Hallo!
Uns flatterte gestern ein Brief vom Kultusministerium ins Haus, die Schule hatte unsere Tochter (jetzt Jahrgang 10) als besonders begabte und engagierte Schülerin "gemeldet", und es wurde vorgeschlagen, dass sie sich für die Internatsschule Schloss Hansenberg (reines Oberstufengymnasium) bewirbt. Bewerben können sich wohl alle Schüler, die in Deutsch, Mathe, einer Fremdsprache und einer Naturwissenschaft mindestens eine 2 haben und in den anderen Fächern einen Schnitt von mind. 2,0 - kurzum, es ist eine Schule für besonders leistungsstarke Schüler, die hier noch einmal besonders gefördert werden sollen.
Dieser Brief kam wohl auch im vergangenen Jahr schon einmal, allerdings hatte ihn da unsere Tochter vor uns in die Finger bekommen und direkt vernichtet (wir hatten aufgrund einer lebensbedrohlichen Erkrankung meines Mannes in dem Jahr ohnehin eine sehr belastende Situation und unsere Tochter wollte auf keinen Fall von zuhause weg - sie hätte dort ggf. sogar die 10. Klasse überspringen können, was für uns aber ohnehin nicht in Frage gekommen wäre). Neben unserer Tochter hatten wohl noch 3 weitere Klassenkameraden dieses Schreiben bekommen.
Nun ja, jedenfalls war mein Mann überraschender Weise sofort total angetan und hätte unser Kind am liebsten direkt dort angemeldet, ich hingegen bin unschlüssig. Auf der einen Seite ist so eine Eliteschule natürlich schon eine riesiger Chance, aber ist hier wirklich alles so rosig? Im Netz finde ich eigentlich nur ein paar ältere Zeitungsberichte, einige Fragen auf "gutefrage.de" und ansonsten Links auf die Schulhomepage o.ä.. Natürlich wird überall nur von begeisterten Schülern berichtet, die Kehrseiten bekommt man ja nicht zu sehen. Und dann lese ich auch an einigen Stellen, dass nur hochbegabte Schülerinnen und Schüler überhaupt angenommen werden, ein entsprechender Test ist Teil des Auswahlverfahrens. Hochbegabt ist unsere Tochter aber nicht - sie ist vor Jahren schon einmal getestet worden, da kam "nur" ein IQ von 120 raus. Wenn sie mit einem IQ von unter 130 ohnehin keine Chance hätte, könnten wir uns die Bewerbung auch sparen - zumal unsere Tochter zum Zeitpunkt dieses Tests im Ausland sein wird.
Wir könnten uns die Schule natürlich am Tag der offenen Tür auch erst einmal anschauen, aber dieser ist ausgerechnet an dem Tag, an dem unsere Tochter gefirmt wird - und wir haben eine Anfahrt von 2Std. einfache Strecke (mit dem ÖPNV sogar fast 3).
Ich bin da echt unschlüssig und wäre über unabhängige Erfahrungsberichte sehr dankbar. Auf der Homepage findet man natürlich nur Berichte von begeisterten Schülern. Unsere Tochter sagt allerdings selbst, so super wäre sie ja gar nicht, und wenn sie auf der Schule mit lauter Nerds zusammen wäre, hätte sie da keinen Bock drauf, dann würde sie lieber eine Schule besuchen, wo es nicht nur Streber und Schleimer gibt.
LG
Kennt hier jemand Schloss Hansenberg?
Die Schulen müssen die Schülerinnen und Schüler mit entsprechendem Schnitt seit ein paar Jahren dort melden, die Schule wählt also nicht mehr gezielt aus, wen sie meldet.
Vor Jahren ist das Kind einer Freundin dorthin. Sie war seit der 5 unterfordert und die Lehrer hatten Hansenberg ausdrücklich empfohlen. Sie war da sehr glücklich und zufrieden. Tolle Angebote in kleinen Gruppen, sehr fordernd.
Letztes Jahr hat sich der Sohn einer Bekannten beworben, der ebenfalls so einen Brief hatte wie deine Tochter, er ist nach den Auswahltests nicht genommen worden. Er ist fleißig, daher die guten Noten, aber eben nicht besonders begabt. Diese Schüler werden nicht genommen.
Wenn deine Tochter von richtig guten Schülern als Nerds, Streber und Schleimer“ spricht, hat sie sicherlich nicht die richtige Einstellung für Hansenberg. Da wird die Bewerbung sowieso nicht zum Erfolg führen.
Hallo,
das was Du sagst, interessiert mich.
Weisst Du, in welchem Einzugsgebiet diese Meldungen der Schulen und die Werbebriefe erfolgen? Hessen?
Wenn jedes Gymnasium aus Hessen seine Schülerinnen meldet, das sind doch Massen!?
