Hallo liebe Community, ich weiss gerade echt nicht wo mir der Kopf steht und muss mir das jetzt mal von der Seele schreiben ...
Vor ca 3 Wochen hatte ich eigentlich ein sehr tolles Gespräch mit der Klassenlehrerin meines Sohnes. Sie rief mich an um zu fragen, ob evtl was passiert sei, was unser Sohn zu verarbeiten hätte, da er in der vorangegangenen Woche wohl sehr unruhig gewesen wäre. Und sie von Beginn des Schuljahres (Einschulung in September) eigentlich ein anderes Bild von ihm hatte. Ja er war nicht der ruhige Typ, aber auch nicht so auffällig....und das er manchmal Schwierigkeiten mit der Konzentration hat, war bekannt
Nachdem nichts familiär vorgefallen ist, äußerte sie den Verdacht auf ADHS....und meinte es würde vielleicht helfen, wenn wir nach Möglichkeiten suchen, wie unser Sohn auch seinen Bewegungsdrang nachkommen kann.
Nun mache ich mir seit dem große Gedanken.... Was hab ich bisher übersehen? Wieso ist mir nie sowas in den Sinn gekommen? Warum ist dem Kindergarten nie was in die Richtung aufgefallen, wo wir doch so gut im Austausch waren?
Gleichzeitig telefoniere ich mir die Finger wund nach Terminen in Ergo, Sportvereinen und für eine SPZ.... Aber irgendwie immer mit dem Hintergedanken, ganz schnell diese Diagnose auszuschließen, damit er einfach weiter das neugierige, aufgeweckte und manchmal etwas wilder kleine Kind sein kann, dass ich so sehr Liebe.
Bin ich bescheuert, wenn ich einfach nur hoffe das mein Kind gesund und einfach "völlig normal" ist? Ich fühl mich so schlecht, und ich weiss nicht mal ob wegen der Frustration, weil man auf Termine für ein Erstgespräch bis zu 9 Monate warten muss oder aus Wut über mich selbst, weil mir nicht aufgefallen ist, dass es meinem Kind nicht gut geht ... Oder wegen der Angst, dasein Kind eine Stempel aufgedruckt bekommt und dann seine Ziele nicht mehr erreichen kann
Ich brauche gerade echt mal ein paar aufbauende Worte 😞🙏
Lehrerin äußert Verdacht auf ADHS
Ich bin so dankbar, dass meine Grundschullehrerin genau den gleichen Verdacht gegenüber meinen Eltern geäußert hat. Sie sind dem nachgegangen und ja ich habe ADHS.
Ich habe eine spezielle Förderung und auch Medikamente bekommen und ich bin so froh darüber.
Ich habe ein gutes Abitur gemacht, studiert und lebe ein normales Leben ohne Auffälligkeiten (fester Job, Mann, schwanger 🤰 und ohne Medikamente).
Mein Leben hätte auch anders laufen können, unbehandelte ADHSler haben oft einen hohen Leidensdruck. Drogen, wechselnde Jobs, Versagensängste, nicht wissen was mit einem nicht stimmt,…
Also abklären lassen und dann weitersehen. ADHS ist nichts schlechtes. Also finde ich. ADHSler haben auch viele Vorteile. Wir sind:
kreativ,
können blitzschnell im stressigen Situationen reagieren (viele Notärzte, Polizisten und Co haben ADHS),
wenn wir für etwas brennen, geben wir 150%
Emphatisch
Denken unkonventionell
Ich bin überrascht wie schnell Lehrer ohne fachliches Wissen Verdachtsdiagnosen in die Welt setzen.
Sie schaffen damit Unsicherheit bei den Eltern, beim Kind.
Sei froh,dass euer Kind Bewegungsfreudig ist.
Ehe ich mein Kind der ganzen Diagnostikprozedur aussetze, würdeich schauen ob es seinen Bewegungsdrang ausreichend ausleben kann.
Eine Stunde Sport in der Woche ist da zu wenig.
So würde ich damit umgehen
Liebe Grüße
Wenn ich sehe, welchen Leidensdruck meine Frau in ihrer Kindheit mit unbehandeltem ADHS hatte, würde ich unbedingt eine Diagnose in die Wege leiten.
Und an die TE: Konzentrationsprobleme fallen in einem System, wo die Kinder machen können, was sie wollen, nicht auf. Bei unserer Tochter hat sich das erst bemerkbar gemacht, als sie in den Kindergarten gekommen ist (Schweizer System), in dem man Aufträge erfüllen muss. In Deutschland ist das dann halt erst in der Schule.
