Hallo ihr lieben
Nach langer langer Zeit melde ich mich hier mal wieder zu Wort.
Meine Tochter ist 6 Jahre alt und dieses Jahr eingeschult wurden. Jetzt fragen wir uns als Elternteil wie man erkennt ob sie eventuell Ausist ist oder adhs/ads hat.
Letztes Jahr waren wir bei der spz und da wurde eine leichte schnelleintretende Unruhe diagnostiziert. Mittlerweile ist es so das sie bei den Hausaufgaben den Stuhl hoch und runter rutscht, sich auf die eckbank nach hinten legt, am rumstöhnen ist und auch mit anderen Fragen um die Ecke kommt um gar nicht lesen zu müssen. Beim anziehen braucht sie quasi Hilfe um die Hose und den pulli sowie Jacke und tornister richten da sie sonst wieder am Trampeln und am stöhnen ist. Ist ihr Blatt leicht geknickt stört sie es auch . Wir sind so langsam am zweifeln bei ihr und wissen nicht ob es einfach ne Phase ist oder ob sie wirklich was hat. Wenn man mit ihr redet schaut sie auch manchmal in einem durch als wenn man mit der Wand reden würde. Wird man lauter mit der Stimme fängt sie sofort das weinen an . Wir haben auch letztes Jahr die Oma verloren und selbst da keinerlei Emotionen sie sagte nur eiskalt : Ja und ist die Oma Tod. Jetzt hat sie angefangen ein ❤ zumalen und Oma und pia drauf geschrieben und dann ein Kreuz und so mitgeteilt das sie Oma wohl vermisst.
Ich brauche einfach mal Hilfe oder Erfahrungsberichte.
Wir haben am 21.12 ein Termin bei der spz da es nochmal untersucht werden soll ob das Verhalten schlimmer geworden ist.
LG kendy143
Adhs/autismus
Ich habe von Berufs wegen mit Autismus zu tun, zu ADS/ADHS kann ich nicht viel beitragen.
Sollte es konkrete Anhaltspunkte für Autismus geben, empfehle ich euch einen Termin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. SPZ kennt sich mit Autismus weniger gut aus. Die Kinder einiger Familien, mit denen ich im beruflichen Kontext zu tun hatte, wurden zunächst nicht als Autisten diagnostiziert, erst die KJP brachte Klarheit.
Was sagte die KiTa? Ist eure Tochter dort auffällig, besonders im Hinblick auf Sozialkontakte?
Wie verhält sich eure Tochter in der Schule? Habt ihr Feedback der Klassenleitung erhalten? Gab es bereits einen Termin in der Schule?
Alle Situationen, die du geschildert hast, sind nicht zwingend ein Indiz für Autismus. Auch neurotypische Kinder können sich so verhalten. Eure Tochter ist 6 Jahre alt, das heißt, bei ihr kommen gerade viele neue Eindrücke wegen der Einschulung, dem Tod der Oma und auch wegen der eigenen Entwicklung zusammen. Nicht umsonst gibt es den Begriff der Sechsjahreskrise. Auch dass Knicke im Blatt stören oder die Kleidung bzw. Schulranzen sortiert am Kind sitzen müssen, betrifft viele neurotypische (also nicht-autistische) Kinder.
Ich würde an eurer Stelle wohl, falls noch nicht erfolgt, Rücksprache mit der Schule halten. Sollten sich die Eindrücke der Lehrkräfte mit euren decken, braucht eure Tochter wohl Unterstützung, ganz gleich welcher Art.
Sollte sich der Verdacht in Richtung Autismus erhärten, wäre die KJP der richtige Ansprechpartner.
Ich habe beruflich sowohl mit adhs als auch Autismus zu tun. Als Elternteil kannst du das schlecht selbst erkennen (ausser es handelt sich um eine sehr ausgeprägte erkrankung), da jedes Anzeichen für sich auch auf was ganz anderes hinweisen kann. Im SPZ bist du aber erst mal an der richtigen adresse.
Zu den Symptomen deiner Tochter.
1. Kinder trauern anders als Erwachsene - dazu kommt, das das Prinzip Tod mit 5 Jahren auch noch nicht komplett erfasst wird. Vom daher finde ich die von dir beschriebene Reaktion erst mal nicht auffällig.
2. Das Kind zappelt rum und lenkt ab bei den Hausaufgaben - vielleicht braucht es taktilen oder propriozeptiven Input (man kann Hausaufgaben z.b. auch im Stehen machen), vielleicht hat es keine Lust, vielleicht muss es sich erst an das System Hausaufgaben gewöhnen (gerade durch Corona war ja oft auch nicht viel vorschule),...
