Hallo,
ich bin gerade sehr traurig und fühle mich sehr hilflos…
Es geht um meinen Sohn, 9 Jahre/ 4. Klasse.
Er war schon immer ein ruhiges Kind, welches bei Situationen erstmal zuschaut und dann erst aus seinem Schneckenhaus rauskam. Extrovertiert wird er erst, wenn er sich sicher und bestätigt fühlt (zuhause / wenn er seine Freunde um sich herum hat). Zuhause brauchte er nie viel außer sich selbst und seine Familie um sich herum. Verabredungen gibt es regelmäßig, aber er braucht sie (gefühlt) eigentlich nicht.
In der Schule ist’s dasselbe, er ist eher ruhig / introvertiert, aber immer freundlich zu allen (Lehrern & Schülern).
Nach der Schule ist er immer fröhlich und ausgelassen, auf Nachfrage hin war alles super und er hat mit seinen Freunden gespielt. Es gibt dort„stärkere“ Kinder in der Klasse, den Ton angeben und bestimmen, wer wo mitspielen darf.
Er schreibt ordentliche Noten, meist 2er. Ein Ausrutscher gabs mit einer 4, da er die Aufgabenstellung nicht richtig verstanden/ gelesen hatte. Groß lernen mussten wir nie, meine Stichproben zeigten mir, das er es verstanden hat. Wenn nicht, übten wir. Klar war ich dann etwas strenger, wenn er Flüchtigkeitsfehler machte wie Angaben überlesen etc. Aber genau das ist ja seine Schwachstelle. Er macht dann immer sofort dicht, bekommt sich aber recht schnell wieder ein. Ich sagte ihm immer, dass er ein guter Schüler ist.
Nur seine Mitarbeit im Unterricht war schon immer Thema (er träumt sich regelmäßig weg), was ich auf seine Art schob. Angeblich macht er seit diesem Jahr richtig mit, meldet sich immer.
Nun kam alles durch Zufall raus.
Seine Geschichten wurden immer seltsamer. So ein Verhalten wie er mir vorgab (z.B. er sei nun der Anführer aus seiner Klasse) passte gar nicht zu seinem Wesen.
Auf meine kritische Fragen hin beichtete er es mir dann unter Tränen, dass er sich so einen Zustand so sehr wünschen würde… einfach nur akzeptiert werden. Auch das sich-melden sei gelogen, er macht immer noch nicht mit. In der Schule würde er die Pausen immer alleine verbringen, was ihn traurig macht. Er stellt sich zu den anderen, wird da entweder vergrault oder er sagt nichts zu ihnen (aus Angst vor einer Abfuhr)
Das geht wohl so in der Form seit ca. einem 3/4 Jahr (davor spielte er wohl ab und zu mit ein paar anderen zusammen)- aber so lange lügt er mich so an..
Aussage: er wollte, dass ich stolz auf ihn bin
Unser Verhältnis ist sehr eng, sehr vetraut - dachte ich bis jetzt.. (
Ich nahm ihn einfach in die Arme, sagte das ich doch so nicht helfen kann und ich natürlich nicht böse bin.
Fakt ist, das die Leistung in der 4. zählt (so bekommt er auf keinen Fall eine Gym Empfehlung die er sich so wünscht), er sich aber nichts mehr zutraut etc. Nun ist es zu spät, sein Ego aufzubauen damit er zeigen kann, was in ihm steckt. Ich finde auch, dass er gerade eine richtige Lernblockade hat- nichts geht mehr. Er tut mir so leid und ich weiß nicht, was ich machen soll.
Einen Klassenwechsel hätte er gerne - wird nicht gehen, denn er wird ja nicht gemobbt im eigentlichen Sinne. Zudem hat er eine Lehrerin, die ihn schon in eine Schublade gesteckt hat, aus der er nicht mehr rauskommt. Empathie ist für sie auch ein Fremdwort. Nur starke Kinder haben es bei ihr gut.
Was soll ich tun??? Kinderarzt??? SPZ??
