1 Woche (!) Klassenfahrt zu Beginn der 5. Klasse? Absoluter Kulturschock.

Wir sind zum Schulwechsel vom behüteten Dorf in die Großstadt gezogen. Meine Tochter (10, sehr schüchtern) tut sich enorm schwer mit dem Ankommen in der neuen Schule.

In der Grundschule waren sie 11 Kinder, die sich alle kannten, jetzt sind es fast 30 Kinder und sie kennt niemanden. Sie findet auch keinen Anschluss, weil die Stadtkinder total anders drauf sind. Meine Tochter spielt noch Playmobil und bastelt gerne, während die Mädels in ihrer neuen Klasse sich bereits fast alle schminken und nicht mehr spielen, sondern "abhängen". Es ist der totale Kulturschock. Es ist zwar ein Gymnasium, aber trotzdem irgendwie auch eine Brennpunktschule mit mehr als 50% Kindern von türkischen Eltern in der Klasse. Beim ersten Mathetest hatten ein Drittel (!) der Kinder die Note 6, das finde ich extrem ungewöhnlich für ein Gymnasium, ich kenne das so nicht.

Nun steht bereits nach den Herbstferien das Schullandheim an, was ich extrem früh finde. Das Ganze wird nicht nur paar Tage, sondern eine Woche (!) dauern. Meine Tochter hat so eine Panik, es ist der totale Holzhammer. Die Kinder dürfen während der Zeit nicht mal einen Brief schreiben, Handy sowieso nicht.

Ich glaube, die Schule will dadurch mit "brute Force" eine Klassengemeinschaft herstellen. Ich habe Angst, dass meine Tochter komplett untergeht und ihre kindliche Leichtigkeit verliert. Sie hat auch noch nie länger als 2 oder 3 Tage auswärts geschlafen und wenn, dann nur bei der Oma. In ihrer Grundschule gab es keine Klassenfahrten mit Übernachtung.

Was soll ich tun? Sie bestärken oder versuchen, sie daheim zu lassen? Evtl. erwäge ich sogar einen Schulwechel, nicht wegen der Klassenfahrt, sondern generell. Sie braucht normale Kinder um sich herum, keine kleinen Tussis, die sich nur für Äußerlichkeiten interessieren.

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Bei uns gab es das "damals" in der 5.klasse auch direkt. Da geht's doch auch gerade darum, dass man die anderen Kinder besser kennenlernt und den Zusammenhalt stärkt. Handys & co gab es da logischerweise nicht. Warum man keine Briefe / Karten nach Hause senden darf, verstehe ich aber auch nicht.

Eventuell wäre es hilfreich, wenn du deine Vorurteile mal ablegst. Wie soll sich dein Kind denn auf andere einlassen, wenn du ihr vorlebst, dass Leute mit Migrationshintergrund dumm sind und Tussis sich NUR für Äußerlichkeiten interessieren ..

Von Menschen mit anderen Interessen kann man doch enorm profitieren!

Großstädte sind nunmal multikulturell - das ist unter anderen etwas, was sie toll macht! Wenn du damit nicht klar kommst, dann müsst ihr zurück aufs Land 🤷🏻‍♀️

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Dass ich Menschen mit Migra-Hintergrund dumm finde, ist eine Zuschreibung von dir. Das stimmt nicht. Aber diese völlig unreflektierte Abfeierei von Multikulti wird dem Thema auch nicht gerecht. Auf Talahons, die mich dumm anmachen, wenn ich mit dem Hund Gassi gehe, hab ich nämlich null Bock.

Anyway, wenn 30% der Kids die Note 6 im ersten Mathe-Test haben, ist das bedenklich. Meine Tochter sagt von sich aus, viele Kinder in ihrer Klasse interessieren sich null für das, was der Lehrer vorne sagt. Sie beobachtet sehr gut.

