Hallo zusammen.
Mein Sohn (6) wurde im Sommer eingeschult.
Letze Woche hatten wir Elternsprechtag.
Laut Lehrern ist er ( ich zitiere)
- unheimlich reif im Kopf.
- hat ein faszinierendes Allgemeinwissen
- ist seinen Mitschülern schulisch weit voraus
- ist unheimlich interessiert, neugierig und perfektionistisch.
ABER !!!
- Er benimmt sich wie die Axt im Wald.
-Er haut/boxt/tritt.
-Er kann nicht mit Konfliktsituationen umgehen.
Schaltet auf Durchzug,versteckt sich unter dem Tisch,macht Augen und Ohren und lässt sich von niemanden etwas sagen,wenn er der Meinung ist dass er im Recht ist.
Zuhause habe ich natürlich mit ihm zu reden und er ist dann auch einsichtig und entschuldigt sich für sein Verhalten. Am nächsten Tag ist aber alles wieder vergessen und er fängt wieder an andere Kinder zu boxen,weil die anderen " ihn genervt haben" "der Schuh versteckt wurde" "weil ihm sein Stift genommen worden ist"...
Er fühl sich nach seinen Aussagen,ungerecht behandelt und ist von allen genervt .
Ich bin völlig überfordert mit der Situation...
Ich habe das Gefühl dass ich dieses Kind von dem da gesprochen wird, garnicht kenne. Er ist Zuhause vollkommen normal...
Ich habe auch bereits mit seinen Erzoehern aus dem KiGa gesprochen wo er vorher war.
Alle sind völlig erschrocken und kennen meinen Sohn so nicht.
Ich bin so verzweifelt. Ich habe Sorge, dass das Kind abgestempelt wird.
Ich bin vollkommen ratlos
Ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden?
Während im Kindergarten für den einzelnen mehr Zeit ist, fällt das in der Schule, abhängig von Lehrer, Klassenstärke, individueller Situation oft weg und es wird der Einfachheit halber alles über einen Kamm geschert.
Kannst du seine Einzelsituationen denn nachvollziehen? Also hat er recht, wenn er sich im Recht fühlt? Nehmen wir an, er wäre im Recht, warum ist die Situation dann so, dass er erst unangenehm auffallen muss, um auf sein Recht aufmerksam zu machen?
Deine Beispiele:
- genervt sein —> ja, das kann ein paar Jahre dauern zu lernen damit umzugehen
- Schuh versteckt —> ja, da wäre ich auch sauer und als Mutter noch mal doppelt
- Stift weg —> ebenso. Ja, vielleicht ist das was, womit man in der Grundschule rechnen muss, aber ich würde mich als Kind auch schlecht fühlen.
Nehmen wir an, dein Kind hat Unrecht, wenn er sich selbst im Recht fühlt, dann müsstest du vermutlich versuchen an seinem Grundverständnis zu arbeiten. Klingt für mich aber nicht so.
Ansonsten geht es eher darum, wie er besser damit umgehen kann, dass immer „einstecken“ und „zurück stecken“ muss.
Kennst du andere Eltern? Fühlen sich seine Mitschüler durch ihn auch genervt? Hat dein Sohn das Gefühl, er müsste eigentlich eine andere Sprache sprechen, um mit seinen Mitschülern zu kommunizieren?
Mein Vorschlag: Klamüser mit ihm Einzelsituationen aus (also analysieren; ich mag klamüsern). Wie war die Situation genau, was war der Auslöser? Stell dich erstmal komplett auf seine Seite, um seine Reaktion wirklich nachvollziehen zu können. Danach kann man überlegen, wie man das ‚schul-kompatibel‘ bekommt. Passt das? Also hast du das Gefühl, dass du mit deinem Kind auf der Ebene reden kannst?
Und ich rate zu einem IQ-Test bzw. Termin beim KJP, kann aber drei bis sechs Monate dauern, bis ihr einen Termin bekommt. Vermutlich hat eure Grundschule auch einen Schulpsychologen und einen Sozialberater. Kann auch gut sein, wichtig ist jedoch vor allem, jemanden zu finden, bei dem sich dein Sohn wohlfühlt
Alles Gute
PS: welches Bundesland?
Danke für deine Antwort.
Wir kommen aus NRW
Also wenn man sich einige Situationen mal genauer anschaut,hat der kurze in einige Sachen Recht.
Beispielsweise gestern.
Kind hat bis 12:00 normalen Unterricht und danach OGS(offeneganztags Schule) bis 15:00 mit Hausaufgabenbetreuung ect.
Lehrerin sagt um 12:00 zu den Kindern "packt eure Hausaufgaben für Zuhause in den Tournister ein "
Mein Kind packt seine Hausaufgaben in die Ablage unter dem Tisch.
