Corona-Jahr Zeugnis

Heute hatte ich ein Zeugnis eines Erstklässlers aus einer großen Metropolstadt in Hessen in der Hand. Schuljahr 2020/2021.

Das Zeugnis beginnt mit den Worten „x hatte keine Schwierigkeiten sich in den Schulalltag einzugewöhnen.“ Dann wird das Sozialverhalten ggü. Lehrerschaft und Mitschülern beschrieben, Leistung in den einzelnen Fächern, das Mitwirken im Unterricht. Am Ende ist aufgelistet wie viele Tage und Stunden das Kind entschuldigt gefehlt hat. Es liest sich, wie sich so ein Zeugnis halt liest. Normalerweise.

Kein Wort darüber, dass es wegen Corona keinen Schulalltag gegeben hat. Kein Wort darüber, dass im Wesentlichen in Isolation und nicht im Sozialgefüge gelernt wurde. Keine Wort darüber, dass ggf. einige Leistungen aufgrund mangelnden Präsenzunterricht nur schwer zu bewerten sind. Keine Auflistung der Tage, die im Distanzunterricht stattgefunden haben.
Das hat alles nicht stattgefunden, bedarf alles keiner Erwähnung.

An die von euch, die schulpflichtige Kinder in anderen Städten haben: bitte sagt mir dass das eine Ausnahme ist.

An die Lehrer*innen, Rektor*innen, Mitarbeiter*innen in zuständigen Behörden und Ministerien unter Euch: Bitte klärt mich auf über die Diskussionen und Entscheidungsprozesse die es im Vorfeld zu diesem Zeugnis gegeben hat. Bitte sagt mir wenigstens, dass sie stattgefunden haben und dass ihr nicht alle stumm gedacht habt „Das Standardzeugnis wird immer so ausgefüllt, also wird das schon seine Richtigkeit haben.“

Ich sitze hier nämlich - obwohl es mich nicht betrifft - irgendwo zwischen wütend und fassungslos.

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Hallo,

wir haben von ganz oben (Kultusministerium) die Anweisung, dass im Zeugnis NICHTS zu Corona stehen DARF!
Eine logische Erklärung dafür kann ich dir leider nicht liefern, aber das Zeugnis muss so geschrieben werden...

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Oh, wow, das finde ich ja jetzt spannend 😲

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mega krass. wie habt ihr darauf reagiert? wie habt ihr das im kollegenkreis diskutiert?! wie steht ihr dazu?

Ich hätte insgesamt eine Welle der Empörung von Eltern und Lehrern erwartet.

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Warum fassungslos? Sind die Kinder nicht schon genug bestraft wurden durch ausgefallenen Unterricht und Onlineunterricht? Müssen sie jetzt auch noch zusätzlich benachteiligt werden, indem es im Zeugnis steht?

Es steht bei uns (Hessen, weiterführende Schule) auch nicht im Zeugnis. Das würde aber so wie ich es mitbekommen hatte vom Kultus so festgelegt.
Was soll denn drin stehen? Leider hast du coronabedingt 6 Monate lang am Präsenzunterricht nicht teilgenommen?

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Da kann alles drin stehen was jetzt drin steht. Aber da sollte m.E. schon drin stehen, dass es ein Jahr war was den Kindern besonders viel abverlangt hat. Quasi als Anerkennung dieser „Leistung“ zum Wohle der Gesellschaft.
Wenn man das Zeugnis in 3 Jahren raus holt denkt man doch es sei nichts gewesen?!

Auch als Lehrer hätte ich so ein Zeugnis nicht ausstellen wollen. Als ob man ernsthaft die Sozialkompetenz ggü. Mitschülern in diesem Jahr hätte bewerten können? Als ob man ernsthaft eine Aussage dazu treffen könnte, wie aktiv das Kind am Präsenzunterricht teilnimmt. Das ist doch reine Augenwischerei.

