"Schludern"

Hallo,
Wir hatten heute Lernentwicklungsgespräch mit meinem 3. Klässler.

Wie schon erwartet war prinzipiell alles prima - bis auf ein Problem, das sich wirklich durch sämtliche Fächer und Themen zieht:
Er arbeitet unglaublich schludrig. Will so schnell wie möglich fertig sein, das Ergebnis leidet natürlich. 😅
Mathe- kann prinzipiell alles, wäre ein klares 1er Fach- aber er hat zig Leichtsinnsfehler, weil schnell schnell schnell macht, nicht mehr drüber liest, die Angaben nicht genau liest etc.
Deutsch- er beherrscht alle Rechtschreibregeln, kann sicher Groß- und Kleinschreibung anwenden- in der Theorie. In der Praxis kann man oft kaum mehr entziffern, was er schreibt, weil er so schludert und ihm schlicht egal ist, wie es dort steht. Da sind dann Verben groß, Nomen klein, Buchstaben vertauscht etc. Genauso bei der Schrift. Er kann relativ schön schreiben, in der Praxis legt er prinzipiell die linke Hand nicht daneben, sondern spielt mir ihr mit irgendeinem Stift etc, die Schrift orientiert sich ziemlich frei an den Zeilen und ist vielleicht mit Dechiffrierkenntnissen zu lesen 🙈 o oder a? h oder k? Egal, ich weiß ja was es heissen soll. 🙈

Oder letztens. Aufgabenstellung im Rahmen der Satzarten: Formuliere 5 Fragen. Er gibt ernsthaft ab: "Wieso? Wann? Warum nicht? etc" 🙈🙈 Er WEIß, dass das keine Fragesätze sind- aber die Aufgabenstellung war ja "Fragen formulieren " 😵‍💫 Ooooorrrr...
Er ist quasi absolut auf dem Trip des minimalem Aufwands unterwegs. Möglichst schnell fertig, möglichst wenig damit beschäftigen.

Und ich stoße an die Grenzen meiner Einfälle, wie ich ihn davon weg bekomme. Er hat alle Zeit der Welt, kein "nach der Hausaufgabe darfst du XY", was ihn dazu verleiten würde. In der Schule ist er genauso und schaut dann den Rest der Stunde aus dem Fenster.🤷‍♀️ Er hat auch schon öfter festgestellt, dass die gleiche Aufgabe einmal gründlich gemacht eigentlich schneller erledigt ist als wenn er sie einmal geschludert abgibt und dann nochmal korrigieren muss (in Abstimmung mit der Lehrkraft korrigiere ich alle Hausaufgaben auf diese Schluderfehler und lass ihn im Zweifel alles nochmal machen).
Wir haben auch Hefte zur Konzentration und auch zum Üben der Rechtschreibung und des Schriftbildes- das kann er alles, das passt alles- aber sobald es darum geht, das in den Schul-Aufgaben anzuwenden, schaut die Schrift wieder aus wie Sau und er verschludert alles. Es perlt gefühlt alles an ihm ab, was wir versuchen.

Laut Lehrkraft wäre er in jedem Fach ein klarer 1er Schüler, er kann überall den Stoff absolut sicher--- aber durch dieses unglaubliche Schlampen steht er in den meisten Fächern zwischen 2 und 3. Da hat er heute schon geschluckt. Aber seine erste Reaktion war, dass er jetzt morgen nicht zur Schule will, statt dass wir gemeinsam versuchen, an dieser Schludigkeit und Hektik zu arbeiten. 🙄🙄🙄 Er tut das mit einem Achselzucken ab, er sei halt so ein Chaot und aus. 🙈🤷‍♀️

Hat von euch auch so ein Exemplar daheim und vielleicht einen guten Tipp, eine gute Strategie?

Bearbeitet von edge-of-reason
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Du machst schon alles, was man sinnvollerweise macht.

Ist es denn so wichtig, ob er in 3 auf einer 1 oder 2 steht, wenn er alles kann und verstanden hat? Passt doch.