Was soll man denn sonst tun, als einen Verdacht zu äußern? Sie hat ja offenbar keine Diagnose gestellt sondern angeregt darüber nachzudenken bzw. dem nachzugehen. Es gibt nunmal aus schulischer Sicht erhebliche Unterschiede, ob ein Kind eine Diagnose hat oder nicht - zumindest auf dem Papier.
Hi,
ich bin selbst Grundschullehrerin und kann dich gut verstehen, wie es dir gerade geht. Ich finde es schwierig, dass gleich von ADHS gesprochen wird. Die Diagnostik macht der Fachmann. Wir Lehrkräfte können nur Beobachtungen weitergegeben wie zappelig, kann sich nicht fokussieren etc. Lass dir aber aus meiner Erfahrung sagen, dass dein Kind bei ganz vielen Kollegen, sollte überhaupt etwas rauskommen, keinen Stempel aufgedrückt bekommt. Eher das Gegenteil ist aus meiner Erfahrung der Fall. Mehr Verständnis, Kooperation etc. Lass dir nen Termin geben, auch wenn die Wartezeit lange ist. Sei kooperativ und schau, was die Fachleute sagen.
Liebe Grüße
Isy
Wie du ja auch selber schreibst: VERDACHT !!! Wer weiß, was wirklich dahinter steckt.
Und dann mach dich nicht verrückt. Bis hier hin ist er ja gekommen und er wird auch die 9 Monate schaffen, bis zum Erstgespräch. Es liegt ein Stück an dir die Sicht etwas einzurenken.
Du bist derzeit noch bei : Wie soll er die Schule schaffen, wenn er nicht lernen kann. Hoffentlich muss er das erste Schuljahr nicht noch mal machen. Soetwas in der Art denkst du gerade....
Schalte um : Meinem Kind geht es gerade nicht gut. Was hilft ihm ? Weniger Schularbeiten ? Mehr Sport ? Kurzbeschulung ? Was kann ich tun, damit es meinem Kind besser geht ?
Erstmal die Gesundheit des Kindes, dann wieder den Blick auf die Leistungen.
Er ist irgendwie auffällig in der Schule. Das sind gerade zu Schulbeginn sehr viele Kinder. Jedes auf seine Art. Sie müssen recht lange still sitzen und sind das absolut nicht gewohnt. Sie sind irgendwann müde. Mal im Kiga sich kurz konzentrieren oder zu Hause ist da was ganz anderes.
Erstmal toll dass die Lehrerin gleich nachfragt. Und auch nett von ihr, sowas zu äußern. Es ist grundsätzlich toll sowas frühzeitig zu erkennen oder auszuschließen.mit Diagnose adhs hätte er Erleichterungen in der Schule. Und ohne adhs ist es vlt. eifnach nur eine konzentrationsschwäche oder Reizüberflutung. Da hilft ergo tatsächlich gut. Also einfach dran bleiben. Egal was raus kommt: dein Sohn bleibt ein aufgeweckter toller Junge. Wir erwachsenen verbinden mit adhs oft unnötig etwas negatives. Mein bester Freund als Kind hat adhs. Hat mich nie gestört. Und mein Schwager hat die Diagnose auch. Würde man niemals vermuten. Das sind nicht maximal verhaltensauffällige nervige und gemeine Kinder. Das ist wie gesagt falsch.
Also nur Mut. Bleib dran. Spz dauert leider ewig. Sportverein hört sich doch prima an. Und beim Kinderarzt mal nach ergo betteln. Schreiben aber viele gar nicht mehr ohne Diagnose auf.
Hallo
Viele Eltern sehen ihr Kind als normal.
Ich finde es toll, das die Lehrerin schon nach Kurzer Zeit auf euch zu kommt und einen Verdacht äußert.
Wichtig ist auch wenn es sich nicht Bestätigt, das ihr der Sache nachgeht. Wenn es sich nicht bestätigt, dann ist freut euch. Wenn es sich bestätigt, gibt es viele Möglichkeiten, die Sache zu mildern. ADHS ist keine Krankheit, also nicht heilbar.. Es ist eine Störung im Gehirn und damit kann man lernen zu leben.
Es ist und bleibt dennoch euer Liebling.
Wie auch schon geschrieben wurde, den Kindern wird kein Stempel aufgedrückt.
LG
Hat die Lehrerin noch etwas gesagt, außer das er etwas unruhiger ist in den letzen 2 Wochen ?
Steht er auf ?
Läuft er durch die Klasse?
Macht er seine Aufgaben nur nach x maligner Aufforderung?
Hat er einen neuen Sitznachbarn, der ggfls unruhiger ist? Oder ihn ablenkt?
"Etwas unruhiger" kann ja alles sein...
Ansonsten
Hast du deinen Sohn mal gefragt, ob was los war in der Schule / Pause?