Bin gefühlt am Ende…(((
Hilflos
Was du tun kannst? Nimm ihn so an, wie er ist. Er ist eben introvertiert, okay, da wird er in mündlicher Mitarbeit nicht gerade leistungsstark sein, aber er ist sicher gut im schriftlichen Bereich. Auch muss er kein Anführer sein. Wenn er der ruhige ist, ist das in Ordnung. Es gibt genügend Menschen, welche lieber die Gesellschaft von ausgeglichenen, ruhigen Menschen bevorzugen. Stärke sein Selbstbewusstsein. Gymnasium ist nicht ausschlaggebend, Abitur kann man auf verschiedenen Wegen machen.Kann er einem Hobby nachgehen?
Hallo Tanzrausch,
vielen Dank für deine schnelle Rückmeldung.
Ja, er spielt gerne Fußball. Das freut ihn immer sehr.
Und ja, ich nehme ihn so wie er ist.
Nur wenn er so traurig ist, bin ich eben soooo extrem hilflos . Und ich merke, dass er darunter leidet…
Er darf auch traurig sein, das ist okay. Und wenn er gerne Fußball spielt, hat er doch einen guten Mannschaftssport.
"Fakt ist so kommt er nicht aufs Gym was er sich so wünscht"Wünscht er sich das wirklich oder will er dich stolz machen? Seine Leistung ist bei dem Thema doch völlig nebensächlich aber wird hier ,warum auch immer erwähnt. Eine 4 als Ausrutscher. Nun wir können nicht alles können und in jedem Fach gute Noten schreiben. Wenn ihr lernt bist du bezüglich der Flüchtigkeitsfehler strenger. Davon wird es auch nicht besser. Ich vermute du setzt ihn bezüglich seiner Leistung (unbemerkt) unter Druck. Wieso soll er zum Kinderarzt oder zum SPZ.
Mir tut der kleine Mann leid.
Er erzählt von seinen Problemen und alles was dich interessiert ist sie daraus resultierende Lernblockade.
Nimm deinen Sohn, nimm ihn den Druck bezüglich der Schule und des Lernens. Das ist dein Sohn,steh verdammt nochmal für ihn ein anstatt die Energie ins Lernen zu stecken. Ruf bei der Klassenlehrerin an,bitte um ein Gespräch. Wenn das nicht hilft ,geh zur Schulleitung. Wenn dir natürlich die Noten etc wichtiger sind dann wundere dich nicht wenn dein Sohn mal wegen Versagensängste oder Depressionen beim Psychologen sitzt
Ich finde die Aussage, dass in jemandem sehr viel mehr steckt, als gezeigt wird, immer sehr problematisch, wenn man dabei keine konkreten Handlungsanweisungen geben kann, wie derjenige das zeigen könnte. Das führt nämlich oft zum Gefühl den Ungenügens, wie es auch dein Sohn zu haben scheint. Wenn ich es richtig verstehe, stammt die Aussage von dir, nicht von der Lehrerin. Umgekehrt wäre es einfacher, denn es ist Aufgabe der Lehrerin, den Kindern konkrete Handlungsoptionen aufzuzeigen, mit denen sie einen Zustand verändern oder eine Leistung verbessern könnten. Ich würde dir also raten, das Gespräch mit der Lehrerin zu suchen und sie z.B. um Hinweise bitten, wie dein Sohn sich beispielsweise mündlich mehr einbringen könnte (wenn ihm das selbst auch ein Anliegen ist). Dazu bedarf es der Zusammenarbeit zwischen deinem Sohn und seiner Lehrerin, du selbst kannst aus dem Hintergrund unterstützen, indem du deinen Sohn stärkst, in den konkreten Situationen kannst du aber natürlich nichts machen. Eine Lernblockade lese ich aus deinem Text nicht heraus, hier scheinen eher verschiedene Dinge vermischt zu werden.
"Nun ist es zu spät, sein Ego aufzubauen damit er zeigen kann, was in ihm steckt."
Warum?
Warum ist es jetzt zu spät?
Man kann einen Menschen doch immer aufbauen. Und das solltest du!
Gib ihm das Gefühl, dass er vollkommen ok ist, so wie er ist.
Lobe ihn für möglichst viel - zeig ihm, dass er ganz viel kann!
Zurückhaltend sein ist auch eine Stärke! Zu viele Menschen heute sehen nur in lauten Menschen, die sich durchsetzen "starke" Persönlichkeiten.
Ich schätze Leute, die sich zurücknehmen, die warten können, die zuhören können, die nicht immer erster sein müssen....
Lobe ihn für diese Eigenschaften!
