Kind eskaliert jeden Tag bitte Hilfe

Liebe Community ich brauche euren Rat, ich weiß nicht mehr weiter. Meine 7-jährige Tochter dreht im Moment komplett durch. Sie arbeitet in der Schule nicht mit, ich bekomme seit Schulanfang fast täglich die Nachricht dass sie nicht fertig geworden ist, weil sie mit etwas herum spielt anstatt zu arbeiten, also muss sie die Schulübungen immer Zuhause fertig machen, mit der HÜ ist das natürlich sehr viel, also sitzen wir oft 2-3 Stunden bei der HÜ. Sie kommt von der Schule heim und wir essen zuerst gemeinsam was (bin im Moment hochschwanger und deshalb in Mutterschutz Zuhause), dann soll sie mit der hü anfangen - meist ist es so, dass es die ersten 10 Minuten gut funktioniert und dann lenkt sie etwas ab oder sie hat keine Lust mehr und geht einfach in ihr Zimmer, am Anfang habe ich versucht sie rauszuholen aber da ist es immer komplett eskaliert, also lasse ich sie jetzt, aber leider zieht sich das den ganzen Nachmittag, alles was wir im Moment machen ist HÜ und sie verbringt alleine Zeit in ihrem Zimmer. Es eskaliert so arg, dass sie uns beschimpft, wir haben schon ihr ganzes Zimmer leer geräumt, sie hat uns ein Loch in die Tür getreten und heute auch noch die Lehrerin beschimpft in der Klasse. Mit der Klassenlehrerin habe ich schon letzte Woche ein Gespräch gehabt mit meiner Tochter zusammen und es wurde angedroht sie wieder in die 1. Klasse zu steckennoder eben dann nicht mitnehmen zu können in die 3. Klasse. Auch ist sie immer wieder müde und aggressiv den anderen Kindern gegenüber. (Schläft aber von 20 h - 6 Uhr)

Da diese Eskalationen schon im Sommer angefangen haben und sie immer aggressiver wurde, ist sie seit August bei einer Psychologin in Behandlung, zusätzlich macht sie seit letzter Woche Ergotherapie um ihre Konzentration zu stärken. Ich weiß, dass für sie eine große Veränderung ansteht weil wir eben ein Geschwisterchen erwarten, das hat sie sich aber unbedingt gewünscht und freut sich auch sehr darauf. ihre Wutanfälle waren auch schon besser, aber seit einer Woche ca. wieder ganz schlimm - vlt weil die Geburt immer näher rückt? (2 Wochen noch) Ich weiß nicht mehr was ich machen kann und bin fast täglich am weinen..bitte um Rat.

LG

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2-3 Stunden zuhause an Schulaufgaben sitzen ist für ein siebenjähriges Kind viel zu lange. Hier sind zwanzig Minuten empfohlen. So hat sie keinerlei Freizeit mehr, nur noch Schule, wo sie doch offensichtlich dringend einen Ausgleich benötigen würde. Ich würde mit der Lehrerin realistische Ziele absprechen, was ihr zuhause macht, und auch die Therapeutinnen fragen, was du zuhause tun kannst.

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Ich weiß dass das viel zu viel ist, aber ich kann schlecht nach 20 Minuten sagen, jetzt brauchst du nicht weiter machen. 1. gibt die Lehrerin nicht wenig hü (sie meint aber dass das alles in 50' schaffbar ist) und 2. sitzt sie eben so lange weil sie 2 Rechnungen macht, ihr Radiergummi hinunter fällt und sie dann 20 Minuten am herunturnen ist, anstatt weiter zu machen... Das zieht sich eben und statt 50 Minuten hü sind es dann halt 2 Stunden + die Schulübungen die nachzuholen sind ....

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Wurde bei ihr schon mal an ADHS oder Hyperaktivität gedacht?

So ähnlich lief es bei meinem Sohn damals auch. Es hat aber leider dann fast 3 Jahre gedauert bis er entsprechend diagnostiziert wurde. Er kam nach 2 Jahren in eine Schule für emotional und sozialen Förderbedarf mit deutlich kleineren Klassen und entsprechenden Förderbedarf. Ihm hat das sehr gut geholfen und auch Ergotherapie etc. Wir haben auch gelernt, wie wir ihn zuhause beim Lernen unterstützen können und nach der 4. Klasse konnte er in die Regelschule wechseln. Er wollte auf die Realschule, denn mit Gymnasium hätte er „viel mehr lernen müssen „ und das wollte er nicht. Er war lange Klassenbester mit Empfehlung Gymnasium. Erst ab Klasse 8-10 wurde es dann schwerer für ihn. Dann kam Corona und Homeoffice, dass hat ihn dann zu sehr überfordert.

