Silvester und die Freundin

Guten Morgen,


ich bräuchte mal einen anderen, außenstehenden Blick auf eine Situation, die uns seit einiger Zeit begleitet. Unsere kleine Tochter (seit 4 Tagen 9 Jahre), hat eine gleichaltrige Freundin, die auch die gleiche Schulklasse besucht. Sie haben sich schnell angefreundet und verstehen sich gut, Streit gab es es nie. Oberflächlich also alles in Ordnung. Leider gibt es bei der Kleinen zu Hause ein großes Problem.
Die Mutter trinkt wohl sehr viel, ob sie Alkoholikerin ist, weiß ich nicht, aber es gab vor ein paar Monaten einen schlimmen Zwischenfall. Unsere Tochter war nachmittags zu Besuch bei ihrer Freundin, als ich einen Anruf bekam, ich solle bitte schnell unsere Kind abholen. Am Telefon war nicht die Mutter sondern eine Nachbarin. Ich bin also hin und dort erfuhr ich, dass die Mutter vom Rettungsdienst abgeholt wurde, weil sie sich im volltrunkenen Zustand den Kopf an der Kante einer Tür aufschlug, hinfiel und sich dabei auch zusätzlich verletzte. Die Mädchen haben sie gefunden, sind zur Nachbarin, welche wiederum den Notarzt rief.
Ok, leider erfuhren wir dann bei Nachfrage, dass sie sehr häufig betrunken ist und dies auch nicht der erste Zwischenfall war. Selbst unsere Tochter wusste es (sie hat auch bei anderen Spieltreffen wohl relativ viel konsumiert), sagte aber, sie wollte es uns nicht sagen, weil "ihr Alkohol ja so kritisch seht".

Ob uns das vorher schon aufgefallen ist? Nein, ich kenne die Mutter kaum. Wenn das Kind bei uns ist, wird es immer von der älteren Schwester abgeholt. Wenn unser Kind bei ihnen ist, klingeln wir und sie wird runtergeschickt. Gespräche sind nur schwer und dann auch kaum möglich - Sprachbarriere. Gesehen haben wir uns nur auf Klassenfesten, beim Elternabend oder mal beim Abholen. Mehr Kontakt war da nicht.
Wir haben unserer Tochter dann gesagt, dass sie ihre Freundin gerne treffen kann, wir es aber besser finden würden, wenn Besuche nur bei uns stattfinden würden. Das wurde so akzeptiert.

So, nun ist ja in zwei Tagen Silvester. Unsere Kleine wurde auf die Silvester- Party der Familie eingeladen. Das macht mir nicht wenig Bauchschmerzen. Die Eltern haben angeblich sehr (sehr!!!) viel Zeug zum Ballern gekauft und die Kombination von Alkoholkonsum und Feuerwerk finde ich schwierig (der Vater trinkt auch, aber laut der Tochter, nicht so viel wie die Mutter). Es kommen zwar noch zwei befreundete Familien, aber ich frage mich, wie es dort sein wird, sollten alle eher "locker" sein werden und "Party machen".
Mein Mann meint, dadurch dass noch einige andere Erwachsene da wären, hätte er kein so mieses Gefühl und würde unsere Tochter gehen lassen. Ich befürchte, dass man bei einer ausgelassenen Feier, bestimmt noch mehr trinkt als üblich und wenn man dann noch knallt, könnte es gefährlich werden. Er hält dagegen, dass sie ja die Jahre zuvor auch "überlebt" hätten.

Nach eifriger Diskussion steht es momentan zwei gegen zwei. Die große Tochter argumentiert auch für den Partybesuch, der große (liebe) Sohn ist auf meiner Seite. Natürlich entscheiden wir als Eltern das, aber ich bin wirklich unschlüssig und hätte gerne ein paar Meinungen.

Wie sehr ihr das? Unser Kind würde gerne hingehen.

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Nie im Leben würde mein Kind dort wieder hingehen, egal ob Silvester ist oder nicht! Alles was du über die Familie weißt ist schon schlimm, dass was ich mir dazu vorstelle, macht es noch schlimmer.
Ladet die Freundin zu euch ein, aber lasst euer Kind dort nicht wieder hin.

