Meine Tochter und ihre Freundin hatten heute in der Schule scheinbar Streit mit ihrem gemeinsamen Freund. Alle drei Kinder sind 6 Jahre alt. Dabei kam es wohl irgendwie dazu, dass der Junge meiner Tochter ihre Brille vom Gesicht gehauen (?) hat. Es ist nicht klar, ob dies absichtlich oder unabsichtlich passiert ist.
Der Bügel der Brille ist komplett abgerissen und in ein Bodengitter gefallen. Dort liegt er wohl noch, bisher hat ihn auch der Hausmeister nicht herausbekommen.
Meine Fragen:
Wie ist nun das Vorgehen? Müssen wir den Schaden selbst tragen oder haftet eine Versicherung? Haftpflicht der Eltern des Jungen ja wahrscheinlich nicht, da unter 7 und somit deliktsunfähig, oder? Unfallversicherung der Schule?
Wir haben keine Brillenversicherung. Meine Tochter trägt eine Brille seit 4 1/2 Jahren und es ist noch nie etwas wirklich kaputt gegangen.
Mir geht es nicht darum, auf Teufel komm raus einen Schuldigen zu finden. Ich will das ganze bloß korrekt abwickeln.
Brille in der Schule kaputt - Vorgehen? Haftung?
Den Vorfall auf jeden Fall im Schulbüro melden. Regulär müsste die Haftpflichtversicherung des Jungen da greifen. Aber das weitere Vorgehen werden sie dir dann im Schulbüro sagen.
Also ich denke hier ist eher die private Haftpflicht der Eltern des beteiligen Jungen in der Pflicht. Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Die Katze einer Freundin hat bei uns mal etwas kaputt gemacht, das hat ihre Versicherung auch problemlos reguliert.
Brillen sind teuer, da würde ich schon mit den Elten Kontakt aufnehmen. Selbst wenn es ein Versehen war, die Kinder sollten hier durchaus auch für solche Dinge sensibilisiert werden.
Doch hat was mit dem Alter zu tun. Und Kind und Katze sind rechtlich gesehen zwei völlig unterschiedliche Dinge.
Natürlich hat das etwas mit dem Alter zu tun! Wie die TE schon schrieb, sind Kinder unter 7 Jahren generell deliktunfähig, was bedeutet, dass sie auch nicht haftbar gemacht werden können. Es gibt natürlich Haftpflichtversicherungen, die Schäden durch deliktunfähige Kinder mit abdecken, aber sollte man keine entsprechende Police haben, zahlt die Haftpflicht nicht.
Die Eltern können im Übrigen bei Schäden in der Schule / im Kindergarten auch nicht haftbar gemacht werden, weil sie in dem Moment nicht die Aufsicht führen - die Eltern sind nämlich nur dann Schadenersatzpflichtig, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.
Somit haftet im Zweifelsfall derjenige, der die Aufsichtspflicht inne hatte. Das hier nicht jeder Lehrer haftbar gemacht werden kann, ist glaub ich klar. Ein Lehrer alleine kann unmöglich auf dem Schulhof 100 oder 200 Schüler gleichzeitig beaufsichtigen. Darum haftet normalerweise der Staat bei Schäden, die in der regulären Schulzeit auf dem Schulgelände passieren.
Wir hatten übrigens mal den Fall, dass unser Sohn (in diesem Falle sogar mutwillig) einen Stuhl in der Schule beschädigt hat, in dem er die Lehne mit einem Maskengummi angesägt hat. Die Lehrerin meinte noch, wir würden vermutlich Post vom Schulamt bekommen, damit wir den Stuhl bezahlen. Allerdings passierte der Vorfall während einer Pause, die die Kinder wetterbedingt im Klassenraum verbringen mussten (die Schule meinte auch 2022 noch, dass aus Infektionsschutzgründen die Klassen untereinander keinen Kontakt haben dürften und hat die Kinder bei Regen in die Klassenzimmer verbannt). Da aber auch bei Regen nur 2 Lehrkräfte Aufsicht geführt hatten, waren die Kinder meist die ganze Pause unbeaufsichtigt. Ich hab der Klassenlehrerin darum signalisiert, dass ich uns nicht in der Haftung sähe, weil in meinen Augen eine Aufsichtspflichtverletzung der Schule vorgelegen hätte (kann ein 9jähriger wirklich absehen, dass man mit einem Maskengummi Plastik zersägen kann?), aber natürlich selbstverständlich meine Haftpflicht einschalten würde. Offensichtlich war das Schulamt auch der Meinung, dass wir nicht schadenersatzpflichtig wären - bis heute kam jedenfalls nichts.
Anders sieht es allerdings bei Schäden aus, die auf dem Schulweg passiert sind. Der Schulweg liegt in der Verantwortung der Eltern, hier müssen diese ihr Kind beaufsichtigen. Sollte also auf dem Schulweg etwas passieren, kann im Zweifelsfall eine Aufsichtspflichtverletzung vorliegen - das war hier aber ja wohl nicht der Fall.