Ob ihr. Bspw sein Sitznachbar ärgert/ provoziert im Unterricht ( leise)?
Wenn vorher alles ok war, finde ich es auch etwas ungeschickt sofort von ADHS zu sprechen - andererseits macht es (auf dem Papier!) leider einen großen Unterschied in den Handlungsmöglichkeiten, ob ein Kind eine Diagnose hat oder nicht. Daher ist es u.U. nicht verkehrt, dem lieber eher als später nachzugehen. Zumal sich die Diagnose über Monate ziehen kann.
Davon abgesehen bleibt doch dein Sohn so oder so dein Sohn. Für dich ändert die Diagnose nichts! Er bleibt so liebenswert wie er ist. Aus schulischer Sicht könnte man ihn noch besser unterstützen.
Ich habe mittlerweile viele Kinder mit ADHS in meiner Klasse (gehabt und aktuell). Einer ist ein fröhliches und höfliches Kind, extrem hilfsbereit und umsichtig. Er kann einfach nicht filtern, was Wichtig ist und kümmert sich um alles und jeden. Er ist doch wegen seiner Diagnose kein schlechterer Mensch oder "anders". Natürlich gibt es auch Kinder, die im sozial- emotionalen Bereich mehr Unterstützung benötigen oder zusätzlich zum ADHS nicht erzogen und damit stark verhaltensauffällig sind. Aber inzwischen ist die Diagnose kein "Stempel" mehr und zu wissen, was los ist, hilft doch meistens.
Mir hat mal eine Lehrerin gesagt, sie DÜRFE das gar nicht äußern, weil sie keine entsprechende Qualifikation habe. Leider sagte sie im gleichen Atemzug, dass das bedeute, dass sie einem bestimmten Schüler nicht ein paar Sekunden mehr zum Antworten einräumen dürfe, weil er eben keine Diagnose hätte...
Dein Kind würde sich durch die ADS-Diagnose gar nicht ändern. Es wäre weiterhin begabt, interessiert und wild. Es würde dann nur ggf. andere Hilfen bekommen und ihr würdet evtl. wissen, wie ihr mit bisher schwierigen Situationen besser, angemessener umgehen könntet.
Eine Diagnose ist kein Schild auf der Stirn, auf dem "Geächteter!" steht. Es muss auch keiner die Diagnose wissen, für den das im Umgang mit dem Kind nicht unbedingt nötig ist, also andere Eltern, entfernte Verwandte etc. Dagegen könnte sie für Lehrer durchaus hilfreich sein und evtl. dürfen Lehrer dem Kind dann nötige Hilfen, wie mehr Zeit zum Antworten, einräumen.
ADS ist aber - auch für deinen Sohn später - eine mögliche Erklärung für bestimmte Fragen. "Warum schaffen es alle, sich zu konzentrieren, nur ich höre immer die Baustelle draußen? Warum können andere so lange ruhig sitzen und ich fange an, mit den Beinen zu wippen und unruhig zu werden? Warum können andere ihre Aufgaben priorisieren, nur ich weiß nicht, wann ich womit anfangen soll und wie ich vorgehen soll?" Am Ende solcher Fragen steht oft die Idee "bin ich dumm?"
Eine Diagnose in diese Richtung würde die Frage dann korrekt beantworten mit "nein, ich habe aber Hindernisse, die andere nicht bewältigen können, daher fällt mir vieles nicht so leicht!"
Vielleicht gibt es auch Vorteile - viel Energie, weniger Schwierigkeiten im Sport, mehr Ausdauer, evtl. mehr Kreativität/ Ideen.
Es hilft sicherlich ungemein, zu wissen, warum man selbst immer auf 90% arbeiten muss, während andere die gleiche Aufgabe mit 50% im Automatikmodus abspulen. Die haben mehr Filter, die andere Geräusche, Gerüche, grelle Farben und eigene Gedanken rausfiltern und es dem Kind leichter machen, jetzt erst mal NUR die Matheaufgabe 1 zu machen, auch nur die, nicht schon an 2 bis 4 zu denken, nicht die Baustelle vor dem Fenster wahrzunehmen, sich nicht durch die vielen Bücher im Regal etc. ablenken zu lassen.
Zu wissen, dass es NICHT an mangelndem Willen, mangelnder Anstrengung, sondern größeren und anderen Hürden als bei den Mitschülern scheitert. Dass man sich NICHT immer stärker anstrengen muss, sondern Strategien lernen muss, um mit diesen Hindernissen genauso gut wie die anderen sein zu können.
Noch mal: Eine Diagnose ist kein Stempel, sondern eine Erklärung, die dann zu geeigneten Strategien führt. Mehr nicht.