Emotionale schulreife - Einschulung mit 5?

Hallo🙋🏻‍♀️

Wir sind im Moment sehr unentschlossen bezgl. Einschulung im Sommer.
Unsere Tochter wird am 15.09. 6 Jahre alt .
Bei uns in Niedersachsen ist das ein „Flexi - Kind „( alle vom 1.7. - 30.9) können freiwillig zurück gestellt werden , dafür müssen wir Eltern bis zum 1.5. Bescheid geben.

Sie ist kognitiv fit , uns macht die emotionale / soziale Entwicklung sorgen .
Sie ist sehr schüchtern , ängstlich , kann sich schwer trennen , hat Probleme in ungewohnten Situationen . Im Kindergarten fühlt sie sich aber wohl und hat dort eine 5 er Mädelsgruppe als Freundinnen .
Sie kennen sich zum Teil schon 3 Jahre , alle Mädels kommen im Sommer in die Schule , sind aber auch mindestens 8 Monate älter , zum Teil sogar 1 Jahr älter .
Die Hälfte der Kita Gruppe kommt zur Schule , die andere Hälfte ist erst 3 bzw 4 Jahre alt , ihr würde im Sommer nur 1 Junge aus ihrer Gruppe bleiben, der auch nächstes Jahr erst zur Schule kommt .

Ich würde sie eigentlich noch 1 Jahr im Kindergarten lassen, aber sie ist jetzt schon ganz traurig , wenn sie fragt , ob sie dann im Sommer auch in die Schule kommt mit ihren Freundinnen und ich dann sage , dass wir es noch nicht wissen .

Die Einschulungsuntersuchung kommt erst im April , Entwicklungsgespräch im Kindergarten ist nächste Woche.

Mir tut der Gedanke wahnsinnig leid , sie aus den Freundschaften zu reißen und nicht zu wissen , wie es dann nächstes Jahr zur Einschulung aussieht, ob sie dann überhaupt noch gerne in den Kindergarten geht.

So schwer hatte ich mir das nicht vorgestellt 🙈

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Hi,

bei einem Kind, dass sich nur schwer trennen kann halte ich eine vorzeitige Einschulung für absolut nicht sinnvoll. Die kognitive Reife bringen übrigens sehr viele Kinder mit 5 schon mit....die sozial- emotionale Reife aber eben nicht.
Die Freundschaften dürfen nicht ausschlaggebend sein, diese ändern sich in der Schule tatsächlich sehr oft.

Liebe Grüße

Isabel (Grundschullehrerin)

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Hallo Isabel,

deine Antwort wirkt komplett vernünftig, aber ich finde sie gleichzeitig wahnsinnig frustrierend. Kognitiv bereit aber nicht bereit, unsere Version von Schule durchzustehen. Ist es nicht eigentlich schade, dass wir die Kinder nicht da abfangen können, wo sie stehen? Also Kindergarten und schule zusammen bringen? Das Emotionale besser auffangen oder eben mehr im Kindergarten anbieten?
Statt dessen gucken wir, dass alle möglichst ins gleiche Raster passen, warten ab, lassen die Kinder vor sich hindümpeln, warten, bis sie emotional bereit sind, und lassen sie in der Zwischendurch kognitiv verkümmern.
Irgendwie keine gute Geasmtaussage für unser System.

(Ja, ich weiß, mag überspitzt sein. Ich finde es halt einfach frustrierend. Lest uns einfach dafür sorgen, dass die Kinde ins System passen.)

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Hallo!
Meine Meinung dazu:
Wenn sie noch nicht so weit ist, bringt es auch nichts das die Freundinnen da sind. Dann lieber noch ein Jahr Zeit lassen, es gibt noch andere Kinder in der Kita die auch Freunde werden können. Den Kontakt zu den jetzigen Freundinnen kann sie privat haben.

Liebe Grüße!

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Hi, ich bin eigentlich kein Freund von früher Einschulung, aber in Eurem Fall ist es ja ein Einschulung mit 5 11/12. In einem halben Jahr kann noch viel passieren und Du hast ja noch das Entwicklungsgespräch und die Untersuchung um Dir Meinungen zu holen.
Trennungssituationen, positive neue Situationen gab und gibt es jetzt mit Corona ja auch nur sehr wenig, es ist ja die Hoffnung, dass das mit Frühling und Sommer besser wird und entsprechende Erfahrungen gesammelt werden können.

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Mein Sohn ist am selben Tag geboren (ein paar Jahre eher). Hier in Bayern war damals alles bis 30.9. ein Muss-Kind. Bei uns hat es sehr gut funktioniert, obwohl er auch recht ängstlich und vorsichtig ist. Ich an deiner Stelle würde die Gespräche mit dem Kindergarten abwarten und der Einschulungsuntersuchung. Bis Schulbeginn ist noch viel Zeit, da machen sie nochmal einen guten Schub. Die Freunde wären mir nicht so wichtig, das ändert sich eh in der Schule.

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Hallo,

Unser Sohn wird Ende September 6 Jahre alt und ein Kann-Kind.

