Unkonzentrierte sehr aktive Kinder, Schulprobleme?

Hallo in die Runde,

gibt es hier Eltern die Erfahrung mit ADHS haben?
Unser Sohn ist sechseinhalb Jahre alt und wird diesen Herbst eingeschult, zehn Wochen vor seinem siebten Geburtstag. Er war als Kleinkind immer eher schüchtern und ängstlich, hat aber innerhalb des letzten Jahres eine ziemliche Kehrtwende hingelegt, die mich irgendwie beunruhigt.
Er ist generell sehr laut und wild geworden- spricht sehr laut auch im Haus wenn alle anderen leiser sind. Ständig macht er Geräusche, Tatü Tata, Biep Biep Biep etc. Er rennt und hüpft und ist ständig in Bewegung. Es fällt ihm sehr schwer sitzen zu bleiben, selbst einen kurzen Moment z.B. beim Essen. Keine Mahlzeit vergeht ohne dass irgendetwas runterfällt oder umgeworfen wird, er zappelt und hängt bzw. steht eher am Tisch als dass er sitzt. Wenn ich ihn erinnere ist es nach drei Sekunden vergessen.
Nun kam aus dem Kindergarten die Rückmeldung dass er zwar ein super Vorschulkind ist, neugierig, interessiert, sozial zu den anderen Kindern, sehr emphatisch- aber es beim malen und Vorschulaufgaben erledigen Auffälligkeiten gab. Er bleibt nicht sitzen, hudelt was hin was ungefähr dem Arbeitsauftrag entspricht, das aber nicht fertig ist und rennt dann wieder zum Lego, wo er sich stundenlang beschäftigen kann. Das kenne ich von zu Hause auch so... wenn ich versuche mit ihn konzentriert etwas zu machen, z.B. Kneten, dann macht er nie einfach die vorgeschlagene Form (wir kneten einen blauen Elefanten), sondern denkt sich immer etwas eigenes aus (ich mich eine grüne Sonne). Kaum ein Spielvorschlag von mir wird akzeptiert, er ist unglaublich kreativ, hat eigene Ideen und setzt diese dann um.
Nun mache ich mir etwas Gedanken, da ja Schule auch bedeutet "Arbeitsaufträge" zu erfüllen und nicht immer alles nach den eigene Ideen zu verändern... und er wird dort auch konzentrierter sein müssen und sitzen bleiben. Mache ich mir umsonst Sorgen? Ich möchte eigentlich erstmal alles auf uns zukommen lassen und jetzt nicht schon irgendwie intervenieren damit er nicht die Vorfreude auf die Schule verliert. Aber die Augen verschließen vor einem möglichen Problem möchte ich natürlich auch nicht.
Kann mir jemand eine Einschätzung geben?
Danke!

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Hallo,
Vielleicht kann ich dich etwas beruhigen.
Wenn ich deinen Text lese, habe ich das Gefühl, du beschreibst meinen Sohn.
Und was soll ich sagen, inzwischen ist er 8 Jahre alt, in der 2.Klasse und in der Schule (trotz 2er Corona-Jahre) absolut unauffällig, immer bemüht sich an die Regeln zu halten, gut im Unterichtsstoff.....und sogar Klassensprecher.

Zu Hause lässt er dann seine aufgestaute Energie raus. 😉
Es ist alles wie es immer war, er ist IMMER in Bewegung, selbst wenn er uns etwas erzählt, muss er dabei rumlaufen und zappeln. Er ist wirklich pausenlos am reden oder singen (selbst wenn er allein im Badezimmer ist steht der Mund nicht still. )

Es ist wirklich anstrengend, aber ich bin natürlich Froh, dass es in der Schule so problemlos läuft. Was ich nämlich nie gedacht hätte. Ich habe mir im Vorfeld, so wie du, auch viele Sorgen gemacht.

