Hallo,
ich würde euch um Erfahrungen, Meinungen bitten wie ich mit unserem 7jährigen Sohn weitermachen soll, weil ich bald verzweifle.
Er geht in die 1. Klasse einer Regelschule und ist das älterste von unseren 4 Kindern.
Er wurde mit einer Gesichtsfehlbildung und einem mittelschweren Hörschaden geboren.
Wegen seiner Fehlbildung musste er die ersten 3 LJ per Magensonde ernährt werden.
Seitdem er selber isst, hat er keinen kindertypischen Geschmack.
Außerdem litt er bis zum 5 LJ an frühkindlichen Affektkrämpfen, die einfach von selber verschwunden sind.
Seine Wutanfälle sind aber bis heute geblieben, er wünscht sich sogar manchmal sich noch bis zur Bewusstlosigkeit wegschreien zu können.
Trotz seiner Baustellen war er feinmotorischen und kognitiv schon immer sehr fit. Frühförderung hatte er praktisch seit Geburt.
Er hat einen normalen Kiga besucht, hatte dort kaum Probleme und war auch sehr beliebt.
Ca 1/2 Jahr bevor er eingeschult wurde wollte er Lesen lernen und hat es sich praktisch innerhalb 1 Woche selbst beigebracht. Er hat ein sehr gutes Gedächtnis und interessiert sich für vieles, verzettelt sich dabei aber auch gerne.
Sein IQ wurde auf ca 130 geschätzt, er wurde jährlich durch die Psychologin der Frühförderung getestet.
Nun geht er auf die Regelschule, hat stets gute, bis sehr gute Leistungen, aber macht Flüchtigkeitsfehler. Er arbeitet sehr lieblos und schlampig, die Leistungen sind aber wie gesagt trotzdem im 1er und 2er Bereich.
Nun zu seinem Problem. Er stört, ist überheblich und frech und möchte alles auf wirklich unsympathische Weise ausdiskutieren. Mir bricht es das Herz wie er sich selber im Weg steht.
Zum Beispiel möchte er keine schwierigeren Zusatzaufgaben machen, warum soll ER bestraft werden, wenn es die anderen nicht können.
Er möchte keine Plastikdiamanten als Belohnung, weil diese häßlich und wertlos sind und das Plastik im Meer die Delfine tötet.
Er möchte nicht über traurige oder fröhliche Sterne belohnt werden, weil er nicht versteht was dieser Schmarrn soll, Sterne hätten keine Gefühle.
Ich könnte diese Liste endlos fortführen.
Hat er ein Playdate, das von ihm erwünscht wurde, muss er dieses häufig unterbrechen, weil er irgendwelche Pläne zeichnen muss oder Projekte fertigbasteln will.
Das neuste ist dass er um 22 Uhr nochmal aufsteht weil er etwas zeichnen muss, er findet sonst weder Ruhe noch Schlaf.
Die Lehrerin und unser Umfeld sagt ich müsse diese Dinge unterbinden und ihm erklären dass er sich fügen muss und es so nicht weiter geht.
Ich sehe ihn leiden und leide mit.
Er ist sehr zierlich, braucht weniger Schlaf als ein Erwachsener und war früher sehr freundlich.
Jetzt schämt er sich zB auch für mich, weil ich sehr freundlich bin zu allen, er ist davon richtig genervt.
Er macht zum Ausgleich viel Sport, ist darin aber nur mittelgut, weil er körperlich nicht so belastbar ist. Das frustriert ihn meistens sehr, er geht aber trotzdem gerne hin.
Wie können wir ihm nur helfen?
Hat jemand Ideen?
Vielen Dank fürs Lesen, es ist lange geworden.
Autismus, hochbegabt oder einfach nur Konzentrationsprobleme
hört sich niach unterfordert an, wie wäre es mit zusätzlichen Futter, ich kenne Lehrer, die haben einfach ZUsatzblätter oder Ordner für diese Kinder, zusätzlich eine weitere Sprache oder ein Instrument wäre auch gut
"Da muß er durch und sich anpassen" ist aus meiner Sicht keine gute Idee. Dein Kind ist besonders und das ist gut so. Sicher ist es einfacher, körperlich und geistig im Durchschnittsbereich zu liegen, gerade als Kind möchte man "wie alle" sein und versteht weder das eigene Potential noch die sozial durchaus nötigen Regeln. Wenn du magst informiere dich mal bei mensa e.V. Außerdem empfehle ich dir das Buch "hochbegabt und hochsensibel" von Andrea Brackmann (nicht neu, aber sehr erhellend). Alles Gute euch!