Wir wollten ihn eigentlich nicht einschulen, aber wir mussten leider feststellen, dass es ihm im Kindergarten seit fast einem Jahr immer langweiliger wurde. Er wurde immer antriebsloser und zog sich immer wieder zurück, normalerweise ist er ein sehr fröhliches offenes Kind. Wir sind sehr froh, dass seine Erzieherin das bemerkt hat und uns ermutigt hat, dass er an das Vorschulprogramm teilnimmt. Seitdem ist er wieder fröhlich und motiviert. Vor Kurzem hat die Kooperationslehrerin mit ihm Aufgaben gemacht und die Empfehlung geht ganz klar für eine Einschulung.

Er hat aber ein großes Selbstbewusstsein, sein Frustrationstoleranz ist sehr gut ausgeprägt und er ist recht ehrgeizig.

Wie ist deine Tochter? Gefällt es ihr im Kindergarten? Ich würde definitiv auf die Untersuchung und auf das Gespräch mit der Erzieherin warten.

Liebe Grüße

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Ich würde sie nicht einschulen. Sie klingt so, dass sie sozial noch ein Jahr gut gebrauchen kann. Es ist nicht gesagt, dass alle wirklich auf diese Schule gehen und bleiben und dann noch was mit ihr zu tun haben. Es werden auch nicht alle in eine Klasse kommen. Dafür kommen in jede Klasse ganz viele neue Kinder. Die Hierarchien und Freundschaften bilden sich meist komplett um. Auch wenn Du sie mir den Freundinnen einschulst, werden viele nach kurzer Zeit nicht mehr so wichtig für sie sein, dafür kamen neue Kinder ins Blickfeld. Und genau das wird nächstes Jahr genauso der Fall sein. Über das Kitajahr wird sie sich mit Kids aus der aktuellen Gruppe anfreunden, mit diesen Freunden wechseln und auch wenn das en Start erleichtert, ist es ein Neuanfang. Wichtig ist nur dass sie tatsächlich schulreif auf die Schule kommt. Und hier lese ich auch bei dir Zweifel raus.

Übrigens: Selbst als meine großen Kinder auf die weiterführende Schule kamen ..... ein riesen Geheule und Liebesbekundungen und dass man sich mit den Freundinnen nie aus den Augen verlieren wird.... Ein Jahr später sind die alle Schnee von gestern, obwohl sie teilweise zur selben Schule gehen, schlicht weil die nicht in der selben Klasse sind und sich neue Cliquen gebildet haben. Stattdessen sind andere interessant geworden.

Klar gibt es Sandkastenfreunde, aber oft auch weil sich die Eltern kennen und gut verstehen und man bestimmte Kinder dann immer wieder sieht, aber Kitafreundschaften nur durch die Zeit in der Kita überleben selten und daher sollte man so große Entscheidungen nie danach ausrichten.

Die Freunde könnten sich nämlich auch in der Klasse von ihr abwenden, wenn sie nicht klar kommt und nicht mithalten kann.

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Hi,

wenn sie eine gute Gruppe von 5 Mädchen hat, mit denen sie sich wohl fühlt, halte ich für eine sehr gute Voraussetzung.

Dass sich die Gruppen neu formieren, was andere schreiben, liest und hört man oft und trifft wohl auch in weiten Teilen zu. ABER, gerade zu Beginn tendieren die Menschen dazu sich zusammenzuglucken. Man hält sich an das, was man kennt. Deswegen kann das für den Start super sein. Und zwar besonders, wenn deine Tochter sich nicht einfach alleine mitten rein stellt und den anderen zuruft: hier bin ich!
Es gibt hier auch immer wieder Beiträge nach dem Tenor, Kind kam mit der besten Freundin in die Schule, aber jetzt in der zweiten Klasse ist da dieses andere Mädchen, jetzt fühlt sich meine Tochter ausgeschlossen oder wird ausgeschlossen, was auch immer, da gibt es viele Varianten. Kann passieren. Es kann aber auch passieren, dass deine Tochter selbst bis dahin jemand anderen gefunden hat.

Die Frage ist: wie geht deine Tochter dann in einem Jahr auf andere zu? Wenn sie vielleicht niemanden kennt oder zumindest niemanden, den sie mag. Stellt sie sich dann alleine hin? Oder zieht sie sich erst recht zurück und ist nur ein Jahr älter?

Als einen wichtigen Aspekt empfinde ich auch die Schule und die Lehrkraft. Es heißt zwar oft, die Lehrer sollen lehren und das Erziehen sollen die Eltern übernehmen, aber das halte ich für Quatsch. Die Kinder verbringen da so viel Zeit und das in einem Alter, in dem sie sehr wohl noch Bezugspersonen brauchen. Ud natürlich müssen die noch mitziehen. Ist ja nichts, was man mal vormittags aussetzt. Man schickt da ja keine Erwachsene hin.

Also, kann gnadenlos schief gehen, genauso aber auch nächstes Jahr.

