Kind mit zur Beerdigung nehmen?

In knapp 1 Woche ist die Beerdigung meines Onkels. Meine Tochter (fast 6) könnte bis 16:30 im Kindergarten bleiben und danach entweder noch zu einer Freundin oder mein Mann würde früher von der Beerdigung (bzw. dem Leichenschmaus) gehen und sie heim nehmen.
Sie möchte nun aber mit zur Beerdigung. Das wäre dann die erste, bei der sie ist.
Sie hat kein großartiges Verhältnis zu meinem Onkel, hat ihn nur ein paarmal gesehen, meistens hat meine Tante uns alleine ohne ihren Mann besucht. Ich glaube, sie möchte nur mit, weil ich hingehe.
Ich habe ihr schon gesagt, dass die Menschen dort sehr traurig sein werden und sie dann leise sein muss und niemand mit ihr spielen kann.
Ob meine Neffen (3, fast 6) kommen, weiß ich noch nicht. Die beiden sind aber ziemlich lebhaft, während meine Tochter eher ruhig ist.
Wie sind eure Erfahrungen mit Kindern in dem Alter bei Beerdigungen? Würdet ihr sie mitnehmen, wenn sie das will oder lieber Kindergarten + Freundin?
Falls sie mitkommt, wie kann ich sie gut darauf vorbereiten? Wieviel erklären, wie weit ins Detail? Es wird ein Urnenbegräbnis. Wie erkläre ich gut, dass der Körper dann verbrannt wurde, ohne dass sie Angst bekommt?

3

Klar, Ich hab meine Tochter auf allen Beerdigungen mitgenommen. Wenn fragen waren, ehrlich beantwortet. Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu. :). Wir hatten keine Probleme. Bis auf ihren Opa... aber die hatten eine enge Bindung und er ist auf ihrem Geburtstag gestorben

Bearbeitet von hardcorezicke
4

Ach liebe Güte
Das tut mir total leid.
Hoffe, sie hat es gut verkraftet.
War das dein Papa?

Tut mir wirklich leid für euch.

10

Hallo, danke... ja, das ist mittlerweile 4 Jahre her. Er ist ihr eigener Schutzengel. Sie ist da 10 geworden.

LG

1

Ich bin für die Option Kita und Freundin.
Deine Tochter hatte ja kein Verhältnis zum Onkel, daher natürlicherweise auch kein Bedürfnis nach einem Abschied. Und Beerdigungen von quasi Fremden sind für Kinder in erster Linie langweilig und leider habe ich schon häufiger erlebt, dass Kinder sich dann dementsprechend verhalten und die Trauernden -natürlich nicht böswillig- ziemlich gestört haben.
LG

2

War bei uns letztes Jahr kein Problem (5 Jahre). Das Kind hatte sogar Bezug zur Person. Durch meine offene Art, durch die ehrliche Beantwortung der Fragen (wir haben von der Kita auch ein Buch mitbekommen, mit ganz ehrlicher schonungsloser Beantwortung der Fragen), hoffe ich dass wir das Thema Tod in der nächsten Generation nicht als Tabu weiter manifestieren. Sondern dass unser Junior offen mit umgeht. Er fand die Erklärungen sehr interessant, und jetzt wo das Thema schon etwas her ist, geht es ihm gut mit. Am Anfang kamen nochmal viele Fragen, die sich jetzt gelegt haben. Für ihn ist das jetzt alles klar. Und ich hoffe dass er später mit dem Thema weniger Probleme haben wird als ich, die in einer Familie aufgewachsen ist, wo das Thema tabuisiert wurde und die Kinder außen vorgelassen wurden, weil "ist ja noch nichts für Kinder, lieber fernhalten davon".

6

Wie heißt denn das Buch?

