Liebe Gemeinschaft,
ich hoffe ein wenig auf ein paar Denkanstöße oder hilfreiche Ideen, vielleicht auch entsprechende Rückfragen, die mich zum Umdenken bringen, weil mich unsere Situation derzeit ziemlich ratlos macht. Vielleicht wird es auch etwas länger, damit man die Situation versteht.
Unser Sohn ist 7 und in der ersten Klasse. Er ist grundsätzlich wirklich ein sehr hilfsbereites Kind mit einem guten Gerechtigkeitssinn (zumindest wenn er von anderen erzählt ) Seine Lehrerin erzählte zB beim Elternsprechtag, dass er oft der einzige sei, der aufspringt, wenn ihr etwas runterfällt, der sich meldet, wenn zB ein neues Kind Hilfe braucht. Er entschuldigt sich auch, wenn er merkt, dass er Mist gemacht hat, und ist normalerweise lieb, fröhlich und anhänglich. Allerdings auch in letzter Zeit laut, manchmal frech (aber nicht "unter der Gürtellinie, sondern immer im Rahmen und mit Augenzwinkern, das nehmen auch seine Erzieher so wahr). Seine Lehrerin sagt, er ist eben ein "ganz normaler kluger siebenjähriger Junge".
Er ist der einzige in der Klasse, der vor der Einschulung schreiben und lesen konnte, ist jetzt ohne viel zu tun der Beste im Rechnen, also ja, er ist eher faul, was Schulanstrengung angeht, und damit auch etwas "schludrig" und ungenau. Aber das ist eher nicht so das Problem, das bleibt entweder (wie bei mir) oder er merkt irgendwann, dass man sich auch mal anstrengen muss... Momentan langweilt er sich eher in der Schule, zerschneidet sich auch mal ein Shirt oder bohrt ein Loch in die Hose, was dann angeblich aus Versehen passiert ist....
Mein Problem zurzeit ist Folgendes: Kurz gesagt, er lügt und stiehlt. Klingt jetzt krass. Im Grunde sind es kleine "Schwindeleien", sowas wie "Wo hast Du das schmutzige Shirt hingetan?" "In den Wäschekorb." Ich finde es dann in seinem Zimmer. "Hast Du das Puzzle in deinem Zimmer aufgeräumt?" "Ja." Hat er dann nicht. "Wie ist denn meine Pflanze im Garten kaputtgegangen?" "Ich war das nicht. Weiß ich nicht." Dabei weiß ich genau, dass er manchmal einfach - kleiner Junge eben - unüberlegt mit Gartenschere oder Stock hantiert. Er erzählt Geschichten, dass er was erlebt hätte, was gar nicht stimmt. Die Erzieherin im Hort spricht mich dann drauf an. Im Grunde schmückt er Dinge, die er wirklich erlebt hat, "dramatisch" oder einfach ubertrieben aus.
Ich höre von anderen Eltern, das Schwindeln machen viele Kinder, aber ich habe Angst, dass es mal Dinge sind, die wirklich wichtig sind und ich es dann nicht erkenne. Dass er zum Lügner wird. Und mich treibt die Frage um: WARUM? Will er uns damit nur ärgern? Probieren, wie weit er kommt? Hat er Angst vor Strafe/Schimpfen? Ist es eine Art "Nervenkitzel"?
Es geht nämlich auch weiter mit (und das macht mir die größeren Sorgen): "Woher hast Du denn dieses Spielzeug?" "Das gehört mir. Hab ich in meinem Zimmer gefunden. Das war in der und der Spielzeugkiste..." Nach sehr viel Nachfragen gibt er dann zu, dass er es im Hort eingesteckt hat. Gleiches mal mit einem Spielzeugauto vom Kumpel, das er "aus Versehen" mit heimgebracht hatte. Neulich hat er Gartendeko vom Nachbarn zu uns rübergestellt und meinte dann, er dachte, ich freue mich darüber. Ich weiß nicht, warum er das macht. Wie geht Ihr mit sowas um? Wie reagiert Ihr da? Zuerst waren mein Mann und ich da sehr wütend, aber ich vermute auch, dass da auch eine Art "Hilferuf" drinsteckt, den wir nicht übersehen wollen. Nur schimpfen ändert ja den Auslöser nicht.
Ich habe ihm sehr ernst erklärt, dass das Diebstahl ist und man ab 7 Jahren dafür bestraft werden kann. (und nein "Ich wollte es mir nur ausleihen, ich hab das nicht gestohlen" zählt da nicht). Er muss sich bei demjenigen entschuldigen, das Teil zurückgeben. Persönlich. Und er muss ein kleines Spielzeug von sich als Entschuldigung mitgeben. Das macht er auch gut und ehrlich und man sieht ihm an, dass er sich des Unrechts bewusst ist.