Thema "Tussis": Meine Tochter versucht schon, in Kontakt zu kommen. Aber es kommt kaum was zurück meint sie. Ich hab ihr den Tipp gegeben, immer viele Fragen zur Person zu stellen, das schmeichelt. Das hat sie versucht, aber es wird nicht zurückgefragt. Die Kids interessieren sich nicht für meine Tochter. Warum auch, die Kinder kennen sich (kommen fast alle aus der gleichen Grundschule) und haben ihre Friends bereits mitgebracht.

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"wenn 30% der Kids die Note 6 im ersten Mathe-Test haben, ist das bedenklich. " - nein es zeigt nur, dass nicht alle auf dem gleichem Stand sind

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Ich befürchte die "Tussis" wie du sie nennst wird es wohl gehäufter geben, als die "Mauerblümchen" kann mir nicht vorstellen, dass DIE EINE Schule da extrem ist.
Ich würde sie mitfahren lassen, auch "Tussis" sind im Herzen liebe Mitmenschen. Du kannst sie nicht von allem fernhalten.

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Hm, ich konnte mit den 3 "Tussis" aus meiner Klasse damals nichts anfangen. Die haben mich auch mit dem Arsch nicht angeschaut, mit meinen Kapuzenpullis war ich denen zu verlottert. Aber ich verstehe deine Intention.

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Aber nur weil du mit „Tussis“ nichts anfangen konntest, musst du das nicht auf deine Tochter projizieren. Sie ist in ein, zwei Jahren vielleicht selbst eine Tussi. So etwas kann schnell gehen…

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Bei uns waren die Klassenfahrten immer zu Beginn des Schuljahres, sogar noch vor den Herbstferien. Das finde ich sogar ganz gut, damit sich die Kids unvoreingenommen in einer für alle neuen Umgebung kennenlernen. Bestärke dein Kind und lass sie fahren. Wenn sie nicht mitfährt wird sie erst recht nicht in der Klassengemeinschaft ankommen. Ich spreche mit meinen Freunden von damals heute noch manchmal über unsere Klassenfahrten.

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Es ist halt schwierig und nicht trivial:

Lernt man sich auf der Klassenfahrt gut kennen, hat viele gemeinsame Erlebnisse, redet abends miteinander, unternimmt gemeinsam schöne Aktivitäten - oder merkt man da, wer anders ist als die Gruppe, wer in dem Fall kindlich ist, noch ein Baby, mit wem wir nichts zu tun haben wollen, weil wir null gemeinsame Interessen haben - und ist das dann für denjenigen ein dauernder Spießrutenlauf, muss der sich dauernd verstellen, um nicht allzu deutlich als "anders", ggf. als "Opfer" aufzufallen?

Das wäre mMn ein Thema für ein Gespräch mit dem Klassenlehrer.

Wie bereitet sich die Tochter darauf vor, wie kann sie sich dort verhalten, um nicht als komplett anders aufzufallen, aber sich auch nicht dauerhaft angestrengt verstellen zu müssen?

In dem Alter macht oft ein Jahr sehr viel aus. Mit 9 ist man noch ein Baby, mit 10 gefühlt "Teenager". Wenn die Mitschüler die Tochter SO wahrnehmen, als "zu jung, um für uns interessant zu sein", dann kann das ja schwierig werden. Dann machen die Mitschüler etwas zusammen und selbst bei besten Absichten bleibt die Tochter einfach einsam außen vor, schlimmstenfalls wird sie aktiv ausgeschlossen, weil es einfach keine Gemeinsamkeiten gibt.
Dazu haben alle anderen eine gemeinsame Geschichte, also kennen viele gemeinsame Erinnerungen und noch Interessen, bei denen die Tochter schlicht nicht mitreden kann.
Bestenfalls ist sie dort also interessierte Zuhörerin. Das dürfte keine Grundlage für eine tolle Erinnerung werden. Noch schlimmer, wenn sie die ganze Zeit auf der Hut sein müsste, keine "Fehler" zu machen. Immer überlegen müsste "darf ich das jetzt sagen oder ist das zu kindisch für die?"

Setze einen Jugendlichen, der kein Interesse an Musik hat in eine Orchersterfreizeit. Bestenfalls findet man ein paar gemeinsame Themen, schlimmstenfalls reden die Musiker die ganze Zeit über Dinge, die er nicht versteht und er versucht verzweifelt, so zu tun, als mache ihm das nichts aus. Schlimmstenfalls wird er aktiv als uninteressant ausgeschlossen.

