Kind 7 schnell wütend und schreit

Hallo zusammen,

Ich bräuchte mal einen Rat, da ich mit meinem Latein am Ende bin.

Mein Sohn, 7,5 Jahre hat schon seit langem das „Problem“ dass er schnell sauer und wütend wird. Er explodiert regelrecht wenn ihm etwas nicht passt.
Er schreit dann richtig laut, wird unfair und ziemlich gemein: „scheiss Schwester“. Er redet sich dann so in Rage, dass man gar nicht an ihn rankommt.

Ich zeig oft „Verständnis“ mit den Worten „Ich sehe das du gerade ziemlich wütend bist aber magst du deine Schwester nochmal in einem ruhig Ton sagen, was dich so wütend macht. Natürlich folgt darauf ein „Nö, so eine scheiss schwester!“
Ich erkläre dann, dass ich nicht möchte, das hier so geredet oder geschrien wird aber wie lange muss man das sagen, bis was passiert???

Und nein er hat in dem Augenblick kein Hunger oder ist müde. Das liest man ja sonst überall.

Ich bin mir mittlerweile unsicher ob wir richtig reagieren. Mich stört diese aggressive Redensart und das schreien so sehr. Keine von uns redet hier so.

Wir sind grundsätzlich sehr geduldig und haben noch nie „bestraft“ aber momentan frage ich mich ob wir irgendwelche Konsequenzen einführen müssten.

Kennt ihr das Problem, was macht ihr?

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Hej,

ich kann mich nur anschließen.

Mach eine Ansage, dass es bei solchen Ausdrücken in Zukunft Fernsehverbot oder Tabletverbot gibt oder andere Benefits gestrichen werden.
Und zieh es dann aber auch durch. Nicht einknicken.

Aber beobachte auch die Schwester, manchmal können die sich gegenseitig heimlich ganz schön piesacken, wenn man nicht hinschaut.

Mein Sohn hatte in dem Alter auch eine kurze Zündschnur, er hatte auch in der Grundschule einige Male da einen Ausraster, weil so ein Mitschüler hinter ihm dauernd leise provozieren musste. Heimlich, wenn der Lehrer nicht hinschaut.
Ich hatte dann mal ein Gespräch und der Lehrer hat die folgenden Wochen mal genauer hingeschaut und diese kleine Mistkröte dann auch mal in flagranti erwischt, wie er meinen Sohn heimlich ärgerte.
Ab da war Ruhe.

Ansonsten hat meinem Sohn damals Sport sehr geholfen, er war erst beim Kampfsport und dann beim Fußball (2x die Woche). Das macht er auch jetzt noch. Er geht auch jeden Nachmittag mal raus in den Garten und kickt etwas vor sich hin oder trifft sich mit anderen aus dem Fußballverein. Da gehen sie dann zum Feldweg runter und donnern den Ball an diese großen hohen Betonschallschutzmauern, hinter denen die Bahnlinie entlang läuft.
Seitdem er so viel Sport macht und sich da auch auspowert, hat der kaum noch Aussetzer.

Was auch geholfen hat, er ist nicht mehr so enttäuscht und sauer, wenn mal verloren wird.
Früher konnte der ein echter Wutklotz sein, wenn er keinen der ersten Plätze belegt hatte oder wenn sein Team verloren hat. Aber da war er nicht der einzige im Verein.
Inzwischen reagieren die Jungs da viel besonnener bei solchen Niederlagen - man sieht ihnen die Enttäuschung an, aber Ausraster oder Geheule gibt es gar nicht mehr sondern sie nehmen das sportlich.

Vielleicht wäre das auch mal eine Überlegung für deinen Sohn?
Fußball, Handball, Judo, Taekwondo?

LG

Bearbeitet von flamingoduck
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Eine Freundin meiner Frau hat das so gehandhabt. Wenn ihr Sohn erst mal in Rage war, war ihm jahrelanges Fernsehverbot dann auch egal. Seit er zwölf ist, kriegt er ADHS-Medikamente.

Grundsätzlich würde ich nicht mit jemandem, der in Rage ist diskutieren, sondern das auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Ich würde zumindest in Betracht ziehen, dass er das gar nicht kontrollieren kann. Fragen, die sich aufdrängen: Wie ist es in der Schule, in Vereinen? Danach würde ich mal zum Hausarzt mit dem Problem oder auch zu einer Erziehungsberatung. Mit der vorgeschlagenen Massnahme wird nämlich folgendes passieren: Nach zwei Tagen wird er Verbot für alles haben und immer noch weiter machen wie bisher.

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Ich würde mal das geduldige Gerede abschalten und eine klare Ansage machen. Er ist 7 und keine 3 Jahre alt.