Es ist doch noch gar nicht gesagt, dass er Hochbegabte ist… vielleicht erst mal herausfinden was Sache ist, bevor man eine Richtung einschlägt
Vielen Dank für deine Antwort.
Ich persönlich glaube er ist überdurchschnittlich begabt, aber nicht hochbegabt. Dazu hat er ja sein schlechtes Gehör, was ihm einiges auch in Zukunft nicht leichter macht.
Für diese Kombination müssen wir eigentlich ganz dankbar sein, den eine Stärke gleicht eine gewisse Schwäche aus.
Was mir mehr Sorgen macht ist, dass er einfach in vielem nicht so reagiert wie die Kinder in seinem Alter. Alltägliche Sachen wie Ordnung, sich selber richtig anzuziehen in einem normalen Tempo, fallen ihm sehr schwer. Dazu kommt diese verletzende und oft unsympathische Ehrlichkeit. Ich sehe ja er tut sich damit nix Gutes. Er musste so viel durchmachen, ich würde ihm einfach gerne helfen.
Vielen Dank für deinen Buchtipp, das schaue ich mir sicher an
Sein IQ wurde geschätzt oder getestet? 🤔🤔
Warum denn diese frühe Förderung mit den Tests?
Ich möchte euch Nicht zu nahe treten, aber ich habe ein bisschen das Gefühl, dass er sehr…überzeugt von sich ist, weil es sich immer viel um ihn gedreht hat, ist das möglich?
Eine korrekte Einschätzung bekommt ihr vermutlich nur von einem Kinder-Psychologen.
Der Test wurde durchgeführt, auch von einer dafür kompetenten Person. Dazu habe ich in der vorherigen Antwort mehr geschrieben.
Natürlich hat sich sehr viel um ihn gedreht, wir dachten niemals dass er überhaupt 7 Jahre alt wird. Ich denke die meisten hätten gehandelt wie wir.
Nun hat sich alles so zum Guten gewendet obwohl er lebenslang sein Päckchen zu tragen haben wird und noch immer viele Baustellen hat.
Ich habe selber mit Kindern gearbeitet und noch 3 weitere und ich bin seine Mama.
Ich merke dass es ihm nicht gut geht und würde ihm einfach gerne helfen.
Es ist schwierig zu beurteilen wo sind es nur aufmüpfige Klugscheißereien und wo kann er wirklich nicht aus seiner Haut.
Leider müssen wir auf den Termin bei der Kinderpsychiaterin hast ein halbes Jahr warten.
Deshalb habe ich mir einfach Denkanstöße erhofft die uns, besonders ihm, weiterhelfen können.
Meinem großen Sohn (mittlerweile 15) wurde in der 3. Klasse Autismus diagnostiziert. Er war sowohl im Kindergarten als auch in der Grundschule hochgradig verhaltensauffällig. Er rannte durch Gänge, verstand keine nonverbale Sprache, was regelmäßig zu Konflikten führte und zerriss Arbeitsblätter einfach. Der Leidensdruck war damals sehr groß.
In der weiterführenden Schule bekam er dann eine Schulbegleitung. Es wurde aber nicht besser.
Die Mitarbeiterin des Jugendamtes wies uns darauf hin, dass mein Sohn zusätzlich ADHS haben könnte. Ich solle es unbedingt abklären lassen. Damals war er 12. Heraus kam hochgradige ADHS und ein IQ von 130 (getestet wurde mit dem HAWIK). Mein Sohn bekam zusätzlich zur Therapie Medikamente. Sie taten ihm gut, was ich vorher nicht gedacht hätte.
Mittlerweile braucht er nicht Mal mehr eine Schulbegleitung.
An deiner Stelle würde ich mich gleich an eine Autismusambulanz wenden. Dies abzuklären ist nämlich sehr schwierig
Dass ein Kind Flüchtigkeitsfehler macht und nicht schön schreibt kommt häufig vor. Davon mal abgesehen.