VG
Diese Schüler sind nicht besser als unsere Tochter, aber v.A. die beiden Jungen, die dieses Schreiben bekommen hatten, haben damit total angegeben, und im Grunde gehören beiden Jungen zu den Kindern, die ewig um die Lehrer herum schlawenzeln, ihnen die Tasche tragen, Komplimente machen etc. Und das kann meine Tochter mit ihrer ehrlichen, aber auch direkten Art nun überhaupt nicht leiden. Sie ist intelligent und ehrgeizig, muss sich für ihre Noten wenig anstrengen, verbiegt sich dafür aber nicht. In Bio wird sie von einer Referendarin unterrichtet, bei der permanent die Mentorin hinten im Klassenzimmer saß. Die Referendarin wollte ihr ne 5 im Mündlichen geben, die Mentorin hat interagiert, sodass eine 2 daraus wurde. Meine Tochter stellt halt auch einmal unbequeme, in die Tiefe gehende Fragen und kritisiert auch offen, wenn ihr etwas nicht passt, während diese beiden Jungen eher zu der Sorte gehören, die alles tun, um den Lehrern zu gefallen. Einer der beiden Jungen hat von einem Lehrer, der für Schmeicheleien von Schülern so gar nicht empfänglich ist, sogar direkt gesagt bekommen "Das Schleimen kannst Du Dir sparen, dafür gibt es bei mir direkt ne Note schlechter!"
Die Worte "Nerd" und "Streber" kamen nicht von meiner Tochter. Sie hat nur gemeint, wenn in der Schule nur so Leute wären wie C.-L., hätte sie da keine Bock drauf. Ich kann das nachvollziehen, Schüler, die Lehrern Komplimente machen um auf der Beliebtheitsskala ein paar Stufen nach oben zu klettern, konnte ich auch nie leiden.
Auf der anderen Seite beklagt sich meine Tochter immer wieder über Lehrer, die im Stoff nicht vorankommen, weil sie alles in Kleinstteile zerlegen und tausend mal wiederholen. Sie lernt am liebsten nach dem Motto: "Kurze Erklärung, Vertiefung zuhause, verstanden, nächstes Thema". Und sie setzt sich selber Ziele, die sie strikt verfolgt. In der 2. Klasse hat sie mich mal gefragt "Mama, meist Du, ich schaffe es aufs Gymnasium?" Und sie will immer zu den Besten gehören. Gestern sagte sie mir "Mama, so super bin ich doch gar nicht. Und ich will lieber auf einer normalen Schule zu den besten Schülern gehören, als auf einer Eliteschule zu den schwächeren." Auf der anderen Seite ist gerade das vielleicht auch ein Bisschen wie beim Sport: Wenn ich beim Laufen in einer schnellen Gruppe bin, laufe ich vermutlich schneller, als wenn ich in einer langsameren Gruppe unterwegs bin - ein Zugpferd kann sicher nicht schaden.
Trotzdem Danke für Deine Antwort und liebe Grüße!
genau, - das ist keine besondere Auszeichnung persönlicher Art, sondern einfach nur Stupide "nach Tabelle" gemeldet.
Wenn sie da keinen Bock hat, - lass es.
Pubertät und Freunde sind in dem Alter wichtig. -- Du sagst, sie geht ins Ausland? - das ist doch toll. Das fällt dann wohl flach, wenn sie das Schulprogramm dort mit macht.
Sicher machen die dort nicht den normalen Lehrplan, sondern haben viel Zusatzprogramm.
Lieber das und ein super Schüler zuhause sein, also wohingehen, wo man nicht hin will.
Internatleben muss man schon wollen. - egal ob sehr begabt oder nicht. Abgesehen von den Kosten, die ihr zahlen müsst.
mit lauter 2ern die 10 überspringen? - das ist aber ambitioniert in einem G8. - Oder ist sie auf einem G9 ? Ausserdem: nicht mal die Leistungskurse komplett selber wählen dürfen? Da wär ich schon raus. - Das Zusatzprogramm ist auch nicht ohne. und dann auch nur die langweilgen wie Mathe und Politik? Wo sind die Sprachen und musischen Möglichkeiten --- neeeee!
Dann wähle ich im örltichen Gym. doch lieber so netten Sachen wie Englisch, Deutsch, BK oder Sport, wenn ich will .....
Vielleicht geht sie lieber ab der 11 auf ein Spezialgym (technisches, Wirtschaft, Sozial) statt im AllgemeinGym zu bleiben? -- dort dann einen hervorragenden Abschluss zu machen öffnet sicher mehr Türen, als durchschnittlich im Zusatzprogramm im Internat zu sein.
Das Angebot mit dem Überspringen der 10 gilt nur für G9-Schüler.
Und ins Ausland geht sie nur für 4 oder 6 Monate noch in der 10. Klasse. Die Aufnahme wäre erst im Schuljahr darauf.
Ansonsten ist meine Tochter ein ziemlicher Allrounder. In Mathe ist sie knapp an der 1 vorbei geschlittert, in Sprachen (3 Fremdsprachen) steht sie zwischen 1 und 2, in Musik und Kunst sind die 1er seit der 5 quasi fest gebucht...
