Warum auf's Gymnasium?

Da das weiter unten schon einmal andiskutiert wurde:

Warum haben die, die es gewählt haben, das Gymnasium für ihr Kind gewählt?

Welches Ziel verbindet Ihr damit? Geht es Euch um die Inhalte? Das Abitur? Die Sozialstruktur? Erreichbarkeit? Fächer? Sprachen? Freunde, die dorthin gehen? Wollt Ihr, dass das Kind leicht durchkommt oder soll es gefordert werden? Geht es Euch ums "irgendwie Durchkommen" oder um klassische Bildung?

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Ich arbeite an einer Grundschule und jedes Jahr, wenn wir neue SuS kriegen, dann mache ich mein persönlich Bingospiel. Ich über lege nach der ersten Woche, welche Kinder aufs Gymnasium gehören.
Also quasi nach der ersten Schulwoche überlege ich, wer in jedem Fall die gymnasiale Empfehlung bekommen wird. Das mache ich schon jahrelang und habe eine Trefferquote von 100%.

Es gehen natürlich noch viel mehr Kinder, auch mit der Empfehlung zum Gymnasium, aber es gibt Kinder, da ist es einfach klar, dass die dahin gehören.

Diese Kinder reden frei, sind wissbegierig, treten in Kontakt, sind offen, können zu hören, Rückschlüsse ziehen u.s.w.

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Jupp- kenne ich auch- Kids die im Kiga schon weit sind, gehen dann später auch aufs Gym.

Es gibt halt Kids die gehören dorthin und denen würde man auch keinen Gefallen tun, wenn sie weniger lernen dürfen.


In Bezug auf unsere Kids-- die Große wollte aufs Gym und es war auch anhand der Noten klar, dass sie dorthin gehört--
und auch der Kurze ( 3 Klasse) gehört von den Noten her dorthin--er möchte auch dahin wo seine SIS ist- er kennt das Gym schon von vielen Veranstaltungen dort und mag es da sehr.

In Bezug auf deine Fragen--- Erreichbarkeit-- war kein Grund, denn sie hat einen weiteren Schulweg als wenn sie woanders hingegangen wäre.
Das Umfeld ist auf jeden Fall anders als an der OBS- wo wöchentlich die Polizei dort ist, wo Handys wegen bestimmter Inhalte eingesammelt werden, wo es Schlägereien gibt etc.etc...
Sprachen-- war kein Grund-- dort gibt es Franz und Latein-- an anderen Schulen gibt es auch Spanisch.

Aber da sich die Berufswünsche bei Kids ja auch öfter ändern, ist es generell so, dass es besser ist einen Abschluß zu haben, den man nicht braucht als einen Abschluß zu brauchen, den man nicht hat.

Ich habe bspw. selber mein Abitur bei keinem meiner 2 Berufsausbildungen als Vorrausetzung gebraucht-- aber natürlich hatte ich es in einigen Fächern leichter durch das Vorwissen, was ich durchs Abitur ( LK BIO) hatte, als Mitschüler die kaum oder gar kein Bio hatten und die erst mühsam lernen mussten, was eine DNA ist oder der Unterschied zwischen einen Mitose und der Meiose--oder wenn man selber 8 Jahre Englisch hatte und die anderen 3 Jahre...

Bearbeitet von Elise22
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Wer hat denn nur 3 Jahre Englisch?
Grundschule 3 und 4 ist doch überall, plus 5 bis 10 Klasse. Sind in meinen Augen 6 Jahre mindestens plus die Grundschule.
Und die Biosachen mit DNA und Mitose usw. lernt man nicht im Bio LK. Etwas übertrieben!

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- Allgemeinbildung

- die zweite Sprache (früh bei naturwissenschaftlichem Zweig, bei der Realschule könnte man ja auch auf den sprachlichen Zweig gehen, hätte dann aber kein naturwissenschaftliches Profil)

- allgemein: beide Kinder haben sehr breit gestreute Interessen

- gegen die Realschule spricht meines Erachtens noch (mag aber auch ein Vorurteil sein), dass ich glaube, dass die Realschule ‚verschulter‘ ist, strengere Vorgaben macht, dass die Kinder die Dinge stärker vorgegeben kriegen und weniger frei arbeiten können. Das macht es vielleicht einfacher für manche Kinder, passt aber nicht zu meinen Kindern.

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Unser Sohn ist ein wissbegieriges, schlaues Kind mit einer schnellen Auffassungsgabe und mündlich sehr stark. In der Grundschule kam er mit wenig Aufwand problemlos mit. Von daher war die Entscheidung recht schnell klar. Wir wollten schon eine gewisse Forderung, da er eher faul ist. Und der Plan ist aufgegangen. Er ist jetzt in der 7. Klasse und kommt super klar.

Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass er mit Abitur viele Möglichkeiten hat. Er möchte auch gerne studieren (wenn er nicht Fußballprofi wird 🙈). Die Sozialstruktur ist natürlich auch wichtig. Wir haben ansonsten nur die Realschule plus hier. Ehemals Hauptschule und Realschule zusammen. Da möchte ich meine Kinder nur ungern hinschicken.

Unsere Tochter sehe ich nicht auf dem Gymnasium. Ihr fällt die Schule auf Grund von einigen Baustellen viel schwerer. Sie ist aber im Gegensatz zu ihrem großen Bruder viel ehrgeiziger. Da finde ich die Gesamtschule besser. Der Große wäre da untergegangen.

Ich denke schon, dass man Kinder fordern soll. Natürlich nicht überfordern. Aber etwas rauskitzeln.

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Unsere Tochter hat sich selber entschieden. Sie ist jetzt in der 7. Hier gibt es nur eine gute Gesamtschule, Realschule ist schrott. Mehrere Gyms. Wir haben uns die Gesamtschule angesehen und ein Gym. Geamtschule hat unsere Tochter trotz guten ruf nicht umgehauen. Auf dem Gym sagte sie nach dem Tag der offenen sofort: Mama hier möchte ich hin. Zack angemeldet

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Bei unseren Kindern (Asperger Autisten) war früh klar, dass sie kognitiver wesentlich talentierter sind als feinmotorisch/sozial/handwerklich. Tendenziell ist am Gymnasium der Umgang unter den Gleichaltrigen einfacher, weniger ruppig. Zudem hat das Gymnasium zumindest bei uns in der Schweiz den Vorteil, dass die Berufsfindungsphase drei Jahre später kommt als bei anderen Schulstufen, was wiederum Autisten Zeit verschafft. Mit Studium kann zusätzlich Reifezeit gewonnen werden bis zum Einstieg ins Arbeitsleben.
Natürlich sind dies keine allgemeinen gültigen Argumente, aber bei unserer Ausgangslage waren es rückblickend die richtigen Gründe fürs Gymnasium.

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Bei unserer Tochter 9 Klasse Gym ist auch ein Junge in der Klasse der Asperger ist-- er ist 1 Jahr jünger als die anderen Kids und kommt ziemlich gut zurecht dort.

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Ganz einfach: weil mein Kind sich diese Schulform ausgesucht hat, das so wollte und die Empfehlung der Schule klar war und die Schule und Schulform ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Sie ist und war schon immer sehr reflektiert und hat eine gute Selbsteinschätzung.
Ja, auch Forderung und/oder Förderung im richtigen Maß ist wichtig, allerdings gilt das für Alle und jede Schulform.
Unser Kind ist ohne Mühe, eher gelangweilt als gefordert, mit einem 1er Schnitt durch die Grundschule gegangen. Die Langeweile im Unterricht gibt es nicht mehr, der Notenschnitt ist im Wesentlichen so geblieben, selbst der prophezeite Notenabsturz in der 6. blieb aus. Endlich stimmt das Lerntempo, denn die meisten sind auf einem ähnlichen Level. Sie hat Spaß in der Schule, ist glücklich und zufrieden, liebt die gewählten Pflicht- und Wahlsprachen und freut sich auf den naturwissenschaftlichen Zweig ab dem nächsten Schuljahr. Ob sie auf einer anderen Schulform genau so angekommen wäre? Wer weiß das schon, aber ich bezweifle es.
Was wir keinesfalls gemacht hätten: sie zu irgendeiner Schulform gedrängt, weil wir als Eltern das so wollten.

Bearbeitet von sanblu
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Hätten wir hier in der Umgebung eine KGS, würde mein Kind ganz klar diese Schule besuchen. Da es hier aber nur IGSen gibt und ich selbst Gesamtschulllehrerin bin, würde mein Kind mit Gymempfehlung nie im Leben dahingeben, wenn es irgendwie anders gehen würde.

In meinem Vergleich meine ich also explizit KEINE Kgs sondern die IGS:

Welches Ziel verbindet Ihr damit?

Geht es Euch um die Inhalte?
Ja, denn diese können einfach nicht ädequat vermittelt werden über so viele verschiedene Leistungsstufen. Man muss sich automatisch an dem Schwächsten und den Störern orientieren. 30 SuS in einer GymKlasse sind schon super schwierig als ein Lehrer individuell zu fördern, wenn man die anderen Schüler noch dabei hat ist das unmöglich.

Das Abitur?
Nö.