Aber ganz von diesen ganzen rechtlichen Dingen abgesehen: Die Kinder hatten Streit. An einem Streit ist nie ein Kind alleine Schuld. Letztlich waren 3 Kinder beteiligt und dabei ist die Brille von der Nase gepflogen. Rein vom moralischen Aspekt her sind hier in meinen Augen alle 3 Kinder Schuld daran, dass die Brille kaputt gegangen ist. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Und an die TE: Eine Brille zu versichern, kostet nicht viel und hätte Euch jetzt den Ärger erspart. Abgesehen davon kann eine Brille so leicht mal kaputt gehen, ohne dass irgendjemand etwas dazu kann. Meiner Tochter ist ihre Brille einmal beim Putzen in der Mitte durchgebrochen, da war die Brille knapp 2 Jahre alt. Dank Brillenversicherung (die bei unserem Optiker kostenlos enthalten ist) wurden noch am gleichen Tag die Gläser in ein neues Gestell gesetzt. Vielleicht wäre das Ganze sogar ein Garantiefall gewesen - aber bis das wieder geprüft gewesen wäre...
LG
"Haftpflicht der Eltern des Jungen ja wahrscheinlich nicht, da unter 7 und somit deliktsunfähig, oder?"
Das kommt ganz drauf an. Man kann ja deliktunfähige Kinder in die Police mit einschließen. Bei uns ist das in der Familien-Haftpflicht automatisch und ohne Mehrkosten inkludiert.
Danke für die bisherigen Antworten, das hilft mir schon mal weiter.
Ich habe nun im Schulbüro angerufen und bin jetzt immerhin dahingehend schlauer, wie wir den Bügel aus dem Bodengitter kriegen 😅 Dort sagte man mir auch, dass die Schule nicht haftbar sei.
Wir sind mit den Eltern des Jungen ebenfalls in Kontakt. Ich weiß noch nicht, ob diese gewillt sind, ihre Haftpflicht zu bemühen bzw. wenn, ob deren Police unter Siebenjährige einschließt.
Ihr habt mir bei den ersten Schritten zur Klärung auf jeden Fall weitergeholfen, vielen Dank!
Das mit dem "Nicht haftbar" würde ich beim Träger noch einmal in Erfahrung bringen (Stadt bei staatlicher Schule)
https://www.google.de/amp/s/www.news4teachers.de/2020/03/versicherungssituation-rund-um-die-schule-wer-haftet-wann/%3famp?espv=1
Danke für den Link!
Wir hatten das auch mal, aber in der Kita.
Eine Brille fiel beim Krabbeln runter und der Bügel war total verbogen, dass die Bronchitis mehr tragbar war. Oh großes Geschrei bei den Eltern. Sie waren dann beim Optiker, der hat den Bügel kurzerhand getauscht. Gekostet hat es nichts.
Wie das bei einer Kinderbrille passieren kann, ist mir immer noch ein Rätsel.
Bei euch soll durch das runterfallen der Bügel abgerissen sein. Klingt für mich noch ungewöhnlicher. Schon deswegen würde ich bei der Schule bezüglich weiterer Infos nachfragen.
Du schreibst nicht in welcher Situation dies passiert ist. Also war Pause oder so? Dann gibt's eine Aufsicht.
Eine Versicherung würde ich dringend empfehlen. Sie kann auch einfach mal verloren gehen. Es gibt dadurch bei einigen Anbietern auch die Möglichkeit alle 2 Jahre eine neue machen zu lassen. Einfach mal direkt beim Optiker erkundigen.
Es war scheinbar in der Pause, ja (Aufsicht durch Erzieher:innen).
Die Aussagen der drei Sechsjährigen zum Hergang widersprechen sich aktuell alle ziemlich und keine Version passt dazu, wie doll kaputt die Brille ist 🤷♀️
Ich bezweifle, dass wir da noch irgendwas wahrheitsähnliches herausfinden werden.
Die Tipps zur potentiellen Haftung der Schule, die hier von mehreren Antwortenden kamen, sind hilfreich. Da lese ich mich nochmal ein, danke.
Bei uns würde das über die Schule abgewickelt werden, denn dein Kind braucht die Brille zwingend in der Schule und dort ist sie kaputt gegangen.
Hallo,
https://www.rheinpfalz.de/wirtschaft_artikel,-kinder-brille-kaputt-wann-die-unfallkasse-zahlt-_arid,5477404.html
Das mal als Beispiel. Es sollte über Schule/Hort gemeldet werden und wird darüber erstattet.
Die Unfalllkasse Deines Bundesländer kannst Du gerne danach fragen. Mussten wir auch, weil die Schule das erst abwinmeln wollte.
VG
A
Ich bin Optikerin und kenne es auch so, dass die brillen über die Unfallversicherung der Schule erstattet wird. Hatte jetzt in all den Jahren das erste mal den Fall, dass es von einer Familie erstattet werden musste, aber auch nur, weil hier wohl 2 Lehrkräfte bezeugen konnten, dass es Absicht des anderen Kindes war, die Brille zu erwischen.
Ich würde da nochmal in der Schule nachhaken