Erfahrungsbericht von uns:
Kind 1, Aprilkind, also ganz regulär eingeschult. Dieses Ängstliche hat auch sie irgendwann mit 5 entwickelt. Ich denke, da hat sie eben mehr von ihrer Umwelt wahrgenommen und verstanden. Leider waren ihre Freundinnen anderen Schulsprengeln zugeteilt. In ihrer Klasse gab es nur wenige Mädchen, die sich schon aus einem anderen Kindergarten kannten. Meine Tochter hat sich daraufhin komplett zurückgezogen. Da sie aber nicht gestört hat, habe ich vonseiten der Beratungsstellen keinerlei Hilfe erhalten, denn diese waren mehr als genug mit den Störern beschäftigt. Kind stört nicht, Kind hat keine wahnsinnig schlechten Noten, abgehakt.

Kind 2, Novemberkind, hier hatten wir die gleichen Überlegungen wie du jetzt, wobei mein Sohn nicht dieses Ängstliche hatte. Es ging mehr um das Thema Frustrationstoleranz, emotionale Stabilität, was bei ihm auch heute mit 12 Jahren noch schwierig ist. Zu dem Zeitpunkt war in Bayern alles bis 30.9. Musskind, Oktober bis Dezember Kannkind, ab Januar brauchte man ein psychologisches Gutachten zur Früheinschulung. Wir haben mit der Schule gesprochen und haben einen extra-Test gemacht, der ihm eine Schulfähigkeit von 80% bescheinigte. Intellektuell am Anschlag, feinmotorisch mittel (=vollkommen ok), emotional naja so 30%. Damit waren wir also auch nicht klüger. Blieb schwierig, zumal meine Tochter zu der Zeit heulend und mit Bauchschmerzen in die Schule gegangen ist (aber angeblich ja kein Handlungsbedarf). Parallel wurde sein bester Freund zurückgestellt, was für diesen auch vollkommen passend war. Dann kam noch die normale Schulsichtung (bei der Lehrkraft meiner Tochter), die mein Sohn extrem abgeschreckt hat. Daraufhin hat er klar gesagt, dass er nicht will. Und da wir auch unsicher waren, haben wir es gelassen.
Das letzte Kindergartenjahr hat er genossen. Den ganzen Tag spielen. Das Vorschulprogramm, das aber nur alle ein-zwei Wochen mal eine halbe Stunde Zahlen lernen war, durfte er nicht mehr mitmachen, da er das im Jahr davor schon mitgemacht hatte. Aber er sagte, das macht nichts, weil er eh schon alles konnte. Lesen und Schreiben nicht. Da hatte er zwar schon früh Ansätze gezeigt, so dass auch wir Eltern nicht verstanden haben, dass wir dieses Interesse vielleicht hätten ausnutzen sollen; später wollte er dann nämlich nicht mehr...
Als er dann in die Schule kam, hat er sich sozial gut eingelebt, auch wenn das Emotionale weiterhin problematisch blieb. In den ersten zwei Jahren hatte er eine tolle Lehrerin, die ihn gut abgefangen hat, auch wenn er eigentlich nicht einsah, wieso er jetzt lesen oder schreiben lernen sollte. Anstrengend. Da muss man ja was tun, wieso kann das eigentlich nicht so weitergehen mit dem Spielen wie im Kindergarten und sich vorlesen lassen?

In der dritten ging das dann nicht mehr gut, aber das ist eine andere Geschichte. Bei dir geht es ja mehr in Richtung meiner Tochter. Und da würde ich sagen, wenn sie soweit fit ist und die Chance hat mit Freundinnen eingeschult zu werden, würde ich das machen. Ja, auch wenn sie dann nach einem Jahr jammert, weil das mit den Freundschaften nicht mehr so ist. Das gehört dazu. Dann hat sie sich aber hoffentlich bereits in der Schule eingelebt.


Ist es eine große Schule? Bist du mittags zu Hause oder braucht ihr Betreuung? Also, kannst du sie direkt auffangen?

Viele Grüße

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Du solltest bedenken, dass die Möglichkeit besteht, dass Deine Tochter - auch wenn sie gemeinsam mit den Freundinnen eingeschult wird - ohne diese Freundinnen in eine Klasse kommt. Oft können die Kinder zur Einschulung einen oder zwei Freundschaftswünsche angeben, die aber nur berücksichtigt werden, wenn sich die Kinder gegenseitig genannt haben.
Und selbst wenn Deine Tochter mit den Freundinnen in eine Klasse kommt, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich neue Cliquen und Freundschaften bilden und die Freundinnen aus der KiTa unwichtig werden.
Würde Deine Tochter das emotional packen?

Und noch ein Aspekt: Im nächste KiTa-Jahr wäre sie die Grosse. Das könnte ihr Selbstbewusstsein nochmal pushen. Der Altersschnitt ist natürlich ungünstig, aber da würde ich mit den Erzieherinnen sprechen ob man nicht 'umstrukturieren' kann. Es scheint ja mehr als eine KiTa-Gruppe zu geben.

Grüsse
BiDi

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In der Schule würfelt sich das mit den Freundschaften alles sowieso neu und ehrlich gesagt ist die sozial emotionale Reife fast wichtiger als das kognitive.