Guten Morgen, liebe Foristen.
Mein Ältester besucht gerade die 7. Klasse eines Gymnasiums in Baden-Württemberg und wird im kommenden Frühjahr die Entscheidung treffen müssen, ob er ab der 8. Klasse Spanisch als dritte Fremdsprache wählt oder NWT (Naturwissenschaft und Technik). Ich habe persönlich keinen Zweifel daran, dass NWT inhaltlich als sehr praxisorientiertes Fach für meinen ohnehin Mathematik- und Physik-starken sowie IT-begeisterten Sohnemann das richtige ist und wohl auch seine Wahl sein wird.
Leider gibt es an der Sache einen kleinen Haken. In der 6. Klasse hatte er zuvor Russisch als zweite "Fremd"sprache gewählt, da diese bei uns daheim seit Jahren gleichberechtigt neben Deutsch verwendert wird und für meinen Sohn damit quasi zweite Muttersprache ist. Damit hatte sich die Frage nach der Sprachwahl (neben Französisch und Latein) damals eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirklich gestellt: die russische Grammatik musste er zwar von Null auf lernen, jedoch ist die Vokabel-Paukerei für ihn kein Thema, so dass mehr Zeit für andere Fächer (sowie die Hobbies ) bleibt.
Nun aber kommen mir nach einigen Gesprächen mit anderen Eltern allmählich Zweifel, ob er sich mit der Wahl von NWT demnächst wirklich einen Gefallen tut. Ich habe keine Ahnung, wie genau Personaler darauf schauen, aber bestünde nicht die Möglichkeit, dass meinem Sohnemann dadurch, dass er durch seine Fächerkombination mit dem Englischen nur eine echte Fremdsprache vorzuweisen hätte, die spätere Arbeitssuche erschwert werden könnte? Sein Hauptinteressenbereich ist IT (also Englisch-lastig) und sprachlich wären Python, Java, C++ usw. ohnehin wesentlich wichtiger als Spanisch. Jedoch werden bei Abiturienten Kenntnisse zweier Sprachen doch quasi vorausgesetzt und sei es auch nur theoretisch in Form eines Eintrags von "Grundkenntnissen in XYZisch" auf dem Lebenslauf.
Wie seht ihr es, könnte ihm später ein Personaler gewissermaßen "einen Strick daraus drehen" oder wird auf sowas überhaupt nicht geachtet?
Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten und viele Grüße
Viktor
Nur eine "echte" Fremdsprache auf dem Gymnasium - später ein Nachteil?
Hey!
Es geht ja nicht um Fremdsprachenkenntnisse, sondern um Sprachen. Da kann dein Kind neben Deutsch auch noch Englisch und Russisch sprechen, die auf dem Zeugnis nachgewiesen sind. Ich schätze, es kommt auf den Nachweis an. Den brauchte ich für mein Studium.
Liebe Grüße
Schoko
Hallo,
wie das Personaler in 10-15 Jahren sehen, kann dir heute kaum einer sagen.
Ich würde ihn lieber Technik wählen lassen, wenn das seinem Interesse entspricht. Da wird er bessere Noten bekommen, insgesamt einen besseren Abschluss machen etc. Russisch hat er dann weiterhin? Selbst wenn nicht: das kann man auch durch einen offiziellen Sprachtest nachweisen, wenn er eine zweite Fremdsprache irgendwann vorweisen muss. Und nein, da wird französisch nicht russisch vorgezogen. Englisch ist wichtig, darauf würde ich den Fokus setzen.
Ich hatte offiziell französisch in der Schule... Hängengeblieben ist sehr, sehr wenig. Ich gebe es in Bewerbungen nicht mit an! Es wäre mehr als peinlich, wenn das Gespräch plötzlich auf französisch weitergeführt werden sollte...
Viele Grüße
mavikelebek
Ich verstehe deine Sorgen, finde diese aber unbegründet.
Letztendlich braucht man eine Fremdsprache, die ist Englisch. Alles weitere ist ganz nett, in der Regel aber eher für den Privatgebraucht, ausser es ist eine Stelle mit einer konkreten zweiten Fremdsprache ausgeschrieben - dann ist es aber auch wieder Glück ob das jetzt genau die ist die man gelernt hat. Russisch war bis vor Kurzem übrigens eine der besonders oft in Stellenanzeigen nachgefragten Sprache (Wachstumsmarkt und so).
Dazu kommt, die Mehrheit (inkl. mir) die eine zweite Fremdsprachen neben Englisch hatten in der Schule spricht diese ohnehin nicht mehr. Einfach verlernt im Laufe der Jahre weil nie benutzt, und dabei völlig egal ob Französisch oder Spanisch. Ja, das mag bei manchen anders sein, ich spreche nur von der Mehrheit die ich so kenne aus dem MINT-Bereich.
Und zu guter letzt: Wenn man dann dohc noch eine weitere Sprache lernen möchte, kann man das jederzeit tun, auch während des Studium, viele Unis bieten Sprachkurse an.