Wie gesagt: Seine Lehrer und Erzieher und auch meine Eltern, Freunde und Familie sind sich einig, dass er ein "liebes" Kind ist, ein typischer Junge, aber mit gutem Herzen, empathisch, hilfsbereit. Eher unüberlegt und impulsiv als wirklich "böse".
Ich denke, dass der Ursprung/Grund hier zu Hause zu suchen ist und wir sind dabei, hier einige "Stellschrauben" zu verändern. Gerade die geliebte kleine Schwester (bei der er wirklich IMMER nachgibt, sie mitspielen lässt, teilt etc.) entdeckt langsam ihre Eigenständigkeit, grenzt sich ab, ist eigensinnig und bockig und bekommt ungewohnt viel Aufmerksamkeit dadurch Im Grunde sind wir oft froh, wenn der Große halbwegs "funktioniert", weil die Kleine grad recht fordernd ist, was wir von ihr noch gar nicht so kennen.
Aber ich bin wirklich dankbar für weitere Denkansätze und Vorschläge.
Liebe Grüße!
Etwas ratlos: Sohn lügt und stiehlt
Hey!
Ich würde die Situation nicht ignorieren, sondern mir professionelle Unterstützung holen. Jetzt gerade ist er nur ein 7-jähriger, dem man das noch entschuldigt. Wenn er aber älter wird, werden auch die Probleme durch lügen und stehlen größer.
Hellhörig werde ich, wenn ich lese, dass ein Kind schon vor der 1. Klasse lesen und schreiben konnte, sich nun in der Schule langweilt und ablenkt, indem es Dinge zerstört.
Ich würde mir einen Kinderpsychologen suchen und dort auch einen IQ-Test machen lassen.
Gerade, wenn er (sehr) pfiffig ist, kann es sein, dass er glaubt, Erwachsenen Dinge sagen zu müssen, die sie erwarten, um die Erwartungen nicht zu enttäuschen.
Grundsätzlich würde sonst auch eine Erziehungsberatung reichen- aber ich würde auch noch einen IQ-Test machen lassen, um ihn schulischen besser auffangen zu können. Den dürfen nur Psychologen oder Sonderpädagogen durchführen.
Liebe Grüße
Schoko
Hi,
dein Sohn klingt sehr nach meiner Tochter (wird bald 7).
Wir haben nur ein Kind, also wenn was bemalt oder kaputt ist, kann es nur sie gewesen sein.
Trotzdem besteht sie drauf, das sie das nicht war. Wir versuchen ihr klar zu machen, das sie nicht lügen darf, denn "wer einmal lügt dem glaubt man nicht". Wir haben eine Geschichte, die das thematisiert, die lesen wir widerholt. Nach dem ersten Mal war sie richtig erschüttert. Ich hoffe, das hat Langzeitwirkung. Die Geschichte ist von Bibi und Tina, also wohl eher nicht für deinen Sohn geeignet, aber da lässt sich ja sicher auch was für Jungs finden.
Da jetzt nach psychologischer Hilfe o.ä. zu suchen finde ich echt überzogen.
Denn mal ehrlich, haben das nicht alle als Kind gemacht? Ich erinnere mich, das ich mal in den Wasserbehälter der Kaffeemaschine Dosenmilch gefüllt habe. Natürlich war ich das nicht. Oder das ich irgendwelche Kekse oder Eis aufgegessen habe und das selbstverständlich auch nicht war.
Zum Stehlen: Versteht er denn, was es bedeutet, das etwas ihm oder jemand anderem gehört? Unsere Tochter brachte zu Beginn der Schulzeit auch mal Sachen aus der Betreuung oder der Klasse mit. Weil "die gehören ja niemandem, die haben wir halt so in der Betreuung / der Klasse". Wir haben dann ausführlich erklärt, das alles irgendwem gehört. Und auch, das sie mit dem Eigentum anderer sehr sorgfältig umgehen muss. Auch den Unterschied zwischen leihen und stehlen haben wir erklärt. Der war ihr nämlich nicht so klar. Wurde verstanden und es sind keine Dinge mehr aufgetaucht.
LG N.
Huhu,
darf ich fragen, welche Geschichte das von Bibi und Tina ist?
