich. Wir weisen Sie aber auch auf besonders schön gemachte Hausaufgaben hin, damit je auch ein positives Erlebnis dabei hat.
Vereinbare selbstständiges Arbeiten mit deinem Sohn und versuch es nochmal. Geht es dann schief ist die logische und v.a. für ihn nachvollziehbare Konsequenz, dass die Freunde eben nicht mehr zum Hausaufgaben machen kommen dürfen aber danach smvielleicht schon. Fragt er irgendwann nochmal danach, erinner ihn daran, wie schief es das letzte Mal lief.

Sachen durch die Gegend schmeißen ist für mich ein Zeichen, dass das Kind diese Sachen nicht mehr braucht, also kommen sie weg, auch die Jacke im Hof. Klar, es ist kalt draußen, aber es ist eine nachvollziehbare Konsequenz für dein Kind. Schließlich hat nur er dann ein Problem, sonst niemand. Nur er friert durch seine Handlung. Du könntest die Jacke auch einfach auf dem Hof liegen lassen und deinem Kind eine bessere Konsequenz zeigen: Die Jacke bleibt draußen wird ggf. nass und kann nicht mehr angezogen werden. Dein Kind ist selbst daran Schuld. Aus Wut kann man mal was durch die Gegend schmeißen, es kommt drauf an, was so nach 5 Minuten damit geschieht. Wird es wieder aufgehoben, ist alles vergessen. Man hat eben auch mal Zorn im Bauch.

Wir handhaben es hier Zuhause mit gegenseitigem Verständnis und Rücksichtnahme. Dies bedeutet aber für uns Eltern, dass die Kinder auch Einwände bringen dürfen, wenn sie sich unfair behandelt fühlen oder wir Eltern mal Mist bauen. Z.B. habe ich mit den Kindern abgemacht, dass sie das Wohnzimmer bitte bis abends aufräumen (nur ihr Zeug), es ist der Gemeinschaftsraum. Abends kommen die Kinder dann zu mir und bestehen darauf, dass ich mein Zeug aber auch aufräume. Ja, sie haben Recht und ich räume es weg.
Es kann schwer sein nachzuvollziehen, weshalb dein Kind so motzt, aber es lohnt sich. Manches ist für Kinder sehr wichtig, was für Erwachsene nicht unbedingt als wichtig erscheint, das sollten Eltern berücksichtigen.

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Vielen Dank für deine Worte. Mir war klar, dass das Verbieten des iPads eine Strafe ist und keine Konsequenz, allerdings weiß ich, wie sehr er es liebt nach den Hausaufgaben zu gucken, so dass ich mir davon einen Lernprozess erhoffe.

Grundsätzlich bin ich aber eigentlich kein Freund von Strafen, weil sie ja doch nur Machtspielchen sind. Acer mir fiel in dem Moment nichts anderes ein.

Wir reden hier auch viel und sind nicht mega autoritär im Sinne von „oben herab“. Ich würde mir halt wünschen, dass er mich versteht, aber das kann man vielleicht auch nicht verlangen.

Das liegenlassen der Jacke und der Brotbox werde ich auf jeden Fall ausprobieren!!

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Welche klaren Regeln habt ihr?

Bei uns gilt: wir besprechen beim Frühstück: heute ist es ok, wenn jemand zu Besuch kommt.

Im Normalfall heißt das: Freunde dürfen nur mit Ankündigung zu Besuch kommen. Ich möchte es am Tag vorher wissen. Dann kann ich sagen, ob es passt oder nicht.
Nur wenn ich morgens sage, dass an dem Tag jemand mitkommen darf, dann gilt das auch spontan.


Zweite Regelung: direkt nach der Schule hat sie Pause. Das heißt, sie darf erst mal eine halbe Stunde in ihr Zimmer und sich abreagieren. Danach gibt es Essen. Wenn sie gut drauf ist, auch schon vorher.
Diese Zeit plane ich aber vorsorglich ein und darf sie auch haben.

Nur wenn Termine sind und das Zeitfenster knapp ist, dann nicht.
Das sage ich dann morgens beim Frühstück. Dann kann sie sich bereits auf dem Schulweg nach Hause darauf einstellen.

Als Kind fand ich es schrecklich, wenn ich nach der Schule überfallen wurde. Ein nettes Hallo konnte schon zu viel sein. Ich wusste nie, ob ich erst Ruhepause haben würde oder auf das Hallo noch viele Fragen folgten. Dieses nicht wissen, nach einem Reizüberfluteten Tag, war soooo anstrengend.

