Hallo,
ich erhoffe mir etwas Schwarmwissen. Es geht um das Kind einer Freundin. Sie ist erst letztes Jahr nach Deutschland (Bayern) gezogen und hat ein Kind mitgebracht, das zu dem Zeitpunkt kein deutsch oder englisch gesprochen hat. Es war zu dem Zeitpunkt knapp 10 Jahre alt, wird diesen Sommer 11 Jahre.
Hier in Deutschland bietet die Grundschule eine "Deutschklasse" an, die für 3. und 4. Klasse gemeinsam ist, speziell für Migrationskinder. Das Kind war dort also keiner Klasse konkret zugeordnet.
Nun machen die Lehrer Druck, dass das Kind im Herbst aufgrund der Sprachkenntnisse und des Alters auf die Mittelschule wechselt. Das Hauptargument ist das Alter. Die Eltern würden das Kind gerne die 4. Klasse "wiederholen" lassen, damit es sprachlich fitter werden kann. Kognitiv ist das Kind eher gut. In Mathe gut bis sehr gut, in HSU ebenfalls eher gut. Deutsch ist natürlich noch schwer. Der Lehrer dieser Deutschklasse empfiehlt nochmal die 4. Klasse und danach mind. Realschule.
Können die Eltern gegen den Wunsch der Schule das Kind die 4. Klasse "wiederholen" lassen, auch wenn das Kind im Sommer 11 Jahre alt wird? Das Alter ist das eigentlich einzige Argument der Schule, wieso das Kind auf die weiterführende Schule gehen soll.
Ich verstehe die Eltern, die gerne vor der Entscheidung der weiterführenden Schule die Sprache vertiefen wollen (das Kind hat zusätzlich privaten Sprachunterricht). Die Aussage, dass das Kind von der Mittelschule dann ja problemlos aufs Gymnasium wechseln kann, sehe ich nicht unbedingt so, bin aber keine Expertin. Selbst wenn es das täte, würde es dort die 5. Klasse wiederholen müssen, glaube ich.
Vielleicht kennt sich ja jemand aus. Was kann man da raten?
Migrationskind auf Mittelschule wegen des Alters?
Wir wollten unseren Sohn die 4.Klasse wiederholen lassen, das wurde vom Alter her abgelehnt(er wurde mit 6Jahren 10Monaten regulär eingeschult) Wenn das Kind der Bekannten halbwegs fit ist, kann es nach der 5.Klasse auf die Realschule wechseln, muss da aber die 5.wiederholen.
Ich würde mich sofort mit dem Lehrer der Deutschklasse nochmal zusammensetzen.
wenn der empfiehlt die Klasse 4 zu wiederholen hat er ja Gründe dafür und wahrscheinlich ja auch Erfahrung damit, wie das mit Migartionskindern laufen kann
er müßte ja dazu Infos haben, wie man das Kind nochmal zurückstellen kann
Das Alter dürfte kein Argumment sein---
bei meinem Sohn in der Klasse ist auch ein Migartionskind, das Mädel ist jetzt schon 9 und in Klasse 2.....wird also mit 11-- wenn es gut läuft in der 4 Klasse sein.... und zwar regulär nach 4 Jahren Grundschule.....
Zumal jetzt wegen Corona in der Regel es problemlos möglich ist, ein Schuljahr nochmal zu wiederholen..
guck mal auf eurer Kultusseite, dazu müßte da auch was stehen....
Ich verstehe den Wunsch der Eltern. Würde aber auch eher dazu tendieren das Kind in die Mittelschule zu schicken (warum eigentlich nicht gleich auf die Realschule wenn „nur“ die Deutschkenntnisse aufgebessert werden müssen?).
Ich habe selbst einige Sprachenschüler in meiner 5. Klasse unterrichtet und diese sind nach der 5. Klasse ohne Wiederholen in die 6. Klasse der Realschule gegangen. Wenn das Kind kognitiv fit ist, schafft es den Übertritt bestimmt auch nach der 5. Klasse.
So viel älter als alle MitschülerInnen zu sein ist auch nicht unbedingt einfach und es gibt durchaus auch deutsche Kinder, die erst nach der 5. Klasse den Übertritt schaffen.
Wenn es aber wirklich die Empfehlung der Lehrkraft ist (habe ich überlesen) und der ausdrückliche Wunsch der Eltern (vielleicht sollte auch das Kind Koch gefragt werden) und die Schulleitung das ablehnt, würde ich mich an die nächsthöhere Instanz wenden (Regierung der Oberpfalz o.ä.) und mit der zuständigen Behörde besprechen was gemacht werden kann.
Soweit ich weiß ist Bayern eigentlich recht gut aufgestellt gewesen mit Sprachlernklassen die letzten Jahre.