Mein Gedanke ist auch, dass sich alle volllaufen lassen und dann mit Böllern hantieren. No way.

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Ich sehe, wir verstehen uns.

Das ist genau mein Problem, mein Kopfkino ist schlimm. Normalerweise sind mein Mann und ich einer Meinung, aber hier verstehe ich ihn gar nicht. Ich möchte aber auch nicht ausschließen, dass ich es zu "eng" sehe, deshalb suche ich nach weiteren Meinungen.

Danke.

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Für mich ist das wohl genau so sonnenklar, wie für dich 😂 Das wäre ein Punkt, wo ich den Familienfrieden riskieren würde. Dass bislang an Silvester nichts passiert ist, ist kein Argument. Ich bin auch oft bei rot über die Straße gegangen, dennoch weiß ich, dass davon Gefahr ausgeht.

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Ich würde sie auf keinen Fall hingehen lassen! Egal ob noch andere Erwachsene da sind oder nicht, du weißt ja nicht wie die drauf sind und am Ende sich nicht vielleicht genau so zuschütten. Da gehört einfach kein Kind hin, auch wenn es mir für das Kind der Alkoholikerin sehr leid tut. Das mit dem Feuerwerk kommt erschwerend hinzu. Es passiert so viel von dem man auch nicht immer was mitbekommt. Ich wurde selbst als Kind von einem Feuerwerkskörper getroffen, weil jemand unachtsam damit umgegangen ist.
Und auch wenn nichts passiert, ich mag selbst keinen Umgang mit stark alkoholisierten Menschen haben und würde es erst recht meinen Kindern nicht zumuten.

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Ich befürchte, wenn die alle miteinander befreundet sind, dann ähnelt sich der "Lifestyle". Wir trinken keinen Alkohol, in unseren Familien wird auch nur sehr begrenzt konsumiert (mal ein Glas Wein oder so bei Feiern). Unsere Freunde sind auch sehr "bescheiden":

Ich denke halt, wenn ein einfacher Nachmittag so eskaliert, wie mag das an einem Feiertag sein, bei dem oft viel getrunken wird?

Wir würden die Kleine auch einladen, wäre kein Problem.

Danke.

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In Hinblick darauf, dass selbst bei nüchternen Menschen hier jedes Jahr die Hölle los ist in den Krankenhäusern, weil eben auch besagte nüchterne Menschen den Schei** mit der Böllerei unterschätzen - nein, da würde mein Kind keine Party eines Erwachsenen besuchen, dessen Kontrollverlust ich bereits selbst kennen lernen durfte.

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Ja, wir nutzen gar kein Feuerwerk, haben hin und wieder mal Wunderkerzen, aber finden das alles recht befremdlich. Unsere Kleine würde aber wohl gerne mal richtig Feuerwerk erleben und scheint deshalb sehr wild darauf zu sein dort hin zu gehen.

Vielleicht kaufen wir dieses Jahr ein paar kleinere Sachen (was?) und bieten ihr so eine Alternative und gerne auch ihrer Freundin.

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Ich würde in dem Fall tatsächlich der Tochter ziemlich ehrlich erklären, warum sie nicht gehen darf und dann aber einmal eine "Feuerwerks-Ausnahme" machen und so eine große Batterie kaufen.

Die zündet man nur einmal an und hat ein wirklich spektakuläres Feuerwerk zu bestaunen. Dann hatte sie einmal ihr Feuerwerk (das ich prinzipiell auch eher boykottieren, aber ihren Wunsch verstehe) und ihr habt keine Sorgen. Oder gibt es bei euch z.b. einen Hügel, von dem man einen schönen Ausblick auf das Feuerwerk der nächsten Stadt hat? Dann packt doch Punsch und Snacks ein und feiert Neujahr dort mit Ausblick auf das Feuerwerk, aber ganz gefahrlos und ohne zu böllern. Und ein schönes Erlebnis ist es obendrein für alle.

