Habe ich meinem Vorschulkind zu viel beigebracht?

Moin,

ich lese mich schon länger durch die Grundschul-Threads hier im Forum und wollte auch schon viel früher mal nach Erfahrungen anderer Eltern fragen.

Und zwar geht es darum, dass ich sehr viel Wert auf Schulbildung lege, da ich früher nur Richtung Leistungssport gefördert wurde und das Gymnasium zur Nebensache wurde. Dies hat meinem weiteren Werdegang dauerhaft stark geschadet aber dafür auch das Bewusstsein für den Stellenwert von Bildung geschaffen.

Mein Ältester ist ein 09/2017er "kann-Kind" aus Bayern und wurde bewusst zurückgestuft von uns, kognitiv war er absolut bereit für die Schule, jedoch emotional noch nicht ganz, außerdem liebt(e) er den Kindergarten.

Da ich aber das Jahr nicht komplett ungenutzt lassen wollte (akademisch) sah ich mich nach lern Apps um und bin recht schnell auf die Anton-App gestoßen, die ja jeder kennen sollte.

Nicht ganz ein Jahr lernen wir jetzt schon mit der App und ja was soll ich sagen, wir sind in der Mitte vom zweiten Schuljahr was Deutsch und Mathe angeht, am liebsten lernt er Englisch aber das tut ja erstmal nichts zur Sache in der Grundschule.

Er liest sicher 30 Wörter die Minute, kennt den Zahlenraum bis 10.000 und rechnet ganz gut im 100er Zahlenraum.

Schreiben wollte ich ihm nichts beibringen da er Linkshänder ist und ich wollte da nichts vermurksen (Eltern beide Rechtshänder), das sollen schön die Lehrer machen, dennoch schreibt er natürlich gerne ab und zu selber ein paar Sätze.

Ich möchte noch erwähnen, er ist schon jemand der gern alles weiß und möchte das auch zeigen, und dafür macht er hoffentlich auch brav im Unterricht mit um das unter Beweis zu stellen, selbst wenn es keinerlei Challenge ist.

Nun zu meiner Frage, habt ihr Erfahrungen gemacht? Wie lief es bei euch? Haben sich eure Kinder schnell gelangweilt in der ersten Klasse oder haben sie trotzdem brav mitgemacht? Sollte man irgendwann aufhören mit dem Vorauslernen ?
Wenn ich an meine Zeit denke, das wäre ja der pure Luxus gewesen, mit dem Stoff immer ein Jahr weiter zu sein als die Klasse. So sitzt man ja auch viel entspannter im Unterricht und kann die Kindheit noch etwas mehr genießen wenn kaum Schuldruck dahinter ist.

Springen ist und wird keine Option sein für uns, sonst hätten wir ihn ja gleich mit 5 einschulen können.

Danke und liebe Grüße

PS: Da es gleich in der ersten Antwort aufgegriffen wurden, mein Sohn ist einfach wissbegierig, ich bin seit 5 Jahren zuhause und verbringe den ganzen Tag mit meinen Söhnen, versucht doch mal da eurem fast 7 jährigen nichts beizubringen, das ist schwer. Die saugen wissen auf ob man es will oder nicht, gut in dem Fall wollte ich es, aber er genauso.

Bearbeitet von Papabaer89
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Ist doch toll, da kann sich dein Sohn dann ab dem ersten Tag so richtig schön langweilen.

Ich werde es nie verstehen, warum Eltern ihrem Kind schon vor Beginn der Schule das Lesen und Rechnen beibringen. Ist das Unsicherheit, mangelndes Vertrauen in die Lehrkräfte oder die Schule allgemein oder soll das eigene Kind einfach nur herausstechen.
Zumal das Überspringen der Klasse für euch nicht zur Debatte steht.
Auf der einen Seite schult ihr ihn später ein und auf der anderen Seite lehrt ihr ihm all das, was er auch in der ersten Klasse gelernt hätte. Macht einfach überhaupt keinen Sinn.

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anscheinend hast du keinen Erfahrungsbericht, trotzdem danke für deine Antwort.
Ich denke, dass Schule so viel mehr ist als Rechnen und Lesen, das macht trotzdem viel Spaß mit 24 anderen Kindern auch wenn man manche Sachen bereits beherrscht.