Und die Aussage zu entschuldigten Fehltagen treibt es dann auf die Spitze. Welcher Lehrer hat den kontrolliert in die Kinder jeden Tag zu Hause ihre Aufgaben abarbeiten oder „unentschuldigt“ fehlen?!

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Wenn ich im letzten Jahr wegen Corona in 100% Kurzarbeit war, jetzt kündige und jetzt ein Arbeitszeugnis über dieses Jahr verlange - dann wird der AG doch da auch rein schreiben „Leistungen im letzten Jahr wegen Kurzarbeit nicht verwertbar.“ ?!

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Gegenfrage: Schreibst du den Lehrern ein Dankeschön, was einige in der Coronazeit geleistet haben? Gehst du zu den Paketboten und bedankst dich, weil sie Mehrarbeit hatten? Jeder hatte seine Probleme, der eine konnte es besser wegstecken, der andere schlechter. Wozu das im Zeugnis stehen muss, erschließt sich mir nicht.

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Ich habe tatsächlich viel Anerkennung von Eltern bekommen. Ich hab aber auch tatsächlich, den Schüler*innen gezeigt, dass ich verdammt stolz auf sie bin, nur halt nicht in einem offiziellen Dokument, zu dem es 100 Regeln gibt.

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Das finde ich klasse, dass man sich gegenseitig Wertschätzung zeigt. Dazu braucht man kein Dokument, denn nichts geht besser als über ein persönlich gesagtes Dankeschön.

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Ich bin Lehrerin und Mutter eines Schulkindes. Sowohl die Zeugnisse, die ich geschrieben habe als auch die Zeugnisse, die mein Kind bekommen haben, sehen genauso aus.
Du sprichst von Anerkennung der Leistung der Kinder, dieses besondere Schuljahr gemeistert zu haben. Diese Anerkennung haben die Kinder von mir bekommen und zwar regelmäßig, denn ich war wirklich unendlich stolz auf meine Klassen. Hier geht es aber um ein offizielles Dokument, dass die Leistung der Kinder dokumentieren soll. Eine Auflistung der Präsenztage oder eine Beschreibung der erhöhten sozialen Herausforderungen dieses Schuljahres sind allgemeine Aussagen, die kann ich gar nicht in ein Zeugnis schreiben.

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Aber wir konntest du denn wirklich die Leistungen bewerten, das Sozialverhangen, das Mitwirken im (nicht stattgefundenen) Präsenzunterricht?

Vermutlich ist es genau das was mich da irgendwie stört, dass man das „nicht reinschreiben kann“, dass es nach dem offiziellen Teil keine Möglichkeit gibt fa noch was reinzuschreiben.

Die Fehltage können doch auch drin stehen? Finde ich im übrigen genauso doof, dass aber (generell) nicht drin steht wie viele Unterrichtsstunden ausgefallen sind.

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Ich habe in Kleingruppen per Video unterrichtet, jedes Kind min. 2x die Woche und es galt im Zweifelsfall positiv einzuschätzen.

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Ich finde du stellst dich an, denn was ändert es, wenn das drin steht? Die Bedingungen waren für alle Schüler gleich und jeder weiß es - und wird es wissen. Zudem ist das Zeugnis der 1. Klasse einfach mal egal hinsichtlich des weiteren Schulwegs.
Mir scheint es, als ob du Anerkennung für etwas haben möchtest, was im letzten Schuljahr einfach normal und nichts besonderes war.

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Wie gesagt, ich habe keine schulpflichtigen Kinder, mich betrifft es eigentlich nicht, ich will also keine Anerkennung für irgendwas.

Ich finde einfach, dass in der Corona-Krise die Kinder und vor allem Schulkinder extrem untergegangen sind, gesellschaftlich betrachtet. Sie haben halt irgendwie keine Lobby.

Ich hätte erwartet, dass dazu etwas neutrales im Zeugnis steht. Aber ja, vielleicht „stelle ich mich an“.

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"Ich finde einfach, dass in der Corona-Krise die Kinder und vor allem Schulkinder extrem untergegangen sind, gesellschaftlich betrachtet."

Da stimme ich dir zu 100% zu!