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Klarer Fall von falsch verstandener Bedürfnisorientierung, Gefühle begleiten etc pp.
Ein Kind muss Frustrationstoleranz lernen und ebenso seine Gefühle zu beherrschen und nicht auszuleben.
Wie soll ea sonst in der Schule zurecht kommen?
Man stelle sich vor, heute benehmen sich alle so ?
Es ist nicht altersentsprechend dieser emotionale Entwicklungsstand.
Trotzphase ist längst vorbe er müsste gelernt haben mit seinen Gefühlen umzugehen ohne sie ständig nach aussen zu tragen und andere damit zu belasten.
Deutliche Ansagen dass das Verhalten nicht in Ordnung ist, mit entsprechender sozialer Konsequenz dass man dann halt alleine sein muss bis man sich beruhigt hat, dazu natürlich noch Eibe Entschuldigung und bei Wiederholung eine Bestrafung .

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Klarer Fall, von keine Ahnung haben, liebe Grazie ....

Der Entwicklungsschritt zum Erlernen und festigen der Impulskontrolle beginnt mit ca 4/5 und ist erst mit 10/11 komplett abgeschlossen. Mit 7 oder fast 8 stecken die Kinder also mitten drin und nicht "müssten es längst verstanden haben". Deswegen nenn man es ja liebevoll die Milchzahn Pupertät (wir stecken auch gerade mitten drin)

Natürlich ist es wichtig, dass sie Kinder in der gesamten Zeit von den Eltern begleitet werden, dennoch sind in dieser Zeit eben auch Regeln wichtig. Und eben auch Wege zu finden, die Wut anders zu kanalisieren aus durch das jetztige Verhalten.

Liebe Te versuche mal genauer zu beobachten wie er sich vor den "Ausbrüchen" verhält....wir kommt ja doch nicht von 0 auf 100, sondern baut sich auch bei Kindern auf. Versuch vielleicht früher mal mit einer "Auszeit" das er wieder runter kommen kann....wir haben für diese Auszeit ein Wutkritzel Buch genutzt. Oder einfach der Rückzug ins Zimmer für kurze Zeit. Aber kommentiere das eben auch so, dass es für ihn eben eher eine Möglichkeit der Ruhe ist und nicht die Strafe, weil er schreit ist (ich hoffe du verstehst was ich meine)

Wenn man sich dann beruhigt hat, kann man danach dann auch in Ruhe mit der Schwester sprechen, aber klar das das nicht funktioniert, wenn man noch auf 200 ist.

LG

Bearbeitet von sweetdreams0308
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Tja. Mein erstes Kind hat auch eine sehr kurze Zündschnur, immer schon. Ich reagiere gemischt, je nach Situation. Zum Einen gibt es es ganz klare Grenzen. Wütend werden und rumschreien ist nicht schön aber kann man per se nicht verbieten. Aber es wird nicht geschlagen, niemandem aus nächster Nähe ins Gesicht geschrien und "Scheiß Schwester" geht auch nicht. Denn zuhause ist ein sicherer Ort und keiner darf beleidigt oder bedroht werden. Da solltest du mit ihm besprechen, was die Konsequenz ist, wenn er das macht. Bei einem 7-jährigen ist auch Fernsehverbot o.ä. ok wenn vorher so besprochen. Dann schaue ich aber auch auf das Warum. Wenn die Schwester ihn absichtlich provoziert ist auch für sie hier die Grenze - wie gesagt, zuhause ist ein sicherer Ort, und da wird keiner extra geärgert weil er so schön leicht ausrastet.

Was die Wut selbst betrifft - belies dich im Interner was empfohlene Strategien sind. Ich versuche immer mit dem Kind zu ergründen "wie fühlt es sich im Körper an wenn die Wut anfängt und stärker wird" und erkläre, dass man dann die Situation abbrechen soll. Auch ins Zimmer gehen und die Tür knallen ist besser als rumschreien z.B. Dann kann man immer noch hinterher drüber reden. Dass man an sich leicht sauer wird kann man nicht ändern mit 7 ,denke ich, aber man kann eben selbst dafür sorgen dass es nicht ausartet, und mit dem Älterwerden dürfte es ja leichter werden.

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"Wir sind grundsätzlich sehr geduldig und haben noch nie „bestraft“ aber momentan frage ich mich ob wir irgendwelche Konsequenzen einführen müssten."

Ja, natürlich sollte es Konsequenzen geben.
Habt ihr wirklich euren Sohn noch nie für etwas bestraft? Darf er einfach alles?

Also wenn bei uns so rumgeschrien wird, dann kommt das Kind auf sein Zimmer.
Wenn er sich beruhigt hat, dann nochmal klar erklären, warum so ein Verhalten nicht in Ordnung ist.