Daher finde ich die verlässliche Ruhezeit bei uns wichtig. Wenn sie gut drauf ist, kommt sie auch früher auf mich zu. An anstrengenden Tagen braucht sie die Zeit. Das verhindert nicht jedes Motzen, aber es reduziert die Explosionsstärke deutlich.

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Hmmm... meinst du das motzen kommt von einer nicht genauen Planung des Tages?

Also bei uns ist es so, dass das Essen auf dem Tisch steht wenn sie nach Hause kommen. Dann werden die Hausaufgaben gemacht. Eine Pause möchte keins der Kinder, das haben wir mal ausprobieren weil ich dachte, es wäre für sie schöner. Letztendlich war es schwieriger sie danach noch so motivieren.

Nach den Hausaufgaben gibt es iPad oder Tv. Dann dauert es auch nicht lange und es klingelt an der Tür und die ersten Nachbarskinder sind auch mit den Hausaufgaben fertig. In unserer Nachbarschaft leben allein 7 andere Kinder die in die gleiche Klasse gehen.

Zum Abendessen müssen alle anderen nach Hause. Nach dem Abendessen dürfen sie nochmal an das iPad oder tv. Dann geht es ins Bett.

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Jein.

Meiner hilft es sehr, wenn sie morgens weiß, was mittags auf sie zu kommt.

Kommt sie freudestrahlend mit Besuch an, verkraftet sie ein NEIN besser, wenn ich es in der Früh schon gesagt habe. Dann fragt sie zwar (was ok ist), aber verkraftet es einfacher. Meine Entscheidung hat nichts mit dem Kind zu tun, nichts mit dem Fragen; sondern war vorher schon unumstößlich festgelegt.

Wenn ich merke, dass sie mit Ausnahmen nicht mehr klar kommt; diese immer öfter einfordert, dann streiche ich es wieder ganz. Das ist das Eigentliche. Das ist unsere Normalität. Wenn diese wieder verlässlich ist, dann dürfen auch mal wieder Ausnahmen sein. Z.B. Besuch direkt nach der Schule.

Ab und zu ist es ok. An vorher abgesprochenen Tagen.
Versucht sie es mit motzen und meckern durchzusetzen, kommt sie bei mir nicht weit.
An der Kasse hat sie nie gebrüllt auf dem Boden, weil sie wusste, dass es nichts bringt.

Wenn sie motzt, geht sie in ihr Zimmer.
Es ist völlig ok, wenn sie die Zeit nicht braucht. Es kommt oft vor, dass sie nach 5 Minuten freudestrahlennd ankommt oder auch sofort essen will.

Es macht es für uns beide planbarer, wenn sie diese Zeit zur Verfügung hat.
An den Tagen, an denen sie es braucht, ist es Gold wert. Dann nutzt sie die Zeit und ich bin entspannt. Ich habe es ja eingeplant. Dann stehe ich nicht unter Strom, wo sie bleibt. Sondern habe es ja eingeplant.

Und sie kann sich die Zeit nehmen, weil ihr niemand was wegisst, weil sie nicht ausgeschlossen wird. Die Zeit steht ihr ja dafür zur Verfügung.

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Oh dieses Motzen kenne ich nur zu gut. Meine Große ist jetzt 12 und ich hasse es.
Hier haben einfache und grundsätzliche Regeln geholfen, die auch nicht diskutiert werden. Das gibt dann ein paar Tage Stress, aber danach war es tatsächlich deutlich entspannter.
Thema Brotbox. Wer vor dem Mittagessen seine Brotbox nicht ausräumt, kann leider nicht Mittag essen. Das ist ein automatisierter Ablauf, also reine Gewohnheitssache. Natürlich muss hier keiner hungern, aber dann fängt der Rest halt an und sie muss noch ihren Kram forträumen.
Teller abräumen: was nicht abgeräumt wird, bleibt stehen. Dann muss sie halt abends vom gleichen Teller essen. Ist tatsächlich nicht mein Problem 🤷‍♀️
Hausaufgaben: bevor die Hausaufgaben nicht erledigt sind, kein Besuch. Gemeinsames Hausaufgaben machen gibt es nicht, da das einige Male nach hinten losging und nur die Hälfte gemacht wurde und abends das Theater groß war. Danach gern. Daher hat sich die Frage, ob jmd. mit uns essen kann, auch erledigt.

Seitdem läuft es. Meiner Erfahrung nach ist es für die Kinder einfacher, wenn es jeden Tag gleich ist und nicht täglich neu ausgehandelt werden muss.