Bearbeitet von Papabaer89
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Hallo, da wäre ich mit nicht so sicher. Jetzt kann dein Kind schon ziemlich viel und kommt in eine Klasse mit 25 Kindern die verschiedene Schwerpunkte haben. ADHS, dikalkulie, inclusion, lese-Rechtschreib Probleme und dann die Überflieger. Man erwartet von einer Lehrerin all diesen Kindern gerecht zu werden! Wie soll sie das schaffen? Diese Frage, ob du ihm zuviel gelernt hast, ist ja eh zu spät- er weiß es ja jetzt. Beobachte ihn gut das Jahr über und schau ob er dich langweilt. Ihr könnt ja dann auch überlegen ein Jahr wieder zu überspringen aber da, dass schriftliche nicht so ist muss man das auch beobachten und mit der Lehrerin gegebenenfalls beobachten. Falls es ihn wirklich langweilig wird in Mathe könnt ihr vielleicht auch anbieten Arbeitsblätter mitzugeben (auch mit der Lehrerin absprechen) .
Noch eins, ich sehe das oft das Eltern die meinen zuwenig gefördert worden zu sein, ihre Kinder extrem fördern . Deiner Meinung nach wurdest zu schulisch Zuwenig gefordert und meinst jet es bei deinem Kind besser machen zu wollen. Fordern und fördern ist nicht verkehrt aber es gibt auch Zuviel des guten. Ich kenne viele die dann den Druck nicht mehr Stand gehalten haben. Die beste Freundin von meiner Tochter hat jetzt von Gymnasium in die Mittelschule wechseln müssen. Versuche etwas lockerer zu werden. Schau erst einmal welchen Kurs dein Kind einschlägt und unterstütze es dabei. Ich habe meine Kinder immer laufen lassen und der große hat jetzt ohne Druck einen sehr guten Realschuleabschluss gemacht und die mittlere hat in der Wirtschaftsschule auch einen guten Schnitt. Der große geht jetzt weiter auf die FOS um studieren zu können, alles aus eigener Motivation.
Dein Wunsch ist nicht automatisch sein Wunsch

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Hallo,

ich denke, das kommt sehr aufs Kind an und lässt sich nicht so paschaul beantworten. Ich kenne einige Kinder, die vor Schulbeginn schon lesen und schreiben konnten und bei denen das gar kein Problem war. Bei meiner Großen bin ich auch davon ausgegangen, dass das problemlos läuft, leider war das ne absolute Fehleinschätzung und das Kind hat völlig verweigert. Tja, das war Mist. Ändern können hätten wir es ohnehin nicht, sie wurde schon früh eingeschult. Wir hatten das Glück, dass sie ganz tolle, pragmatische Lehrerinnen und ne unkomplizierte Schulleitung hatte, sie durfte problemlos springen.

LG

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War dann nach dem Springen alles wieder in Butter?

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Schulisch ist sie seitdem ein Selbstläufer.
Jetzt am Gym muss sie sich aber auch z.T. mit bis zu 4 Jahren älteren Klassenkameraden rumschlagen. Das macht sie toll, sie war aber auch schon immer ein eher "erwachsenes" Kind und sieht auch älter aus. Und trotzdem ist das manchmal schwierig.

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warum macht man sowas überhaupt`?

Außer natürlich, dass Kind langweilt sich so sehr im Kindergarten. Dann hätte ich aber auch erstmal nur mit Buchstaben und Zahlen angefangen. Aber aktiv lernen? Niemals.

Mein Sohn ist fix in der Schule, weißt du was die in der 3. Klasse gemacht haben? Das ganze Jahr nur Plus, Minus, Mal, Geteilt im 1000er Raum. Zwischendurch mal noch Körper, Längen und Uhrzeit und ein bisschen Geld.