"Einen Klassenwechsel hätte er gerne - wird nicht gehen, denn er wird ja nicht gemobbt im eigentlichen Sinne. "
Warum sollte das nicht gehen?
Mobbing ist nicht der einzige Grund für einen Klassenwechsel!
Ich weiß von Kindern, die aus ganz anderen Gründen die Klasse gewechselt haben.
Versuch's doch einfach mal!
Geht zum Vertrauenslehrer. Schildert die Situation.
"Fakt ist, das die Leistung in der 4. zählt (so bekommt er auf keinen Fall eine Gym Empfehlung die er sich so wünscht)"
Und warum bitte nicht?
Es ist gerade mal Oktober!
Das ganze Schuljahr liegt noch vor ihm.
Natürlich kann er das noch schaffen.
Aber du musst ihn aufbauen.
Und keinen Druck machen!
Alles ist möglich! Du kannst das! - Sag ihm das!
Fördere seine sozialen Kontakte außerhalb der Schule.
Im Verein, in der Nachbarschaft....versuche Playdates für ihn zu arrangieren (wenn er das möchte).
Sei positiv!
Gar nichts ist zu spät. Dein Sohn hat noch viele Jahre Schule vor sich. Wenn du es jetzt als zu spät siehst, dann überleg mal genau warum? Weil es dann nicht mit dem Gymnasium klappt, und für alles andere lohnt es sich nicht? Wenn du und dein Kind so eng seid und es dich aber über Wochen oder evt Monate anlügt, weil es glaubt du bist sonst nicht zufrieden, kommt ein großer Anteil des Problems von dir und dem Druck den du ihm machst (vielleicht auch nicht bewusst sondern nur unterbewusst).
Auf jeden Fall einen Termin beim Kinderarzt, evt erstmal ohne Kind. Dann einen Termin bei der Lehrerin. Um abzugleichen was er dir erzählt und was wirklich Sache ist.
Und wo sind die Kinder die er nachmittags trifft? Bzw bist du dir sicher dass er dir jetzt die Wahrheit erzählt?
Moin,
lieber KJP, denn dass er ein sozialer Aussenseiter ist und das "Träumt sich weg" könnten Hinweise auf ADS sein, ohne H fallen die meist nicht gross negativ auf, laufen unter dem Radar, kompensieren durch Intelligenz noch ihr Aufmerksamkeitsdefizit und scheitern dann irgendwann krachend, weil keiner sieht, wie groß ihre Probleme sind.
Kinderarzt finde ich schwierig, viele sind dem Thema ADS gegenüber nicht son aufgeschlossen.
Alles Gute!
So'n Quatsch?! Nur weil er hin und wieder Flüchtigkeitsfehler macht ?! Die habe ich früher auch gemacht und zwar bei Dingen,die mich nicht interessiert haben.
Eigentlich war ich genauso wie der Junge zumindest was ich aus der Beschreibung gelesen hab und keiner wäre jemals auf die Idee gekommen dass ich ADS haben könnte. Aber das sind eben die neuen Modekrankheiten,sobald ein Kind aus dem Raster fällt hat es gleich AD(H)S oder Autismus. Der Bub braucht einfach eine Mutter,die ihn bezüglich der Leistungen nicht unter Druck setzt und sich bezüglich der Klassensituation mal mit der Lehrerin spricht!
Müsst Ihr Querschießer eigentlich Euch selber was beweissen?
Lies doch bitte den ganzen Text der TE und häng Dich nicht immer nur am "hin und wieder Flüchtligkeitsfehler" auf.
Das Kind ist extrem introvertiert,
leidet an seiner Außenseiterstellung in der Klasse,
beteilig sich nicht am Unterricht,
träumt sich regelmässig weg....
und nicht zuletzt ist es so unglücklich, dass es sich in eine andere Klasse wünscht und von der Lehrerin wegen seines Verhaltens im Unterricht wohl auch keine Gymnasialempfehlung bekommt.
Das sind eindeutig mehr Hinweise als nur hin und wieder nen Flüchtigkeitsfehler machen.
Und wenn DU glücklich bist mit Deinem Leben ist doch alles prima!
Dieses Kind ist es nicht!
Es leidet, und zwar weil es selber merkt, dass es durch seine Eigenheiten zum Aussenseiter wird!
Kinder sind sensibel und nicht blöd! Immer nur zu glauben, man müsse als Mutter nur liebevoll genug sein, ist verhängnisvoll!
