Hallo,
mal eine Frage an die Grundschullehrerinnen unter euch... Ich habe gesehen, dass auf ähnliche Fragen in der Vergangenheit meist ein negatives Feedback kam, obwohl ich nicht verstehe, wieso. Es geht mir nicht darum, das Haar in der Suppe zu suchen und jeden Satz zu analysieren. Genau genommen geht es mir nur um die ersten beiden Sätze im Zeugnis, da ich nicht weiß, ob sie positiv, negativ oder neutral gemeint sind. Das würde mich einfach mal interessieren. Vielleicht ist hier jemand vom Fach, der es wirklich weiß und nicht nur wie ich rätselt, was es bedeuten KÖNNTE. Noten gab es noch nicht.
„X ist in der Lage, die Regeln der Schulordnung zu befolgen. Sie ist eine charakterstarke und selbstbewusste Schülerin.“
Bedeutet das, dass sie die Regeln zwar kennt, sich aber nicht daran hält und sich nichts sagen lässt?
„Sie ist in der Lage...“ und „Sie ist fähig...“ taucht im Zeugnis mehrmals auf. Ich frage mich, ob das heißt, dass sie es zwar kann, aber nicht macht. Oder lese ich zu viel zwischen den Zeilen?
Zeugnisdeutung 2. Klasse
Hallo,
für mich liest sich das so, als ob die Regeln bekannt sind und das Kind diese grundsätzlich auch umsetzen kann.
Ähnliches würde ich verstehen, wenn ein Kind "fähig" zu etwas ist. Es klingt, als ob es nicht am grundsätzlichen Verständnis fehlt, sondern als ob das Kind- vielleicht je nach Tagesform?- gern diskutiert und versucht, eigene Ideen und Wünsche durchzusetzen. Und notfalls dafür auch mal Regeln zu "umgeht"/missachtet.
Grundsätzlich ist es ja nicht negativ, wenn ein Kind selbstbewusst ist und seine Ziele und Interessen "konsequent verfolgt". Allerdings sollte das spätestens ab der 3. Klasse durchaus "regel-konform" und "sozial-verträglich" möglich sein. Für eigene Belange einstehen ist gut, ebenso wie auch mal (!) zu diskutieren und Dinge kritisch zu hinterfragen. Sollte das jedoch quasi "an der Tagesordnung" sein und das Kind grundsätzlich eine "oppositionelle" Haltung einnehmen, fände ich das unangemessen, störend und anstrengend.
Vielleicht ist das der Versuch, ein solches Verhalten (damit das Zeugnis "Pandemie-konform" und auch davon abgesehen möglichst wohlwollend erscheint) "nett zu umschreiben"? Falls es das eigene Kind betrifft, sollte man selbst auch durchaus einschätzen können, in welche Richtung die Intention geht.
Im Zweifelsfall wird ein Gespräch mit der/dem Lehrer*in wohl den richtigen Aufschluss geben- hier ist der "Interpretations-Spielraum" ja vergleichsweise groß.
Viele Grüße!
Ich denke, dass du zu viel reininterpretierst.
Wie oben schon jemand schrieb, ist es ja kein Arbeitszeugnis, was immer positiv formuliert werden muss. Wenn deine Tochter sich tatsächlich nicht an Regeln halten würde, würde dies auch genau so dort stehen. Außerdem würde ich in diesem Fall denken, dass man dann schon früher mal das Gespräch mit euch gesucht hätte.
Für die Eltern soll das Zeugnis so verständlich wie möglich sein. Daher wird alles möglichst konkret beschrieben. Es soll euch ja sachlich informieren.
Im Zweifel einfach bei der Lehrkraft nachfragen.
Ich verstehe das positiv, dass sie grundsätzlich die Regeln in der Klasse versteht und befolgt, aber halt auf dem Stand vieler Schulanfänger ist. Es ist ein Prozess die Tücken des Schulalltags zu meistern. Es gibt insgesamt Situationen, wo noch Luft nach oben ist, sonst würde da sowas stehen wie "ist sehr gut in der Lage". Aber das ist ja auch total normal. Würde sie wirklich große Defizite haben, würde da sowas stehen wie "sie ist stets bemüht". So nach dem Motto sie möchte gerne, schafft es aber noch nicht. Oder es werden konkrete Ratschläge gegeben. Bei mir stand immer z.B. "Sie sollte sich noch mehr trauen am Unterrichtsgeschehen mitwirken." Also wenn es echt negativ wäre, würdest du es mitbekommen. Ich denke was Regeln und Verhalten angeht steht sie im Bereich 2-3, wenn du es in Noten ausdrücken willst.
Ich verstehe es so, das dein Kind die Regeln kennt und sie auch grundsätzlich befolgt befolgt.
Wenn sie es nicht tun würde, würde dort stehen …. es gelingt noch nicht immer/ er fällt ihr noch schwer.