Lehrerin spricht meinen Sohn erneut an, dass er seine Hausaufgaben in den Tournister packen soll.
Kind : Nein,wir haben nun Pause und nach der Pause kommen wir mit der OGS in das Klassenzimmer zurück und machen hier unsere Hausaufgaben. Es ist doch total unlogisch die Hausaufgaben + Tournister mit in die Pause zu nehmen und diese mitzuschleppen.
Lehrerin: ja mag wohl sein,aber stell dir mal vor dir passiert etwas in der Pause und deine Mama muss dich abholen und du hättest deine Hausaufgaben nicht dabei.
Kind: äußerst unwahrscheinlich dass mir in den nächsten 15 min etwas passiert und wenn doch,kann ich diese immer noch holen.
Resultat-> Anruf bei mir... Kind fügt sich nicht.
Ich habe über einen IQ Test nachgedacht.
Da meiner Meinung nach sehr viele Zeichen dafür sprechen.
-In der Schule fangen die grade mit leichten Plusaufgaben bis 10 an. Zuhause rechnet er schriftlich ( aus Spaß & freiwillig) bis 1000. Wenn er die Entscheidung hat zwischen üben und spielen,entscheidet er sich für üben und lernen.
Allerdings habe ich große Sorge, Sorge nicht für voll genommen zu werden und Sorge vor einem möglichen Ergebniss.
Sobald ein Kind nicht der Norm entspricht/ anders ist/ wird es sofort als lästig empfunden. Sieht man an der Situation gestern.
Von anderen Eltern habe ich bislang noch nichts gehört.
Ich bin mit der situation einfach überfordert und weiß meinem Kind nicht zu helfen. Zuhause ist er ganz anders, bis auf ein paar gewöhnliche Geschwisterrevalitäten ist es Zuhause ganz entspannt und harmonisch.
Das könnte auch mein Kind gewesen sein und ehrlich, ich würde es als Mutter genauso sehen.
Mich nervt diese Starrsinnigkeit, die in der Schule ja oftmals häufiger aufkommt, ebenfalls massiv, auch wenn ich die Gründe dafür teilweise nachvollziehen kann.
Bei uns kamen ebenfalls schon ähnlich geartete Situationen auf, in denen das Kind wirklich logisch argumentierte und die Vorgaben der Lehrerin einfach nicht begreifen konnte (ich ebenfalls nicht).
Ich schaue dann, ob wir daheim Alternativen finden können. Sind es zu massive Dinge, spreche ICH mit der Lehrerin.
Ansonsten, gibt es keine Alternativen und ist es nix drastisches, dann sage ich meinem Kind, dass ich auf seiner Seite stehe und das ebenfalls nicht nachvollziehen kann, es sich aber dennoch an die Regeln halten muss.
Dieser Mischmasch klappt bei uns sehr gut, da mein Kind sieht, es gibt Dinge, die sind der Diskussion wert, wenn sie grenzüberschreitend sind und es gibt Dinge, da lohnt das Diskutieren nicht mal.
Und wieder der Tipp:
Über Gefühle sprechen!
Wie sie heißen, sollte er ja wissen.
Aber wie man Gefühle bei anderen erkennt und wie man sie frühzeitig bei sich selbst wahrnehmen kann, darüber kann man gut in dem Alter sprechen. Und dann auch, was er tun kann, wenn ihm alles zu viel wird und er sich ungerecht behandelt fühlt. Dass er rechtzeitig Hilfe holt oder Sätze einübt, mit den er sich helfen kann.
Es kann aber natürlich auch sein, dass eine besondere Sensibilität oder eine sonstige Diagnose dahinter steckt.
Oh wir sprechen über Gefühle.. mehr den je.. 😄
Er ist in der Situation in der er Austeilt "wütend, genervt und missverstanden".
Es nervt ihn dass andere Kinder in der Schule lauter sind.
Es nervt ihn, dass die anderen Kinder länger brauchen im Unterricht als er.
Es nervt ihn wenn seine Mitschüler albern sind.
Es macht ihn wütend, wenn man ungefragt an seine Sachen geht ( egal ob Mitschüler oder Lehrkraft)
Also wirklich die kleinsten Dinge im Schulalltag,die sich garnicht vermeiden lassen,bringen ihn auf die Palme..
Und was gibst Du ihm für Strategien an die Hand?
Wie hat er sich vor der Einschulung im Kindergarten verhalten?
Im Kindergarten war alles okey.
Er war nie zurückhaltend oder schüchtern , eher"einfühlsam und hilfsbereit".