20

Ein Kind nicht mit zur Beerdigung nehmen, hat aber nicht unbedingt etwas damit zu tun, ein Tabu aus dem Thema Tod zu machen, oder?
Eine Beerdigung ist nunmal "langweilig", man muss u.U. eine lange Zeit leise sein und stillhalten. Sicher gibt es heute auch andere, offenere Beerdigungen - aber jeder sollte trauern dürfen, wie er möchte. Da sollte man schon überlegen, ob das passt. Ich war vor einigen Jahren bei einer Beerdigung eines plötzlich verstorbenen 45jährigen Familienvaters. Es war dramatisch, bewegend und alle standen wie unter Schock. Ein fröhliches (genervtes, ungeduldiges) Kind wäre wirklich völlig Fehl am Platz gewesen. Währenddessen war die Beerdigung der Ur-Oma zwar sehr traurig und berührend aber die ganze Familie war zusammen und die Kinder gehörten dazu.
Da darf man mMn nicht nur die Bedürfnisse des Kindes sehen...
Das Thema Tod kann man fernab der Feier auch besprechen und nachher zum Grab gehen.

----

Mal vom konkreten Fall abgesehen: Was bedeutet es denn, den Tod zu entabuisieren? Was ist das Ziel? bzw. Was läuft gerade konkret falsch?

weitere Kommentare laden
5

Ich glaubr von dem was du erzählst würde ich kiga und freundin machen.
Und am nächsten Tag mit ihr zum Grab gehen.

Wenn sie unbedingt mit möchte würde ich ihr das lassen. Es gibt viele Bücher über tot und sichervauch Beerdigung. Sicher gibt's auch sowas als Film, vielleicht checker tobi, sendung mit der Maus, etc


Fragen die sie stellt werden wahrheitsgemäß beantwortet, ihne zu viel details

7

Ich vermute, dein Kind ist einfach neugierig und will wissen, wie eine Beerdigung so abläuft. Ich war mit 7 zum ersten Mal dabei.

Meine Oma war gestorben, und ich weiß noch genau, so traurig ich war, dass sie gestorben ist, ich habe weder in der Kirche noch auf dem Friedhof geweint oder herumgealbert. Grade die eigentliche Bestattung auf dem Friedhof fand ich ausgesprochen spannend und bekam aus Kindersicht eben "viel zu sehen".

13

Mama Mama, die Uroma kriegt in der Holzkiste doch gar keine Luft.*

*ich, auch ungefähr in dem Alter, lautstark 🫣😆

Es hat mir niemand übel genommen damals 😉 ja, es ist definitiv interessant. Und auch Trauernde wissen doch, wie Kinder sind.

8

Als erste Erfahrung mit einer Beerdigung würde ich eine Erdbestattung sinnvoller finden.
Der Verstorbene liegt im Sarg und wird dann in die Grube gelegt.
Aber das jemand verbrannt wird, zusammengekehrt und in eine Blechdose geschüttet, ist sogar für mich als Erwachsene gefühlsmäßig irgendwie schwierig.
Da dein Kind wohl keine enge Beziehung zu dem Verstorbenen hatte, würde ich ihr dieses Erlebnis jetzt noch ersparen.

29

Das ist wohl sehr individuell. Ich finde das unter der Erde vergraben gruselig (auch schon als Kind) und das verbrennen viel besser 🤷. Falls ich doch noch am Leben wäre, würde ich lieber wenige Sekunden brennen als in einer Kiste unter der Erde ersticken. Und von Maden zerfressen werden will ich auch nicht. Die Einäscherung sagt mir deshalb viel mehr zu (auch schon als Kind).

37

Ich glaube das ist superindividuell. Ich fand die Erdbestattung als Kind deutlich gruseliger als das Urnenbegräbnis. War da jeweils 10 Jahre alt. Ich hatte dauernd die Befürchtung, dass sich der Sarg öffnet und die tote Person herausfällt, was mir leider noch ein paar Albträume beschert hat. Auch heute als Erwachsene finde ich Erdbestattungen unangenehmer als ein Urnenbegräbnis durch dieses Gruselgefühl.