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Die Lehrerin meinte halt (das ist auch meine Angst), dass er dann spätestens nächstes Jahr echte Probleme mit den Noten bekommt, wenn er das nicht in den Griff bekommt. Vor allem hinsichtlich Schriftbild. Wenn man es nicht lesen kann, ist es eben falsch. Wenn der Fachbegriff falsch geschrieben ist, ist er eben falsch. Genauso in Mathe: wenn die Angabe nicht richtig gelesen wird ist es eben falsch.
Und dann steht er in der 4. sehr sehr schnell in den Hauptfächern auf einer 3 statt einer 1. Und das macht eben den Unterschied zwischen Gym und Mittelschule (Bayern). Und sie (kennt ihn seit Klasse 1) sagt, sie sieht ihn eigentlich glasklar auf dem Weg ins Gym, er ist eigentlich zur Zeit eher unterfordert. Sie befürchtet aber, dass er sich das verbaut, wenn er so weiter macht.
Darum meinte sie , wir sollen das unbedingt in diesem Schuljahr in den Griff bekommen.😕

Bearbeitet von edge-of-reason
3

Das wird er doch verstehen, wenn er dann entsprechend miese Noten zurückbekommt? Normalerweise greift das schnell. (Sonst auch mal simplen Verstärkerplan fahren. Sauber geschriebene Seiten sind ein Stern, fünf Sterne sind xy - Kinobesuch, Extrabildschirmzeit, neues Buch, whatever).

Bearbeitet von Inaktiv
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DIe Lehrerin hat meines Sohnes dann "UV" daneben geschrieben (unvollständig).
Alles unvollständige musste dann mittags als zusätzliche Hausaufgabe wiederholt werden. -- Nach ein paar Mal Mehraufwand hats mein Junior gelernt und gleich richtig gemacht. Aber erst, als sie das nicht nur ab und zu gemacht hat, - sondern wirklich mal ne weile JEDEN Tag. damit es auch richtig schön lästig war, es doppelt zu machen. -- hat gut gewirkt.

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Also hier ahndet die Lehrerin des Kurzen ( 3 Klasse NDS) das alles sofort in den Arbeiten

1x Ö Striche vergessen-- 1 Punkt Abzug

usw.

das wirkt auf jeden Fall besser als alles andere...

Unser Sohn war richtig sauer, dass er so nicht alle Punkte im Übungsdiktat hatte, weil er die Ö Striche vergessen hat.


Und das macht sie überall--- auch in der Mappenführung letzte Woche

"Nicht ordentlich abgepaust" schwupp 1 Punkt Abzug.. und das war der Einzige Punkt der ihm fehlte--- er hatte sich extra angestrengt, die Mappe zu Hause nochmal ordentlich zu machen, einsortiert usw.--- da war die Enttäuschung schon da, aber auch die Erkenntnis, wenn man ungenau arbeite, weil man das noch eben fertig haben will, dass das dann eben Ärger gibt.


Ich würde mit der Lehrerin sprechen, dass sie knallhart bewertet in den Arbeiten--- so wird es in der 5 ja dann auch sein--- dann sieht er am ehesten, was er sich verbaut.

Sein Kommentar zeigt ja, dass es ihn nicht juckt, weil es - noch- keine Konsequenzen hat.


Und ich würde ihn auch fragen, auf welche Schule er möchte---als Fernziel-- damit er auch da schon weiß, was läuft.

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Wie arbeitet er, wenn er anspruchsvollere Aufgaben bekommt ?

Ein Gedanke wäre nämlich, dass ihn die Aufgaben nicht fordern und er dadurch nicht wirklich aufmerksam ist, quasi abschaltet. Diese "Schludrigkeit" ist sehr typisch für unterforderte Kinder. Das war auch bei meinem Sohn ein Grund, ihn testen zu lassen, weil es immer schlimmer wurde.

Gerade weil du schreibst, dass er eigentlich sehr pfiffig ist und alles kann.

Ansonsten - ich kenne das von all meinen Kindern. Da wird die Aufgabenstellung nur halb gelesen / umgesetzt. Eine schöne Schrift hat auch keines, nicht mal meine Tochter - alles irgendwie bisschen Kraut und Rüben.

Bei der Rechtschreibung, gerade beim freien Schreiben, wurde Groß- und Kleinschreibung auch gern ignoriert. Satzpunkte sind auch nicht unbedingt nötig etc....

Inzwischen sind sie 7./10.Klasse und es hat sich sehr gebessert, wobei die Schrift immer noch nicht wirklich toll ist.

Wie ist er denn sonst so ? Hat er spezielle Interessen, schnell Lesen etc. gelernt ? Oder ist sonst etwas in seiner früheren Kindheit aufgefallen ?

Ansonsten kann man nur dran bleiben und immer wieder korrigieren lassen. Oder vielleicht hilft auch eine Art Belohnungssystem ?!