Inzwischen hat er es geschafft. Er hat die Realschule abgeschlossen und eine Ausbildung begonnen und später möchte er entweder eine Meisterausbildung machen oder das Fachabitur nachholen.

Er wird seinen Weg gehen.

Auch wenn ich viele schwere Jahre mit ihm durchgemacht habe, hat es sich am Ende gelohnt.

Ich kann deine Gefühle absolut nachvollziehen wie es dir jetzt gerade geht. Ich möchte dir nur Mut zusprechen und zeigen, dass es Wege gibt und auch ihr das schaffen könnt.

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Habt ihr schon mal alles körperliche abgecheckt?

Klar, durch deine Schwangerschaft drängt sich der Gedanke auf, dass sie mit der Gesamtsituation nicht klar kommt.

Aber: mich macht die Müdigkeit stutzig. Die passt nicht ins Bild, zumindest nicht, wenn sie wirklich (gut) schläft und sich nicht vor lauter Sorgen selbst um den Schlaf bringt.

Diese Müdigkeit in Kombination mit der schlechten Konzentration in Kombination mit der Aggression könnte z.b. ganz klassisch auf Probleme mit der Schilddrüse hindeuten. Und sicher gibt es noch einige andere körperliche Ursachen, die solche Symptome verursachen.


Ich würde daher wirklich mal das Kind durchchecken lassen - Blutwerte, Schilddrüse etc. Und nicht abwimmeln lassen mit so Unfug wie "bei Schilddrüsenproblemen hätte sie einen Kropf" oder sowas. (das kam von meinem Kinderarzt - wir haben dann bei einem anderen Arzt testen lassen).

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Danke für diesen Kommentar, an das habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht. Habe zwar nicht das Gefühl, dass sie sehr müde ist also tagsüber - auch nicht an den schulfreien Tagen, aber es ist sehr schwer sie aufzuwecken (es dauert oft bis zu einer halben Stunde dass sie wirklich wach wird unter der Woche) also vielleicht wäre das eine Idee!! Ich dachte, sie sagt das in der Schule um ihre Unkonzentriertheit zu rechtfertigen, aber ich werde dem definitiv nachgehen.

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Gut, dass ihr schon angebunden seid, so eine Wut und Frustration ist ja schon sehr auffällig. Und führt vor allem schnell in eine Negativspirale. Sie und auch ihr zusammen braucht dringend wieder positive Momente.
Mein Rat wäre, dringend die Hausaufgaben neu zu gestalten. Stundenlang versuchen dass sie fertig wird, kann nicht funktionieren. Versuche mit ihr und der Lehrerin zu vereinbaren, dass sie 20 Minuten zuhause konzentriert arbeitet. Benutz eine große Sanduhr o.ä., damit sie die Zeit verfolgen kann. So sind die Hausaufgaben nicht von Vornherein zum Frust verurteilt und sie erlebt wieder Erfolge.
Außerdem würde ich dringend mit Lehrerin, Schulsozialarbeiter, oder wen es da auch immer gibt, über ein gemeinsames Vorgehen sprechen. Dem Kind ,,anzudrohen" sie wieder in die 1.Klasse zu stecken, macht überhaupt keinen Sinn und führt verständlicherweise zu Wut!
Wenn mögliche körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden, könntet ihr euch auch nochmal an eine Erziehungsberatungsstelle wenden. Und die Psychologin wird im besten Fall ergründen können, was die Ursachen für ihre Wut sind.

Bearbeitet von sunny91
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Wir haben einen Time-timer den sie sich selber stellen darf, bevor sie anfängt um zu sehen wie lang sie braucht (eine Uhr mit bis zu 60 min und einem Regenbogen zum verfolgen der Zeit) .. das klappt manchmal Recht gut und manchmal eben ist es egal, dann steht sie einfach auf und geht in ihr Zimmer, ob die Uhr läuft oder nicht ist ihr da natürlich egal ...

Wir sind natürlich im ständigen Austausch mit der Lehrerin, aber hilft halt eben nicht, sie ist selbst überfordert und hat keine Ahnung was sie machen kann um meine Tochter zu motivieren. Sie legt sehr viel Wert auf selbstständiges Arbeiten und meine Tochter braucht aber Struktur, da die Hälfte in ihrer Klasse aber nicht deutsche Muttersprache haben, ist die Lehrerin sehr oft mit diesen Kindern beschäftigt während die anderen Kinder eben selbständig arbeiten sollen... Ich möchte mich natürlich auch nicht schlecht stellen mit der Lehrerin und ihre Lehrmethoden anzweifeln, keine Ahnung wie ich da vorgehen kann/soll ...