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Ich dachte schon du schreibst über meinen Sohn 😅.
Er wird auch dieses Jahr eingeschult, 3 Tage nach seinem 7. Geburtstag.
ADHS wurde uns zwar nicht diagnostiziert aber die Beschreibung von dir kann ich 1:1 übernehmen.
Ich bin auch gespannt wie er sich in der Schule machen wird. Meiner ist im Gegensatz zu deinem Kind noch nicht mal kreativ. Er hasst es etwas zu malen, basteln, kneten, Lego… Stift halten mag er noch nicht mal. In der „Vorschule“ im Kindergarten weigert er sich bis er mit der Erzieherin streitet (er ist aber dennoch sehr beliebt bei den Erziehern). Ich bin wirklich sehr gespannt.
Viele sagen, die dasselbe „Problem“ hatten, dass es sich tatsächlich legt mit der Schulzeit. Ich hätte etwas Hoffnung wenn ich wüsste dass er der Einzige aus der Klasse wird der so hibbelig ist, denn ich weiss dass er nicht aus der Reihe tanzen würde. Wenn allerdings ein paar so sind wie er, dann stelle ich es mir sehr schwierig vor.

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Hey!

Behaltet es im Hinterkopf, schaut, wie er sich in der Schule macht.. und handelt dann.
Ihr könntet darauf achten, dass er genug Bewegung hat..

Es kann ein adhs-Merkmal sein, dass er im Kindergarten so unkonzentriert ist und ständig aufsteht- aber es kann sich noch ändern, wenn er richtig im Unterricht sitzt.

Liebe Grüße
Schoko

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Ob der Schulstart klappt oder nicht, kann hier keiner sagen, das ist alles orakelt....
ABER :
Es kommen jedes Jahr Kinder wie dein Sohn in die Schule, die Lehrerinnen kennen das. Es gibt Bewegungspausen und niemand an der Grundschule erwartet in der ersten Klasse perfekte SuS.
Trau der Schule es zu, mit deinem Sohn positiv in Kontakt zu treten. Das kann dauern, deshalb gibt es in NRW ja auch die Eingangsphase, um den Kindern Zeit zu geben.
Ein Mädchen, das im letzten Jahr eingeschult wurde und enorme Startprobleme hatte, extrem schüchtern und zurückhaltend ist, hat erst vor 4Wochen angefangen, den Fachlehrern in die Augen zu schauen. Und sich aktiv an deren Unterricht zu beteiligen. Das Mädchen ist jetzt erst angekommen. Aber das darf sie.
Traue es deinem Sohn zu und der Schule. Und lebe das bitte auch zu Hause.

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Hallo,

das kommt mir unglaublich bekannt vor. So einen Räuber hab ich auch zu Hause. Er ist jetzt im 2. Schuljahr :-) Wenn es drauf ankommt, bei Tests und Klassenarbeiten liefert er ab. Ansonsten wird geträumt, gehampelt und gemosert. Stillsitzen geht jetzt einigermaßen, aber am liebsten ist er in Bewegung.

Wir müssen für Ausgleich im Alltag sorgen, damit er in der Schule mitmacht, fehlt der Ausgleich merkt man dass sofort an ihm. In der ersten Klasse hat er 20 Stunden Ergo-Therapie bekommen. Die Lehrerin hatte das empfohlen, wir waren beim Kinderarzt, wir (Eltern) und die Lehrerin mussten einen Fragebogen ausfüllen und der Zwerg hat dann eben Ergo bekommen. Dort ist er gerne hingegangen, er musste lernen, dass man auch mal Sachen erledigen muss auf die man gerade keine Lust hat. Die Therapeutin hat ihm dann gezeigt, wie er in diesen Sitution am besten mit sich selber umgeht. Das hat geholfen. Er ist immer noch kein ruhiges Kind, aber die Tendenz geht zum positiven, das hat auch die Lehrerin bestätigt.

Jedes Kind ist anders, und jedes hat seine Chance verdient. Steh hinter ihm, viel loben, wenn etwas auf Anhieb klappt und eben abwarten ob Förderungsbedarf, wie etwa Ergo oder dergleichen erforderlich ist.

Im ersten Schuljahr müssen die Kinder noch keine 4 Stunden am Platz fest sitzen bleiben.

Du wirst sehen, er wächst an seinen Aufgaben. Wenn ich denke, welche Schritte unser Sohn in den ersten 2 Schuljahren gemacht hat, dann ist das schon enorm.