Bearbeitet von inessa73
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"Wie arbeitet er, wenn er anspruchsvollere Aufgaben bekommt ?

Ein Gedanke wäre nämlich, dass ihn die Aufgaben nicht fordern und er dadurch nicht wirklich aufmerksam ist, quasi abschaltet. Diese "Schludrigkeit" ist sehr typisch für unterforderte Kinder. Das war auch bei meinem Sohn ein Grund, ihn testen zu lassen, weil es immer schlimmer wurde.

Gerade weil du schreibst, dass er eigentlich sehr pfiffig ist und alles kann."

Ja, ich denke auch, dass es zu einem großen Teil daran liegt. Wie es bei wirklich anspruchsvollen Aufgaben wäre, kann ich dir leider gar nicht sagen, da er (z.B. Mathe) wirklich sehr viel recht intuitiv kann (Beispiel: sie nehmen das 1x1 durch, er kann mir ohne "sorgfältig aufschreiben" quasi aus dem Kopf die ganzen Reihen und Geteiltaufgaben rechen, die noch gar dran waren und auch z.b. nach kurzem Überlegen zweistellige Zahlen sicher im Kopf multiplizieren). So richtig schwierige / komplexe Aufgabenstellung würde er schlicht mit dem Verweis, dass sie das noch nie gemacht haben verweigern. 😅🙈 Ihn kann man nicht wirklich mit "Zusatzaufgaben bzw Knobelaufgaben" motivieren- denn wie gesagt: das Ziel ist minimaler Aufwand. 🙄


"Wie ist er denn sonst so ? Hat er spezielle Interessen, schnell Lesen etc. gelernt ? Oder ist sonst etwas in seiner früheren Kindheit aufgefallen ?"
😅😅 Joa, er ist "speziell". Sehr beliebt und integriert, aber speziell. Mit ganz eigenen Interessen (er kann dir z.b. stundenlange Vorträge über die Biographien von z.b. Newton, Humboldt, Einstein, de Saint-Exupéry etc halten, oder über gewisse naturwissenschaftliche Spezialgebiete, die ich hier nicht allzu genau beschreiben will, wegen Anonymität und so... Ist eine unglaubliche Leseratte und würde sonst am liebsten den ganzen Tag Lego bauen). Fußball? Switch? Brauch ich nicht.
Er war in keinem Gebiet ein "Frühstarter", eher das Gegenteil. Allerdings hatten wir im Rahmen eines Pilotprojekts schon mit 4,5 Jahren die Schuleingangsuntersuchung - eigentlich mit abgespecktem, altersangepasstem Test. Er hat aber letztendlich den "richtigen " Test gemacht und hatte auch dort alles richtig. Also ja- er ist schon ein schlauer Kopf. Aufgrund seiner sehr sensiblen Art, der emotionalen Reife zu der Zeit, sowie von gewissen Handicaps in Motorik und Aussprache (wie gesagt: er war immer eher spät dran) wurde er ganz regulär mit fast 7 eingeschult. Und konnte zu dem Zeitraum auch noch nicht lesen.

Ja, wir werden jetzt ein Belohnungssystem einführen, haben uns gestern auch schon auf die "Eckpunkte" gemeinsam geeinigt - Stand jetzt ist er sehe motiviert. 😅

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Wie ich vermutet habe ... 😉

Behaltet mal einen Test im Hinterkopf, vor allem, wenn es schlimmer wird.

Gerade wenn um um den Übertritt geht wäre es doch schlecht, wenn er sich evtl. den Schnitt "versaut" und dann auf die "falsche" Schule geht.

Dauerhaft Unterforderung kann ein Kind auch krank machen, zu Schulunlust und Verweigerung führen.

Gerade das, was du schreibst, das intuitive Verständnis für Mathematik, das viele Lesen und das spezielle und tiefe Interesse an solchen, eher kinderuntypischen, Themen, sprechen dann schon für eine höhere Begabung.

Mein Großer war eigentlich auch nicht auffällig, was schulische Sachen betrifft, konnte vor der Schule weder lesen noch schreiben, hat es aber fix gelernt. Auch er hatte eher spezielle Interessen, z.b. Teilchenphysik in der 3.Klasse inkl. Besuch von Vorlesungen an der Uni für 8.Klässler, da hat er sogar alles verstanden.

Ach ja, begabte Kinder sind oft besonders sensibel und haben auch gerne mal Defizite in anderen Bereichen (Motorik).


Könnte also bei euch ähnlich sein ...

LG Ines

Bearbeitet von inessa73