Informiert euch doch einmal welche Angebote es an den Mittelschulen in eurer Umgebung so gibt?
Der Sohn deiner Freundin ist ja kein Einzelfall.
Ich denke langfristig wird er sich unter Gleichaltrigen wohler fühlen.
Es ist ja nicht so, dass er ein Jahr unter „Jüngeren“ ist und dann wieder unter Gleichaltrigen, sondern dass sich das seine gesamte Schullaufbahn fortsetzt. Das sollte man nicht unterschätzen.
Ich war an einer beruflichen Schule tätig und habe es öfter erlebt, dass Schüler deswegen die Schule ganz abgebrochen haben.
Wendet euch ruhig mal an die Schulen in der Umgebung. Oft sind auch Sozialarbeiter (sofern vorhanden) an den Schulen gute Ansprechpartner für gerade solche Fälle.
Liebe Grüße 🍀
Danke für die vielen und interessanten Anregungen.
Das Kind kann nicht auf die Realschule wechseln, weil es in der Migrationsklasse keine Noten bekommen hat. Damit ist nur der Weg zur Mittelschule offen.
Die Eltern werden wohl nicht die Grundschule nötigen wollen, das Kind die 4. Klasse wiederholen zu lassen. Damit wäre auch eine zukünftige Zusammenarbeit erschwert.
Vermutlich werden sie jetzt doch den Weg über Mittelschule und baldigen Wechsel über entsprechende Noten in eine andere weiterführende Schule gehen, wobei das Kind auch dort die Klasse wiederholen müßte, wodurch das Altersthema nur kurzfristig vom Tisch wäre.
Aber was macht es denn für einen Unterschied, ob das Kind die 4. oder die 5. Klasse wiederholt.
Lasst ihr die 5. Klasse auf der Mittelschule machen, dann kann sie ja immer noch auf die Realschule wechseln.
Die Eltern haben die Befürchtung, dass das Kind auf der Mittelschule nicht mehr genügend Motivation aufbringt, um die entsprechenden Noten zu schaffen, die den Wechsel erlauben. In der 4. Klasse würde es von den Klassenkameraden vielleicht eher etwas mitgezogen werden.
Wie das in Realität ist, weiß ich natürlich nicht.
Ob man in 4 freiwillig wiederholen kann, weiß ich nicht sicher. Das müsste die zuständige Beratungslehrkraft safe sagen können. Ansonsten stimmt die Auskunft, dass mit mangelhaften Deutschkenntnissen erstmal an die MIttelschule gewechselt wird. Bei entsprechendem Fortschritten in Deutsch und kognitiver Eignung sowie Leistungswillen folgt dann später Umschulung ans Gymnasium. Das ist nicht sooo selten. Während der großen Migrationsbewegung 2015 gab es auch am Gym Ankommensklassen in verschiedenen Projekten, da müsste man sich beim KM schlau machen, wie es damit aussieht und ob das Kind geeignet ist.
"Das ist nicht sooo selten"
Doch, das ist selten.
Hi,
Soweit ich das verstehe, ist theoretisch auch ein Wechsel aufs Gymnasium möglich. Allerdings gibt es wohl nur an Mittelschulen zusätzliche Deutsch-Maßnahmen. Es soll dann aber einen extra Zugang zur Realschule geben über eine Sprach-Intensiv-Maßnahme (=sprint). Und Gymnasium mit Bestätigung einer ‚gymnasialen Eignung‘ (in einer normalen Klasse ist das das Übertrittszeugnis, wenn es das nicht gibt, kann das aber einfach ein formloses Schreiben sein).
Die Frage ist, wie das dann in der Praxis aussieht. Und da mag es sein, dass die Lehrer wissen, dass das Kind von der Deutsch-Förderung an der Mittelschule am meisten hat, weil die anderen theoretischen Möglichkeiten bei euch einfach nicht da sind. Oder aber sie sehen zu viele neue Schüler bei sich ankommen.
Viele Grüße
PS: google hat mir gerade noch erklärt, dass eine Voraussetzung für sprint der Besuch einer Deutschklasse an einer Mittelschule ist. Und außerdem hab ich eine Liste von teilnehmenden Realschulen von Mittelfranken gefunden. Das sollte es dann vermutlich auch von allen Regierungsbezirken geben.
Aber wenn das die Voraussetzung ist, dann macht das sicher mehr Sinn als die 4. zu wiederholen, falls das überhaupt möglich ist (wg. Übertritt).
Viele Grüße
Danke für die Antwort. Der Vater hat mir was über eine Sprinter-Schule erzählt, meinte aber, dass die nur weit weg zu haben wäre.
Das Kind hätte die Möglichkeit zum sog. Probeunterricht an ein Gymnasium oder an die Realschule zu gehen... denn das müssen in Bayern auch all jene Schüler, die von Privatschulen mit Wortzeugnissen kommen. Z.B. Waldorffschüler ...