Aber, ich würde ihn vom Kinder- u. Jugendpsychiater testen lassen, z.B. auch auf ADS. Hatte sich bei meinem Sohn bestätigt, der ähnliche Eigenheite hatte (kaum Schlaf benötigt, Gesprächsthemen die nicht kindgerecht waren, dachte ständig, sich um das ganze Leid der Welt Gedanken machen zu müssen; eckte bei anderen an, weil er halt "anders" tickte; hänselte andere, um Aufmerksamkeit zu erlangen usw. ).
Dann habt ihr zumindest Gewissheit und wisst, warum er so ist, wie er ist.
Die Einstellung deines Sohnes finde ich erstmal nicht verkehrt. Eindeutig ist er an Lernen interessiert (z.B. selbst lesen lernen), aber er will nach seinen Interessen gehen und nicht zu bestimmten Aufgaben gezwungen werden, die ihn gerade gar nicht interessieren. Das ist ganz natürlich. Auch dass er sich nicht durch Sternchen manipulieren lassen will, finde ich eigentlich ganz sinnvoll. Und den Kindern Plastik-Kleinkram zu geben und gleichzeitig über Nachhaltigkeit aufzuklären, ist halt auch widersprüchlich.
Die Frage ist jetzt, warum er sich nicht in das System fügt und warum er nicht so gut manipulierbar ist, wie andere Kinder. Ich habe auch einen IQ von etwas über 130 und ich habe mich trotz Langeweile in der Grundschule angepasst und angestrengt, weil ich die sozialen Erwartungen erfüllen wollte und gemocht werden wollte. Diesbezüglich scheint er sich nicht zu bemühen. Das KANN an autistischen Zügen liegen, oder z.B. daran, dass er sich sowieso abgelehnt fühlt und viel Ärger in sich trägt. Ich würde dem Autismus-Verdacht auf jeden Fall nachgehen, damit man weiß, was los ist, und in besser unterstützen kann.
Gleichzeitig würde ich mich mal nach anderen Schulen umschauen. Vielleicht habt ihr das Glück und es gibt im Umfeld eine demokratische Schule bzw. eine für Freilerner? Dort wird nicht so viel manipuliert und selbstbestimmter gelernt. Ich könnte mir vorstellen, dass er dort besser zurecht käme. Bei uns gibt es sowas leider nicht. Vielleicht wäre auch eine Montessori-Schule eine Option? Da gibt es wenigstens etwas mehr Selbstbestimmung. Falls es in der Nähe eine gibt, würde ich mich da mal beraten lassen.
Vielen Dank für die doch noch hilfreichen Kommentare die ich erhalten habe.
Ich wollte ehrlich von niemandem hören, er ist halt hochbegabt und die anderen sind schuld.
Wie gesagt, ich denke er ist schlauer als die meisten Gleichaltrigen, aber nicht hochbegabt.
ADHS schließen alle aus, also auch die Fachkräfte, weil er sich sehr lange mit einem Thema beschäftigen kann. Er zeichnet gerne im Detail, liest und bastelt stundenlang.
Wenn es trubelig ist, das mag er gar nicht.
Er mag es lieber ruhig.
Ein volles Autismusbild wird auch ausgeschlossen, da er zum Beispiel sei humorvoll ist, auch Sarkasmus versteht und ihn selber anwendet, wie ich es nicht von Kindern in seinem Alter kenne.
Ergotherapie hatte er fast die ganze Kigazeit.
Dort hat er sich immer vorbildlich benommen, es sogar sehr genossen dass sich 1 Person nur um ihn gekümmert hat.
Er wurde dort aber nicht speziell auf sein Sozialverhalten geschult, aber das war auch nie auffällig.
Dieses unfreundliche und unsympathische Auftreten hat er erst seit dem Schulstart.
Was ich vergessen habe zu erwähnen, er ist bis 14 Uhr in der Mittagsbetreuung dort ist er nach wie vor freundlich und emphatisch und fällt eher positiv als negativ auf.
Was ich auch beobachte ist, dass er einfach eine große Wut im Bauch hat, dass sein Gesicht ist wie es ist. Ich versuche es da ganz viel mit erklären und nehme ihn zu vielen Gesprächen mit. Er weiß dass wir machen lassen was geht und dass wir ihn sehr lieben.
Ich selber war immer sehr brav und angepasst und wollte gemocht werden.
Ich glaube das möchte er eigentlich auch, deshalb würde ich ihm so gerne helfen.
Wir haben eine Montessorischule in der Nähe und denke sehr stark darüber nach dort anzufragen.
