Ständiger Lehrerwechsel

Ich möchte einmal nachhaken udn mich aufregen. Ja, ich weiß Lehrermangel, alles gerade nicht so einfach.
Aber mittlerweile hat meine Tochter (4. Klasse) die 4. Deutschlehrerin, jede macht es anders und setzt Dinge voraus. Klar, es gibt einen Lehrplan, theoretisch müsste also eine neue Kraft einfach weitermachen können.

Die Realtiät sieht aber nun mal anders aus. Eine Lehrerin erarbeitet das Thema (acuh für die nächste Deutscharbeit), ist urplötzlich nicht mehr da, die Klassenarbeit wird sofort mit der neuen Lehrkraft geschrieben....nach ihren Vorgaben, Vorstellungen und mit ihren Materialien. Die Kinder hatten exakt 4 Tage Zeit sich den neuen Anforderungen anzupassen. Ein einfaches Beispiel: Satzteile erkennen und farblich unterstreichen, Farbvorgabe durch Lehrkraft. Die Kinder gewöhnen sich dran, die neue Kraft fordert andere Farben zum Hervorheben. Tag 1 kennenlernen, Tag 2 neue Anforderungen werden kundgetan, Tag 2+3 Übung, Tag 4 Klassenarbeit. Meine Tochter hatte noch nie Angst vor Klassenarbeiten, diesmal schon, sie hatte richtig Angst, das sie aus Gewohnheit zu den alten Farben greift. Die beiden Übungstage haben wir zu Haus intensiv die Farben geübt...die, Farben, nicht das Thema! Sie hatte sich dann selber Zettel an die Stifte geklebt, als Stütze, sie sucht also aktiv eigene Strategien. Ihre Angst war auch berechtigt, denn auch der Diktatteil fand anders als gewohnt statt, darüber wurde vorher nicht mal gesprochen, geschweige denn mal geübt. Ja, die Klassenarbeit muß geschrieben werden, das verstehe ich auch.

Erwratet man von Grundschülern wirklich so viel Flexibilität? Denke ich falsch drüber, das sie doch wenigstens die Kinder fragen könnte, welche Farben sie bisher genutzt haben? Besonders wenn man schon weiß, das es auch wieder nur ein kurzes Gastspiel in der Klasse wird? Denn in ca 8 Wochen kommt die vorherige Lehrkraft wieder und alles wieder Retour. Bei diesem einfachen Beispiel bleibt es ja nicht, das zieht ja noch andere Kreise.
Laut Lehrplan soll wohl schon die Erstellung eines Plakates+ Vortrag im Team gewesen sein. War es aber nicht, nur als Einzelarbeit (ohne Vortrag) bisher. Natürlich kann man jetzt erwarten, das Kinder das auch im Team einfach umsetzen können und müssen. Aber bereitet man die Kinder nicht darauf vor und wenn die Klasse schon geschlossen da steht und um Hilfe bei der Umsetzung bittet, wird man dann nicht doch mal stutzig? Nö, man stellt sich hin und sagt stumpf, das hattet ihr schon und jetzt müsst ihr alleine klarkommen. Ja, vielleicht sollte Teamarbeit schon verinnerlicht sein, aber die Vorgängerin hat da wohl keinen Wert drauf gelegt. Gibt es da nichts, wo dann auch eine neue Lehrkraft sich informieren kann, ob die Kids jetzt einfach nur das Thema "vergessen" haben oder ob sie es wirklich noch nicht gemacht haben?

Im Kunstunterricht dasselbe, Lehrkraft länger erkrankt, Ersatzkraft übernimmt den Unterricht und als erstes bekommen sie eine Liste mit nötigen Materialien in die Hand gedrückt. Nicht weil es sich um ein neues Thema handelt, nein weil die Lehrkraft diese Materialen einfach bevorzugt. Im Fall meiner Tochter sollten sie dann plötzlich anstatt Borstenpinsel Haarpinsel und so Schwammpinsel benutzen. Ich dachte erst noch, das sie die Dinge brauchen, weil man jetzt die Unterschiede vermitteln möchte...nö, die Schwammpinsel wurden nie benutzt.

Ganz ehrlich, mittlerweile ist mir kompletter Unterrichtsausfall echt lieber, denn dann gibt es wenigstens einen Wochenplan, den die Kinder zu den gewohnten Rahmenbedingungen einfach abarbeiten können. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, das man Grundschülern einfach stumpf seinen Törn aufstülpt, besonders wenn es wirklich nur vorübergehend ist. Vielleicht kommen euch die Beispiele banal vor, die Kinder sollen ja auch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erlernen, keine Frage. Aber diese Umstellungen (innerhalb eines Schuljahre) in Dauerschleife gehen mir mächtig auf den Keks.