Deshalb das Gespräch mit dem KL, um das zu verhindern, um im Vorfeld Ideen zu sammeln, wie man mit bestimmten Situationen umgehen könnte, damit die Tochter sich die nicht während der Klassenfahrt selbstständig ausdenken muss. Das raubt zu viel Energie und dann geht auch die Leichtigkeit flöten, also der ungezwungene Umgang miteinander.

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Ich könnte es nicht!

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ich kann mir gut vorstellen, dass das gerade alles sehr schwer ist fuer Deine Tochter... von der Grundschule, in der sie alle kennt in eine weiterfuehrende Schule, in der fuer sie noch alles fremd ist. vor allem fuer schuechterne, zurueckhaltende Kinder ist das kein schoenes Gefuehl.

ich wuerde sie trotzdem darin bestaerken, mitzufahren. es sind bestimmt noch ein paar andere Kinder dabei, die auch noch nicht viele Freunde in der Klasse haben und erst noch Kontakte knuepfen muessen. deshalb ist gerade am Schulanfang so eine Fahrt vielleicht ganz gut, wenn sich noch keine festen Strukturen gebildet haben und die Kinder sich alle erst zusammenfinden muessen.

wo genau wird denn die Klassenfahrt stattfinden? ist es weit weg?

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Bei uns sind da auch zwei Welten aufeinander geprallt. Die anderen Mädels sind in der Entwicklung wirklich DEUTLICH weiter, meine Tochter ein kleiner Spätentwickler in solchen Themen und zudem auch noch die jüngste.

Sie waren jetzt auch auf Klassenfahrt und es hat überraschend gut geklappt.
Zwar hat sich nicht ergeben, dass daraus auch Freundschaften innerhalb der Klasse entstehen (was meine leise Hoffnung war), aber sie kam mit allen klar und vor allem mit ihren Zimmergenossinen und DAS hätte ich nicht erwartet. 😬 Da lag dann doch der Lehrer richtig damit, die zusammenzupferchen 😅

Meist macht man sich im Vorhinein doch mehr Gedanken und im Endeffekt wirds ganz cool.

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Erste Klassenfahrt ist hier an der Grundschule zum Ende des 4. Schuljahres - quasi als Abschluss. Geht immer 3 Tage nach Österreich.
Gymnasium meiner Tochter sind die Klassenfahrten in Klasse 5, 6 und 7.
Klasse 5 ist auch sehr früh - eben um das Kennenlernen der Klasse zu fördern. Die Fahrt geht auf eine Hütte mit erlebnispädagogischem Programm - da bleibt für Briefe keine Zeit und Handys bleiben zuhause.
Klasse 6 und 7 ist immer Skifreizeit.
Ab der Mittelstufe - also ab Klasse 8 - finden dann die Schüleraustausche statt - je nach Fremdsprache. Diese sind kein MUSS, werden aber gerne genommen.

Meine Tochter hat leider Klasse 5, 6 und 7 wegen Corona keine Klassenfahrt gehabt, dementsprechend hat es sehr lange gedauert, bis aus der Klasse (Anfangs 30 Schüler, jetzt noch 26 Schüler) eine Gemeinschaft wurde. Tussis hat es auch in dieser Klasse, ebenso wie stark pubertierende Jungs, die nur Blödsinn im Kopf haben (war gestern Thema beim Elternabend).

Bestärke Dein Kind!
Was soll ein Schulwechsel bringen? Wieder neue Gesichter, wieder neues Einfinden in eine Klasse.

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Harter Tobak den du von dir lässt...

Sie braucht normale Kinder um sich herum, keine kleinen Tussis, die sich nur für Äußerlichkeiten interessieren.

Meine Tochter kommt auch vom "Dorf" Grundschule 16 Kinder in der Klasse. Nun 26. Mein Kind bastelt auch noch und spielt ab und an Playmobil. Aber genauso muss es ein Lipgloss sein, ein Abdeckstift usw.