Die Sozialstruktur?
Definitiv. Meine Hauptschüler sind fantastische Menschen, aber haben z.T. massive Probleme gerade im Verhaltensbereich, RS tlw. auch. Auch auf dem Gym gibt es Chaoten, aber das sind eben Chaoten und keine Systemsprenger. Ich würde mir wünschen, dass für mein Kind ein nicht-kriminelles, drogenfreies, leistungsorientierte und hilfbereites Leben normal ist. In IGSen sitzt du aber automatisch mit Schülern in einer Klasse, die die Leistungsbereitschaft ihrer Mitschüler massiv ablehnen und den Unterricht anhaltend stören, sich nicht an Vereinbarungen und Schulregeln halten etc. .
Davon abgesehen sind an einer IGS 95% der Schüler keine, die keine Gymempfehlung haben. Auf einer IGS-Gesamtschule findet man eigentlich nur Real- und Hauptschüler, ist als Gymnasiast also im Regefall fehl am Platz.

Erreichbarkeit?
Wäre bei uns eher die Gesamtschule.

Fächer?
Finde ich eigentlich an Gesamtschulen besser weil lebenspraktischer.

Sprachen?
Nein, bei uns kann man sogar als Realschüler Latein wählen, Französisch sowieso.

Freunde, die dorthin gehen?
Nein. Die findet man an der neuen Schule auch.

Wollt Ihr, dass das Kind leicht durchkommt oder soll es gefordert werden?
Das Kind kommt nur leicht durch, WENN es gefordert wird. Kinder, die nicht gefordert werden, kommen nicht leicht durch, sondern werden verhaltensauffällig oder verkümmern still in der Ecke. Menschen brauchen Herausforderungen. Gymnasien sind heute, wo fast die Hälfte eines Jahrganges Abitur macht, auch keine Eliteanstalt für Hochbegabte mehr.

Geht es Euch ums "irgendwie Durchkommen" oder um klassische Bildung?
Das verstehe ich irgendwie nicht. Wer wünscht sich denn, dass sein Kind "irgendwie" durchkommt? Ich wünsche mir nicht, dass mein Kind irgendwie durch seine Jugend durchkommt, sondern ein glücklicher, zufriedener Mensch werden kann. Und das hängt nicht vom der Schulform oder dem Bildungsgrad ab.

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Exakt diese Formulierung kommt von meinem Bruder und meiner Schwägerin. Beides Lehrer :)

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Alles was du sagst, kann ich so unterschreiben und sämtliche Lehrer-Freunde und -Kollegen ebenso.

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Ganz einfach um bessere Chancen am Ausbildungs,- Arbeitsmarkt.

Immer mehr Gymnasiasten bzw. Abiturienten überschwemmen den klassischen Ausbildungsmarkt. Bevor ein Bewerber einer anderen Schulform in die nähere Auswahl kommt, wird man sich zuerst die Gymnasiasten anschauen, denn die Anforderungen in den Berufscolleges werden immer komplexer, so meinen viele Personalchefs, das hier nur Gymnasiasten bestehen können. Es ist nicht so, das es nicht genügend Bewerber gibt, nur entspricht kaum einer den Erwartungen. Meine Tochter hat Abitur vom Gym. und ich erlebe den Kampf hautnah, es wird geprüft, getestet und gesiebt ...

Obwohl ich es persönlich nicht richtig finde, wie bei der Auswahl verfahren wird, die Zahl der Gymnasiasten wächst signifikant, daher sollte jedes Kind, das die Chance hat, diese Schulform zu besuchen, sie auch nutzen.

Was die Sozialstruktur angeht, so gibt es auch an den Gyms. Drogenprobleme, Vandalismus und vieles mehr, da kann es unter Umständen schlimmer sein, als an anderen Schulen, da sollte man sich vorher umhören.

Bearbeitet von Schnittchenfrau
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Ganz ehrlich. Sehe es nicht so das Abiturienten vorgezogen werden. Die haben leider von der Arbeitswelt die wenigste Ahnung wenn sie von der Schule kommen. Oft ist es so das lieber motivierte angagierte Haupt oder Realschüler bevorzugt werden. Vor allem in Handwerk. Da sind die Noten oft zweitrangig.
Oft wird auf dem Gymnasium die ganze Schulzeit der Fokus nur auf Theorie gelegt. Was in der Arbeitswelt so abgeht bekommen sie erst sehr spät mit.
Die Nachteile der Akademisierung auf dem Arbeitsmarkt sieht man schon länger. Und auch das es zu massiven Fachkräftemangel vor allem im Handwerk führt.

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Ganz einfach:
Unser Großer wäre an einer Realschule o.ä. unterfordert gewesen.
Er hat im letzten Jahr nun sein Abi geschafft, aber es war schon lange vorher klar, dass er vorerst nicht studieren möchte. Er macht gerade eine handwerkliche Ausbildung, mal sehen, was danach kommt. Auf jeden Fall stehen ihm so fast alle Wege offen.
LG
Elsa01