Mein Sohn hat sich so gelangweilt, dass er im Unterricht nichtmal mehr mitbekommen hat, wenn sie ein Arbeitsblatt anfangen sollten, weil er sich weggeträumt hat. Deutsch war ok, weil da einfach mehr Abwechslung war. Noten hat er überall eine 2, weil er nicht Mitarbeitet, einmal Schüchternheit und dann bekommt er Fragen oft nicht mit, weil er sich wegträumt. Rein vom Wissen wäre auch ne 1 möglich, aber leider zählt das mündliche 60% zu 40 %

Und wir haben nichts, aber auch wirklich gar nichts vorher gemacht, außer ein paar Buchstaben. Er konnte nicht lesen, nicht schreiben außer seinen Namen, Zahlen gar nicht.
Er lief aber auch einfach so durch, es fällt ihm in den Schoß, er muss nichts groß lernen.
Das einzige was er über Videos schon konnte war Englisch, auch hier hat er "nur" eine 2, weil er zwar alle Verben kann, aber eben kaum Unterrichtsbeteiligung hat. Das fängt hier bei uns in der 3. Klasse an mit Englisch.

Fakt ist, du solltest mit deinem Kind, sofern es nicht absolut unterfordert ist, gar nichts vorauslernen. Auch die Lehrer bitten da immer darum.
Meiner konnte z.B. auch schon das schriftliche Addieren, das hat er eben bei mir immer gesehen, wenn ich die Einkäufe zusammengezählt habe (wir gehen für meine Eltern mit einkaufen und das rechne ich dann immer zusammen, was ich bekomme).
aber ich wäre nicht auf die Idee gekommen, jetzt auch noch das schriftliche Subtrahieren anzufangen.

Also hört auf mit dem Vorauslernen. Es ist für die Lehrer schon schwer genug den unterschiedlichen Wissenstand in den 1 - 2 . Klassen irgendwie zu balancieren. Wenn dann noch ein Kind dabei ist, das schon den ganzen Schulstoff beherrscht, wie sollen sie den denn fördern? Es gibt Forderhefte passend zur Schulstufe, aber das kann er dann ja in der 1. Klasse auch schon.

Ich bin schon bei meiner Tochter gespannt, die kann deutlich mehr als ihr Bruder, allerdings beschränkt sich das auch auf einige Buchstaben, die sie benennen kann, sie kann kleine Rechneaufgaben im 10er Bereich. Das haben wir aber immer nur auf ihr Verlangen hin gemacht. Sie wollte auch Lesen lernen, da haben wir ihr gesagt, dass sie vorher alle Buchstaben kennen muss. Das hat sie dann relativ schnell wieder gelassen, weil sie darauf nicht so die Lust hatte.
Ich versuche da eine vernünftige Mitte zu bekommen zwischen: Ich fördere ihre Wissbegierde, aber übertreibe es nicht mit dem Wissen, so dass sie in der Schule noch viel lernt.

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Klingt wie bei uns. Wegträumen und dann die nächste Aufgabe verpassen ;-) Ich hab dazu weiter unten einen langen Text geschrieben - hätte ich mir sparen können, wenn ich deine Antwort hier so lese 😂

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Naja, du kannst so etwas nur bedingt steuern. Bei meinen beiden Großen bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, bewusst mit ihnen Schulstoff zu üben.
Aber die Jüngeren haben sich viele Sachen von den Älteren abgeschaut, hatten ja das ganze Material rumliegen: Anlauttabelle, Lük-Kasten, Rechenbücher.
Ausserdem haben die älteren ständig Quartett gespielt, da könnten sie dann erst die Zahlen, dann auch die Stellenwerte. Wenn man so was jeden Tag spielt, übt das natürlich, so dass sich das Wissen verfestigt.

Kannst du nicht verhindern, wenn es aus den Kindern selbst kommt.
Dann muss man natürlich, wenn es Richtung Schule geht, schauen wie man damit umgeht. Es gibt immer einen Weg. Aber die Kinder bewusst vom Lernen fern halten, finde ich falsch. Das Zeitfenster ist ja offen.

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Hallo,
ich würde nun aufhören ihm Dinge vorher beizubringen, auch wenn es gut gemeint war, es ist oft eher kontraproduktiv.
Uns wurde explizit von der Schule gesagt, dass man dem Kind gern beibringen kann seinen Namen zu schreiben und sowas, mehr jedoch bitte bitte nicht. Eher geeignet zur Vorbereitung sind zB Gesellschaftsspiele.
Gerade wenn euer Sohn kognitiv sehr fit ist und eher Probleme im emotionalen Bereich hat, würde ich da ansetzen. Spielen mit Gleichaltrigen, Sportverein, Gesellschaftsspiele spielen und so abwarten, verlieren etc. üben.
Nun, jetzt ist das Kind ja irgendwo schon in den Brunnen gefallen. Aber tut eurem Sohn den Gefallen und lernt jetzt nichts mehr vorab.
Er wird sich sonst langweilen und manches bringt man vielleicht auch falsch bei. Das dann abzutrainieren ist nicht so leicht.
Ich kenne 2 echte Überflieger und ohne Überspringen wären die kaputt gegangen in der Schule. Langweile pur und das führt dann gern zu Quatsch machen und schlechten Noten.
Also ich würde die letzten Wochen nichts mehr machen dahingehend.
Ich wünsche euch einen schönen Schulstart und hoffe, dass euer Sohn gut ankommt.

