Noten ab Klasse 3 (Berlin)

Hallo ihr Lieben!

Ich habe gerade die Punkte für den baldigen Elternabend durchgelesen (3. Klasse, Berlin) und da steht "Abstimmung über die Noten". Also wird wohl darüber abgestimmt, ob die Klasse Noten bekommt oder nicht. Den Kindern wurde bereits in der 2. Klasse angekündigt, dass es Noten geben wird und nun soll das noch von den Eltern abgestimmt werden? Die Klassenlehrerin schätze ich so ein, dass sie Noten bevorzugt. Die Klasse muss wohl laut Schulgesetz einheitlich benotet werden, daher die Abstimmung.

Ich persönlich finde für mein eigenes Kind Noten besser als die üblichen Punkte oder Stempel. So kann meine Tochter selbst besser sehen, was ihre Leistung ist. Bisher gab es eben nur die Punkteanzahl mit einem Belohnungsstempel, da habe ich den Eindruck, dass die Kinder nicht richtig wahrnehmen, wo genau sie stehen. Meine Tochter möchte auch Noten und freut sich darauf. Sie ist sehr gut in der Schule muss ich dazu anmerken, sie macht eben auch fleißig und zuverlässig ihre Aufgaben. Kinder die weniger Punkte haben, bekommen dennoch den gleichen Belohnungsstempel, obwohl sie weniger leisten, das findet meine Tochter eben blöd. Noten würden den Unterschied verdeutlichen, wahrscheinlich liegt da auch der Knackpunkt? Also, dass manche Eltern diesen Leistungsunterschied nicht so sichtbar haben möchten?

Wo anders habe ich gelesen, dass es zur Eskalation bei der Abstimmung kam, nun frage ich mich, was spricht für andere Eltern für bzw. was gegen Noten ab Klasse 3? Über eure Meinungen und auch Erfahrungen würde ich mich sehr freuen, so kann ich mich auch auf den Elternabend vorbereiten. Aktuell bin ich noch Elternsprecherin, also könnte ich gezwungen sein ggf. zu vermitteln.

Zur Info für Eltern aus anderen Bundesländern:
In Berlin geht die Grundschule bis inklusive der 6. Klasse, jedoch besteht die Möglichkeit zur 5. Klasse bereits auf das Gymnasium zu wechseln. Das steht für uns persönlich jedoch bisher nicht zur Debatte, wir bevorzugen die Grundschule bis Klasse 6. Ich selbst komme aus Baden-Württemberg und fand die Sortierung in Klasse 3/4 einfach viel zu früh.

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Hallo1

"Also, dass manche Eltern diesen Leistungsunterschied nicht so sichtbar haben möchten? "

Nach all den Jahren als Schulkindmutter kann ich verkünden, dass mir die Leistungen der anderen Kinder ziemlich wumpe sind. Wenn ich doch mal neugierig bin und die Jungs frage, wissen die gar nicht die Noten der MitschülerInnen, auch nicht die der FreundInnen, weil die ihnen vollkommen egal sind.

Als meine zur Grundschule hier in Berlin gingen, war das eine JÜL-Klasse, die über drei Jahre ging. Ich glaube, in der Zeit gab es keine Noten und fertig. Das andere ist genauso ein Bewertungssystem, das ist mal klar. Die Kinder lernen durchaus, sich selbst einzuschätzen, wenn man als Eltern nicht immerzu dazwischen funkt. Es geht nicht darum, sich im Verhältnis zu anderen einzuschätzen, sondern zu erkennen "Was kann ich und was nicht?"
Das kannst du nun mit den Noten 1-6 oder auf dem Gymnasium mit punkten von 0 bis 15 oder als Text oder als Ankreuzdingens dokumentieren. Das mit 1-6 ist für die meisten Eltern nur Gewohnheit und sagt genauso wenig über das Kind aus wie alles andere.

LG

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Es ist nicht schwer Google zu bedienen und das Pro und Kontra zu finden.
Insbesondere für Kinder denen am Anfang nicht alles
Zufällt, weil sie vielleicht wenig oder kaum
Deutsch sprechen, weil sie einfach länger brauchten beim
Schreiben,
Lesen oder rechnen lernen… ja für die ist es
Sehr demotivierend, da es eben nicht die individuelle Leistung und Kraftanstrengung wiederspiegelt. Jemand der viel Kraft und Mühe investiert hat um auf eine drei zu kommen, einfach weil viel aufzuholen war, wird somit nicht leistungsgerecht benotet.
Verstehst du was ich meine?
Gerade weil es in Berlin 6 Jahre Grundschule sind, besteht keine Notwendigkeit gleich alle gleichzutackten. Das passiert ab Klasse 4, sowieso.

Ich komme aus Berlin und eine einfach Mehrheit reicht. Die meisten Klassen entscheiden
Sich für Noten, wobei das oft unter Hilfe von Notenschutz (also keine Noten) für einzelne Kinder ermöglicht wird.

