Trennungsängste - bald Schule

Hallo,
meine Tochter ist grad 6 geworden. Sie ist Asperger Autistin, hat aber einen sehr hohen iq und kommt deshalb auf eine Regelschule. Sie sollte sich gut anpassen können, wird mit dem Stoff definitiv keine Probleme kriegen.
Wir haben sie bereits wegen der sozialen Probleme 1 Jahr zurück stellen lassen. Das war auch eine wirklich gute Entscheidung, sie hätte das nicjt gepackt.
Noch einmal können wir sie jetzt nicht zurückstellen lassen, sie löst sich aber noch immer nicht von uns. Jeden Tag in der Kita weint sie, wenn nicht 1 bestimmte Erzieherin da ist. Wenn diese keine Zeit hat, versteckt sie sich wohl hinter den Mülltonnen und weint. Ich hab sie auch schon weinend am Tor abgeholt, weil die Erzieherin gegangen ist. Die anderen dort kümmern sich auch liebevoll um sie, ich habe Verttauen in alle Erzieher und tagsüber ist es auch ganz ok. Sie braucht aber immer Erwachsene, gleichaltrige Kinder sind nicht so ihr Ding. In der Schule muss das aber irgendwie klappen. Sie kann ja nicht den ganzen Tag der Lehrerin am Bein hängen. Außerdem hat sie zu dieser keine Bindung, ich werd sie dort ja gar nicht abgeben können. Sie krallt sich schreiend an mir fest, wenn sie irgendwo allein hin soll, wo sie niemanden kennt. Das ist völlig unmöglich, so wird sie ja auch nix lernen. Ich habe schreckliche Angst vor der Einschulung, was wird denn gemacht, wenn ein Kind nicht geht? Kommt jemand und zerrt sie rein? Was ist wenn sie wegläuft? Gibt ja irgendwie eine Schulpflicht, aber was ist mit Kindern bei denen das abgeben nicht klappt? Wir versuchen graf eine Schulbegleitung zu kriegen aber der Arzt ist eher so der "warten wir mal ab und schauen was passiert" Typ. Aber dann ist es ja schon zu spät, schlechter Start und keine Begleitung mit Beziehung.
War mal jemand in so einer Situation? Wie geht die Schule dann vor?

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Oje.
Wie denkt dein Kind darüber.
Meinst du sie traut es sich zu? Bis Schulanfang ist ja noch etwas.
War das schon immer so oder wird es schlimmer, je näher die Schule rückt?
Ich glaube an einer normalen Regelschule wird es schwierig.

Meine Freundin hat ein Mädchen mit ähnlichen Symptomen.
Sie hat nach knapp zwei Jahren Regelschule kapituliert.
Das Mädchen saß den ganzen Vormittag leise weinend im Unterricht, die Lehrer und Mitschüler maximal genervt. Irgendwie verständlich nach vielen Monaten.
Sie besucht jetzt eine Waldorfschule mit Begleitung der Mutter. Die hat jetzt ihren Job kündigen müssen, um in der Schule, an schlimmen Tagen im Klassenzimmer und an üblen Tagen zu Hause das Kind betreuen zu können.
Eine Schulbegleitung lehnt das Mädchen ab. Sie ist jetzt 10.

Was sagt die Schule zu der Situation. Haben die Möglichkeiten das Kind aufzufangen?

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Hallo,

oh je, das ist schwierig. Was sagt denn der Arzt generell dazu? Ich kenne mich mit Autismus nicht aus, aber so wie du es beschreibst, wird sie ohne Vertrauensperson an einer normalen Schule Probleme bekommen. Denn sie muss, ob sie will oder nicht. In Deutschland gilt Schulpflicht und da gibt es keinen Weg dran vorbei. Ich würde mich an eurer Stelle für eine Schulbegleitung stark machen, damit sie eine Vertrauensperson an ihrer Seite hat. Eventuell würde ich beim Jugendamt nachfragen, welche Möglichkeiten ihr habt. Zur Not den Arzt wechseln. Der Schule sind da die Hände gebunden. Sie können sich nicht ausschließlich um deine Tochter kümmern. Gerade an einer Regelschule ist das schwierig. Gäbe es die Möglichkeit, dass sie anfangs auf eine Art Förderschule geht bis sie sich an das System Schule gewöhnt hat und eventuell nach der 2. Klasse auf eine Regelschule wechselt? Dann wäre sie schon mal etwas älter und könnte sich in geschütztem Rahmen an die Schule gewöhnen. Den IQ würde ich erst mal hinten anstellen und den Fokus auf die soziale Reife legen. Gerade in Regelgrundschulen wird diesbezüglich von Kindern viel abverlangt.

LG
Lotta

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Hallo,

ich kann Dir von meinem Kind berichten: Es ist auch von der zarten Sorte, braucht auch eine echte Bezugsperson (ist aber kein Autist) und wurde auch mit knapp 7 eingeschult. Im letzten Jahr von der Schule ist noch gaaaanz viel passiert in Sachen Selbstbewusstsein und lösen können, trotz Corona-Lockdown. Der Schulstart (erstes halbes Jahr) war/ist natürlich emotional anstrengend und nicht easy-peasy, aber er ist bewältigbar.