Ein Zeugnis ohne Noten bedeutet, man muss da eine Woche Probeunterricht absolvieren und da werden auch Tests eingesammelt... Mathematik und Deutsch sind auf jeden Fall relevant ...
Man schreibt also Noten im Probeunterricht und sind sie gut genug und zeigt der Schüler während dieser Tage Leistung, dann öffnet das die Türe der weiterführenden Schule.
Das versuchen oft auch Schüler, die den geforderten Schnitt von 2, 33 und 2,66 nicht schaffen.
In Bayern ist nämlich eigentlich nur dieser Notendurchschnitt des speziellen Übertrittszeugnisse ( nur 3 Noten stehen drin, Mathe, Deutsch, HSU - und der Schnitt.
Aber, wichtig alle anderen Fächer sind für den Übertritt völlig unrelevant, auch 1 oder 6 völlig egal!)
Übertrittszeugnisse gab es schon vor Ostern.
Anmeldungstage der weiterführenden Schulen dürften auch schon gelaufen sein.
Ich denke auch der Probeunterricht ist jetzt diesen Monat schon durch und ihr seid dafür aktuell wohl einfach zu spät dran.
So du den Sachverhalt aber nur von der Freundin kennst, vielleicht fehlt Dir ja die Info, ob das Kind schon teilgenommen hat und abgelehnt wurde, weil Probeunterricht nicht bestanden ????
Hallo,
danke für die detaillierten Infos. Ich hatte ein recht intensives Gespräch zu dem Thema, da war Probeunterricht nicht genannt worden. Ich vermute, dass die Eltern das gar nicht wußten. Thema war, 4. Klasse wiederholen oder 5. Klasse Mittelschule. Den Eltern wurde ein Gespräch mit der Beratungslehrerin der Mittelschule nahegelegt.
Ja, das Thema Probeunterricht ist damit sicher durch. Wobei natürlich fraglich ist, ob das Kind in Deutsch die erforderlichen Ergebnisse geschafft hätte. In Mathe vermutlich schon.
5. Klasse gilt als sog. "Gelenksklasse"... ab Ostern der 5 Klasse - auch wenn man die in der Mittelschule macht und wieder keine Noten bekommt - wäre es also grundsätzlich möglich, das Kind dann auch für diesen Probeunterricht an einer Realschule oder Gymnasium anzumelden ... das dürfte mit Migrationshintergrund und Sprachklasse kein Problem sein ...
Dann kann man sogar entscheiden, ob man die 5. Klasse nun wiederholt an der weiterführenden Schule... oder eben auch nicht.
in der 5. Klasse muss man bei solchen Gedanken evtl. ein Übertrittszeugnis dann rechtzeitig beantragen ... vermutlich auch schriftlich.
Googelt mal besser .
Es scheint also keinen zu geben, der sich kümmert und die Eltern rechtzeitig gut informiert.
ich hab 3 Kinder in Bayern an der Schule... eines ist jetzt nach dem Abi aber frisch raus aus der Schule.
Mein jüngster Sohn war in der 4. Klasse während der Übertrittsproben lange krank und sogar in der Klinik... und deswegen weiß ich, ärztliche Attests können es richten und dann kann man zurück aus der 4. Klasse in die 3.
Aber, meiner war früh im Schuljahr länger erkrankt... nicht gegen Ende, wenn schon 95 Prozent der Noten stehen. Unterschied.
Kind heute aber gesund und in der 9. Klasse Gymnasium ... ich habs also beantragt und genehmigt bekommen für mein Kind.
Ich pers. würde der Mutter auch deutlich sagen, in Bayern ist die Mittelschule geeignet nach dem Quali in Klasse 9 auch in Klasse 10 noch die mittlere Reife zu erwerben und es gibt jetzt so einiges danach fürs Abitur und Fachabitur... der 2. Bildungsweg ist in Bayern auch existent...
und so ihr Kind also noch 2 oder 3 Jahre sprachlich aufholen müsste... auch kein Problem... dann klappt das alles eben später ...
alle Schulabschlüsse sind nach der Mittelschule drin ... es bedeutet nicht automatisch Lehre und Beruf nach 9 Jahren Schule.
das sollte sie auch wissen... Mittelschule ist nicht die Katastrophe schlechthin... und wie der Name schon sagt.. eine Schule in der Mitte der Schullaufbahn!
Kommuniziere also auch deutlich, das ist jetzt aktuell nicht Ende Gelände... sondern es es ist alles noch offen und möglich und es ist noch gar nichts entschieden.
Auch nach der 5. Klasse noch nicht... auch nach der 9. und 10 Klasse Mittelschule geht es weiter mit dem lernen und an andere Schulen ...
Mittelschule ist nur die Schule in der Mitte.