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Wegen der Müdigkeit würde ich auch mal beim Kinderarzt vorsprechen.
Mal ein Blutbild machen lassen.

Sonst würde ich nach dem Mittagessen nicht sofort zu den Hausaufgaben übergehen.

Schick sie für eine halbe Stunde an die frische Luft.
Dann eine halbe Stunde Hausaufgaben. Konzentriert. Sitze, wenn es sein muss, die halbe Stunde neben ihr und sieh zu, dass sie nicht abgelenkt ist.

Wenn sie nach einer halben Stunde nicht fertig ist, wieder mindestens eine halbe Stunde Pause / Bewegung / frische Luft.

Insgesamt würde ich sie aber in dem Alter am Tag nicht mehr als eine Stunde HA machen lassen.

Das wird zu viel.

Was sagt der Psychologe dazu?

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Das Problem ist, ich habe gemerkt, wenn sie einmal gespielt hat, hat sie oft mehr probleme danach wieder zu der HÜ zurück zu finden. Aber im Moment lasse ich sie selbst entscheiden wenn es ihr zu viel ist, soll sie doch ins Zimmer gehen oder eben in den Garten .. trotzdem zieht sich das ganze dann natürlich ewig weil sie eben nicht still sitzt und 30 min konzentriert arbeiten kann ..

Aber ein Blutbild werde ich definitiv machen lassen!! Danke !!!

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Hallo,
bei uns fing mit 7 Jahren die Motzerei an- weiß nicht, wie ich das anders sagen soll. Generell mehr schlecht, doof, immer Gestöhne, wenn es etwas machen sollte oder Verweigerung. Hausaufgaben dauerten ewig... In der Schule hatte die Lehrerin unterschiedliche Belohnungssysteme und eins hat dann funktioniert. Zu meiner vollen Überraschung. Daheim lief es noch eine Weile zäh. Wir haben immer wieder thematisiert, dass es eine Schulpflicht in Deutschland gibt, warum und wieso man überhaupt in die Schule geht und wofür alle diese Dinge sind usw. Auch, dass wir gerne noch xyz gemeinsam machen möchten usw. Vielleicht ist es für euch eine Option?
Und bevor das Schimpfen von euch kommt, könntest du vielleicht versuchen was lustiges zu machen? Du kennst dein Kind, versuch eine positive Atmosphäre zu schaffen. Es ist sicher nicht leicht, wenn man gerade auch noch hochschwanger ist.
Vielleicht einen kurzfristigen Anreiz anbieten als Belohnung? Nach einer Aufgabenreihe ein Gummibärchen, 5 Minuten gemeinsam irgendwas machen, ein kleines Spielchen, Klatschspiel, eine Geschichte vorlesen, ein Experiment, oder was immer euch einfällt. Habt ihr Taschengeld? Vielleicht das Kind fragen? Hat es irgendeinen Berufswunsch?
Wenn bei uns eine Weile etwas komisch ausartet, machen wir eine Familienkonferenz, bei der alle am Tisch sitzen und dann wird miteinander neutral geredet, welche Probleme es gibt und welche Lösungsvorschläge es gibt, damit es wieder schöner wird. Ohne Tisch klappt es übrigens bei uns nicht. Scheint ein psychologischer Effekt zu sein.
Alles Gute.

PS: Wenn körperlich keine Krankheit in der Nase hängt und sonst kein Mangel vorliegt, führt bei meinen Kindern neben einem Wachstumsschub, Bewegungsmangel zu Müdigkeit und Unzufriedenheit. Könnt ihr irgendwie Bewegung in den Alltag einbauen? Oder läuft sie in die Schule? Wie lang ist der Weg? Bist du sicher, dass sie um 20 Uhr gleich einschläft?

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Wir haben natürlich unterschiedliche Belohnungenssysteme ausprobiert und es gibt Tage an denen das gut klappt und an anderen eben gar nicht...

Sie geht fast jeden Tag von der Schule zu Fuß heim (ca. 20 min Fußweg) und hat 2x in der Woche 1.5 Stunden Cheerleading, einmal noch Ergotherapie wo sie auch viel mit Bewegung machen und wenn sie mit der HÜ fertig ist, sind wir natürlich auch sehr viel draußen darauf achte ich grundsätzlich sehr.

Vitaminmangel kann natürlich definitiv sein, das werde ich abchecken lassen danke.