Wenn es natürlich nie Konsequenzen für negatives Verhalten gibt, wie soll er da lernen, was richtig und was falsch ist?

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Wir hatten einfach nie solche Situationen das man Konsequenzen einsetzen mussten. Wir haben alles immer in Ruhe besprechen können. Daher ist diese Situation neu für uns. Und ich weiß einfach nicht ob man das Kind beim schreien auf Zimmer schicken sollte, wenn es in dem Augenblick eine verständliche Wut zeigt. Z.B. Schwester hat was kaputt gemacht was er mühevoll erbaut hat. Da ist die Wut ja gerechtfertigt aber das anschreien nicht.

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Was denn nun?
Du schreibst ganz oben:
Mein Sohn, 7,5 Jahre hat schon seit langem das „Problem“ dass er schnell sauer und wütend wird. Er explodiert regelrecht wenn ihm etwas nicht passt.

Und nun:
Wir hatten einfach nie solche Situationen das man Konsequenzen einsetzen mussten. Wir haben alles immer in Ruhe besprechen können. Daher ist diese Situation neu für uns.

Verstehe ich nicht: schon lange oder ganz neu?

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Hallo!

Ich kenn das Problem - aber aus der Sicht Deines Sohnes. Wobei ich mich eigentlich ganz gut im Griff hab. Aber wenn das Fass voll ist, kann ich auch explodieren. Ich kann mich an eine Situation vor vielen Jahren erinnern. Damals war ich mit meinem Freund bei meinen Eltern, ich hab innerlich ohnehin schon gekocht, und dann kam noch irgend eine Kleinigkeit dazu und ich bin ziemlich sauer aus dem Zimmer gestürmt. Mein damaliger Freund war aber ein ganz besonders harmoniebedürftiges Exemplar, kam mir hinterher und wollte mich - ähnlich wie Du bei Deinem Sohn - besänftigen. Genau das kann ich aber in solchen Situationen überhaupt nicht leiden, sodass ich dann erst richtig explodiert bin. Wenn ich so in Rage bin, dass ich mich zurückziehe, gibt es 2 Möglichkeiten mit mir umzugehen: Entweder man lässt mich in Ruhe, oder man gibt mir Kontra. Nur Verständnis bringt mich in der Situation irgendwie auf die Palme.
Ich kann daher die Reaktion Deines Sohnes gut nachvollziehen. Und mir persönlich wäre hier eine klare Ansage deutlich lieber gewesen: "Ich sehe, dass Du wütend bist, aber das gibt Dir kein Recht Deine Schwester zu beschimpfen. Geh bitte in Dein Zimmer und beruhig dich erst einmal. Danach können wir gerne reden, worüber du so wütend bist!"

Deine Reaktion ist sicher pädagogisch gut, aber es gibt keine allgemeingültige Betriebsanleitung für Kinder. Jedes Kind reagiert anders und was beim einen Kind hilft, kann bei einem anderen Kind voll in die Hose gehen. Und da Deine Reaktion offensichtlich nicht funktioniert, solltest Du eine andere testen.

LG

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Das klingt sehr gut. Werde ich so mal ausprobieren.

Oft sage ich auch: „Ich sehe wie wütend du bist, möchtest du lieber erst einmal dich alleine beruhigen oder soll ich bei dir bleiben!“ das klappt eigentlich ganz gut aber beim nächsten mal explodiert er dann wieder und wieder und wieder.

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"Ich zeig oft „Verständnis“ mit den Worten „Ich sehe das du gerade ziemlich wütend bist aber magst du deine Schwester nochmal in einem ruhig Ton sagen, was dich so wütend macht. Natürlich folgt darauf ein „Nö, so eine scheiss schwester!“"

Mich machen solche verständnisvollen Worte innerlich total unruhig. Wenn ich überlege, dass ich sauer bin und dann kommt man mir so... er ist doch kein Kleinkind mehr.

Wenn er so ausrastet, dann geht er in sein Zimmer, darf sich beruhigen und dann nochmal ruhig mit seiner Schwester oder wem auch immer reden.

Ich hab jetzt nicht so ein Thema mit "scheiß" wie manch anderer... ich hab nie sauer reagiert, wenn ich ne Scheißmama war, aber es war eben der Punkt, wo ich wusste es ist vorbei, alles andere danach eskaliert doch nur, wir müssen runterkommen.

Bei allen Nettigkeiten, man sollte deutlich machen, wann der Spaß für einen persönlich vorbei ist.

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Da hast du recht.
Ich werde mal mehr darauf achten ihn bei Grenzüberschreitungen auf sein Zimmer zu schicken. Vielleicht hilft es ja, das er merkt so redet man nicht.