Ein anderes Kind in der Klasse hatte nicht ganz so viel Glück und hatte schwer zu kämpfen. Es wurde dann wie im Kindergarten von der Mutter eingewöhnt. (Gut, ist ne Privatschule, da wird vielleicht eher mal mehr möglich gemacht.)

Ich finde eine Schulbegleitung für Euch eine gute Idee. Wenn das nicht klappt, dann fordere eine Eingewöhnung. Auch wenn das sehr ungewöhnlich ist, kann es gemacht werden. Da muss man als Eltern einfach für kämpfen.
Aber Vertrau auch bisschen auf Dein Kind. Vielleicht überrascht es Dich im kommenden 3/4 Jahr noch. ;-)

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Hallo!

Wurde den noch nie darüber gesprochen,das dein Kind eine I-Kraft an ihre Seite bekommt?

Sie hat dann eine Vertrauensperson,die ihr bekannt ist und die sie unterstützt.

Der Prozess,eine I-Kraft zu bekommen dauert sehr lange. Ich würde so schnell wie Möglich mich mit Kinderarzt,SPZ (oder eine Stelle die sich mit autistischen Kindern auskennt) und zukünftiger Schule in Verbindung setzten.

Auch,wenn sie von Schulstoff her anscheinend keine Hilfe brauchen wird,so darf man das sozial emotionale nicht Unterschätzen.

Bei uns bekommt man gar nicht mit,das eine I-Kraft in der Klasse ist. Sie wirkt zwar unterstützend auf das Kind ein,wenn sie aber merkt es klappt gerade gut,dann unterstützen sie die Lehrerin und widmet sich anderen Kindern. Kommt aber immer wieder zu ihren I- Kind zurück .
So wird auch verhindert,das ein Kind einen Stempel aufgedrückt wird.

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Danke für eure Antworten, also es sieht derzeit so aus:
Wir haben die Diagnose über SPZ erhalten, es war auch sehr eindeutig, gab verschiedene Verfahren, Videos und Interviews.
Trennungsängste hat sie schon immer, es ist aber tatsächlich etwas besser geworden als früher. D.h., wenn sie die Eltern kennt etc., dann geht sie sogar bei jemandem mit, allerdings nicht immer, scheint von Gemütslage abhängig. Ist aber dennoch ein großer Schritt. Auch zuhause ist es etwas besser, sie ging nicht mal allein auf klo, jetzt geht sie auch mal in ein anderes Zimmer. Sie sagt sie will nicht alleine sein.
Auf die Schule freut sie sich nach bisherigen Äußerungen, weiß auch, wie es abläuft, äußerd aber auch schon, dass sie nicht alleine sein will. Sie hat aber noch keine genaue Vorstellung, sie meint die Lehrerin wird sicher lieb, wenn sie streng ist, hätte sie Angst. (Jeder der mal meckert ist streng, irgendwie hat sie bei fremden Sorgen, obwohl ich natürlich auch mecker zuhause, wenn irgendwas total doof läuft).
Der Arzt im SPZ sagt Tegelschule wird klappen. An sich glaube ich das auch aber eben NUR mit Begleitung. Wenn sie eine Begleitung hat, wird das kein Problem. Sie kann dann auch sitzen und mitarbeiten, sie hat einfach nur Angst ohne Bezugsperson. Diese wird aber auch den Raum verlassen dürfen, solange klar ist für meine tochter wann sie wieder kommt. Z.b. in den Pausen.
Die Schule frag ich mal wegen Eingewöhnen aber vermute Corona wird hier auch nochmal ein Problem. Derzeit dürfen eltern ja nicht mal durchs Schultor.
Den Arzt wechseln ist schwierig, das andere SPZ vergibt Termine erst nach einem dreiviertel Jahr, weil alles voll ist. Das geht nicht so ohne weiteres. Außerdem haben wir die Diagnose ja schon. Ans Autismuszentrum haben wir uns schon gewendet, aber mit einer Schulbegleitung haben die jetzt nicht wirklich was zu tun.

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Kennt sich das SPZ denn mit Autismus aus?

Ich selbst habe ADHS und die Unterschiede sind enorm.
Hier bei Urbia habe ich gelesen, dass viele SPZ bei ADHS sich nicht auskennen und KJP besser sei.

Das kann ich mir bei Autismusformen durchaus vorstellen.
Freunde haben Asperger Autismus. Allerdings nicht über SPZ erkannt.

Meine Erfahrung ist, es gibt verschiedene Ärzte. Es kommt nicht darauf an, ob jemand Psychologe oder Psychiater ist, sondern darauf, wie erfahren die Person damit ist. Der Unterschied ist nur,d ass ein Psychiater Medikamente verschreiben darf, Psychologe nicht.

