Korridorkind Bayern

Guten Morgen,
ich beschäftige mich gerade sehr mit der potentiellen Einschulung unseres zweiten Sohnes.
Er wird im September 2023 sechs Jahre und könnte nun dieses Jahr Vorschüler werden. Mit knapp 5 Jahren.
Er hat einen Bruder der aktuell noch in der 2.Klasse ist. Er hat zu ihm ein enges Verhältnis. Beide malen sich schon etwas länger aus, dass sie nächstes Jahr gemeinsam zur Schule laufen, sich auf dem Pausenhof sehen und zusammen im Hort sind. So weit so gut.
Mein Mann möchte ihn 2023 einschulen. Ich halte ihn auch für kognitiv schulreif. Auch die sozial-emotionale Entwicklung ist altersgerecht. Einzig die Aussprache ist noch nicht zu 100%, er spricht zB noch Stein und nicht Schtein. Er ist in logopädischer Behandlung und ich denke schon, dass sich das gibt bis September 2023.
Irgendwie würde ich ihn aber dennoch gerne erst mit fast 7 Jahren einschulen, einfach, weil er noch nicht „muss“ und mit einer Einschulung als Korridorkind dann irgendwie immer der Jüngste ist, klein und zart gebaut ist er auch.
Der Kiga will nun für seine Planung wissen, ob er jetzt im September Vorschüler wird. Mein Sohn ist Feuer und Flamme. Als wir im Gespräch mit ihm angesprochen haben, dass wir uns das aktuell noch offen halten, war er ziemlich erschüttert, vor allem als ihm selbst klar wurde, dass sein Bruder nicht mehr an der Schule sein wird, wenn er später eingeschult wird.
So weit so gut. Mein ursprünglicher Plan, ihn als Vorschüler mitlaufen zu lassen und dann evtl. noch ein Jahr drauf zu setzen, wird nicht klappen. Wir werden ihm das klar kommunizieren müssen, ob er 2023 geht oder nicht. Es würde ihm nicht gut tun, in der Schwebe zu hängen. Sein Freundeskreis geht 2023. Aber auch ein Jahr später sind Kinder dabei, ehe er mag und er ist da auch sehr flexibel.
Mein Mann meint, mein Problem rührt daher, dass er der Kleine ist und ich in Watte packe. Er meint, wir würden ihn ausbremsen, weil wir ihn mit der späteren Einschulung signalisieren, dass wir ihm die Schulreife nicht zutrauen.
Ich bin sehr an euren Meinungen interessiert.
Lg

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Du schilderst die Situation ziemlich reflektiert und ich würde vorschlagen, ihn als Vorschulkind mitlaufen zu lassen mit dem klaren Ziel der Einschulung. Und nur WENN (!!!) sich kurz vorher zeigen SOLLTE, dass er dem ganzen noch nicht gewachsen ist, dann solltet ihr den Plan verwerfen.
Ein Kind, das in die Schule kommen MÖCHTE, kognitiv und sozial-emotional gut entwickelt ist, ist einfach schulreif. Besonders möchte ich hier betonen, dass er Lust auf Schule hat, das ist das beste Zeichen.

Ich glaube fest daran, dass er das Sch bald aussprechen kann.

Ach ja, und einer MUSS der Jüngste sein 😉

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Danke für deine Meinung! Es sind bei mir auch eher so diffuse emotionale Gründe, die gegen eine Einschulung sprechen.

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Meine Oktober Frühchen sind dieses Jahr mit sieben in die Schule gekommen. Sie sind die zweit-ältesten in der Klasse. Alle anderen sind mindestens ein halbes Jahr jünger, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Kann also gut sein dass er gar nicht der jüngste ist.
Wir haben sie als Kann-Kinder auch mit fünf in die Vorschule geschickt und uns dann, auch wegen Corona, gegen eine frühe Einschulung entschieden. Würde ich wieder so machen.

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Hi,

für Logopädie ist noch eine Menge Zeit.
Mir wurde bei meinem Sohn gesagt, das ‚sch‘ sollte allmählich kommen, das Lispeln, das bei meinem Sohn auch Thema war, habe noch länger Zeit. Schließlich kommt auch noch der Zahnwechsel.

Der Rest ist fast Kaffeesatzleserei. Wenn du dir die alten Fragen hier anschaust, findest du immer Leute die von Kindern schreiben, bei denen das gut geklappt hat und umgekehrt oder bei denen zurückstellen die beste Lösung war oder bei denen die Rückstellung das Problem nur verschoben hat.

Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass dein Sohn bis vor kurzem in Bayern noch ein Muss-Kind war. Da hättest du dich ganz schön auf die Hinterbeine stellen müssen, um eine Rückstellung durchzubekommen. Dafür sehe ich in deiner Beschreibung jetzt keinen Grund.

Ich bin aber auch eine, die tendenziell immer pro Einschulung schreibt, weil ich weiß, wie schrecklich es ist, nicht gefordert zu werden.
Aber, wie in paar in dem „Einschulen mit 5“-Strang weiter unten geschrieben haben: das Wichtigste, um stressfrei durch die Grundschule zu kommen, ist, dass er gut ins System passt. Emotional weit genug, um zu erdulden, dass er nur einer von vielen ist, still sein, still sitzen, auch Ungerechtigkeiten erdulden, da vieles über einen Kamm geschert wird.
Und nachdem du schreibst, emotional sei er gut entwickelt, scheinen die Voraussetzungen gut zu sein.

Viele Grüße

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Das mit dem Muss Kind stimmt. Da wäre er bis vor kurzem eh im Pott gewesen.

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Hallo!

Mein Sohn wird dieses Jahr als Kann-Kind eingeschult und ich habe mir so wie du sehr viel Gedanken drüber gemacht.

Ausschlaggebend bei uns war seine Wesenänderung im Herbst (er hat sich zurück gezogen und war antriebslos) und nach Gesprächen mit dem Kindergarten konnte er nachträglich in die Vorschulgruppe rein weiterhin mit der Option auf keine Einschulung. In der Vorschulgruppe ist er wieder der "Alte" und die anderen Kinder haben ihn ohne zu zögern aufgenommen. Die Entscheidung für die Einschulung kam kurz vor der Anmeldung, nachdem die Kooperationslehrerin als auch die Erzieherin für eine Einschulung ausgesprochen haben.

Wie er sich in der Schule behaupten wird, werden wir noch sehen. Aber ich konnte nicht, mein Kind noch 2 Jahre lang unzufrieden im Kindergarten lassen. Selbst Schwimmkurs und Turnen waren für ihn zwar eine Abwechslung, aber nichts mehr.

Wie schätzen die Erzieherinnen deinen Sohn ein? Wie schätzt euer Logopäde wegen dem Sch-Laut ein? Ist dein Sohn noch zufrieden im Kindergarten? Welche Optionen kann der Kindergarten euch noch bieten?

Liebe Grüße

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Wann genau ist dein Sohn geboren?
Im Kiga fühlt er sich grundsätzlich wohl. Er identifiziert sich aber sehr damit, dass er im September Vorschüler wird.
Die Logopädin sagt, dass logopädisch gesehen keine große Baustelle besteht.

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Mein Sohn hat Ende September Geburtstag und wäre bis vor Kurzem auch ein Muss-Kind.

Lass dich nicht all zu sehr von Studien oder auch von Forenmeinungen verunsichern. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Sohn die notwendigen Reife hat (kognitiv, sprachlich, motorisch und vor allem sozial-emotional) und die Erzieherinnen das gleiche empfinden, dann lass ihn einschulen.

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Wir haben unser Kind vor einigen Jahren problemlos in Bayern zurückgestellt.
Für uns war es die richtige Entscheidung obwohl unser Kind kognitiv auch weit war.

Für mich sind andere wichtig gewesen:
Schafft es den Schulweg?
Packt es die richtigen Sachen ein?
Kann es sich melden und fragen formulieren?
Wie arbeitet mein Kind wenn es was machen soll was es nicht mag (ausmalen, einen Buchstaben x-mal schreiben, usw)
Schafft es arbeiten in einer angemessenen Zeit?

Das ganze finde ich wichtiger als dass er den Bruder auf dem Pausenhof sieht.

Wir haben mein Kind übrigens als Vorschulkind laufen lassen und dann erst entschieden ihn noch ein Jahr zu lassen.

Ich würde erstmal im Kiga sagen, dass er ein weiteres Jahr bleibt.

Sollte sich deine Meinung im nächsten Jahr ändern kannst du ihn immer noch "abmelden". Ich kenne keinen kiga der keine Warteliste hat.

Der freigewordene Platz wäre hier schnell wieder vergeben.

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Die Dinge, die du in Bezug auf die sozial-emotionale Entwicklung aufzählst, treffen auf ihn im positiven Sinne zu. Ich finde diese soft-Skills auch sehr wichtig.