Es gab hin und wieder mal Streit zwischen Kindern, wo mein Sohn aber komischer weise niemals Handgreiflich wurde. Er hat dann eher verbal ausgeteilt oder hat sich umgedreht und ist gegangen. ( so die Aussage von der Erzieherin)
Hallo,
ich kann deine Gefühlslage sehr gut nachvollziehen. Kenne das von meinem Sohn auch. Wie viele Kinder kennt er denn aus seiner Klasse? Hat er schon Kontakte knüpfen können? Was für Tipps oder Vorschläge hat die Lehrerin gemacht?
Liebe Grüße
Isabel
Er kannte vorab 5 Jungs aus seiner Klasse, die bereit mit ihm im KiGa waren.
Mit denen er sich bis auf kleine Streitereien immer gut verstanden hat.
Die Lehrerin bittet mich,mit meinem Sohn zu reden und spricht von unterforderung im Unterricht.
Mein Sohn weiß, dass man nicht haut/boxt ect.
Wenn ich mit ihm rede,ist er auch einsichtig und möchte sich bei der Person entschuldigen. Am nächsten Tag geht das Theater aber in die nächste Runde.
Und was schlägt die Lehrerin konkret vor um die Unterforderung aufzufangen?
Du kannst zu Hause soviel mit ihm reden wie du willst, das ändert nichts an der Situation IN der Schule und an der Unterforderung. Da würde ich schon bei der Lehrerin noch mal um ein Gespräch bitten. Wenn da von der Lehrerin nichts kommt, dann wende dich an die/den Schulpsychologin/en und/oder die Schulleitung.
Nicht warten !
Nimm die Sache in Angriff. Besuche eine Beratungsstelle, versuche passenden Ergotherapie zu finden.
Und bleibe Im Dialog mit der Lehrerin, am besten über ein Heft in dem sie dir eine kurze Tagesrückmeldung gibt.
Kannst du kaufen, da wird dann für jeden Tag die Sonne, die Wolken oder das Gewitter angekreuzt.
Dann sieht dein Sohn auch irgendwann die Tragweite seines Verhaltens.
Unser Sohn war ähnlich mit Ergotherapie hat es sich deutlich gebessert. Trotzdem bleibt er unterfordert
Mir ist gerade noch was bei deinem Beitrag aufgefallen: „versteckt sich unterm Tisch“
Meine Tochter hat gerne ein Kapuze über den Kopf gezogen; das ist aber nicht bei allen Lehrkräften erlaubt.
Auch Kopfhörer könnten eine kurzfristige Lösung sein. Und ein Platz ganz vorne am Rand, damit er möglichst wenig vom Rest der Klasse mitbekommt. Wenn er der Klasse eh voraus ist, könnte er auch ganz woanders sitzen (Nebenraum?) und sich mit anderen Dingen beschäftigen.
ich würde sagen, er langweilt sich, nimm das Gespäch mit dem Lehrer nochmals auf, frage ob ein IQ-Test etwas bringen würde. ich denbke dein Kind braucht mehr Futter
Ich erkenne in vielen Dingen sehr meinen Sohn wieder.
Auch er hatte in der Grundschule so seine Probleme - hauptsächlich mit der Frustrationstoleranz und seinem Perfektionismus.
Ihm war es teilweise zu unruhig in der Klasse, was er eine gewisse Zeit kompensieren konnte, aber irgendwann wurde es eben zuviel und er ist ausgerastet.
Wenn etwas nicht gleich funktioniert hat, wie er es sich vorgestellt hat oder er doch mal etwas nicht auf Anhieb verstanden hat, war er gleich sehr verzweifelt. Da haben manche Kinder natürlich auch gern mal ausgenutzt und er wurde dann auch mal geärgert, was das Ganze nicht gerade besser gemacht hat.
Auch er hat ein starkes Gerechtigskeitsempfinden.
Ein Ergotherapeut hat ihn so eingeschätzt, dass er sehr sensibel ist, viel aus der Umgebung aufnimmt, schnell denkt, aber dadurch auch "Unwichtiges" nur schlecht herausfiltern kann. Es wirken zuviele Eindrücke auf ihn ein, was ihn dann überfordert. Auch im Kindergarten hat er sich gerne zurückgezogen, wenn es ihm zuviel wurde, was in der Schule natürlich nicht immer funktioniert.
Er ist inzwischen in der 6.Klasse und kann alles viel besser steuern. Wutanfälle gibt es inzwischen kaum noch.
Es kommt bei euch sicher auch noch dazu, dass sich euer Sohn langweilt, ihm fehlt die Forderung. Man wird doch selbst auf Dauer gefrustet, wenn man so vor sich hindümpelt. Vielleicht hat er sich die Schule auch so vorgestellt, dass er jetzt ganz viel lernt und ist enttäuscht.
Also - google mal nach dem Thema Hochsensibilität / Hochbegabung. Ich denke, da wirst du viele Parallelen zu deinem Sohn finden.
Hat dein Kind einen IQ-Test gemacht?
Ja, es wurden alle 3 Kinder getestet.