Ich persönlich hätte auch ein Problem mit dieser strikten Vorgabe der Leistungskurs, wobei das bei meiner Tochter sogar passen könnte. Bio wollte sie ohnehin machen, PoWi findet sie auch total spannend, und in Mathe ist sie auch super. Aber Sprachen liegen ihr eben auch total gut, und ansonsten hat sie auch einige Interessen, die in der Schule gar nicht so gefordert werden. Bei ihrer Bewerbung für den Austausch gefiel ihr total, dass an einigen Schulen Psychologie als Fach angeboten wurde.
Und ich persönlich sähe meine Tochter auch eher auf einem Musikgymnasium. In dem Bereich ist sie auf jeden Fall deutlich überdurchschnittlich! Ihre Musiklehrerin hat empfohlen, sich als Juniorstudentin an der Musikhochschule zu bewerben - da war aber der Zeitfaktor auch in meinen Augen unrealistisch. Die nächste Hochschule ist 100km entfernt, und sie hätte 3-4 mal in der Woche dort hin gemusst...
LG
Es kommt nur darauf an, was Deine Tochter will. weder Dein Mann noch Du gehen ja zur Schule. Und wenn Sie kein Interesse hat - dann ist die Sache erledigt.
Das sowieso. Zwingen tun wir sie nicht. Mir geht es nur darum, was wir ihr raten sollten, wenn sie selbst unschlüssig wäre. Bisher hat sie sich noch nicht einmal informiert.
LG
Kenne 2, die dort waren, ist abrer schon lange her. Die eine ist wieder abgegangem, es war ihr zu naturwissenschaftlich orientiert, sie hatte Heimweh... Sie war in ihrer alten Schule eigentlich auch glücklich, hatte viele Hobbies etc. und das fehlte ihr dann zu sehr. Die andere war in ihrer Schule immer unterfordert, hatte eine große naturwissenschaftliche Begabung und Neugierde - die war dort genau richtig und blieb auch dort. Da ihre Eltern sich grade getrennt hatten passte es sozusagen auch gut. Aber wenn deine Tochter keinen Bock hat wird es sowieso nichts. Und dieser Unsinn mit den "Schleimern und Strebern" sag ich mal nichts zu. Und wer
"nur so" in der Schule gut ist aber kein tiefgehendes Interesse an bestimmten Themen hat, das er auch außerhalb seiner Schulstundem verfolgen will, der hat an einem solchen Internat eh nichts zu suchen, da geht es um Neugierde, Spaß am Lernen und hohen persönlichen Ehrgeiz.
Hallo.
Meine beste Freundin hat dort ihr Abitur gemacht - ist allerdings auch schon 11 Jahre her. Sie war sehr zufrieden dort. Hatte eine nette WG mit "normalen" anderen Mädels. Enge Betreuung auch durch Sozialarbeiter. Hat zusätzlich Chinesisch gelernt. Und vieles an Zusatzprogramm mitgenommen, das unser normales Gymnasium nicht angeboten hat. Was sie damals sehr angenehm empfand ist, dass man dort für Engagement und gute Leistung eben nicht blöd angeschaut wurde, was auf unserem Gymnasium definitiv anders war. Die anderen waren eben genau so. Und damit meine ich nicht Schleimer und Lehrerlieblinge sondern eben engagierte, clevere Schüler.
Was ich allerdings zu bedenken geben würde: Möchte sie ein Studium mit NC studieren? Dann würde ich eher am normalen Gymnasium bleiben. Denn die Noten der letzten beiden Schuljahre zählen ja in die Abiturnote mit ein und da ist es dort sicher schwerer nur 1er zu schreiben bzw mündlich zu bekommen.
Meine Freundin und ich waren vor dem Wechsel etwas gleich gut, dennoch habe ich am Ende an unserem normalen Gymnasium den besseren Abischnitt gehabt, als sie auf Schloss Hansenberg.
Mal abgesehen davon das selbst mit einer Bewerbung unklar ist ob sie am Ende wirklich genommen wird.
Liebe Grüße
"Was ich allerdings zu bedenken geben würde: Möchte sie ein Studium mit NC studieren? Dann würde ich eher am normalen Gymnasium bleiben. Denn die Noten der letzten beiden Schuljahre zählen ja in die Abiturnote mit ein und da ist es dort sicher schwerer nur 1er zu schreiben bzw mündlich zu bekommen."
Das ist ein guter HInweis, Danke!
Ich habe eine PN geschrieben.
Hi,
das ist bei mir um die Ecke, in dem Ort, Geisenheim, arbeite ich im Moment.
Seit 2 Jahren kann ich kostenlos Wiesbadener Kurier und das Rheingau-Echo lesen, nur positive Berichte !
Ich frag Montag mal meine Arbeitskollegen. Die meisten wohnen in Geisenheim und Oestrich-Winkel, haben Kinder, die können mehr dazu sagen.
Gruß
Das ist lieb, Danke!
Habe beruflich mit vielen Leuten zu tun, die auf dem Hansenberg waren. Sie gaben alle gutes Feedback, dort zählt, was du kannst und nicht, was deine Eltern an Kohle haben.