LG
Sternchen

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Altersgemäß, oder? Ich würde mir da keine großen Gedanken machen. Hätte dein Kind ADHS, wäre das schon sehr viel früher auffällig geworden.

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Nein, viele ADHSler fallen sogar erst in der 2. Grundschulhälfte oder gar ein der weiterführenden Schule wirklich auf.

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ja, manche fallen spät auf. Allerdings die ADSler. Meine Tochter hat in der 9. Klasse die Diagnose bekommen. Mein Sohn (ADHS) wurde mit 5 auffällig. Exakt so, wie oben beschrieben. In der ersten beiden Klassen gings noch, weil wir eine tolle Lehrerin hatten, ab der 3. Klasse war's dann vorbei. Diagnose kam in der vierten Klasse. Ich denke, wenn von Seiten des Kiga Bedenken geäußert werden, schadet es nicht, einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Vielleicht verwächst sich das und es nur die klassische Vorschullangeweile. Ansonsten kann sich der Leidensdruck in der Grundschule schon massiv erhöhen. Wenn unsere erste Lehrerin nicht zwei Jahre lang vehement gemeint hätte, dass mein Sohn auf gar keinen Fall ADHS haben kann, wären wir viel früher in die Diagnose gestartet und es hätte einiges einfacher gemacht.

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Hallo

mein Sohn hat die Diagnose ADHS seitdem er 6,5 Jahre alt ist. Er hat im August Geburtstag und daher wurde er mit 7 eingeschult. Wir wollten mal abwarten wie es so läuft in der Schule. Bis zu den Herbstferien hatte sich niemand gemeldet. Dann kamen die ersten negativen Rückmeldungen. Wir waren ja an dieses gezappelt etc gewöhnt. Unser Kinderarzt und auch das SPZ haben uns über die Medikamentengabe informiert. So haben wir uns wirklich nach langem hin und her ein Jahr nach der Diagnosenvergabe dazu entschlossen es zu versuchen.

Es kamen bessere Rückmeldungen. Das war für alle sehr viel entspannter.
An eurer Stelle wendet euch an ein SPZ um eine Testung vornehmen zu lassen. Das kann allerdings 6-8 Monate dauern bis ihr da einen Termin hierfür bekommt. Somit habt ihr Gewissheit ob es das wirklich ist. Ich wünsche euch viel Kraft.

LG Hexe12-17

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Danke euch allen für die Antworten! Gut zu hören dass das ein Stück weit normal ist und ich mir erstmal noch keinen Kopf machen muss… Für ausreichend Bewegung ist auf jeden Fall gesorgt, dass ist ein fester Punkt im Tagesprogramm. Zum Glück wohnen wir ländlich und die Kinder können viel raus.
Der Schule vertraue ich auch absolut- nur weil eben aus dem Kindergarten schon die Rückmeldubg kam dass ihm konzentriert arbeiten schwerfallen würde und ich das zu Hause mit ihm bissl angehen soll hab ich mir über den Schulstart Gedanken gemacht.
Ich möchte ja auch nicht nach dem Motto « die Schule macht das schon » komplett die Augen verschließen…
Aber gelassen bleiben und schauen was kommt ist sicher gut 😊

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Gibt es denn etwas, was dein Kind gerne und konzentriert macht?
In der Schule werden die Karten nochmal neu gemischt, dort herrscht ein anderes Klima. Vielleicht wird dort sein Ehrgeiz geweckt oder es gibt passendere Fächer.
Wenn es in der Schule nicht klappt, würde ich mich nach einer ADHS-Ambulanz für Kinder umsehen und nicht in ein spz gehen. Laut deiner Karte wohnt ihr ja sehr städtisch- dann ist das kein Problem.

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Mein Sohn ist mittlerweile 11 und vieles von dem, was du schreibst könnte 1-1 auf ihn zutreffen. Immer in Bewegung etc. In der Schule liefert er ab, danach braucht er Bewegung, Bewegung, Bewegung. Worauf wir achten ist auf seine Ernährung und auf seine Bildschirmzeit. Zu viel Zucker lässt ihn überdrehen etc.