Buch „der Vorleser“ in Klasse 9

Hallo zusammen,

Ich bin gerade total außer mir und entsetzt über den deutsch Unterricht.
Es geht um Gymnasium 9 Klasse. Die Kinder haben angefangen das Buch „der Vorleser“ zu lesen. Das Buch ist grundsätzlich in Sek. 1 behandelbar, wenngleich die Lehrer Begleitliteratur eher auf Sek. 2 zugeschnitten ist.

Das Buch ist nicht vorbereitet worden. Der Unterricht in Geschichte und Politik ist auch noch nicht soweit. Die Lehrerin hat das Buch einfach ausgeteilt und lässt die Kinder lesen. Es wird nicht darüber gesprochen oder überwacht wie weit die Kinder im Buch sind.
Meine Tochter beschäftigt das sehr und wir arbeiten die Inhalte des Buches zu Hause mit ihr auf. Sie berichtet das auch andere Kinder verstört sind von manchen Passagen. Verständlich bei dem Inhalt.
Die Lehrerin, mit der ich heute telefoniert habe, ist der Meinung die Kinder könnten das Buch so lesen ohne Begleitung und Hintergrund Informationen. Es ist den Kinder als Liebesgeschichte verkauft worden, wie/was die Kinder bezüglich der „Liebesgeschichte“ fühlen und denken ist mal angesprochen aber nicht weiter behandelt worden. Sie wolle das im Nachgang erst besprechen.
Ich finde diese Herangehensweise vollkommen ungeeignet für das Buch. Mit anderen Büchern mag das gehen.

Tatsächlich war ich unsicher was ich davon halten soll jetzt nach dem Telefonat bin ich vollkommen besorgt. Ich werde da auch entsprechend tätig und meine Tochter in den anderen Deutsch Kurs setzten lassen.

Haben eure Kinder das Buch behandelt? Wenn ja wann und wie? Ich bin ich da so falsch in meiner Wahrnehmung?

Danke fürs lesen liebe Grüße
Anorie

Ps.: mein Mann hat das Buch in Klasse 12 gelesen. Die geschichtlichen Hintergründe waren bekannt und das Buch wurde Schritt für Schritt gelesen und besprochen. Er findet die Herangehensweise auch bedenklich.

20

Hi,
Ich finde es auch problematisch, muss aber auch hinzufügen, dass meine Kinder in Richtung Pubertät etc. eher hintendran sind, da könnte man gedanklich 2-3 Jahre abziehen. Und ich war damals in meiner Entwicklung ebenfalls so. Deswegen kann ich das gut nachvollziehen.

Meine Tochter musste mit 11 Jahren „Im Meer schwimmen Krokodile“ lesen, was ich auch extrem heftig fand, zumal es wegen Home Schooling überhaupt nicht besprochen wurde - das war dann meine Aufgabe.

Zurück zum Thema. Ja, von Holocaust etc. kann man erwarten, dass man auch ohne Geschichtsunterricht schon was weiß. Trotzdem finde ich, dass es was Anderes ist. Zum einen, weil es in der Schule natürlich noch mal anders aufbereitet wird, zum anderen war mir das Thema bei meinem eigenen Aufwachsen einfach viel präsenter. Gefühlt kam das ja jedes Jahr in allen Fächern, außerdem hab ich in meiner Familie sehr viel persönlichen Hintergrund mit Verstecken bis Kriegsende, ausgebombt, Flucht, Vertreibung, Kriegsgefangenschaft … zu Hause wurden immer alte Geschichten erzählt. Das ist heute doch deutlich weniger.

Auch die Liebesgeschichte ist ja nun alles andere als typisch. Schwierig.
Ich als 14-Jährige hätte das wahrscheinlich alles nur eklig gefunden.

Ohne Begleitung finde ich das auch nicht in Ordnung. Ich glaube allerdings, dass du nichts dran ändern kannst. Das hieße ja, in den Unterricht reinzupfuschen… MMn kann man bei Gesprächen mit Lehrkräften viel über das Drumherum reden, konstruktiv zusammen etc., aber hier greifst du ja direkt in die Lehrkompetenz an.

Was sieht es denn mit den anderen Eltern aus? Habt ihr eine Elternvertretung? Vielleicht kann man, wenn es wirklich einige sind, mit dem Wunsch, das stärker aufzuarbeiten an die Lehrkraft herantreten. Aber dann konkret, ob zB ein bestimmter Film im Deutsch- oder Geschichtsunterricht geguckt werden könne (ich bin sicher, Ge-Lehrer kennen da was Geeignetes).