Ja, ich verstehe die ersten Antworten hier auch nicht, aber so ist das manchmal..
Hm also selbst wenn er autistische Züge hätte, ist es ja sehr auffällig, dass sich die spezielle Problematik nur in der Schule und weder im Kindergarten noch in der Mittagsbetreuung zeigt. Hat er vielleicht ein besonderes Problem mit der Lehrerin oder der Klasse? Wirkt es so, als wäre die Lehrerin bemüht auf seine individuelle Situation einzugehen, oder hat sie für sowas keine Zeit und die Kinder müssen eben im Unterricht funktionieren?
Für mich klingt auf jeden Fall heraus, dass die momentane Schulsituation eurem Kind nicht gut tut. Hat er momentan noch irgendeine Therapie? Wenn ja, könnte man sich mit den Therapeuten überlegen, was ihm in der Schule helfen könnte und dann auch die Lehrerin mit ins Boot holen. (Oder eben Schule wechseln, aber auch da wäre ja gut zu wissen, worauf man achten muss.)
Wenn das mit dem Gesicht ihn auch so belastet, würde ich eventuell auch eine Psychotherapie (Verhaltenstherapeutische Ausrichtung) in Erwägung ziehen. Dort können außerdem auch Strategien zum Umgang mit heftigen Emotionen geübt werden, ebenso wie Strategien im Umgang mit schwierigen sozialen Situationen.
In welchen Situationen ärgert er sich über dein freundliches Verhalten? Kann es sein, dass es dabei um deinen Umgang mit Menschen geht, mit denen er ein Problem hat? Vielleicht hat er das Gefühl, dass du nicht genug für ihn einstehst und seine Bedürfnisse oder auch seine Wut nicht ernst genug nimmst?
Es ist mal wieder typisch Urbia, dass sich alle so an der Hochbegabung aufhängen. Es ist ja nicht so wichtig ob er jetzt hochbegabt ist oder nicht, auf jeden Fall ist er sehr schlau. Aber er benimmt sich nicht sozial kompatibel, und ich finde es gut dass du ihm da helfen willst und nicht nur sagst "mein Kind ist halt so" und ihn sozial gegen die Wand laufen lässt. Es stimmt, dass das ein bisschen nach autistischen Zügen klingt, diese gnadenlose Ehrlichkeit und immer Recht haben müssen. Aber so wie du deinen Sohn sonst beschreibst klingt es eher nicht nach einer wirklichen Störung, es sind vielleicht nur Elemente. Et kann nichts dafür dass er so ist, aber er kann daran arbeiten. Du kannst da versuchen viel mit ihm zu sprechen, ihm zu erklären dass der Ton die Musik macht, dass er ehrlich sein darf aber nicht verletzend. Versucht das zu üben. Trick: betone, dass Freundlichkeit nicht nervig oder überflüssig ist, sondern schlau. Nur wer freundlich ist, findet echte Freunde, bekommt im Alltag was er will usw.
Es wird sicher nicht sofort fruchten aber steter Tropfen höhlt den Stein.
klingt nach nötiger Ergetherapie in Richtung Verhaltstherapie.
Die sind ja so gut geschult, dass die erkennen, ob man eher Richtung Konzentration oder Soziale Fähigkeiten "üben" muss.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass manches "durch die Eltern" eben nicht vermittelbar ist. Das was die Lehrer immer so lapidar sagen: erzieh mal Dein Kind, geht halt oft nunmal nicht, wenn da noch irgenwelche Körperlich/Geistigen Defizite reinpfuschen.
Da hilft dann ein aussenstehender Ergotherapeut oder ähnliches. kuckt Euch doch mal in diese Richtung um? Der wird schon den Kern der Sache rausfinden und eben über längere Zeit mit ihm das passende üben.
Achja: vorgeschaltet gehören da u.U. eben ein paar Termine bei einem Psychologen, der das Kind eben diagnostiziert und in welche Richtung das geht. Bestimmte Stichwörter hast Du oben ja schon erhalten. - Meist haben Kinder ein buntes Mischmasch an allem und keinen Echten Namen auf dem Zettel, - aber eine fachmännische Beurteilung hilft, einen Therapieplan auszuarbeiten. Und ob das dann ein Psychologe macht oder ein Ergo oder andere Stellen wird man dann sehen.