Bearbeitet von Inaktiv
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Vielen Dank für den Beitrag und die Wünsche, wollte nur erwähnen, dass die emotionale Unreife eine Momentaufnahme war im Februar 2023 als man entscheiden musste ob er Sep 2023 eingeschult werden soll, mittlerweile hat er diese problemlos erreicht, er spielt auch seit einem Jahr im Verein.

Bearbeitet von Papabaer89
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In Bayern muss man für Korridorkinder, was ein September Kind ja ist, doch erst Ende April entscheiden, ob sie eingeschult werden.

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ich sag gleich vorab dass ich kein Kind in dem Alter hab, bei uns wird das erst in 5 Jahren interessant, aber aus dem "Bauch" heraus würd ich sagen, dass wenn sich dein Kind schon vor der Schule fürs Schreiben, Rechnen etc... interessiert hat, und Du dieses Interesse befriedigt hast, seh ich da keinen Fehler.

Du hast ihn ja nicht gezwungen Lesen zu lernen, oder bis 10000 Rechnen zu können.

Stellen wir die Frage andersrum, wie würde man reagieren wenn das Kind mit 4 Jahren kommt, und fragt wie das mit dem Rechnen funktioniert, würde man versuchen es zu erklären, oder würde man sagen "dafür bist du noch zu klein". Wenns ihn interessiert, warum nicht. Hast ja wahrscheinlich nicht begonnen mit Multiplizieren im tausender Bereich, vermutlich hast du mit dem kleinen 1x1 angefangen, und ihn hats soweit interessiert bis er selbst rausgefunden hat dass man die Multiplikationen oder Additionen beliebig durchführen kann, egal obs jetzt 2+2 oder 2000+500 ist. Oder dass es keinen Unterschied macht ob er "Mimi ist im Haus" schreibt, oder aus einem Buch einen Satz abschreibt. Schön wenn der Kleine schon versteht, dass es Abläufe gibt, die man immer durchführen kann, und es wird immer zum Ziel führen.

Dass er sich dann in der Schule vermutlich langweilen wird, ist eine andere Geschichte. Da wüsst ich jetzt auch nicht was man da dagegen machen könnte...

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Hey…
für mein Empfinden hast du ganz schön doll vorgegriffen und ich hoffe auch, dass er sich nicht langweilt. Dann könnt ihr ja doch nochmal übers Springen nachdenken. Ihr werdet es sehen.
Unser Sohn kommt jetzt in die Schule und mein Fokus liegt eher darauf, dass er Freude hat und viele Erfahrungen sammelt. Wissen ist nicht das Entscheidende für ein gutes Leben. Ermögliche ihm Erfahrungen, schaffe gemeinsame Erlebnisse, ermutige ihn…aber konzentriere dich nicht so auf das Kognitive.
Liebe Grüße Juli

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Da dein Sohn Spaß an der Anton App hat, scheint er ja kein Problem mit ständiger Wiederholung zu haben. 😉

Meine Große konnte zur Einschulung lesen, die Kleine rechnen. Beide haben die Grundschule unauffällig durchlaufen. Sie sind aber auch nicht mit dem Anspruch in die Schule gegangen, dort möglichst schnell möglichst viel zu lernen, um ihren Wissensdurst zu stillen. Was sie interessierte, haben sie außerhalb der Schule gemacht.

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Die Anton App funktioniert so gut weil die Kids mit den Sternen und den Bonusspielen getriggert werden, das ist ein gängiges Prinzip, das Computerspiele nutzen, hat nix mit dem echten Leben zu tun, im Gegenteil.