Irgendwie fehlt irgendwas in deiner Erzählung. Introvertierte Kinder können doch trotzdem gute Noten schreiben und ans Gymnasium gehen. Dazu muss man nicht der Anführer auf dem Pausenhof sein. Ich war am Gymnasium und habe später Informatik studiert und arbeite heute als Software-Entwickler, ich würde sogar behaupten, dass je weiter ich gekommen bin, der Anteil Introvertierter stetig gestiegen ist, unter Software-Entwicklern ist es klar die Mehrheit. Ich muss sagen, dass ich auch lange unter dummen Sprüchen und Druck v.a. durch meinen Vater gelitten habe, der es gerne gesehen hätte, wenn ich der Anführer auf dem Pausenhof gewesen wäre. Mir wurde regelmässig das Taschengeld gestrichen, wenn ich nicht Konversation mit irgendwelchen Leuten betrieben habe.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man sich mal bewusst wird, dass es ein völlig normaler Wesenszug ist, introvertiert zu sein und kein Makel. Und dass es in einer funktionierenden Gesellschaft verschiedene Charaktertypen gibt, die in ihren Nischen aufblühen. Eine Gesellschaft nur aus Anführertypen funktioniert nicht. Dein Sohn sollte wissen, dass seine Introversion keine Krankheit ist, für die er sich schämen muss und bei der er irgendwelche Geschichten erfinden muss, um den Eltern zu gefallen und die Krankheit zu kaschieren. Als Introvertierter hat er vielleicht nur einen oder zwei Freunde, anstatt zwanzig, dafür sind die Kontakte dann intensiver und verbindlicher. Es muss auch nicht sein Ziel sein, in den engsten Kreis der Anführer hinein zu gelangen, in den er aus Sicht der Anführer ja offensichtlich ohnehin nicht gehört, ein Freund, der vielleicht auch eher ein ruhiger Typ ist, wäre vielleicht besser geeignet für ihn.
Was er sicher lernen kann, ist trotz Introversion sich melden zu können oder Dinge zu präsentieren. Damit habe ich heute als Introvertierter keine Probleme. Das sind Dinge, die man lernen kann wie Schwimmen oder Schlittschuh fahren.
Ich kann dem nur zustimmen. Ja, als introvertierte Person kann man schon mal unauffällig sein. Aber sich in der Schule zu beteiligen, geht auch ruhig. Man muss nicht laut rausbrüllen, sondern kann auch einfach dezent aufzeigen, wenn man was beitragen möchte. Man muss auch nicht der Anführer in der Klasse sein, um weiter zukommen.
Ich selbst bin sehr introvertiert. Schule war immer ok (auch das Gymnasium). Da waren die Noten durchaus gut, auch wenn ich nur wenig echte Freunde/Kobtakte in der Schule hatte. Durch ein Hobby in einem Teamsport konnte ich aber auf eibe größere Auswahl an Persinen zurückgreifen, die wirklich passsend waren. Dadurch war es mir auch mal egal, wenn ich in der Schulpause alleibe war. Uni eine etwas größere Herausforderung (gibg in Richtung BWL). Allerdings gab es da nur einen Professor mit dem ich wirklich Probleme hatte. Beim Rest kam es überwiegend auf die schriftliche Klausur/Seminararbeit am Ende des Semesters an. Das war auch für mich als introvertierte gut machbar.
Im Job bin ich mittlerweile Führungskraft. Halte regelmäßig kurze Vorträge oder leite Meetings. Das läuft alles gut, war etwas Übungssache und anfangs auch Überwindung. Aber mit gewissen Techniken ist das durchaus möglich. Meine Mitarbeiter schätzen an mir, dass ich auch zuhören kann und nicht nur selbstdarstellerisch nur meine Inputs präsentiere.
Da fehlt doch nix?
Da steht noch dichtmachen, wenn es mal schwierig wird und mangelnde Beteiligung wegen "träumt sich weg". Und das ist schonmal eher keine Gymnasialempfehlung!
Bitte, hilf ihm!
Du beschreibst deinen Sohn als das Kind, das ich früher selbst war.
Bei mir kenne ich den Grund, aber bei ihm: versucht es bitte herauszufinden. Er WILL ja in der Pause nicht allein sein, aber irgendwas hält ihn davon ab, sich zu den anderen zu gesellen.