Meinst du eine andere Schule hat weniger Migrationskinder wenn euer Gymnasium schon so viele hat.

Zu Beginn des Schuljahres hat der Mathelehrer eine Lernstandserhebung gemacht. Die war genauso eine Katastrophe. Wurde nicht benotet aber es wären sicherlich eine Menge 4er- 6er gewesen.

Nun ist dein Kind halt ruhiger als andere, nicht gewohnt wo anders zu schlafen - natürlich fällt ihr das jetzt nicht leicht. Eine Woche ist doch sicher von Mo-Fr. oder? Was nützt es dann einen Brief zu schreiben?
Also ermutigen und vielleicht sind die "Tussis" gar nicht so schlimm.

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Nope, eine Woche sind 7 Tage. Von Montag bis Montag.

Der Mathetest war zu Themen, die die Kids 3 Wochen lang bearbeitet hatten. Also nicht zum Grundschulstoff. Die Kinder hätten ihn gut geschafft, wenn sie die Hausis gemacht und aufgepasst hätten, es war keine Raketenwissenschaft. Es war alles im Unterricht behandelt.

Ja, ich finde es nicht normal, wenn sich 10jährige bereits schminken, dazu stehe ich. Die Tik-Tok-i-fizierung dieser Generation ist absolut krank. Mädchen sollten sich um ihre Persönlichkeit und ihre Talente kümmern und sich nicht schon so früh der Männerwelt vor die Füße werfen und diesen ganzen toxischen oberflächlichen Scheiß mitmachen.

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Ok, Montag bis Montag ist schon recht lange. Ich kenne da eher Montag bis Freitag Abend/Samstag Mittag in dem Alter.

Zum Mathe-Test: Es ist oft faszinierend wie wenig vom Unterrichtsstoff tatsächlich bei den SuS hängen bleibt. Es gibt vereinzelte Ausnahmen, aber da hilft echt oft nur sehr viel wiederholen. Gerade wenn die Klasse neu zusammen gewürfelt wurde und die Vorkenntnisse unterschiedlich sind. Zu diesen Vorkenntnissen gehören auch früher Testformate und Vorgehen. Leider wird manchmal der Fokus immer noch auf Reproduktion des Wissens und nicht Wissenstransfer gelegt. Wird plötzlich Wissenstransfer verlangt, kann das trotz Mitarbeit und zu Hause lernen zu Problemen führen, weil es eine Umstellung des Lernens benötigt.

Zur Schminke ab 10: Ich persönlich finde es auch übertrieben. Aber das gab es bereits zu meiner Zeit vor über 25 Jahren. Warum soll es dann heutzutage anders sein? Früher kam es über ältere Geschwister und Zeitschriften. Heute vielleicht eher von älteren Geschwistern und Social Media. Aber das Ergebnis bleibt gleich.

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Bei uns gibt es auch die Kennenlernfahrt in der 5.Klasse und das vor den Herbstferien.

Mein zweiter Sohn (5. Klasse) hatte die Fahrt bereits vor zwei Wochen. Na klar, hat er jetzt nicht die großen Freundschaften geschlossen, aber er hatte 2-3 Kinder mit denen er in Kontakt gekommen ist. Bei einem Kind, war er positiv überrascht, und mochte den Jungen eigentlich bisher nicht, auf der Klassenfahrt haben sie sich angefreundet.

Ich finde eine Klassenfahrt in der 5. Klasse eher unproblematisch und für mich klingt es eher ungewöhnlich, dass die Kinder keine in der Grundschule gemacht haben.

Hier ist übrigens das Gymnasium der Gegensatz zur Grundschule. Auf dem Gymnasium sind die Kinder hier viel "uncooler" und kindlicher als auf der Grundschule. Die meisten spielen tatsächlich Lego, Playmobil usw. In der Grundschule gab es wirklich die 1.Klasse-Fortnite-Kinder und viele Kinder mit unbegrenzten Medienkonsum. Aber auch dort, haben meine Kinder Freunde gefunden.