Naja, zumindest hat sie vor den neuen Lehrern an der weiterführenden Schule keine Bedenken vor der Umstellung, sie ist Kummer gewohnt.

Und jetzt dürft ihr mich gerne zerreisen, das ich zu viel von Lehrkräften erwarte und ich doch froh sein kann,das überhaupt Unterricht stattfindet. Mir fehlt hier einfach etwas Einfühlungsvermögen für Grundschüler, das sind doch keine Erwachsenen.

Ich rege mich jetzt auch wieder ab, ändern kann ich eh nichts.

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Sehr schön den Zustand für die SuS abgebildet, in all ihren Facetten.

Und jetzt nicht bei urbia einstellen, sondern zu deiner Landesregierung senden, da wird nämliche der ganze Murks ursächlich produziert.

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leider werden die auch nicht helfen, da der Markt keine Lehrer hat!

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Ich denke, die wissen ganz genau, was in den Schulen abgeht....können aber nun mal nicht ausgleichen, was jahrelang verbockt wurde.

Ihre neuesten Ideen, die durch die Medien gingen, sind doch ein klarer Ausdruck ihrer Hilflosigkeit gewesen. Wenn wir ehrlich sind, nicht mal mit einer gründlichen Refom des Schulwesens (alleine schon das Einstellungsprocedere#augen) kann man da in den nächsten Jahren was reißen....denn schlußendlich fehlen nun mal Lehrkräfte. Und die kommen erst langsam nach, wenn sich etwas geändert hat.

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Einen wirklichen Rat habe ich leider nicht, aber ich kann Deinen Ärger absolut verstehen, da er aus meiner Sicht zu 100% gerechtfertigt ist.

Lehrermangel ist hier (Gymnasium) leider auch ein riesengroßes Problem. Eines der Hauptfächer wird nur noch zu 50% unterrichtet, die restlichen Stunden entfallen. Andere (Neben-) Fächer werden einfach mal gar nicht mehr unterrichtet. Auch ohne Ersatzaufgaben für zu Hause oder so. Die Fächer finden einfach nicht mehr statt. Wir hatten auch schon den Fall, dass das ganze Schuljahr lang ein Fach ausgefallen ist, dann wurden kurz vor Schuljahresende noch 5-6 Stunden erteilt und hektisch drei Noten vergeben, damit es auf dem Zeugnis so aussah, als wäre das Fach normal unterrichtet worden... Ich fand es auch einfach extrem unfair den Kindern gegenüber, die gar keine Zeit hatten sich überhaupt erst mal mit dem Thema zu befassen oder eine schlechte Note im Laufe des Schuljahres noch mal auszugleichen.

Nach den bescheidenen Corona-Jahren, in denen sich schon so viele Lücken im Lernstoff für die Kinder ergeben haben, ist die jetzige Situation mit dem Lehrermangel eine weitere Bildungskatastrophe.

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Ich hatte als Schülerin selbst mal so einen Fall in Physik.
Da hatten wir sogar tatsächlich etwas mehr als 5-6 Stunden aber nur 2-3 Noten, davon eine Heftnote und eine Mitarbeitsnote.
Als es dann hieß daraus gibt es die Zeugnisnote (Jahreszeugnis) hättest du mal meine Eltern sehen sollen.
Sie haben das nicht so auf sich sitzen lassen und waren am Ende erfolgreich. Auf dem Zeugnis stand „Physik: nicht erteilt“
Und nein, es war nicht so dass ich ein mangelhaft, oder ausreichend gehabt hätte.
Da gab es dann nämlich auch die Sorte Eltern „wir warten mal ab was es für eine Note wird“.

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Ist hier auch so. Meine Tochter ist in der 8. Klasse Gymnasium.
Im ersten Halbjahr nicht unterrichtet wurden Gemeinschaftskunde, Ethik, Musik und Kunst und es war eine Stunde Geschichte weniger als eigentlich vorgesehen.
Jetzt zum Halbjahr konnten neue Lehrkräfte kurzfristig dazugewonnen werden und andere Lehrer, die aufgrund Elternzeit/Krankheit, etc. wieder zurück sind.