Ich habe mich in alle Stellen mit Fremsprache Englisch (und "nur" Englisch, weil ich es als hochstapelei bezeichnen würde mein Schul-Französisch als zweite Fremsprache anzugeben) beworben, hat nie jemanden gejuckt, hab nie eine Absage bekommen. Das Argument für eine zweite Fremdsprache ist eh schwach, es gibt um die 7000 Sprachen, ob man jetzt eine oder zwei oder drei davon kann... Am Ende hat man sich auf eine Verkehrssprache geeinigt udn die ist Englisch.
Ich hatte als zweite Fremdsprache Latein. Das gebe ich auch nirgendwo an und es hat nie jemanden interessiert. Er kann Englisch und Russisch. Ist doch perfekt. Da würde ich das naturwissenschaftliche Fach wählen, insbesondere wenn er eh auf IT steht.
Wenn ich das jetzt richtig verstehe, hat dein Sohn sehr gute Kenntnisse in Deutsch und Russisch, da ihr das zu Hause auch sprecht. Im späteren Beruf könnte er die Sprachen auch tatsächlich nutzen und im Lebenslauf seine Kenntnisse als „fließend“ umschreiben. Das ist viel wert.
Englisch bin ich immer der Meinung, dass Schulenglisch keineswegs ausreichend ist für das spätere Leben. Also ein Abiturient sollte hier noch „irgendetwas“ zusätzlich machen, um mehr Kenntnisse zu erlangen. Wobei Schulenglisch mehr als nur ausreichend ist, um zu programmieren. Die paar englischen Wörter, die man da braucht sind echt kein Problem. Das würde ich nun nicht als Ziel setzen. Das wäre verdammt niedrig.
Andere europäische Sprachen, die man mal in der Schule für ein paar Jahre lernt, verlernt man in wenigen Jahren ganz schnell wieder, wenn man da nicht am Ball bleibt. Also ob dein Sohn nun ein paar Jahre Spanisch lernt, oder nicht, ist höchstens relevant für einen Urlaub … beruflich hätte das eher keinen Effekt, es sei denn, er lernt es immer weiter. Das muss man aber können.
Ich gebe übrigens bei mir immer nur bei Sprachen „Englisch“ an. Ich habe auch 7 Jahre Russisch gelernt, aber nach so vielen Jahren kann ich zwar Gespräche verstehen, aber kaum selbst sprechen. Ich kann tatsächlich auch noch 1-2 andere Sprachen, aber wenn ich diese Kenntnisse nicht aktiv im Beruf anwenden will, dann gebe ich das nicht an.
Schulenglisch heute ist was sehr anderes als das, was wir hier noch gelernt haben (außer du bist u25 oder so). Der Unterricht fokussiert stark auf Reden und Schreiben, weniger auf Korrektheit mittlerweile. Konversationsfähigkeit und Textverständnis sowie -produktion sind total wichtig. Dagegen sind Rechtschreibung, Grammatik und klassische Translation kaum noch von Bedeutung (stattdessen "mediation" - erklären, was ungefähr gesagt werden soll/wird, fertig). Zudem bewegen sich fast alle Kinder auch privat in englischsprachigen Kommunikationsumgebungen - youtube, Instagramm, Spiele, Filme, Serien, Bücher... Die durchschnittlichen Mittelstufler am Gym sind heute mehr oder weniger fließend unterwegs. Das war vor 15 Jahren noch *sehr* anders. Also ja, Schulenglisch reicht zusammen mit bisschen Englisch im Netz in der Freizeit mittlerweile extrem weit.
Ich finde, so lange man Englisch beherrscht, sind alle weitere Fremdsprachen ein "nice to have" und für die meisten Berufen eher unwichtig.
Ich beherrsche Spanisch, Deutsch und Englisch. Viele Jahren habe ich im berufsalltag nur Deutsch gebraucht (auch OT Branche). Seit einigen Jahren ist auch Englisch vom Vorteil. Spanisch kam mir nur ein paar Monaten zu Gute und eher per Zufall.
Wenn er also Deutsch, Russisch und Emglisch kann, ist das mehr als ausreichend.
Natürlich IT Branche 🙈
Die Entscheidung welche Fremdsprachen bzw. welche Wahlpflichtfächer gewählt werden, haben wir von Beginn an unseren Kindern selbst überlassen, denn sie müssen dafür lernen. Mein Großer musste bereits vor Eintritt ins Gymnasium die zweite Fremdsprache festlegen, die er in der 6. Klasse dazu bekam.
Wenn dein Kind die Fremdsprachenpflicht am Gymnasium abgedeckt hat, um zum Abi zugelassen zu werden, dann lass ihn doch nach seinen Interessen entscheiden.
Vg
Vielleicht verstehe ich etwas falsch, aber das Kind kann doch anscheinend drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Russisch), das ist doch mehr als ausreichend!?
Meine zweite Fremdsprache ist Französisch und ich habe sie seit der 11. Klasse nicht mehr gebraucht und kann auch nichts mehr. Auch beruflich ist sie bei mir völlig egal. Englisch hingegen nutze ich im Alltag sowohl beruflich als auch privat des Öfteren.
Wenn man direkt nach dem Abi einen Berufsweg einschlägt, in dem eine bestimmte Sprache wichtig sind, kann man die ja immer noch lernen.