Ich bin mir aber zum Beispiel bei meinem Kind (7. Klasse Gymnasium) sicher, dass er es nicht besonders toll gefunden hätte, wenn seine Noten im Zeugnis im Zusammenhang mit Corona stehen würden!
Er, genauso wie die allermeisten Kinder, haben wirklich sehr schwer geschuftet um dieses Jahr, gerade das 2. Halbjahr, durch zu bekommen. Es gab sehr viel Frust, viele Durchhänger und Verzweiflungen, die größte Anerkennung in den Augen meines Kindes und auch in meinen Augen, ist das Lob der Lehrer (leider gab es das nicht von allen Lehrern, manche waren eher der Meinung sie würden die Motivation durch viel Kritik, erreichen #augen ) und am Ende durch die Zeugnisnoten. An den Zeugnisnoten hat man gemerkt, dass wenn die Kinder zwischen zwei Noten standen, die bessere gegeben wurde.

Würde da ein Zusatz, von wegen schwieriges Schuljahr wegen Corona, kaum Präsenzunterricht usw., stehen, würde das Zeugnis und die dazugehörige sehr harte Arbeit, an Bedeutung verlieren!

Ich als Mutter, begrüße es sehr, dass das im Zeugnis keine Erwähnung gefunden hat!

#winke

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Mir ist klar, warum du das darin haben willst.

Ein Zeugnis soll die Leistung des Kindes beschreiben.

Wenn sich z.B. Eltern trennen betrifft das die Kinder und deren Leistungen auch ganz wesentlich und jeder hat dafür Verständnis, steht aber auch nicht im Zeugnis.

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Versteh ich jetzt nicht was du mit „mir ist klar, warum du das willst“ meinst.

Ich hab mich darüber gewundert, ja auch geärgert. Mehr erstmal nicht. Ich hab auch gar keine Schulkinder.

Eine Trennung betrifft dann ein Kind, das ist etwas was im privaten Raum stattfindet. Corona betrifft alle Kinder, ist eine weltweite Pandemie, die Einschränkungen staatlich angeordnet. Finde jetzt schon, dass das ein Unterschied ist.

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"Eine Trennubg betrifft ein Kind, corona alle"

Sorry...aber was soll meine Tochter denn sagen, die hat beides grade durchgemacht. Trennung kurz vor dem ersten Lockdoqn und dann Corona und Homeschoolong, wegen Infektionsgefahr den Papa wochen/Monate nicht gesehen. Wird beides nicht drin stehen.

Dafür haben wir aus Ihrer Familie Ihr immer wieder gezeigt qie Stolz qir auf sie sind und qie super sie das Jahr gemeistert hat.

Es ändert nix wenn es im Zeugnis steht, und egal welcher Schicksalsschlag das eine oder alle Kinder trifft, es ist scheiße und sie kommen unterschiedlich unterschiedlich damit klar...aber qie die anderen schon sagen, das Zeugnis ist ein Dokument, da hat sowas keinen Platz drin.

Vorallem glaube ich auch kaum, dass in einer Bewertung beim AG oder einem Arbeitszeugnis darauf Bezug genommen wird.

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Hallo!

Bei uns gibt es in knapp 3 Wochen nicht mal ein "richtiges" Zeugnis. Nur ein Lernentwicklungsgespräch bzw. ein Protokoll darüber. 🤷🏽‍♀️

Hättest du gern gehabt, daß als expliziter Satz irgendwas vom Homeschooling / Distanzlernen drin steht? Das verstehe ich.
Das Zeugnis der 1. Klasse schaut sich außer den Eltern und dem Kind (und dessen Kinder 😁) kein Mensch mehr an. Eine kurze Erwähnung wäre nett, damit man sich später dran erinnern kann.

Das mit den Fehltagen ist echt seltsam. Das hätte man sich echt sparen können.

Liebe Grüße!