Im übrigen kenne ich keine Stempel. Bei uns uns gab und gibt es 4 Seiten leistungsberichte mit Kreuzen bei den Fächern und alles einzeln aufgedröselt damit man genau sieht wo es hakt. Was anderes habe ich noch nie gesehen in Berlin.

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'Kinder die weniger Punkte haben, bekommen dennoch den gleichen Belohnungsstempel, obwohl sie weniger leisten, das findet meine Tochter eben blöd. Noten würden den Unterschied verdeutlichen, wahrscheinlich liegt da auch der Knackpunkt? Also, dass manche Eltern diesen Leistungsunterschied nicht so sichtbar haben möchten?'

Kinder die weniger Punkte haben müssen aber nicht zwangsweise weniger getan haben für ihre Leistung. Deiner Tochter fällt das Lernen leicht und das weiß sie auch, immerhin bekommt sie ja Punkte und immer wieder positives Feedback. Es gibt aber auch Kinder, die unfassbar fleißig sind und trotzdem weniger Punkte bzw schwächere Noten erreichen, einfach weil sie weniger leicht lernen. Die diese Kinder sind Noten etwas ganz blödes. Vorher hatten sie weniger Punkte aber die Lehrerin konnte mit einen Stempel oder positiven Kommentar für die Arbeit und Leistung bekommen. Gleichzeitig kann eine Lehrerin einen vermeintlich intelligenten Schüler trotz guter Punktzahl rückmelden, wenn er oder sie sich nicht genug angestrengt oder unsauber gearbeitet hat.

Ich finde Noten okay, die so spät wie möglich eingeführt werden! Leistungsdruck kommt früh genug.... bis dahin soll das lernen für alle so gut wie möglich bereichernd und positiv empfunden werden. Starke Schüler haben das auch ohne Noten.

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Meine Kinder sind ebenfalls in Berlin zur Schule gegangen und wir mussten auch in der 3. Klasse darüber abgestimmen, ob es nun Noten geben soll oder nicht.

Grundsätzlich muss man erstmal klären, was eine Note in einem Fach eigentlich aussagt.
Sie sagt wie die notengebende Lehrkraft ein bestimmtes Kind im Verhältnis zu den anderen Kindern dieser Klasse einschätzt.

Es gibt keine "objektiven" Noten.

Die Note bewertet weder das Kind (sondern seine Leistung) noch bewertet sie die Anstrengung, die erforderlich war, sondern nur das Ergebnis.
Ob das gerecht ist (der Franz musste für eine 3 in Mathe mehr lernen als die Susie für eine 2 oder: die Emma hat sich von viel stärker verbessert als der Fritz), fällt dabei nicht ins Gewicht.

Lehrkräfte haben Spielräume bei der Notenvergabe. So fließt häufig die Anstrengung durchaus in die Note ein.

Das nur am Rande.

Noten sind mithin die kürzeste Form der Rückmeldung, die die meisten Eltern und Kinder auch verstehen können, im Gegensatz zu Berichtszeugnissen, die zwar ausführlicher sind, jedoch von den meisten Eltern zu positiv gelesen werden. Gerade in den ersten beiden Schuljahren kann dies dazu führen, daß Defizite wie LRS, Dyskalkulie, aber auch besondere Begabungen erst spät erkannt und angegangen werden. Das gilt für noch spätere Notenvergabe dann natürlich verstärkt.

Dies waren auch die Überlegungen bei unserem Elternabend, die Kinder wollten sowieso Noten haben, weil: "das kann ich besser verstehen." Ach, ein Argument war auch: ohne Notenzeugnis keine Anmeldung zur 5. Klasse grundständiges Gym möglich.

Viel Spaß beim Elternabend

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Hallo!

Es gibt etliche Pros und Contras im Bezug auf Noten in der Schule, aber das soll jetzt gar nicht mein Thema sein. Viel mehr stößt mir dieser Satz auf:
"Sie ist sehr gut in der Schule muss ich dazu anmerken, sie macht eben auch fleißig und zuverlässig ihre Aufgaben. Kinder die weniger Punkte haben, bekommen dennoch den gleichen Belohnungsstempel, obwohl sie weniger leisten, das findet meine Tochter eben blöd."

Deine Tochter ist gut, lernt vielleicht auch recht leicht und hätte sicherlich gute Noten. Aber diese Noten spiegeln in keiner Weise ihre Anstrengung wieder. Wenn Kinder mit weniger Punkten den gleichen Belohnungsstempel bekommen, liegt das nicht daran, dass sie die gleiche Leistung bringen, wie Deine Tochter, sondern daran, dass sie sich genauso (oder sogar mehr) anstrengen mussten. Und das solltest Du Deiner Tochter erklären: Das eine Kind lernt schnell und muss sich wenig anstrengen, das andere Kind muss für sich schon für eine deutlich schlechtere Leistung sehr anstrengen. Sie hat das Glück, leichter zu lernen, darüber sollte sie sich freuen statt neidisch auf die Kinder zu schauen, die trotz schlechterer Leistungen belohnt werden.