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Okay, aber hier wäre ja die Frage nicht "stört die Mutter der Ausdruck Scheiß-XY", sondern, stört das die SCHWESTER?! Fühlt die sich beleidigt, gekränkt, was lernt die aus dem Ganzen? "Der Bruder darf mich ständig beleidigen, dagegen kann keiner etwas machen" wäre eine äußerst ungünstige Botschaft.

Was soll sie machen? Zurück beleidigen? Aus dem Weg gehen? Einfach traurig sein und niemanden damit stören?

Besser wäre doch, sie würde lernen, dass niemand auf Dauer SO mit ihr umgehen darf, oder?
(Für den Bruder würde im Streitfall das gleiche gelten.)

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Wie alt sind die beiden denn? Was sagt das der Schwester?

Ich würde als Regel setzen, dass er wütend sein darf, aber damit niemanden verletzen darf - also sollte er raus gehen, ggf. in sein Zimmer, und dort darf er schreien oder auch die Matratze boxen. Aber er muss die Schwester damit nicht "belästigen". Daran würde ich ihn immer wieder erinnern - gehe in dein Zimmer, du darfst gerne deine Wut rauslassen, aber NICHT an deiner Schwester!

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Ich selbst bin so🙈🫣
War ich schon als Kind. Jetzt als Erwachsene würden die meisten die mich kennen wahrscheinlich als ausgeglichen beschreiben, aber wenn ich zuhause in Stress gerate oder schlecht drauf bin, dann fluche ich auch schnell und schimpfe vor mich hin. Also ich schimpfe niemanden aus, sonder einfach vor mich hin.
Ich brauch das als Ventil in dem Moment und wenn ich es so gut es geht runter schlucke um nicht vor den Kinder in eine Schimpftirade zu verfallen, muss ich mich irgendwann kurz zurück ziehen und heule eine Runde😅

Das mag für jemanden, der nicht so gestrickt ist total seltsam und übertrieben wirken, aber man kann da echt nicht aus seiner Haut.
Grds sollte dein Sohn lernen, dass er niemanden beleidigen darf. Wobei ich sagen muss „Schweiß Schwester“ ist nicht gleich „Schwester, du bist scheiße“. Er versucht es also vllt schon abzuschwächen. Erkläre ihm, dass du damit nicht umgehen kannst, aber es in Ordnung ist, wenn die Wut inning hoch kocht. Er soll dann den Raum verlassen oder raus gehen oder ins Bad. Es muss ja nicht direkt sein Zimmer sein. Und dann darf er schimpfen (auch fluchen, das ist ok in dem Rahmen). Natürlich sollte das jetzt nicht von morgens bis abends der Regelfall sein. Aber wenn es mal in ihm hoch kocht, dann kann er es nicht einfach so abschalten.
Wenn der Wutanfall vorbei ist, nimm ihn in den Arm und drück ihn ganz fest. Sag ihm, dass du ihn lieb hast, auch wenn er mal ausflippt

Das wäre jetzt so meine Handlungsempfehlung😅

Bearbeitet von -pixie-
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Wie einige meiner Vorschreiberinnen habe ich Verständnis - für Deinen Sohn. ;) Wenn ich wütend bin (kommt aber wirklich nur ganz selten vor, ich bin eigentlich ein sehr friedlicher Mensch), brauche ich auch keine verständnisvollen Worte, das macht die Sache fast nur noch schlimmer für mich. Statt dessen müssen die Wut und der Ärger raus.

Was mir als Erwachsener hilft: Laufen, rennen. Stundenlang ganz schnell, bis ich körperlich komplett erschöpft bin. Die Bewegung hilft mir auch, meinen meine Gedanken und Gefühle zu sortieren, über das was mich wütend macht nachzudenken. Es gibt einfach nichts was mir besser hilft . Oder wenn ich für mich alleine bin, irgendwo im Auto unterwegs: Auch mal richtig schreien, schimpfen und die Wut rauslassen.

Ich kann mich erinnern dass es mir als Kind geholfen hat, alleine in meinem Zimmer so lange auf mein Bett zu hauen bis ich nicht mehr konnte. Mit der körperlichen Erschöpfung war dann auch die Wut weg oder zumindest viel weniger.

Mein Vorschlag wäre, einfach mal in einer ruhigen Minute zu besprechen, was ihm in dem Moment helfen würde um mit seiner Wut umzugehen. Vielleicht ein Boxsack im Zimmer. Oder einfach die Situation verlassen und eine Weile für sich alleine sein. Oder wie bei mir: Bewegung. Im Besten Fall lernt er dann sich erst mal zu kontrollieren (gegenüber der Schwester, in der Schule oder wo auch immer) und die Wut dann einfach ein paar Minuten oder Stunden später in einem geschützten Raum (zu Hause, in seinem Zimmer) rauszulassen.

Alles Gute für euch!