Zur Ursprungsfrage:
Ich würde probieren herauszufinden, weshalb dein Kind mit möchte. Reine Neugierde oder ob mehr dahintersteckt. Ich persönlich wurde als Kind von ein paar Beerdigungen ausgeschlossen - auch weil vermutet wurde, dass ich zu wenig Bezug zu der Person habe. Das fand ich aber sehr schade, weil ich dadurch keinen Abschluss für mich hatte und trug das meinen Eltern sehr lange nach. Daher würde ich den ausdrücklichen Wunsch des Kindes akzeptieren und es mitnehmen, wenn es unbedingt will. Das Kind aber darauf vorbereiten, dass es die Beerdigung womöglich langweilig findet und trotzdem stillbleiben muss.

Bearbeitet von Schneeflocke-88
weitere Kommentare laden
9

Ich habe meine Kinder nicht mitgenommen als wir bei der Beerdigung von meinem Onkel waren. Da waren sie 5. Im Nachhinein würde ich es machen, sie sind ein Teil der Familie und wurden von den Verwandten vermisst.
Und ich wäre abgelenkt gewesen und hätte nicht so viel weinen müssen...

Mit 7 waren sie bei der Beerdigung ihrer Uroma dabei, zu der sie ein sehr inniges Verhältnis hatten. Ging sehr gut, auch die Urne hat sie nicht gestört bzw war Grund zum Philosophieren.

Bei der anderen Uroma waren sie auch dabei, allerdings als Neugeborene.

11

Hallo,
ich würde sie mitnehmen.
Eine identische Bitte hatte ich in dem Alter an meine Eltern gestellt - bei mir war die Uroma gestorben, die ich ähnlich selten gesehen hatte, aber eben dennoch kannte. Das Ende vom Lied:
Mir wurde es verwehrt und ich erinnere mich noch heute, 40 Jahre später, daran.

Meinst du nicht, dass es etwas übergriffig ist, wenn du deiner 6-jährigen Tochter einfach verbietest dorthin zu gehen? Sie kannte deinen Onkel, wenn auch nicht besonders gut. Eigentlich ist das perfekt, um eine Beerdigung „kennenzulernen“. So ist sie emotional nicht allzu sehr involviert. Menschen sterben nun einmal. Wer weiß schon, wer die nächste Person ist. Vielleicht ist diese Person viel näher mit ihr verwandt und dann MUSS sie gehen…ohne jemals zuvor eine Beerdigung gesehen zu haben. Dann muss sie nicht nur damit klarkommen, dass alles neu für sie ist, sondern auch noch mit ihren Gefühlen.

Man könnte natürlich eine „Zwischenlösung“ finden. Nehmt das Kind doch nur mit zum Leichenschmaus und geht danach gemeinsam auf den Friedhof und dort kann sie eine Blume niederlegen. Ihr könnt dann alles in Ruhe erklären.

33

Sehe ich genauso.

Sie kann Beerdigungen kennen lernen ohne zu stark involviert zu sein und trotzdem kann sie mit der verstorbenen Person etwas anfangen.

Wir haben dieses Jahr mit unseren vier Kindern einen guten Freund der Familie beerdigt. Alle Kinder wollten mit und haben sich auch verabschiedet. Ich hatte es ihnen frei gestellt.

12

Vermutlich Gottesdienst in der Kirche?

Falls sie noch nie beim Gottesdienst war, jetzt kommt das Wochenende. Geh am Sonntag mit ihr hin, sag, ihr könnt ja schon mal für den Onkel beten. Dann weiß sie in etwa, was auf sie zukommt und kann entscheiden, ob sie auf sowas Lust hat und niemanden dabei stört, oder lieber spielen geht. Und du siehst auch, wie sie sich benimmt und kannst schon mal etwas lenken.

Ansonsten: eine wundervolle Gelegenheit das Thema Tod zu behandeln, ohne gerade selber akut von Emotionen überschwemmt zu werden. Nutz das bei so ner halbfremden Person.