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Verstehe ich nicht. Du zwingt deinen Sohn quasi, ob er nicht dumm ist schätze ich mal, ne Klasse zu wiederholen.
Die hast mit ihm doch im Homeschooling die erste Klasse quasi gemacht.

Unser Sohn ist deutlich weiter als eurer und auch deutlich jünger. Die Schulleitung (der das natürlich aufgefallen ist und der Meinung war, sie hätte das letzte Mal vor über zwei Jahrzehnten ein so begabtes Kind gehabt) hat trotzdem gesagt, dass es in der ersten Klasse erstes Förder/Forderkurse gibt und zweites in der ersten Klasse andere Dinge (Schulbus, Pausen, Hausaufgaben) so viel wichtiger sind, dass es eigentlich komplett egal ist, ob das Kind Harry Potter lesend in die erste Klasse kommt oder keinen einzigen Buchstaben kennt, weil das nur ein kleiner Teil des Tages ist. Und wenn es eben so scheint, dass er mehr Input braucht, man eben eine Klasse überspringt. Ich verstehe nicht wirklich, wieso du deinem Dohn das beibringst, aber dich der einzigen realistischen Lösungsmöglichkeit, dem Springen, einfach aus Prinzip verschließt.

Ich habe selbst ne Klasse übersprungen und das war super und ich habe als Lehrerin auch schon viele Kinder überspringen sehen und kein einziges, was nicht von seinen Eltern gedrillt wurde, sondern wirklich schlau war, hatte damit Probleme, im Gegenteil.

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nun gut, eventuell habe ich mich falsch Ausgedrückt, ganz sicher sogar.

Sollte er sich langweilen und es entsteht dadurch ein Leidensdruck, darf er natürlich springen.
Jedoch werde ich dahingehend nicht aktiv werden, a lá "Frau Rektorin mein Kind ist dooch viel zu schlau für die erste Klasse, lassen Sie ihn doch bitte direkt in die zweite."

Noch dazu kann man ja sowieso frühestens zum Halbjahr springen oder?

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Man darf jederzeit springen, man kann auch in die zweite ohne je einen Tag in der erste verbracht zu haben. Man darf auch in die vierte, ohne je einen Tag in der ersten, zweiten oder dritten verbracht zu haben.
Wichtig ist halt nur, dass das nie von den Lehrern ausgeht, sondern dass die Eltern einen Antrag stellen müssen, über welchen die Klassenkonferenz (alle den Schüler unterrichtenden Lehrer) entscheiden muss. Wenn die Mehrheit dafür stimmt, dem Antrag zu entsprechen, wird er angenommen. Ohne "Frau Rektorin" läuft da also gar nichts.
Und wenn du nicht bereit bist, in dem Kontext für deinen Sohn einzustehen, verstehe ich nicht, wieso du ihn vor der Einschulung dann lesen, schreiben, rechnen zeigst, wenn du ihm auf dem dann eingeschlagenen Weg nicht begleiten möchtest.

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Wenn man seinem Kind Ding beibringen möchte, die es fördern und fordern, die es später mal braucht, warum dann ausgerechnet den Lernstoff der ersten und zweiten Klasse? Man kann ein Instrument lernen lassen, Gesellschaftsspiele lernen, Schleife binden, Uhr lesen, Tierbücher wälzen und in den Zoo gehen, alles über Dinos/Motorräder/Autos wissen, eine Sportart probieren, soziale Kompetenzen stärken (Verlierenkönnen, Empathie, Selbstbewusstsein, auch mal zurückstecken, sich in die Gruppe einfügen), einen Kurs gemeinsam besuchen, zusammen Rezepte ausprobieren und kochen, Gedichte lernen (unser Sohn konnte den Zauberlehrling, als er 3,5 waren, weil wir in dem Alter mal 3 Stunden im Stau standen und mir nichts mehr einfiel ;-) ). Aber muss es unbedingt reiner Schulstoff sein?