Ich bin jetzt auch nicht der Meinung, dass man die Kinder von allem fern halten soll, die sollen sich ruhig auch mit schwierigen Themen auseinandersetzen, aber man muss es halt entsprechend begleiten.

Soweit meine Gedanken dazu.
Viele Grüße

25

Tatsächlich habe ich ihr meine Bedenken geäußert und es war ihr egal.
Und ja ich habe eigegriffen Lehrer können sich nicht alles erlauben.

Beim Elternabend sind mit Glück 5 Eltern da. Leider ist da also kein Kontakt möglich.

31

„Lehrer können sich nicht alles erlauben“

Äh tut mir leid, aber Lehrer verbringen oft mehr Zeit mit den Kindern als einige Eltern selbst es tun. Kinder verhalten sich in der Schule auch oft anders als zu Hause. Die Lehrerin hat die Fachkompetenz, sie kennt den Lehrplan und entscheidet, wann und in welcher Form welche Lektüre behandelt wird.
Du tust gerade so, als hätte die Dame den Kindern einfach Videos aus einem KZ gezeigt, von Leichenbergen und anderen Grausamkeiten.

4

Ich unterrichte Deutsch am Gym. "Der Vorleser" ist eine sehr, sehr bewährte Lektüre für 9 oder 10. Ein Buch vor der Arbeit im Unterricht zuhause selbstständig ganz lesen zu lassen, ist eine gängige Methode und funktional. Der Text enthält wirklich nichts, was für 14jährige extrem verstörend sein sollte. Dass sie die Inhalte angreifen und nicht kalt lassen, ist super und gewollt. Das ist Teil dessen, was Literatur kann und tut und warum man sie liest.

10

Ich finde es sehr interessant das Lehrer meinen diese Methode sei bei DIESEM Buch die richtige.
Meine Tochter ist eher sparsam was erzählen aus der Schule betrifft aber seit sie dieses Buch hat reden wir da viel drüber. Sie MUSS darüber sprechen.
Ich finde es unverantwortlich die Kinder mit ihren Fragen alleine zu lassen. Das kann pädagogisch keinen Sinn machen.

Mit anderen Büchern ist das mit Sicherheit eine gute Taktik aber es allgemein für jedes Buch zu machen finde ich nicht richtig.

34

Aber dein Kind ist doch gar nicht alleine gelassen? Sie liest das jetzt, vermutlich mit einer begleitenden Aufgabe (muss nicht, kann), z.B. ein Lesetagebuch, wo sie nach jedem gelesenen Abschnitt Refelxionsfragen beantwortet. Und sie lebt ja nicht alleine im Wald, sondern daheim, sie redet mit dir, ist doch alles gut. Freu dich doch, dass sie sich mit Literatur intensiv auseinandersetzt und dich miteinbezieht, ist ein sehr gutes gemeines Thema. Das ist dann die Basis der gemeinsamen Lernaktivitäten im Unterricht mit der Ganzschrift, wo sicherlich noch eine Menge erarbeitet werden wird. Ich denke, du musst dir keine Sorgen machen.

1

Schwierig,…
Ich hab das Buch auch in der 9. Klasse gelesen, und hatte damit kein Problem. In der 9. Klasse war aber auch das Thema in Geschichte schon 100 mal durchgekaut.

Der Film ist übrigens FSK 12.

Ich hätte damit kein Problem. Den Kurs würde mein Kind deswegen nicht wechseln.

2

Dass ich das Buch gelesen habe ist länger her. Aber es war in der 9. oder 10. Klasse. Grundwissen über den Holocaust waren da vorhanden. Wo liegen deine Bedenken?

7

Meine Tochter sowie auch andere Kinder sind damit überfordert. Tatsächlich haben viele mit dem ersten Teil mehr Probleme. Der zweite Teil ist für meine Tochter wegen fehlender Hintergründe eher schwierig aber deutlich weniger verstörend.

Mich stört die Art des Vorgehens und das die Kinder alleine gelassen werden. Wir als Eltern arbeiten das zu Hause auf. Das können aber nicht alle.

