Ethik oder Religion - 1. Klasse

Hallo,
ich hab eine Frage an die schulerfahrenen Mütter. :-) oder auch an die, die sich gerade die gleiche Frage stellen. Welche Erfahrungen habt ihr mit Ethik- bzw. Religionsunterricht in der Grundschule? Man muss das ja bei der Schulanmeldung entscheiden. Ich bin evangelisch - bin mit 14 selbst zum Konfirmandenunterricht gegangen, einfach aus Interesse. Bin selbst nicht wahnsinnig gläubig aber auch nicht gar nicht - ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine. Bin in atheistisch erzogen (Naturwissenschaftler) und hatte immer eher einen soziologischen Blick auf Kirche. Dennoch finde ich, dass dort sehr gute Werte vertreten und weitergegeben werden und man auch sehr viel über die Grundlagen der europäischen Kultur lernt. (Gleichzeitig hat die Kirche viele Probleme, aber das ist die Institution bzw. die einzelnen Leute). Kommen im Religionsunterricht dann wenigstens auch andere Religionen vor?
Bei Ethik habe ich keine Ahnung, was da vermittelt wird. Die aktuellen ethischen Probleme, die in der Gesellschaft diskutiert werden, gehen meines Erachtens derzeit an den wirklich wichtigen Dingen vorbei bzw. werden sie aus meiner Sicht auf eine seltsame Weise angegangen. Natürlich möchte ich Gleichberechtigung und niemand soll diskriminiert werden, aber manchmal finde ich die Diskussionen schon schräg und vor allem auch nicht für Grundschüler geeignet. Was gibt es da so für Themen in Ethik in der ersten Klasse?
Würde mich super über Erfahrungen freuen.

1

Hallo
Ich arbeite on Schulen und bekomme so oft Religions- und Ethikunterricht mit.

In Grundschulen wird definitiv ein Einblick in die großen Weltreligionen gegeben.
Beispielsweise an was und wen geglaubt wird, welche Feste gefeiert werden, wie das Gotteshaus aussieht etc. Oft werden auch Ausflüge zu den verschiedenen Gotteshäusern gemacht.
Es werden die Geschichten aus der Bibel (und evtl auch anderen Religionen) besprochen und Lehren daraus verdeutlicht.

In Ethik ("Werte und Normen" an manchen Schulen) geht es z.B. um Themen wie Freundschaft oder das Ich- Bewusstsein. Oft auch das Thema Familie, materielle und inmaterielle Werte, "was ist richtig, was ist falsch", (gesellschaftliche) Regeln.

Du musst dir keine Sorgen um politische Themen machen. Das ist tatsächlich noch sehr basic.


Ich würde in dem Fall dein Kind entscheiden lassen.
Möchte sie lieber Geschichten aus verschiedenen Religionen hören und lernen an was ihre Mitschüler glauben oder über andere Themen reden?
Du könntest ihr mal einen Kinder- Bibeltext vorlesen, damit sie einen Eindruck bekommt.

2

Bei uns war die Wahl Religion= ehr deutsche Kinder, Ethik = Migranten. Mein Sohn war in Religion,. Ich hatte gehofft er lernt etwas über das Christentum und seine Bräuche. Ich selber bin Atheist und kenne mich wenig mit Religion aus. Nun ja nach 4 Jahren Religionsunterricht wusste mein Sohn einiges über Islam und Judentum, das christliche wurde fast garnicht behandelt.

5

Ach krass. An den Aspekt mit Ethik = Migranten habe ich noch gar nicht gedacht. In unserer Grundschule ist der Migrationsanteil allerdings vielleicht bei 5% (leider in der Stadt schlecht aufgeteilt, in anderen Schulen extrem viele, in unserer Einzugsgebietsschule wenige), also wahrscheinlich doch noch anders. Aber genau wie hier auch geschrieben wurde, war meine Befürchtung dass Ethik ein unstrukturierter Irgendwasunterricht werden kann. Kommt natürlich stark auf den Lehrer an. Aber bei Religion gibt es vielleicht wenigstens schon mal einen Rahmen und naja, es haben sich seit 2000 Jahren Vermittlungsstrukturen und -praktiken entwickelt. :-D hofft man.

18

"Religion= ehr deutsche Kinder, Ethik = Migranten."


