Schulangst seit der 1. Klasse

Hallo liebe Eltern!
Mein Sohn 7 Jahre, kommt jetzt in die 2. Klasse hat große Angst, in die Schule zu gehen.
Die ersten Tage waren noch machbar, aber dann wurde die Trennung von mir oder seinem Papa immer schwieriger. Wir haben es bis zum letzten Schultag nicht hinbekommen, dass er in der Schule angekommen ist. Zudem hat sich ziemlich schnell am Anfang herausgestellt, dass er Probleme beim Lesererwerb hat. Seine Lehrerin hat sehr viel mit zeitlichen Druck unterrichtet wie „tempolesen“ und das auch vor der ganzen Klasse oder vor einer Probe 60 Minuten vor dem Leseblatt sitzen lassen etc. Viele Gespräche, dass hier eine Auditive Störung dahinter liegt, hat nichts an dem Vorgehen geändert. Naja, wir haben verschiedene Anlaufstellen probiert. Mittlerweile ist es so, dass mein Sohn die Schule komplett verweigert und mit schreien und weinen dem entgegen wirkt. Wir werden jetzt im neuen Schuljahr die Schule wechseln mit einem anderen Schulkonzept, die gezielter bei Schwächen fördern, die Klassen sind kleiner etc.
Wir waren auch schon beim Psychologen, Schulamt und uns eine Verhaltenstherapie vorschlagen.
Jetzt steht der Schulanfang vor der Tür, ich habe ihm den Ablauf aufgemalt, den Schulweg gezeigt und beim Abschied an der Tür (wir haben das gespielt) und schon fing die Angst wieder an und er ist weggerannt. Habt ihr Erfahrungen und könnt mir Tipps geben? Ich bin nach einem Schuljahr ratlos. Alle Versuche und Hilfen haben es nicht besser gemacht. Ich habe selbst Angst, was passiert wenn ich es nicht hinbekomme ihn in eine Schule zu integrieren. Die Konsequenzen machen mir Sorgen… danke euch!

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Was macht ihr gegen die auditive Wahrnehmungsstörung und wo ist sie diagnostiziert worden?

Ist eine sonderpädagogische Beratung erfolgt und habt ihr ggf. über ein AOSF Sprache/ Hören/ ESE nachgedacht?

Dein Sohn ist schon ängstlich in die Schule gekommen und ich denke durch den Druck im ersten Schuljahr ist es bestimmt nicht besser geworden.
Ihr solltet jetzt handeln und euch Hilfe suchen, bevor er zu groß Lernrückschritte hat.

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Danke erstmal!
Die AVWS wird behandelt, schon sehr früh weil ich die Erfahrung mit dem großen Bruder schon habe. Hilfe haben wir ja schon, leider führt die bisher zu keinem Erfolg. Ich hoffe auf das neue schulkonzept mit mehr Förderung und weniger Druck. In Mathe hat er keine Probleme, das lesen wird immer besser, es braucht aber einfach noch Zeit.

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Vielleicht ein blöder Vorschlag von mir. Kenne mich da zu wenig aus....

Aber vielleicht wäre deinem Sohn eine Schulbegleitung eine Hilfe?
Jemand, der die ganze Unterrichtszeit an seiner Seite ist und ihm mentale Hilfestellung leisten kann.

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Das wurde uns vom Schulamt auch vorgeschlagen, leider hat dies die alte Schule abgelehnt. Der Psychologe hat es nun letzte Woche wieder ins Spiel gebracht. Ich werde dem mit der neuen Schule auf jeden Fall nochmal nach gehen. Danke für den Impuls!

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Könnte mir halt gut vorstellen, dass er sich "alleine auf weiter Flur" vorkommt.
Übergibst du ihn morgens praktisch einer anderen Vertrauensperson (Schulbegleitung), dann fühlt er sich evtl. so sicher, dass er sich schnell in der Schule eingewöhnt.
Ist ein Problem erstmal erledigt, dann löst sich das nächste (lesen) für ihn leichter.

Vielleicht wäre es generell auch ne Idee, ihn auf ne Leseschwäche testen zu lassen.
Dieses "tut sich schwer in ..." ist nicht selten eine Lese- oder Rechenschwäche.
Man könnte ihn dann evtl. ganz anders fördern und es wäre für ihn selber auch wichtig zu wissen, dass es seinen Grund hat, warum er sich schwer damit tut.

Meiner Tochter hat es sehr geholfen, als wir es schwarz auf weiß hatten, warum sie nicht gut rechnen kann. Das war in der 2. KLasse.

Alles Gute!

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In wie weit ist die neue Schule informiert? Und gab es da Vorschläge für die ersten Tage? Gibt es z.B. eine Sozialpädagogin oder so die sich in den ersten Tagen gezielt kümmert?
Schulbegleitung wurde ja schon genannt.

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Ich finde es schon… komisch… sagen wir mal, dass ein 7-jähriges Kind derartige Probleme in der Schule hat, wenn doch nichts schlimmes vorgefallen ist. Also kein Mobbing, keine körperliche Gewalt… Wenn einfach alles in Ordnung und nach Plan verläuft.
Das ist doch nicht normal…

Ich würde, wenn es mein Kind wäre, ihn dazu anhalten, sich seinen Ängsten zu stellen und nicht davor wegzulaufen. Nur so kann ein Kind wachsen und stark werden.
Und wenn es hier nur um Trotz ginge, dann würde ich aber ein Machtwort sprechen! Dann würd ich dem Kind sagen, entweder du gehst freiwillig, oder du kommst ins Internat.