13

Sorry, s ist wie gesagt länger her, dass ich es gelesen habe. Was meinst du mit dem eresten Teil konkret? Sex?

weitere Kommentare laden
3

Hallo,

warum bist Du "entsetzt"?
Die Kids sind in der neunten Klasse. Deine Tochter ist 14. Welches Bundesland seid Ihr denn, dass die Thematik noch nicht besprochen wurde? Das kommt hier nahezu jährlich ab der siebten.
In Deutsch ist es hier auch häufig üblich, dass Literatur erst einmal zu Hause durchgelesen werden soll und dann erst im zweiten Durchgang im Unterricht Schritt für Schritt besprochen wird.

Frage:
"...Ich werde da auch entsprechend tätig und meine Tochter in den anderen Deutsch Kurs setzten lassen....." Wie funktioniert denn so etwas? Das ginge hier nur mit Schulwechsel; aber wegen eines Buches? Und wer weiß, vielleicht steht's auch ausdrücklich bei Euch auf dem Bildungsplan.

8

Das Bücher erst zu Hause gelesen werden und dann besprochen werden ist kein grundsätzliches Problem. Ein jedoch so komplexes Buch mit solchen Inhalten sollte meiner Meinung nach begleitet werden.
Auch hier gibt es die Möglichkeit die Kinder das Buch Etappen Weise lesen zu lassen und zu bearbeiten.

Wie das mit dem Deutschkurs funktioniert habe ich doch erklärt. Sie geht in den ANDEREN. Das impliziert das es zwei gibt.

11

Was genau meinst Du denn mit "solchen Inhalten"?
Werde doch mal konkret, man kann ja nur Vermutungen anstellen, was Dich an dem Buch für eine 9.Klasse stört.

Oben sagst Du, die Kinder hätten größtenteils Probleme mit dem ersten Teil.
Ich verstehe es einfach nicht, erklär doch bitte mal.

Und entschuldige bitte, dass ich wegen des Deutschkurses gefragt habe. Es war mir bisher unbekannt, dass es in einer Stufe zeitgleich mehrere Kurse einer Fachrichtung gibt. Aber auch in diesem Fall wäre ich mir nicht sicher, ob das Buch nicht in einem anderen Kurs ebenso behandelt wird.

weiteren Kommentar laden
5

Ich verstehe nicht so richtig, wo du das Problem siehst. Ich kenne das Buch und fand es gut. Meine Tochter, (14) hat es in meinem Bücherregal gefunden, gelesen und fand es gut. Weitaus besser als 'Der Junge im gestreiften Pyjama' übrigens. Über 'Der Vorleser' haben wir uns teilweise recht lange und intensiv unterhalten, über das andere Machwerk hat sie sich eigentlich nur aufgeregt.
In Geschichte sind sie gerade (auch 9. Klasse Gymnasium, wir leben in Bayern) bei der Weimarer Republik.

Wenn deiner Tochter bislang die geschichtlichen Hintergründe nicht bekannt (gewesen) sein sollten, finde ich diese Tatsache allerdings auch bedenklich. Allerdings wäre das nicht das Versäumnis der Schule.

14

Da haben wir es doch. Deine Tochter hatte bedarf über das Buch zu sprechen. Genau das machen wir mit ihr auch.
Was mich stört ist das die Lehrerin das Buch lesen lässt und sich nich darum kümmert das die Kinder darüber reden müssen.

Was den Vorwurf des Versäumnis angeht die geschichtlichen Hintergründe zu besprechen. Wir haben darüber selbstverständlich gesprochen und es ist ihr nicht fremd. Allerdings gibt es einen Unterschied ob wir mit ihr sprechen oder die Schule es im Unterricht behandelt.

19

Meine Tochter hat grundsätzlich großen Redebdarf, gerade, wenn es um Bücher geht, die wir beide gelesen haben.

Und ja, natürlich macht es einen Unterschied, ob Themen zu Hause besprochen werden oder in der Schule. Die Thematik Zweiter Weltkrieg und Holocaust gehört, finde ich, im Elternhaus besprochen. Wobei, besprochen ist das falsche Wort. Meine Kinder sind damit aufgewachsen. Die wollten schon als Kindergartenkinder wissen, weshalb es Stolpersteine gibt, weil die ganz anders aussehen, als die anderen. Das war so die erste 'Begegnung' mit dem Thema und natürlich habe ich ihnen gesagt, weshalb die da sind. Da gab es also keine 'Aufklärung', sie sind in das Thema reingewachsen. Bücher darüber gibt es bei uns zu Hause zuhauf und meine Tochter hat schon fast alle durch.