Wie gut kennt sich das SPZ mit Autismusformen aus?
Können sie es nur diagnostizieren und wissen dann nicht weiter?
Was kommt nach dem Abwarten?

Bevor du experimentierst, würde ich mich umhören (ggf. in Foren zu dem Thema), welche Ärzte sich GUT damit auskennen, wie sie in Schulproblemen reagieren.

Das Kind einer Freundin war in einer KJP, weil das SPZ voll daneben lag.
Das Kind einer anderen Freundin hatte beim SPZ mehr Glück. Allerdings ist das SPZ dafür auch bekannt und die Wartezeiten sehr lange, weil es Zulauf auch aus anderen Landkreisen und Regionen gibt.

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Das SPZ liegt ganz sicher nicht daneben, es ist tatsächlich sehr eindeutig und ADHS ist ausgeschlossen.
Sie sind hier auch erfahren, wir haben dieses extra ausgewählt, gerade weil wir eine Verwechslung zwischen z.B Adhs und Autusmus ausschließen wollten. Mein Mann hat ADHS, da hätte es nahe liegen können.

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Ah und zur Ergänzung, ich hab auch Sorge, dass sie Probleme mit den Kindern bekommt ohne Begleitung. Man merkt ihr das Anderssein deutlich an. Sie läuft sogar anders...
Aber vor allem kann sie mit Gleichaltrigen nicht ohne Hilfe zusammen kommen. Mit etwas Beistand klappt es. Sie ist sonst auch gut verträglich also nicjt aggressiv sondern freundlich. Sie versteht nur oft nicht, sas die anderen wollen und wie man "zusammen" etwas tut. In der Kita klappt es super, aber da haben die Erzieher zeit. Meist ist sie hier aber auch bei den ganz Kleinen.

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Auch wenn ich einen geduldigen Arzt schätze, der nicht mit Kanonen auf Spatzen schießt.
Bei eurer Situation würde ich zumindest alles in die Wege leiten.

Wird eine Begleitung dann doch nicht gebraucht, umso besser.
Erst mit der Suche anfangen, wenn es schon zu spät ist, finde ich schwierig.

Bei uns dauert es einige Zeit, bis der Antrag durch ist.
Und dann noch mal einige Monate (wenn man Glück hat) um überhaupt jemanden zu finden. Und dann muss auch noch die Chemie passen.

Welche Alternitven / Plan B gäbe es denn?
Regelschulen?
Gibt es im Umkreis eine, die schon gelegentlich Kinder mit Autismusform hatten?
Kennt die Schule die Diagnose? Gibt es eine Lehrerin, die es sich zutraut oder sich damit auskennt?
Gibt es andere Schulen im Umkreis?

Welchen Plan B hat der Arzt, wenn es nicht klappt?
Wenn es klappt, ist es super und einfach. Dann freuen sich alle.
Die große Frage ist, ja, wie geht es weiter, wenn es doch nicht klappt?

Fängt er dann erst an zu suchen und schreibt das Kind so lange krank?
Soll dann irgendwer irgendwie überbrücken? Weil dann erst der nächste Gedanke anfängt?
Oder hat er im Hinterkopf Möglichkeiten, die auch realistisch umgesetzt werden können?

Wenn der Kinderarzt meines Kindes zum abwarten rät, dann geht zum einen von einer realistischen Chance aus, dass es gut wird. UND er kann erklären, warum er Plan B als Plan B sieht und nicht als Plan A.

Kennst du reha kids.de? Das ist wohl ein Forum für Eltern mit Kindern mit Diagnosen oder Schwierigkeiten im Leben, Alltag, Schulalltag.
VIelelicht findest du dort auch Tipps, Therapien, Ärzte oder ähnliches. Vieles ist ja Bundeslandsabhängig und dann auch noch vom Landkreis und Gemeinde.

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An der weiterführenden Schule meines Sohnes war in der Parallelklasse ein Autistisches Kind welches einen Begleithund im Unterricht hatte, dieser gab wohl Sicherheit und entspannte das Kind, ich weiss aber nicht ob das auch an Grundschulen schon praktikabel ist. Ach ja es war an einer Privatschule. Ich würde in eurem Fall unbedingt nach einer Privatschule schauen, diese sind in vielen Bereichen flexibeler wie Regelschulen und können besser auf die Bedürfnisse besonderer Schüler eingehen.

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solche Kinder begleitet meine Freundin als "Integrationshilfe"

Ich denke, Euer Arzt wird um die Umstände wissen bzw. ihr habt jetzt ein halbes Jahr zeit, die nötigen Schritte einzuleiten.
So wie Du das schilderst gibt es nur zwei Möglichkeiten
- Regelschule mit Begleitung
- Besondere Schule.

Sprich mit Deinem Kinderarzt/Pschologen/Ergo, oder wo ihr bisher schon seid.... und wenn der aktuelle Kinderarzt das nicht so sieht, geh zu einem anderen.