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Ich sehe es wie rosarotesschweinchen.
Das Argument, dass sie es die letzten Jahre ja auch überlebt haben, ist, bitte entschuldige, schwachsinnig. Einmal ist immer das erste Mal - soll es eure Tochter treffen? Wohl kaum. Wenn was passieren würde, ihr würdet euch das doch nie verzeihen, dass ihr sie habt gehen lassen.

Wäre es keine Option, dass die Freundin mir bei euch feiert? Vielleicht fänden die anderen Eltern das ja sogar auch eine gute Idee, so hätten sie keine Aufsichtspflicht für sie und könnten feiern so viel sie wollen und die Kinder könnten trotzdem zusammen sein.

Das arme Mädchen, ich stelle es mir furchtbar für sie vor ihr Mutter so erleben zu müssen 😪

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Wenn bei Freunden meines Kindes etwas grenzwertig ist, dann verbiete ich den Kontakt mit diesen Freunden nicht, sondern ich bespreche das klar mit meinem Kind, welche Gefahren das mit sich bringt, dass er da nicht mitmachen soll und selbst auf sich aufpassen soll.

Wenn ich vor der Entscheidung stehen würde, vor der ihr steht, dann würde ich mein Kind dort hin gehen lassen. Aber ich würde dem Kind vorher mitteilen, dass es selbst keine Feuerwerkskörper abschiessen soll, auch dann nicht wenn es darum gebeten wird und auch nicht wenn es ausgelacht wird, weil es keine abschiesst. Ich würde dem Kind weiter sagen, dass es als Begründung sagen soll, dass diese Feuerwerkskörper für dieses Alter nicht geeignet sind. Zusätzlich, dass es mehrere große Schritte abstand halten soll von der Stelle wo die Feuerwerkskörper abgeschossen werden und nicht näher hingehen soll. Auch dann nicht wenn andere näher dort sind. Zusätzlich soll es keinen Alkohol kosten, auch dann nicht, wenn sie gefragt wird. Ich würde dem Kind auch die Zusammenhänge erklären, dass Feuerwerkskörper gefährlich sind wenn man unsachgemäß damit umgeht, was dann alles passieren kann, wie zum Beispiel schlimme Verletzungen die zum Verlust von Händen aber auch dem Augenlicht führen können (nicht übertreiben, aber auch nicht untertreiben) und dass es im betrunkenen Zustand noch riskanter ist.

Wenn mein Kind das Gefühl hat, dass ich selbst nicht gegen sie bin (verbieten), sondern versuche, dass sie ihren Wunsch auch bekommt, sie aber auf die Gefahren aufmerksam mache und darauf vorbereite, ist aus meiner Sicht das Risiko gering dass etwas passiert. Vor allem sind in der Regel die Eltern die Vorbildfunktion.

Ich selbst bin der Meinung, dass man durch Verbote etwas nur interessanter macht und sobald das Kind alt genug ist, es das dann nachholen wird. Daher versuche ich nicht meinem Kind etwas zu verbieten, sondern vor den Gefahren aufmerksam zu machen und wie es sich verhalten soll um die möglichen Gefahren zu reduzieren. Weil jetzt in dem alter hat man normal als Elternteil noch sehr großen Einfluss auf das Kind.

Bearbeitet von Marmor
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Ein bisschen viel Verantwortung für eine frisch 9jährige, finde ich

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Dem stimme ich absolut zu.
Einer 9 Jährigen quasi nicht nur die Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu geben, sondern auch noch das Handeln von Erwachsenen abzuwehren halte ich für zu viel verlangt.
Außerdem verbietet die TE den Kontakt ja gar nicht, sondern möchte lediglich nicht, dass die Tochter zu dieser einen Party geht.
Und ich denke das liegt absolut im Rahmen.