LG
ChaosSid
"Pferdedieben auf der Spur" heisst sie
In bezug auf die Schule und langweilen in Mathe--- da würde ich nachfragen, ob er was anders machen kann.
Unser Sohn hat letztes Jahr in Klasse 1 auch das Problem gehabt und hat dann vom Mai bis Juli das Trainingsheft flex und Flo Klasse 2 gemacht-- und jetzt in Klasse 2 arbeitet er das ganze Jahr in den Heften von Klasse 3 --- ist mit der Lehrerin abgesprochen.
So würde sich dein Sohn nicht langweilen und sich aus Langeweile anders beschäftigen..
In bezug auf zu Hause. evtl. sucht er auch einfach die Aufmerksamkeit, die er garde nicht bekommt, weil seine Schwester im Mittelpunkt steht....
Da würde ich versuchen exklusive Zeit nur für ihn freizuschaufeln--- abends nur mit ihm was lesen/ spielen etc. wenn die Schwester im Bett ist..
Jeden Tag-- muss sicher nicht lange sein, aber halt er alleine steht im Mittelpunkt.....
Unser Sohn bspw. genießt es, wenn er alleine dem Papa vorlesen kann und danach der Papa ihm vorliest--- so lesen sie zwei Bücher parallel....
Ihr macht alles richtig, besprecht die Probleme, er versteht, ihr setzt logische Konsequenzen, die nicht brutal oder gemein sind. Vielleicht noch mehr darauf schauen, dass er intellektuell ausgelastet ist und ihr ihm ein bisschen mehr eins zu eins Zeit bieten könnt, Schwester hin oder her.
Hi,
kann es sein, dass er vor allem das sagt, wovon er glaubt, dass du es hören möchtest?
- T-Shirt --> wo gehört das hin? --> Wäsche --> also sagt er Wäsche, weil er denkt, dass es dich freut.
Sprich, er schwindelt nicht, um sich selbst zu schützen sondern um dich nicht zu enttäuschen?
- Pflanze kaputt --> da bist du doch bestimmt traurig, wenn er sagt, dass er das war. dann war er es doch lieber einfach nicht.
Oder aber - gerade, wenn du sagst, dass er unüberlegt mit Stock oder Gartenschere hantiert, vielleicht war ihm das tatsächlich nicht aktiv bewusst sondern war in Gedanken, hat parallel hantiert, ohne zu merken, was er tut.
Zu den Geschichten: vielleicht kommen sie ihm intensiver vor als du sie wahrgenommen hast? Oder er vermischt das mit etwas, was er woanders gelesen oder gehört hat? Ich hab mir früher sehr viele Geschichten ausgedacht (zum Einschlafen oder auch aus Langeweile im Auto, beim Spazierengehen etc.). Vielleicht hat er sich auch während eines Ausflugs Sachen dazu gedacht. Und im Nachhinein waren die dann dabei.
Nur so als Denkansatz...
Viele Grüße
Hilfe holen. Familienberatungsstelle aufsuchen
Ich würde auch sagen, dass ihr grundsätzlich richtig reagiert, wenn ihr ihn konfrontiert und erklärt, warum das Verhalten nicht ok ist. Eine persönliche Entschuldigung bei Betroffenen finde ich noch ok, dass er aber ein Spielzeig verschenken soll, würde ich nicht machen. Eine Entschuldigung steht für sich und wenn sie ehrlich ist, sollte sie ausreichen.
Ich kenne die beschriebenen z.T. Situationen von meiner Tochter und ihren Freunden (Mitnehmen von fremdem Spielzeug, Erfinden von Geschichten) Das ging schon im Kindergarten los und und das Mitnehmen haben wir manchmal immer noch. ABER, das machen sehr viele Kinder. Meiner Tochter sind auf diesem Weg auch schon Dinge abhanden gekommen. Ich hab den Eindruck, es ist in dem Alter ein "Geben" und "Nehmen" 😜 Natürlich erkläre ich ihr, dass es nicht ok ist aber ich mach auch keine große Sache draus. Kinder sind von Natur aus egoistisch. Sie sehen einen Vorteil für sich und nicht so sehr die Auswirkungen auf andere. Empathie muss erlernt werden. Der eine braucht mehr Übung, der andere weniger.
Übrigens ist es eine kognitive Leistung zu lügen. Dies müssen Kinder erst lernen und wenn sie es können, üben sie und testen Reaktionen.
Vielleicht probiert ihr es tatsächlich mit etwas mehr Exklusiv-Zeit für euren Sohn. Wenn ihr trotzdem Bedenkem habt, holt euch externe Hilfe.