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Meine Tochter tickt ähnlich. Es geht hier keineswegs um Trotz. Diese Kinder sind nunmal "so" und leiden selber am allermeisten unter ihrer Unsicherheit.
Das kann man auch nicht mit gut zureden beseitigen. Gut, man stärkt sie dadurch eher, als wenn man es als "du bist halt komisch und nicht normal" abspeist.
Aber ihnen diese Angst, die sie meist selber nicht mal genau definieren können, komplett zu nehmen gelingt nur selten.

So einem Kind mit Internat zu drohen ist das Schlimmste, was man ihnen antun kann. Pädagogisch wenig wertvoll.

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Wenn es an der Angst liegt, dann muss man sich den Ängsten stellen. Nur so kann man sie bekämpfen. Und auch wenn sie vielleicht nie ganz weggeht, so wird sie doch vielleicht etwas kleiner und händelbarer.

Ich kenne das von meiner Flugangst. Sie ist immer da, aber sie ist nicht mehr so groß, als dass sie Macht über mich hat. Trotzdem fliege ich nie gerne, ich hasse es, aber wenn ich muss, dann tue ich es.

Also mit Kopf in den Sand stecken - bildlich gesprochen - oder dem Kind das durchgehen lassen, dass es dann eben nicht in die Schule gehen muss, damit hilft man dem Kind letztlich auch nicht, das suggeriert ja, dass die Angst berechtigt sei. Ich würde eher die Schiene fahren: Du gehst! Du bist stärker als die Angst! Und es gibt nichts, was du nicht schaffst.

Und das mit dem Internat: Das würde ich sog. „Willensstarken“ Kindern sagen, diesen Trotzköpfen, die sich an keine Regeln halten.

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Ich kann dir leider keinen Tipp geben. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir sehr leid tut, dass die Lehrerin so unterrichtet. Bei uns wird das komplett anders gehandhabt. Obwohl wir hier eine „normale“ Grundschule haben. Ich finde es toll, dass er die Schule wechselt.

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Danke dir!
Das war mir auch fremd vor allem da mein zweiter Sohn ein Jahr weiter genau das Gegenteil an Lehrerin hatte.

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Ach Mensch, der arme Kerl. Meine Tochter hat auch eine auditive Wahrnehmungsstörung. Sie hatte zum Glück eine sehr einfühlsame Lehrerin, die ihr viel geholfen hat. Sie hatte bei Stillarbeit Kopfhörer auf, in der Mathearbeit wurde auch mal schnell die Aufgabenstellung vorgelesen. Und meine Tochter war trotzdem lange sehr still im Unterricht. Im 2. Halbjahr des 2. Schuljahrs hat sie riesige Sprünge gemacht. Dann hat sie sich auch getraut, vor der Klasse vorzulesen.

Jetzt ist sie in die 3. Klasse gekommen und hat eine neue Lehrerin. Meine Tochter hat große Sorgen vor den Noten. Ich hoffe, dass sie ähnlich unterrichtet. Vor allem ist mir wichtig, dass die Lehrer ehrlich sind und früh genug Bescheid geben, sollte es nicht funktionieren. Dann kann man lieber runterstufen. Alles Gute!

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Danke dir, für deine Worte. Mein zweiter Sohn, ein Jahr älter, gleiche Grundschule hat ebenfalls eine AVWS und seine Lehrerin war so einfühlsam, wertschätzend und weiterbringend, dass er ab dem 2 HJ in der 2. Klasse anfing zu lesen. Jetzt kommt er in die 3. und mit allen Unterstützungen privat und schulisch waren die Ergebnisse der HNO Untersuchungen alle auf Normalniveau. Das hätte ich mir für meinen kleinen Sohn auch gewünscht. Aber nun ist es so wie es ist, wir versuchen das beste daraus zu machen und ihn zu stärken. Du weißt selbst, dass bei dieser Diagnose „Druck“ nicht weiter bringt. Da braucht es Ausdauer und Unterstützung.

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Wie?
Verstehe ich das recht, dass eine diagnostizierte AVWS einfach so mit ein bisschen Behandlung weggeht?

Ich dachte, das ist mehr so, dass man mit viel Training allmählich so ein bisschen was abmildern kann…

Ich hab auch mal von speziellen Kopfhörern inkl. Mikro für die Lehrkraft gehört, damit das Kind dem Unterricht folgen kann. Und ansonsten so Geschichten wie vorne sitzen, je nach Ohren lieber rechts oder links.

Und parallel eine Psychotherapie wg. der Schulangst.

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Kennt er denn schon Kinder aus seiner neuen Klasse oder hat bestenfalls sogar schon einen Freund in dieser?

Das kommt ja für ihn noch hinzu. "Der Neue" zu sein ist für die wenigsten leicht, es fällt einfacher, wenn man da jemanden an seiner Seite hat.
Also vll da auch drauf gucken, dass er schnell Kontakte knüpft, Freunde findet. Dann hätte er zumindest einen Grund, worauf er sich morgens freuen kann.

Alles Gute für deinen Sohn 🍀