In der Schule sollte das Thema, finde ich, nur noch 'nachbearbeitet' werden müssen. Aber ich weiß, die Realität sieht anders aus. Viele Eltern schieben diese Verantwortung gerne an die Schule ab. Meine Tochter ist tatsächlich auch die einzige in ihrer Klasse, die schon einmal in einem ehemaligen Konzentrationslager war.

weiteren Kommentar laden
6

cool, dein Mann wies noch, in welcher Klasse er ein Buch gelesen hat!
ich finde du übertreibst, wir haben das Thema Holocuast aber auch zu Hause ganz klar besprochen, sowie Diekriminierungen und Verbrechen der Nazies, sind aber eventuell vorbelastet, da mein Grossvater als Gegner öffentlich hingerichtet wurde und mein Vater in eine Rchtskonform Familie verbracht, sowie das ganze Eigentum requiriert und meine Grossmutter in Sippenhaft gesprerrt wurde, das ist auch in dr nächsten Generation nach ein Thema bei uns

15

Ja mein Mann weiß das noch… andere die hier geantwortet haben offensichtlich auch 🙄.
Eher wenig überraschend.

Es geht auch nicht nur um den Holocaust Bezug. Meine Tochter (andere Kinder auch) hat tatsächlich Teil eins mehr zu schaffen gemacht.

43

Hat es ihr das wirklich? Oder meinst du das nur?

Bei uns hat das der gesamte Jahrgang in Klasse 9 gelesen.
Du, da haben wir auf dem Schulhof aber schlimmere Stories ausgetauscht.

Was ist denn dein Problem damit genau? Du kommst ja null auf den Punkt.

9

Hallo,

von welchen Passagen sind denn die Kinder verstört?

Ich unterrichte am Gymnasium und halte Schlinks Vorleser aus ganz anderen Gründen nicht unbedingt als Lektüre für eine 9 geeignet. Das geht aber mehr in die Richtung "Perlen vor die Säue", da man so viel daran erarbeiten kann, dass ich es mit Freuden in einem Oberstufen-LK unterrichten würde.

"Schockierend" finde ich den Roman gar nicht. Ich finde es besonders geeignet, die Banalität des Bösen aufzuzeigen und das finde ich eine ganz wichtige Lektion auch für 9.Klässler, gerade heute, das Menschen nicht böse sind, sondern böse Entscheidungen aus Angst, Egoismus, Eitelkeit etc. treffen.

Ich finde es, mit Verlaub, wirklich ein bisschen albern, zu erwägen, das Kind in die Parallelklasse deswegen versetzen zu lassen und bin gespannt, ob ihr damit durchkommt.
Habt ihr mal überlegt, wie das für eure Tochter so wird im Umgang mit pubertierenden Gleichaltrigen, wenb Helikopter-Mami und -papi sie in Watte packen?

Warum überhaupt findet ihr es so schlimm, dass eure Tochter mit dem Dritten Reich konfrontiert wird? Und wie soll eine Konfrontation stattfinden, ohne das sie geschockt ist? Der Holocaust ist nun mal schockierend und kein Vogelschiss in der Geschichte...

Und wenn ihr das als Eltern aufarbeitet und begleitet: prima! Das ist eure Aufgabe, finde ich.

Mein Sohn ist 9. Er weiß, was Nazis und was der Holocaust sind. Wir schauen Logo, er hat die Bundestagswahl mitverfolgt und Fragen zur AfD gehabt.

Wie seid ihr bisher um das Thema rumgekommen zuhause? Ernst gemeinte Frage!!

17

Danke du verstehst es #danke

„ Wie seid ihr bisher um das Thema rumgekommen zuhause? Ernst gemeinte Frage!!“

Gar nicht #klatsch habe ich auch nie behauptet. Es gibt nur einen Unterschied zwischen wir sprechen oder die Schule Unterrichtet.
Sonnst bräuchte ich auch keine Schule oder?

18

Ich verstehe es immer noch nicht.
Was sollte die Schule deiner Meinung nach denn nun tun?

weiteren Kommentar laden
12

Wir hatten in der 9. Klasse George Orwell "1984", das ist verstörender als "Der Vorleser". Heute habe ich den Eindruck, man versucht Kinder zu verhätscheln und vor der Grausamkeit der Realität zu bewahren, aber in Zeiten der sozialen Medien kommen die Neuntklässler mit anderen Themen in Kontakt.