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Da ich keine schulpflichtigen Kinder habe und es nicht das Zeugnis einer meiner Kinder ist, hab ich da jetzt erstmal gar nichts
„gern gehabt“. Ich hatte einfach erwartet, dass die Schulen etwas dazu rein schreiben. Also „erwartet“ im ganz neutralen Sinne, nicht als Erwartungshaltung/Wunsch gemeint.

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Und warum gibt es dann bei Euch kein Zeugnis? Weil die Schule der Meinung ist sie können keines ausstellen mangels der Möglichkeit die Leistung zu bewerten? Das wäre ja auch mal ein Statement.

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Meine Enkelin bekam zum Sommerzeugnis 2020 noch Buchpreis und Belobigung - im Frühjahr 2021 war sie eine komplette Note im Durchschnitt schlechter, nicht alle Fächer wurden benotet (8. Klasse RS). Sind schon gespannt aufs nächste Zeugnis....nach wieder über 6 Monaten äußerst hakeligem Homeschooling ohne jede Präsenz....
Es steht auch kein Wort im Frühjahrszeugnis, warum und wieso...dass das Homeschooling anfangs eine nackte Katastrophe war, der Server laufend abschmierte, kaum mal ein Lehrer erreichbar war bei Fragen und Problemen - und das Ganze in einer Privatschule, wo man ja jeden Monat bezahlt. Ist so.
LG Moni

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Sieht’s du, genau damit hätte ich irgendwie gerechnet. Das durch eine fehlende Benotung (oder in einem Erstklässlerzeugnis eben formuliert) auch mitgeteilt wird, dass manche Dinge nicht bewertet werden konnten. So liest es sich als sei alles normal gewesen und als hätte das Kind wöchentlich im Beisein der Lehrerin agiert.

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Schon, aber die fehlenden Noten plus die schlechten Noten in den Hauptfächern sind auch Mist. Mit dem kommenden Zeugnis muss sie sich auf Schülerpraktikumsplätze bewerben.
Ein Erst- oder Zweitklässlerzeugnis interessiert niemanden - außer die Eltern ;-)
Die Neuntklässler sind noch mehr geleimt, die sich schon um Lehrstellen bewerben müssen wie der Sohn von Freunden. Der ist sowas von frustriert, weil seine vielen Zusatzarbeiten während des Homeschoolings so gut wie keine Rolle spielten bei der Benotung.
Nicht böse sein, aber da würde mich das Erstklässlerzeugnis echt nicht jucken.
LG

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Ein Zeugnis soll und muss nur die Leistung des Schülers beschreiben, nicht die Rahmenbedingungen.
Außerdem ist Corona ja ein Weltweites "Problem" und wohl kaum etwas, was in 5 Jahren komplett vergessen ist. Jeder weiß und wird noch lange wissen, dass monatelang kein Präsenzunterricht möglich war.

Von dem Ganzen mal abgesehen, wenn interessiert in ein paar Jahren noch das Zeugnis eines Erstklässler. #sorry
Nicht mal in höheren Klassen ist ein Zeugnis vom vorletzten Jahr noch irgendwie relevant oder interessant.
Und um eine Ausbildungsstelle oder Studienplatz wird er sich damit wohl kaum bewerben müssen. 😉

Von daher, cool down und nimm's nicht so streng 😎

Alles Gute

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Sollte heißen "..., WEN interessiert ..."
doofes Handy 🙄

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Darum geht es mit ja auch gar nicht, sondern eher um die Frage ob die Leistungen denn überhaupt beschrieben werden können. Also gab es genug Möglichkeit die Leistung auch zu bewerten? Das bezweifle ich und ich hätte einfach damit gerechnet dass damit dann transparent umgegangen wird. Also sogar gerade dann, wenn es ja bei einem Grundschüler um nichts geht.

Ich bin gar nicht UP, ich hab nämlich keine Schulkinder. Ich wundere mich nur manchmal über Dinge auch wenn sie mich nicht betreffen. Und ich hab das geschrieben um mal genau eure Meinungen dazu zu hören, also über meinen Tellerrand zu schauen und zu überprüfen ob ich das zu verbissen sehe.

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