Viele dieser von dir Migranten genannten Kinder sind schlichtweg auch Deutsche, nur mit muslimischer Religionszugehörigkeit.

weitere Kommentare laden
3

bei uns wurde Ethik in der Grundschule nicht angeboten. - Die betreffenden Religionen hatten eine Freistunde.
In der Realschule bei uns heißt Ethik: 80% Moslems und Orthodoxe besuchen einen wenig strukturierten Irgendwasunterricht. Leider sprechen dort auch ganze viele ausländisch miteinander, weil dort ein sehr großer Einwanderanteil besteht, die noch nicht lange hier sind und so unter sich sind. Nicht schön für die paar % Rest.

Meine Kinder sind nicht getauft, - sie haben wir immer in den Evangelisch Unterricht angemeldet, - eben wegen Geschichtswissen, Religionsallgemeinwissen und Vermittlung von Werten.

Jetzt im Gymnasium ab er 7. Klasse sind sie in Ethik. - da ist das Fach eine ganz andere Nummer. hoch philosophisch und keine Sammelstelle mehr für die, die nicht ev. + katholisch sind.

4

Bei und gab es nur Religion oder gar nicht.
Durch Corona etc. ist es dann in Summe "gar nicht geworden", aber ich war über das Angebot zum Religionsunterricht schon erstaunt, das wäre nämlich stark evangelisch geprägt gewesen.
Das ist hier im Osten schon klar, dass es kein katholischer ist, aber mich hat gestört, dass es im Jahre 2020 (da hätten wir entscheiden müssen) - mit der Vielfalt der Religionen hier - nicht möglich ist, einen Religionsunterricht zu gestalten, der alle Religionen gleichermaßen behandelt. Ich glaube ein Unterricht von klein auf ohne Prägung zu einer Religion, kann im Zusammenleben sehr viel tun.
Daher hab ich das abgelehnt.

17

Das is aber tatsächlich so festgelegt, Religionsunterricht ist immer zwingend konfessionell gebunden. Ansonsten muss man eben schon Ethik wählen, ist ja nicht so, dass dort Welteeligionen gar nicht behandelt werden, nur eben gleichwertig zu z.B. weltlichen Philosophischen Ansätzen.


Ich muss sagen, ich hatte 12 Jahre evangelische Religion und ja, ich Lamm den Werdegang von Martin Luther wohl im Schlaf zitieren, aber über die Jahre kamen schon auch immer die anderen Weltreligionen und auch weltliche Konzepte (Karl Marx lässt grüßen) im Lehrplan vor. Am wenigsten war tatsächlich Katholizismus ein Thema, obwohl wir katholische Schüler im Unterricht hatten (gab nicht genug Schüler für katholische Religion). Irgendwie auch skurril, wenn ich so drüber nachdenke.

Wenn man nicht total gegen das Konzept Kirche/Religion ist, dann kann man meiner Meinung nach in der Grundschule damit nicht viel falsch machen und später können die Kinder nochmal selbst entscheiden.

6

Ich kann den Aussagen zum Ethikunterricht hier so gar nicht beipflichten.

Zum einen kommt es natürlich auf das jeweilige Bundesland und damit verbunden die vorherrschende Konfession und die Regelungen für den Besuch des Unterrichts für andere Konfessionen an.
Hier bedeutet atheistisch genauso wenig automatisch Ethik wie der muslimische Glaube automatisch Ethik bedeutet. Da gibt es u.a. sogar die Möglichkeit der Freistellung von diesen Stunden, wenn entsprechende Stunden in einer Moschee besucht werden.

Auch in Ethik findet die Auseinandersetzung mit allen Religionen statt, so wie in Religionen selbstverständlich auch Freundschaft etc. behandelt wird. Natürlich unterscheiden sich Herangehensweise und Schwerpunkte etwas, die Inhalte sind besonders in der Grundschule aber recht ähnlich und auch ein Wechsel schuljahresweise möglich.

Während sich Ethik später deutlich in Richtung Philosophie entwickelt, geht das Ganze bei Religion in Richtung Bibelexegese, kirchliche Strömungen, Rolle der Kirche in diversen Gesellschaften und Epochen und natürlich auch Religionskritik. Dafür ist es aber egal, ob man in der Grundschule zu Osten nun Kreuze oder Eier ausmalt.