3. Theater beim Anziehen: Wenn es das vorher schon konnte, fällt das eher unter Phase bzw. Grenzen testen - wenn es vorher nicht gelernt wurde, stellt sich die Frage warum (z.b. motorische oder handlungsplanungsdefizite oder einfach nicht genug geübt,...).
4. Das Kind hört dir nicht zu: ja, kommt vor. Gerade wenn es um etwas unangenehmes oder langweiliges geht entwickeln einige Kinder das als Strategie.
Wie bei allem gibt es für jedes Symptom auch harmlose Erklärungen, es kommt immer auf Ausmaß und Heftigkeit des Verhaltens an - z.b. hat jedes Kind mal einen wutanfall, aber ein 6 jähriger der alle 10 Minuten durchdreht und nie von alleine wieder runter kommt ist ein ganz anderes Kaliber und sollte genauer begutachtet werden.
Von daher, lass es im SPZ abklären, hört sich alles aber insgesamt noch im Rahmen an.
Also nicht jede Auffälligkeit ist gleich ADHS / Autismus
Was mir bei Deiner Aufzählung auffällt:
Wie ist denn ihre Arbeitsumgebung? Du schreibst sie geht auf die Eckbank, ein Esstisch und eine Eckbank sind keine geeigneten Arbeitsplätze für ein Kind! Selbst wenn Ihr keinen Schreibtisch stellen könnt müsst Ihr zumindest einen Stuhl besorgen mit Fussablage und ihn so einstellen dass sie die optimale Sitzposition hat.
Das Ausweichen und Rumstöhnen kann auch einfach Überforderung sein, Wie gut war denn die Vorbereitung durch den Kindergarten? Hatten sie sowas wie Hören Lauschen Lernen? Kann sie Reime hören? Kann sie genau benennen ob das O jetzt am Anfang, in der Mitte oder am Ende ist? Viele Erstklässler sind gerade durch die doch teils sehr mangelhafte Vorbereitung in den Kindergärten wegen Lockdowns etc einfach auch überfordert und machen dann halt dicht und weichen aus. Macht sie das nur beim Lesen? oder auch bei Sachen die sie eigentlich schon gut kann?
Wo ist denn das Problem beim Anziehen kann sie es motorisch nicht? Dann hilft nur üben.
Kann sie angestauten Frust loswerden? Wir haben unserem ein Minitrampolin gekauft und wenn er merkt er platzt gleich soll er da drauf und sich "aushüpfen". Ist ein Lernprozess aber es wird besser.
Alles Gute Dir,
Hey!
Frag mal in der Schule nach, wie man sie und die Konzentration dort wahrnimmt. Wenn dort die Rückmeldung kommt, es sei alles ok, dann würde ich an deiner Stelle an eurem Miteinander arbeiten.
Die Arbeitsumgebung, die du beschreibst, passt schonmal nicht. Wenn ich als neurotypisches Kind dann wüsste, dass gleich die genervte Mutter um die Ecke kommt, ihre Stimme erhebt, um dann mein Verhalten zu analysieren, von meiner Reaktion auf geknickte Ecken auf Autismus schließt, dann würde ich auch als gesundes Kind sehr nervös und unruhig werden.
Verhaltensweisen, die klassisch für Autismus sind, sehe ich dort nicht. ADHS habe ich selbst- aber sehe jetzt kein Merkmal in deinem Text, bei dem ich denke, dass das typisch wäre. Adhs ist viel mehr, als über Hausaufgaben zu stöhnen und mit dem Stuhl zu rutschen.
Weißt du, jedes Symptom, über das du schreibst, könnte auch zu einer Hochbegabung passen- mal darüber nachgedacht?
Ansonsten fällt mir halt auf, wie du über deine eigene Tochter schreibst. Ich kann nachvollziehen, dass sie in deiner Umgebung unruhig wird, oder Emotionen unterdrückt. Sie will dann vielleicht wirklich keine Angriffsfläche bieten:
Du kreidest ihr an, eiskalt auf den Tod der Oma zu reagieren- aber ich finde es viel schlimmer, wie du über dein Kind schreibst und ankreidest, dass es in Tränen ausbricht, sobald du die Stimme erhebst. Mir würde es das Herz brechen, mein Kind so zu sehen- aber du notierst einen einen Eintrag auf deiner imaginären Symptomliste.
Das Verhalten deiner Tochter würde ich nach dem, was du beschreibst, normal finden.
Denk nochmal über dein Verhalten und deine Einstellung ggü deinem Kind nach. Geh liebevoller mit ihr um, änder die Lernumgebung. Bewegt sie sich genug?
Liebe Grüße
Schoko
Ich würde mich an die Schule wenden.
Wir, als Grundschule, haben viele Kooperationspartner, die sich solche Kinder anschauen oder aber einen Arzt, eine Praxis benennen können, die weiter helfen kann.