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Hallo,
wenn es nur wegen des Feuerwerks ist, würde ich an deiner Stelle selbst etwas kaufen, aber jetzt auch nicht so übertreiben. Auf der Straße sieht man zu Silvester viele Leute sehr fahrlässig mit Feuerwerk hantieren, die Raketen aus den Händen fliegen lassen, oder welche, denen es umkippt beim Abschuss etc.
Bei deiner Tochter wäre niemand, der auf sie achtet. Die anderen Erwachsenen wären betrunken, nur lustig und würden rumballern ohne Rücksicht. Du weißt auch nicht ob sie in Deutschland zugelassenes Feuwrwerk kaufen. Denn die Menschen gibt es auch, die was extra tolles kaufen...
Wenn die Freundin nicht zu weit weg wohnt wäre auch eine Option gemeinsam draußen dazu zu gehen.
Alles Gute.

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Ich würde niemals mein Kind jemanden mit einem Alkoholproblem anvertrauen. Ihr könnt euch nicht darauf verlassen, dass die anderen erwachsenen Gäste das schon wuppen. Ja, in diesem Fall habt ihr das Recht und die Pflicht zu sagen: nein, unter diesen Umständen wollen wir das nicht.

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Mit 9 Jahren würde ich das nicht erlauben.

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Ich sehe es genauso wie alle hier.

Neber ever würde meine Tochter (zufällig auch gerade 9) mit einer Familie Silvester feiern, bei der ein Alkoholproblem auf Feuerwerk trifft!!

Du brauchst aber offenbar mehr Argumente als das, also hier zwei zur Auswahl:

- eure Tochter hat von dem Alkoholproblem gewusst, aber nicht unbefangen davon berichtet. Sie wählt also erstens gezielt aus, was sie euch erzählt und begibt sich zweites damit gezielt in Situationen, von denen sie weiß, dass ihr sie nicht gut heißt.
Das mag im Alltag funktionieren (sie und die Freundin haben ja Hilfe geholt), bei einer Silvesterparty würde ich mich nicht auf das Gefahrenbewusstsein und die richtige Einschätzung einer 9jährigen verlassen.
Zumal das Kind selbst müde und überdreht wird, je näher Mitternacht rückt. Ich nehme an, das ist nicht ihre normale Wach-Zeit.

- es kann immer und überall etwas passieren. Wenn aber hier etwas passiert, könnt ihr das nicht auf "Pech" schieben. Ihr müsstet euch ewig Vorwürfe machen, würdet vielleicht nie herausfinden, ob es wirklich am Alkohol lag und zerstreitet euch darüber erst Recht.

Wozu das alles, wenn es doch eine so einfache Lösung gibt?
Feiert bei euch, ladet die Freundin ggf mit ein, Ende Gelände.

LG

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PS

Eure Tochter ist 9, hat schon erlebt, was unter Alkoholeinfluss passieren kann - wer weiß, ob sie nicht insgeheim erleichtert ist, wenn ihr das verbietet. Dass sie das - gerade gegenüber der Freundin - nicht laut sagt, ist ja klar.

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Ja, das sie uns das nicht erzählt hatte, ist uns auch sehr negativ aufgefallen. Sie sagte uns aber, dass sie es nicht als so schlimm gesehen hat, weil die Mutter ja niemandem geschadet hätte. Sie wäre einfach immer in Wohnzimmer oder Küche gewesen und den Kindern Freiheiten gelassen. Sie befürchtete, dass wie etwas gegen die Freundschaft haben könnten, weil wir eben eine völlig andere Einstellung zum Leben haben, als diese Familie.

Wir haben ihr versichert, dass wir rein gar nichts gegen das Kind haben und sie immer willkommen ist ( ein ganz liebes ruhiges Mädchen), aber es auch immer wieder Probleme geben kann, in denen es nötig, dass ein Erwachsener angemessen reagieren muss, weil Kinder gewisse Situationen nicht adäquat einschätzen können - unser großer Sohn hat als Dreijähriger mal aus versehen ein Feuer entfacht (Herd angestellt, Inhalt eines Topfes fing an zu brennen).

Ich habe meinen Mann die Kommentare lesen lassen, besonders das "schwachsinnig" hat ihn dann doch getroffen. Oder wie unser großer Sohn sagte "vorsichtig sie hat auf ihrer Mami-Webseite um Rat gefragt, du bist erledigt". :-)

Sie kommt zu uns. Es ist geklärt.

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