Hier im Forum wurde auch schon gefragt, welche Noten man als Mutter / Vater von seinem Kind erwartet - die Frage geht genau in die Richtung: Die Noten des Kindes sind mir persönlich gar nicht so wichtig. Wenn mein Sohn in Mathe ne 3 schreibt, obwohl er tagelang für die Arbeit gelernt habe, freue ich mich darüber deutlich mehr als über die 1, die meine Tochter ohne viel lernen geschrieben hat. Und wenn meine Tochter im Vokabeltest ne 4 schreibt, ärgert die mich mehr als die 5 in Physik - weil eine schlechte Note im Vokabeltest Faulheit ist, während man in Physik u.U. auch einfach den Stoff (oder die Aufgabenstellung) nicht verstanden haben kann. Und wenn ein Kind in Mathe in den meisten Arbeiten immer nur 40% der Aufgaben richtig hatte, bei einer Arbeit aber auf einmal 60%, hat es eine hervorragende Leistung erbracht, die sich aber leider nur unwesentlich in der Note wiederspiegelt. Für dieses Kind sind 60% eine sehr gut Leistung, die man belohnen sollte, als Note ausgedrückt ist es aber nur ein knappes "befriedigend", sprich eine 3-.

LG

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Der Leistungsunterschied wird so und so ersichtlich. Die Kinder sind wohl in der Lage, ihre erhaltene Punktezahl zu vergleichen. Also dieser Grund scheidet schon mal aus.;-)

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Hi,

ich kann dir für speziell Berlin nicht helfen, da ich aus RLP bin. Ich habe nur die ganzen Kommentare durchgelesen. Bei uns gibt es ab der 3. Klasse Noten und fertig. Warum sagt Berlin nicht einfach eine einheitliche Entscheidung und fertig. Dann brauchen sich nicht zig Eltern und Lehrer sich jedes Jahr aufs neue damit auseinanderzusetzen.

Die Noten werden kommen so oder so. Also wenn die Kinder ab der 5. Klasse auch schon auf ein reines Gymnasium wechseln können und dafür Noten im Zeugnis brauchen, fände ich Noten ab Klasse 3 gut. die 3. Klasse, um sich daran zu gewöhnen und dann ist es in Klasse 4 nichts Besonderes mehr.

Ich kann deine Tochter vollkommen verstehen, dass sie es doof findet, dass andere Kinder mit wesentlich weniger Punkten den gleichen "Gut gemacht" - Stempel bekommt. Hier ist bei den Kindern der Stempel die Bewertung und nicht die Punkte. Es wird die Leistung bewertet und nicht die Anstrengung. Das hätte ich mir bei Sport gewünscht, habe aber trotzdem nur meine 3 oder 4 abgeholt (war natürlich über den seltenen Einser natürlich begeistert). Dein Kind kann ja genauso wenig etwas dafür, dass sie leichter lernt als andere, Genauso kann der schlechte Lernen auch nichts dafür. Man kann auch bei Noten noch einen zusätzlichen Vermerk oder Stempel geben. Auch neben einer 3 kann man "Gut gemacht" schreiben, wenn das Kind z.B. sonst nur 4en hat in dem Fach. Genauso kann man hinter einer 2 auch "da geht noch was" schreiben


Genauso sind Noten in der Grundschule noch etwas anders zu bewerten. ein 3er in der GS heißt ja nicht, dass man in dem Fach wirklich schlecht ist. Man ist dann wohl eher nur nicht fürs Gymnasium geeignet, sondern ist auf einer Realschule/Gesamtschule besser aufgehoben und die Noten werden da schwupps besser. Das merkt man auch beim Wechsel in die Oberstufe. Bei mir sind einige Schüler in Mathe schlagartig zwei Noten besser geworden, nur weil sie das Fach jetzt nur im Grundkurs belegen.
In der Grundschule werden Kinder aller Leistungsstufen in einer Klasse unterrichtet. Der Lehrer muss seinen Stoff allen Kindern vermitteln und muss den Spagat schaffen die leistungsstarken Kinder nicht zu langweilen und die schwächeren nicht zu überfordern.

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Ich fand es auch überraschend, dass die Eltern über die Zeugnisform abstimmen dürfen. Aber wie jemand anders auch schon sagte: in den ersten Jahren spiegeln Bewertungen nicht die individuellen Leistungen des Kindes, sondern vor allem die Voraussetzungen ihrer Umgebung. Deshalb gibt es da typischerweise eher Bewertungsformen, die den Fokus auf die Entwicklung des Kindes legen, und nicht auf den Vergleich zu den Klassenkameraden.
Bei uns haben sich die Eltern bereits ab der ersten Klasse für das Indikatorenzeugnis entschieden, weil das sehr detailliert ist.

Was den Übergang zu den grundständigen Gymnasien betrifft kann man übrigens in jedem Fall ein Zeugnis mit Noten bekommen. Sprich mal mit der Klassenleitung. Sie sind dazu verpflichtet ein entsprechendes Zeugnis auszustellen, wenn die Eltern das wünschen.