Die Beschreibung des Charakters ist auch neutral gehalten. Ich schreibe oft. Sie ist noch zurückhaltend, muss noch mehr auf die eigenen Stärken vertrauen, muss noch lernen nicht immer im Mittelpunkt zu stehen….
Aber wenn du unsicher bist, vereinbare einen Termin zur Besprechung, dazu sind Lehrer eigentlich verpflichtet. Daher gab es die Zeugnisse in der Grundschule bei meinen Kindern immer in Kopie 2 Tage vor Schuljahresende.
Wir teilen sie am letzten Schultag als Elternsprechtag aus (ist aber Förderschule).
Vg Basket
Das liest sich für mich so: Wir wissen, das X die Regeln kennt und sich überwiedend daran hält. Manchmal will sie aber (charakterstark) mit dem Kopf durch die Wand, besteht (selbstbewusst) uneinsichtig auf ihrer Meinung.
Das lese aber nur ich so - aus meiner Erfahrung (so etwas ähnlich missverständliches stand auch mal im Zeugnis meiner Tochter), andere interpretieren das anders.
Charakterstärke und Selbstbewusstsein sind tolle Eigenschaften. Kinder müssen aber oft noch lernen, auch mal Kompromisse einzugehen und sich an Regeln zu halten, auch wenn sie ihnen nicht gefallen oder nicht sinnvoll erscheinen und dabei braucht ein 2.Klässler eben Unterstützung. Das fällt auch manchem Erwachsenen schwer.
Da hilft wirklich nur, mit der Lehrkraft zu sprechen, was genau damit gemeint ist und wie man daran arbeiten kann.
überwiedend = überwiegend
Es ist so schwierig das zu deuten, weil es dafür keine einheitlichen Regeln gibt. Man kann es, so wie du es ja auch tust, in alle drei Richtungen interpretieren. Wenn es dir wichtig ist, frage kurz bei der Lehrkraft nach. Ich finde die Frage nicht unerheblich. Wir würden es (zwar keine GS, aber ich schreibe bis einschließlich Klasse 8 Entwicklungsberichte anstatt Noten) eher so formulieren:
"XY befolgt die Regeln der Schulordnung immer/meistens/selten".
Also insgesamt viel wertender. Die Äußerung charakterstark und selbstbewusst müssten wir mit einem Beispiel belegen ("setzt sich für ihre Mitschüler ein", "sorgt für Unruhe"), damit es nicht im luftleeren Raum steht.
Insgesamt habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass Lehrer nicht zu viel denken, wenn sie Zeugnisse schreiben, sondern es, im Gegensatz zu Chefs, in der Regel so meinen, wie sie es schreiben. Daher würde ich zunächst ausgehen, dass es positiv gemeint ist.
(Es dauert keine 5 Minuten das zu klären, daher würde ich die Lehrkraft eben kontaktieren anstatt noch wochenlang darüber nachzudenken. Wenn es negativ gemeint ist, wundert es mich, dass es nicht zuvor angesprochen wurde. Da kann die Bezeichnung "charakterstark" und "selbstbewusst" ja richtig negativ sein. Das glaube ich daher nicht.)
Hey!
Ich als Lehrerin finde die beiden Sätze gut.
Ist in der Lage/fähig sind Synonyme für "kann".
Wir würden so nicht sprechen, aber die Lehrerin kann ja nicht über eine DIN A4-Seite "Elsa kann... kann... kann" schreiben. Also braucht sie die Synonyme.
Charakterstark und selbstbewusst sind Adjektive, die ich mir für mein Kind auch wünschen würde. So war ich als Kind nicht.
Ich denke, das die Lehrerin von diesen beiden Charakterzügen deiner Tochter angetan war, dass sie sie notiert hat. Wenn ich solche Texte schreibe, dann denke ich oft, dass die nicht sehr individuell sind, weil sie sich so an den Rastern orientieren. Das war dann der Ansatz, das Zeugnis persönlicher zu gestalten.
Liebe Grüße
Schoko
Hallo, meine Mutti ist Grundschullehrerin und ich habe jahrelang ihre Zeugnisse abgetippt, daher kann ich dir sagen, dass die Sätze am Anfang nicht zusammengehören müssen. Die fachlichen Bereiche werden ja separat beschrieben. Am Anfang stehen allgemeine Sachen. Da passt das, was die Lehrerin da geschrieben hat. Ich verstehe es komplett positiv.
Sie befolgt die Schulregeln.
Sie ist selbstbewusst.
Eigentlich müsste dazwischen ein Absatz stehen, da es zwei unterschiedliche Bewertungen sind, die m.M.n. nicht zusammen gehören. Die Formulierungen sind standard. Wenn es negativ wäre, würde dort was anderes stehen.