Und ja wir gehen um 7 ins Bett und ich bleibe bei ihr bis sie schläft und das ist zw. 7:40 & 8 Uhr, das braucht sie auch, wenn es später wird, ist der nächste Tag furchtbar.

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Hallo,

medizinisch alles durchchecken lassen

- Blutbild
- HNO bzw. Phoniater
- Augenarzt mit Sehschule
- KJP
- Erziehungsberatung
evtl. SPZ

Psychologie ohne Diagnose stoppen. Ergotherapie weiterlaufen lassen. Befund dir genau erklären lassen und wie daheim die Therapie unterstützen.
Hausaufgaben nach empfohlener Zeit eures Bundeslandes abbrechen. Schulpsychologe, Beratungslehrer zusätzlich mit ins Boot holen. Kind vorerst in der gewohnten Umgebung lassen. Wenn sie die zweite Klasse wiederholen muss, so what. Nutzt das Schuljahr um sie durchchecken zu lassen.

Viele Grüße

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Gibt es nicht eigentlich Arbeitszeitbegrenzungen für Schüler/ Klassenstufen?
Könnte man da nicht die Lehrerin ansprechen, dass die Tochter eine Stunde, maximal anderthalb Stunden zu Hause arbeitet und man dann eine Notiz schreibt, dass mehr an dem Tag nicht geschafft wurde?
Und man das vielleicht in 15-Minuten-Einheiten mit aktiven Pausen einteilt?

Und definitiv jeden Tag auch mindestens eine Stunde komplette Freizeit einplant?

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Unsere große Tochter wird jetzt 10 und geht in die 4. Klasse!
Und ja - sie ist genauso! Hier eskaliert es auch oft! Allerdings wissen wir warum - sie hat ADHS!

Woe lief es denn in Klasse 1? Kam diese Wut, die unkonzentriertheit, das verweigern von heute auf morgen oder war es "bis jetzt" entspannt? Ist ihr vllt langweilig? Wie reagierst du, wenn sie aufsteht und geht?

Was bei uns ganz gut hilft - mal.mehr mal weniger:
1. Hausaufgaben direkt nachdem sie heimkommen! So ist sie noch im "Flow" und hat den Stoff noch im Kopf!
2. Eine ruhige Umgebung schaffen! Nix auf dem Esstisch (da macht sie ihre Hausaufgaben), das ablenkt! Ruhige Hintergrundmusik hilft auch sehr gut
3. Selber entscheiden lassen, wo sie dir hausis macht! Sie saß schon auf der Treppe mit dem Heft auf dem schoß - Hauptsache sieacht ihren Teil!
4. Belohnungatafeln helfen ihr oft sehr gut

In eurer Situation würde ich ganz dringend den Druck raus nehmen!!! Warum räumt ihr ihr Zimmer leer? Also, geht ihr ihre Sachen zurück und kämpft nicht gegen sie!! Sie muss Kind sein dürfen und es ist doch nicht zielführend, wenn sich alles nur noch um Hausaufgaben u d schule dreht und ihr nur noch streitet!

Dann informiere die Lehrkraft, dass ihr jetzt anders ran gehen müsst uns dass du die Hausaufgaben abbrechen wirst, wenn es nicht mehr geht...
Ich finde 50 Minuten für die zweite Klasse viel zu viel- das braucht unsere viertklässlerin! Unser sohn in der zweiten Klasse braucht vllt 20 min!

Vielleicht magst du die fragen ja beantworten...Dann kann man die Situation noch besser einschätzen! Auf jedenfall alles gut!

Bearbeitet von constanziii
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Hi,

Ich kann das Buch "erfolgreich lernen mit ADHS" empfehlen.

Auch wenn deine Tochter keine ADHS hat sind die Tipps da drin ein Gamechanger.

Unter anderem steht da drin, man solle die Zeit des Gemeckers von der Lernzeit trennen.
Und dann einfach mal aufschreiben, wieviel Zeit fürs Meckern, trödeln, Theater machen draufgegangen ist und wieviel Zeit effektiv gearbeitet wurde.

Auch wenn es schwerfällt: hier gilt der berühmte Satz: liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene

Ihr zu zeigen , dass du nur ihr Verhalten nicht gut findest, sie aber nicht als Person ablehnt, ist sehr wichtig eure Beziehung.

Wenn sie sich angestrengt hat und einen Großteil geschafft gat, gibt es vielleicht etwas, was sie gerne mit dir macht als Mama exklusiv-Zeit?

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Das Buch ist wirklich sehr gut und es hat uns wirklich sehr geholfen.