Wenn du wissen möchtest, welche Themen behandelt werden, hilft ein Blick in den jeweiligen Lehrplan.
Wie die Zusammensetzung der jeweiligen Kurse ist, kann dir in dem konkreten Fall nur die Schule sagen.
Konzeptionslosen Unterricht kann es in Ethik genauso geben wie in Religion oder Mathe. Das steht und fällt letztendlich mit der Lehrkraft. Und wenn in der Klasse 3 Spezialisten sitzen, ist es auch egal, ob die in Ethik oder Religion über Tische und Bänke gehen, denn das würden sie dann auch in den anderen Fächern tun, in denen ich das deutlich problematischer fände...

7

Ich würde mit ev. Religion starten. Ein Wechsel ist ja nach jedem Schuljahr möglich.
Mir geht es ähnlich wie dir, so vom Glauben her, ich finde aber auch, dass jeder wissen darf, warum wir Ostern und Pfingsten frei haben, wieso wir Weihnachten feiern etc. Das ist ja doch Kultur hier in Deutschland. Wenn der Unterricht aber doof ist, kann man ja mal bei Ethik reinschauen.

9

Das sollte man vorher bei der Schule unbedingt erfragen. Bei uns ist ein Wechsel schwer möglich und nur auf Antrag. Ein ständiges hin und her gibt es da nicht...

14

Es muss möglich sein! Wie "schwer " es gemacht wird, ist sicherlich unterschiedlich, aber das Recht besteht. Auch bundesweit, da Glaubensfreiheit....

weitere Kommentare laden
8

Die Lehrpläne für die Fächer sind normalerweise im Internet frei zugänglich. Das kannst du dir für dein Bundesland also genau ansehen. Kommt natürlich dann darauf an, was der einzelne Lehrer draus macht.
Hier bei uns unterscheiden sich Ethik und Religion (evangelisch) inhaltlich gar nicht so stark. Auf die Feste im Jahreslauf wird nur anders geblickt, d.h. in Reli schaut man dann schon genau, wie das ist mit der Geburt von Jesus und Weihnachten, während in Ethik auch weltlichere Traditionen im Vordergrund stehen. Die Weihnachtsgeschichte wird dennoch kurz besprochen...

10

Pauschal kann man das sicher nicht sagen, weil der Unterricht an verschiedenen Schulen unterschiedlich abläuft.
Ethikunterricht kenne ich nur von weiterführenden Schulen. Reliunterricht in der Grundschule kann entweder so eine Art Kindergottesdienst sein - also dass im Grunde genommen typischen Kinderbibelgeschichten behandelt werden, die christlichen Feste behandelt und ein paar ethische Themen aus christlicher Perspektive (z. B. Tod) behandelt werden - natürlich alles altersentsprechend. An anderen Schulen wird auch in der Grundschule im RU schon viel stärker auf andere Religionen geguckt, was ja spätestens ab der weiterführenden Schule sowieso Bestandteil des Lehrplans ist.

Ich würde in die Lehrpläne gucken.
Im Zweifel kann man theoretisch jederzeit, praktisch halbjährlich wechseln, solange man "Gewissensgründe" angibt.

11

Hallo,
meine Kinder hatten schon Religion, aber auch Ethik.
Religion im Kindergarten war tatsächlich noch ganz stark eben diese EINE Religion und ihre Feste (z.B. Christentum).
Ethik in der Grundschule bestand meistens aus Ausfall. Manchmal gab es solche Themen wie Freundschaft, Normen und Werte, aber es gab auch einen umfangreichen Abriß aller Weltreligionen.
Religion in der Grundschule war nichts weiter als alle möglichen Religionen.
Religion in der (evangelischen) weiterführenden Schule thematisiert wieder alle Weltreligionen gepaart mit dem, was die Kinder aktuell in der Schule lernen oder was gerade in der Welt passiert. Aktuell hat Söhnchen (Klasse 9) gerade Pastoren, die im Widerstand gegen den NS ermordet wurden. Man denke an Bonhoeffer. Davor hatte er Hinduismus und Buddhismus. Zwischendurch wird immer mal wieder die Ukraine thematisiert.

Ich kenne es von meiner Schule noch so, dass man im Religionsunterricht Bibel liest. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.