Heißt für die Klasse meiner Tochter - aus einem eher "chilligen" ersten Halbjahr ohne Mittagsunterricht, wurde nun ein sehr vollgeknallter Stundenplan mit 38 Unterrichtsstunden.
Das war uns Eltern natürlich bewusst - aber heftig ist es auf jeden Fall.
Die Klasse hat nun an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Schule bis 17.00 Uhr und an einem weiteren Tag noch bis 15.20 Uhr.
Am zweiten langen Tag dann auch noch Nachmittags die Kombi Physik und Mathe - je als Doppelstunde. Da ist sowas von die Luft raus.
Da in der Klasse sehr viele Schüler sind, die auf den ÖPNV angewiesen sind (unser Kind auch), der ÖPNV aber (wir überall) eine Katastrophe ist, kommt sie an den beiden langen Tagen nie vor 18.30 Uhr heim.
Ende vom Lied......ab 17.00 Uhr stehen die Mama-Taxis vor der Schule.

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Hallo Butterstulle,

ich finde die geschilderten Beispiele gar nicht banal! Ich finde sie schon gelinde gesagt eine Frechheit!
Ja, Lehrermangel, bliblabub…
Aber bei dem Beispiel mit den Farben wäre es doch echt KEIN DING gewesen, die Farben der Klasse so zu lassen, wie sie sind, zumal die alte Lehrerin ja bald wieder zurückkommt. Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Vorgehen nennen soll: Gemeinheit? Faulheit? Unflexibilität? Blödheit?
Die Strategie deiner Tochter finde ich übrigens großartig, die neuen Farben zu markieren, Hut ab!

Das mit der Plakaterstellung im Team ist natürlich auch bitter für die Kinder, ich hoffe sie können es trotzdem irgendwie umsetzen. Vielleicht hat deine Tochter Glück und bekommt eine gute Gruppe, in der sich jeder gut einbringt.

So und was das Pinsel Beispiel betrifft: 😠😡😤
Erstens finde ich, dass es frech ist, Eltern schon wieder zu einem Kauf zu zwingen, ok Pinsel sind vielleicht nicht teuer, aber trotzdem! Manche Familien haben es nicht so dicke und jede Sonderausgabe tut ihnen weh. Zweitens, wer muss denn mit den Pinseln malen? Die Lehrerin oder die Kinder? Also weil SIEEEEE die anderen Pinsel lieber mag, müssen die Kinder sich jetzt die anderen besorgen? WTF???

Bearbeitet von farinella
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„Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Vorgehen nennen soll: Gemeinheit? Faulheit? Unflexibilität? Blödheit?“

In meinen Auge reine Schikane.
„Ich entscheide das, weil ich es kann!“

Das ist es und es ist einfach nur ekelhaft.

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Ja genau! Aber wehren kann man sich nicht 😒

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Hallo!
Da können wir hier auch ein Lied von singen. Innerhalb eines Jahres hat meine Tochter (3. Klasse) nun die dritte Klassenlehrerin und zwischendurch gab es über lange Phasen nur sporadischen Vertretungsunterricht. Und in der ersten Klasse hatte sie ja, wie alle, auch noch das Coronachaos. Die von dir genannten Beispiele hätten meine Tochter jetzt eher nicht aus der Bahn geworfen, aber sie ist neuen Personen gegenüber erstmal schüchtern. Es dauert immer eine Weile, bis sie auftaut. Und so ist sie bei der mündlichen Beteiligung arg zurückhaltend geworden. Ich hoffe inständig, dass jetzt endlich ein bisschen Kontinuität einkehrt.

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Oh ja, das kommt hier noch oben drauf. Wenn unsere aufgetaut ist, dann ist sie mündlich super....bei einem Lehrerwechsel dann erstmal wieder länger stumm, wie ein Fisch.
Ach man, jedenfalls freut meine sich noch auf die nächste Schule. Aber wer weiß schon, was da dann los ist.

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Hatten wir in Klasse 2. Ist Katastrophe gewesen. Würde gerne anderes berichtenn.

Genau zum ersten Schultag in Klasse 2 ,nach den großen Ferien,meldete die Lehrkraft sich krank. Nun ja,passiert. Sie brachte dann das komplette Schuljahr bis zum letzten Schultag vor den großen Ferien,alle zwei Wochen eine Krankmeldung.

So bekam die Direktorin keine Freigabe eine andere abzurufen,den man wusste nie,kommt sie oder kommt sie nicht.

