Sohn kann Konzentration nicht halten

Hallo zusammen,

mein Sohn ist 11 Jahre alt und in der 6. Klasse eines Gymnasiums.

Er ist grundsätzlich schlau und ehrgeizig. Im mündlichen auch immer vorn dabei. Beim Lernen für Tests gibt es selten Probleme. Hier und da (gerade Sprachen; er hat LRS) hat er so seine Probleme.

Nun gab es eine Mathe-Arbeit zurück, die nicht gut ausgefallen ist. Er konnte vorweg alles. Er/wir hatten gut geübt.
Er meinte, sein Kopf kann irgendwann einfach nicht mehr. Die ersten 15 Minuten läuft es gut, dann wird es langsam schwieriger und zum Ende hin kann er seine Konzentration einfach nicht mehr halten. Als wäre die Energie zu Ende.

Er ist jemand, der sich schnell ablenken lässt. Beim Aufräumen fängt er hier an, geht ohne fertig zu sein zum nächsten über und hat am Ende gar nichts geschafft. Er merkt selbst wie ihn das anstrengt bzw. frustriert. Er meint auch, dass es ihm im Unterricht oder auch Arbeiten so geht. Jedes Räuspern lenkt seine Aufmerksamkeit ab, jeder Vogel usw.

Hat jemand ein Kind/Kinder bei denen das auch so ist? Ich möchte eigentlich mit ihm daran arbeiten. Habe auch schon überlegt, ihm Gehörschutz für Arbeiten mitzugeben, damit die akustische Ablenkung für ihn abgestellt ist.
Es ist natürlich verständlich, dass das Gehirn müde wird, wenn es die unwichtigen Sinneseindrücke nicht ausblenden kann.

Er hat dieses "Talent" von mir geerbt ;) Ich bin ganz genauso, nur mittlerweile strukturierter. Kann mich besser zusammennehmen um an einer Sache zu bleiben.

Wer hat Erfahrungen damit und kann mir Input geben?

Lieben Dank :)

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Ja, ich habe viel Erfahrung damit, teils von meinen Kindern und teils beruflich. Hat er eine Diagnose, also ADS/ADHS? Natürlich kann man versuchen Geräusche von ihm fernzuhalten, ein bisschen könnte das helfen.

Generell würde ich aber sagen - klärt ab, ob er ADHS hat und dann wäre die entsprechende Medizin da ja sehr hilfreich. Gerade wenn der Wille da ist. Die Medizin würde genau diese Probleme lösen - weiss ich aus eigener Erfahrung.

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Nein, ich habe ihn nicht testen lassen. Ich finde, alles weitere was für ADS steht, passt nicht wirklich auf ihn. Er ist nicht wirklich vergesslich, zertreut, verträumt oder trödelt.

Er strukturiert/plant seinen Tag schon selbst sehr gut. Weiß was ansteht und hat ein gutes Zeitmanagement. Das Einzige, was noch auf ihn zutreffen würde, wäre die Sache mit der Motorik. Sowohl Fein- als auch Grobmotorik. Das sieht eher nach einer Art Wahrnehmungsstörung aus.

Mal schauen.

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Naja, Wahrnehmungsstörungen hat man auch oft zusammen mit ADS. Ich kann da natürlich nicht sicher sein (trotz sehr viel Erfahrung), aber gerade weil man da selbst nicht ganz sicher sein kann, würde ich vielleicht doch mal sicherheitshalber testen lassen.

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abseits von verschiedenen Diagnose-Arten kann ich einen zusätzlichen Tip auf den weg geben:
Geräuschdämpfende Ohrstöpsel für Arbeiten sind super (es gibt diese Dämpfer, - nicht ganz weg). -- da gehts auch eher um das "Signal" an den Geist und Körper, dass jetzt konzentrieren angesagt ist, als dass wirklich "Tonweg" das Them ist.

Was meinem Sohn längerfristig geholfen hat, war: auf eine Arbeit oder Hausaufgaben etc... tatsächlich 60-90min am Stück lernen. Sitzen bleiben am Tisch. Zeit durchziehen. Maximal was zu Trinken in Reichweite. Auch die Stöpsel drin, wenn man merkt, es ist heute nötig. als Signalgeber.
Wer 90min am Stück mittags HA machen kann, schafft die 45min einer Klassenarbeit oder 90min einer Klassenarbeit dann auch.

Früher und in der Grundschule hatte er sich die HA oder andere Aufgaben immer "aufgeteilt". -- diese kleinen Portionen haben eben das "durchhalten" nicht geschult. -- irgendwann sind wir auf diese Technik gestossen. Dranbleiben - Durchziehen - am Stück so lange wie möglich, auch wenn nach 30min anfangs die Birne matscht. - man muss über diesen Punkt drüber und es sich antrainieren, dass sich die Zeit verlängert.

Meine Tochter hat übrigens ähnliche Schwierigkeiten. Aber nicht weil sie Konzentrationsschwierigkeiten hat, sondern weil in den 2 Jahren Corona und Homeschooling und Unterrichtsausfall dieses "dranbleiben" einfach nie gefordert war. - -es war immer locker, - aufgeteilt und nicht ernst oder zählte nicht. -- Da wurde sie leider faul und ist somit heute nicht in dem Maße belastbar, wie sie vielleicht wäre, wenn die letzten 2 Jahre normal Schule gewesen wäre. - Das darf man halt auch nicht vergessen. -- unseren allen Kindern fehlen 2,5 wichtige Jahre "lernen-lernen"-Zeit.

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Mit der Corona-Problematik hast du sicher nicht ganz unrecht. Zum Einen hat es ihm zwar einen unheimlichen Selbständigkeitsschub gegeben. Also selbst strukturieren, Hausaufgaben wann und wie, aber wer weiß, ob es sich nicht aus in diese Richtung negativ ausgewirkt hat.

Ich merke es ja selbst, wie ich in Telkos, wo mich keiner sieht, gedanklich abschweife, was nebenher mache usw.

Ich habe vorhin etwas von Vigilanz gelesen "Zustand erhöhter und dauerhafter Reaktionsbereitschaft". Das passt schon gut auf ihn (und auf mich). Und hier müssen wir ansetzen, damit er lernt sich zu fokussieren bzw. seinen Fokus immer wieder auf das Wesentlich zurück zu führen. Der erste Schritt für ihn ist hier natürlich zu erkennen, dass seine Aufmerksamkeit gerade abschweift.

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... wasya er auch wieder zu ADHS passt.
Habt ihr euch schon mal das Marburger Konzentrationstraining abgeschaut

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