Unser Sohn konnte mit drei Jahren schreiben, ohne dass es ihm jemand beigebracht hatte. Er konnte frei buchstabieren, auch fremde Wörter. Zudem lernt er sehr schnell und versteht Dinge beim ersten Erklären, während andere Kinder Wiederholungen brauchen. Und was hat ihm das gebracht? Er hat in der 1. Klasse erstmal gelernt, dass er in der Schule nicht aufpassen muss, weil er alles schon kann, was da als "neu" gelernt wird - obwohl er supermotiviert und gespannt zur Schule kam. Also hat er angefangen, Quatsch zu machen, nebenbei zu malen, aus dem Fenster zu gucken usw. - und dann natürlich DEN Satz des Lehrers verpasst, der für ihn wirklich was Neues, Wissenswertes gebracht hätte. In der ersten Klasse war es total nervig, weil er vielen (um den Unterricht herum) nicht mitbekommen hat. Ob sie beim Spaziergang Kastanien sammeln sollten oder zum Wandertag Badesachen mitbringen oder am nächsten Tag früher Schluss hatten - er wusste immer von nix.

Zweitens (er kommt jetzt in die 4.) ist er immer noch der Überzeugung, er müsste nichts lernen, weil er einfach alles beim ersten Erklären schon drin hat. Mal für eine Arbeit lernen? Ach wo. Mal richtig nachdenken, um eine schwierige Sachaufgabe zu lösen? Warum denn? Klar. Er hat ein glattes Einserzeugnis. Das "Schlimmste", was ihm in den 3 Schuljahren passiert ist, war, dass er dann eben keine 1 im Test hatte, sondern eine 2. Ist ihm aber egal, weils keinen Unterschied macht. Er ist kein Stück ehrgeizig oder bereit, sich mal anzustrengen. Die Lehrerin hat versucht, es mit Extraaufgaben oder schwereren Übungen aufzufangen, aber das fand er ja auch wieder doof. Warum muss er was Schweres machen, während die anderen leichte Aufgaben bekommen? Warum soll ich mehr machen als die anderen, wie unfair? 😂

Es gibt ja viele Kinder, die vielleicht schon vor der Schule etwas lesen, buchstabieren oder rechnen können. Aber doch nicht ALLES und dann auf Zweitklässlerniveau. Die Anton-App wird bei uns unterrichtsbegleitend eingesetzt, nicht schon im Kindergarten. Und ein Jahr "ungenutzt" verstreichen lassen? Diesen Gedanken halte ich für Unsinn. Immerhin ist doch der Alltag voller Lernangebote - da braucht es keinen extra Unterricht. Im Grunde hast Du mit Deinem Sohn Homeschooling Klasse 1 gemacht.

Ich glaube, Du hast Deinem Kind damit keinen Gefallen getan. Eine Option wäre nun, ihn die erste Klasse überspringen zu lassen (das war bei uns im Gespräch), aber damit nimmst Du ihm auch die Spannung der ersten Klasse, das Lernen der Rahmenbedingungen und Schulabläufe, das Reinwachsen in die neue Selbstständigkeit und das gemeinesame Erlebnis, mit anderen Erstklässlern langsam in der Schule anzukommen.

PS: Noch ein Gedanke: Meine Nichte wurde in eine sogenannte Flex-Klasse eingeschult, wo die Kinder je nach Lerntempo die ersten beiden Klassen gemeinsam absolvieren. Das geht bis zur 4. und wird dann in Klasse 5+6 (Grundschule) angeglichen. Sie hat am Ende der 1. bereits den Lernstoff der 2. durchgehabt, weil sie schnell und klug ist. Für sie war es perfekt so. Vielleicht gibt es bei Euch Schulen mit ähnlichen Angeboten.

Bearbeitet von lime15
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vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht.
ich möchte meinem Sohn eigentlich nur beibringen, dass die nächsten 13 Jahre etwas lernen, aber dafür täglich, einfach zu seinem Alltag gehören wird.

Ich gebe zu wenn, diese Art der Lernbegleitung jetzt mit Einschulung einfach aufhören würde wäre es höchst problematisch, aber ich löse mich ja nicht in Luft auf.

zu deinem ersten Absatz muss ich sagen, der Junge führt ein ganz normales Leben, es ist sehr abwechslungsreich und spannend mit 2 Brüdern. Gelernt wurde in regelmäßigen Abständen max 30 Minuten am Tag, und nach größeren Meilensteinen auch mal 4 Wochen gar nichts. Also Lernen war jetzt nicht der Mittelpunkt seines Lebens :D

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Dann viel Spaß beim Durchhalten in den nächsten 14 Jahren, vor allem in der Pubertät.

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