Also,alle zwei Wochen stand jemand anderes vor den Kindern,wenn überhaupt. Manchmal war auch nur die Tür auf die Kinder malten Mandalas ohne Aufsicht.
Dann kam Corona und die Kinder waren knapp 6 Wochen ohne Arbeitsmaterialien,da sich keiner zuständig fühlte. Der Elternbeirat musste erst mit Schulamt drohen.
Danach kam einmal die Woche,ständig von anderen Lehrern , Aufgabenblätter per Mail. Zwischen 60-100 Blatt pro Woche. Keine Erklärung,keine Kontrolle.
Wir Eltern wurschtelten uns da irgendwie durch.

In Klasse drei wurde es nicht besser. 4 Wochen nach Schulbeginn war die neue Lehrkraft schwanger. Sie schickte der ständig wechselnden Vertretung immerhin Aufgaben.

In Klasse 4 endlich eine feste Lehrkraft. Bis Weihnachten nahm sie Stoff aus Klasse 2 und 3 durch. Nach Weihnachten ging es los mit Vorbereitungen für weiterführende Schule. Den Kindern wurden die Noten gnadenlos um die Ohren gehauen.

Wir zogen für uns die Reißleine und haben auf Noten nichts mehr gegeben. Meine Tochter war jeden Tag am weinen und runter mit den Nerven. Mobbing durch eine Mitschülerin gab ihr den Rest und der Lehrerin war es schlicht egal. Direktorin noch wenige Wochen bis zur Rente kümmerte sich um Nichts.

Mein Kind geht jetzt auf eine Gemeinschaftsschule die Lehrer sind extrem einfühlsam. Holen das Kind ab,wo es ist. Sie hat als sehr schwache Hauptschülerin angefangen und kommt dem Realschulniveau immer näher. Sie ist entspannt und glücklich. Die Schule ist aber auch ein Sechser im Lotto und nicht so eine mit schlechtem Ruf. Im Gegenteil.

In Deutsch merkt man allerdings das in Klasse 2 und 3 der Wurm drin war. Natürlich habe ich viel mit ihr geübt und gemacht aber eine ausgebildete Lehrkraftmacht das nochmal besser.

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Oh man, das klingt auch übel. Ich hoffe ja auch, das es auf der nächsten Schule besser wird. Aber auch dort wird der Lehrermangel deutlich merkbar sein, vermute ich.

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Ich bin auch Lehrerin und finde auch, dass es in eurem Fall (Deutsch) blöd gelaufen ist. Es wäre empathisch gewesen, für die Klassenarbeit die gewohnten Farben zu nutzen.
Ich unterrichte an einer weiterführenden Schule, wir haben für solche Fälle einen schulinternen Lehrplan, der dann auch die Reihenfolge und verpflichtende Inhalte festhält. So geht ein Lehrkraftwechsel „flüssiger“. Wenn möglich, besprechen ehemalige und neue LehrerInnen auch die Übergabe. Ich musste z.B. recht kurzfristig ins BV und habe dann per Mail und Telefon mit meinen KollegInnen alles abgestimmt, vorbereitete Klassenarbeiten geschickt etc. Lehrkraftwechsel im laufenden Schuljahr ist immer doof für alle Beteiligten, daher sollte es Interesse der Schule sein, das besser zu organisieren, vor allem bei den Kleinen. Übrigens stehen die Inhalte vom Unterricht eigentlich im Klassenbuch. Da kann man als Lehrkraft auch reinschauen. Ich habe mir auch schon mal einen Hefter von den SchülerInnen kopiert, damit ich weiß was sie aufgeschrieben haben.

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Genau das meine ich ja. Es kann ja auch mal wirklich was schlimmes passieren und man kann sich eben nicht austauschen, also muß doch irgendwo dokumentiert sein was durchgenommen wurde und was nicht.

Es wird jetzt noch heftiger. Gestern kam eine Mail, die neue Lehrkraft fällt auch ca 4 Wochen aus. Die Stunden werden ersatzlos gestrichen, die Kinder auf andere Klassen aufgeteilt, sofern die Stunden im Vormittag liegen...die Stunden am Ende oder Anfang eines Unterrichtstages fallen komplett aus.
Aber sie bekommen einen Wochenplan von der ursprünglichen Lehrerin...naja, zumindest etwas gewohntes und diese hatte das auch toll während der Schulschließungen gemacht.

Was für ein Chaos, das muß doch auch für die Lehrkräfte ein absoluter Horrortrip sein. Naja, Augen zu und durch, in 4 Monaten ist es vorbei....dann geht es vermutlich auf in eine neues Chaos.